Das Petit Palais präsentiert die erste französische Retrospektive zu Ilja Repin, einem der bedeutendsten Maler der russischen Kunst. In Frankreich ist Repin zwar wenig bekannt, was die Präsentation von rund 100 zum Teil sehr großen Gemälden behoben werden soll. Die Leihgaben der Repin-Ausstellung kommen aus der Nationalen Tretjakow-Galerie in Moskau, dem Staatlichen Russischen Museums in Sankt Petersburg und dem Kunstmuseum des Ateneums in Helsinki. Seine Meisterwerke lassen Repins Entwicklung vom russischen Realismus zum Impressionismus (→ Impressionismus in Russland), vom Porträtisten zum Historienmaler nachvollziehen.
Frankreich | Paris: Petit Palais
5.10.2021 – 23.1.2022
Ilja Repin (1844–1930) war eine Schlüsselfigur der Kunstwelt und interessierte sich für verschiedene Aspekte des kulturellen Lebens: Literatur, Musik, Wissenschaft, um die wichtigsten zu nennen. Der Maler stand vielen russischen Persönlichkeiten wie dem Schriftsteller Tolstoi, dem Komponisten Mussorgski oder dem Sammler Sergei Tretjakow sehr nahe. Als Zeuge der Umbrüche in Russland verarbeitete Repin zeitlebens die tiefgreifenden historischen und gesellschaftlichen Veränderungen in seinen Werken.
Als Protagonist des russischen Realismus begann der an der Kaiserlichen Akademie der Schönen Künste in Sankt Petersburg Repin seine Laufbahn. Er schloss sich der Gruppe der „Peredwischniki [Wanderer]“ an, die für eine Malerei kämpfte, die vom Leben des russischen Volkes inspiriert war. Sein erstes Hauptwerk, „Die Wolgatreidler“ (1870–1873), begründete mit einem Schlag seinen internationalen Ruf. Als Künstler, aber auch Professor, Kunsttheoretiker und Schriftsteller, geht sein Werk über die Grenzen akademischer Malerei hinaus. Als Reisender entdeckte er in den 1870er Jahren die französische Kunst und nahm erfolgreich an Weltausstellungen teil.
Bereits in den 1860er Jahren schuf Ilja Repin eine Vielzahl von Porträts seiner Familie und seiner Angehörigen, die er mit zärtlichem Blick und realistischer Haltung malte. Als produktiver Porträtist malte er auch eine Galerie der wichtigsten Künstler seiner Zeit, wie die Komponisten der „Gruppe der Fünf“, Iwan Turgenew oder sogar Leo Tolstoi, mit dem er freundschaftlich verbunden war. Das alte Russland inspirierte ihn mit mehreren großen und spektakulären Historienbildern, wie dem „Brief der Saporoschischen Kosaken an den Sultan der Türkei“ (1880–1891), einem seiner berühmtesten Werke. Fasziniert von den populistischen Bewegungen, die daraufhin das Zarenregime heftig in Frage stellten, nahm er gleichwohl mehrere große Aufträge an: Er wurde insbesondere mit der monumentalen Komposition „Alexander III. empfängt die Gouverneure der Bezirke“ (1886) und das „Porträt von Nikolaus II“ (1896) sowie andere wichtige Ereignisse. Die Revolutionen von 1905 und 1917 ermöglichten Ilja Repin, aktuelle Ereignisse zu erfassen und die Geschichte Russlands zu hinterfragen.
Als Professor der Kaiserlichen Akademie der Schönen Künste in St. Petersburg beobachtete Ilja Repin die Kunstszene und bildete viele Studentinnen und Studenten aus. Im Jahr 1903 zog der Maler dauerhaft in sein Haus in den Penaten in Kuokkala (heute: Repino) zurück, im ehemaligen Großfürstentum Finnland, das damals dem Russischen Reich angegliedert war. Dort malte er weiter, experimentierte und erhielt viele Besuche. Im Jahr 1918, mit der Ausrufung der Unabhängigkeit Finnlands, ging Repin wider Willen ins Exil. Trotzdem lehnt er alle Einladungen des Sowjetregimes ab, ihn zurückzuholen. Ilja Repin starb 1930 in Finnland, wenige Kilometer von St. Petersburg (heute: Leningrad) entfernt, und mit ihm ein sensibler Beobachter aller Umwälzungen seiner Zeit.
Dank einer immersiven Szenografie und außergewöhnlichen Leihgaben wird der Ausstellungsrundgang die Besucherinnen und Besucher in das Russland der Zaren und Revolutionen eintauchen. Ziel der Schau ist, die Vielfalt der Themen und Stile zu präsentieren, die Repin während seiner Karriere entwickelt hat: Im Petit Palais entsteht ein weites Panorama, um den Maler der russischen Seele würdig dem französischen Publikum vorzustellen.
Kuratiert von Christophe Leribault, Direktor des Petit Palais, und Stéphanie Cantarutti, Chefkuratorin für die Malerei des 19. Jahrhunderts am Petit Palais, sowie Tatiana Yudenkova, Direktorin der Abteilung Malerei (zweite Hälfte 19. bis Anfang 20. Jahrhundert), an der Tretjakow-Galerie, Moskau.
Quelle: Petit Palais, Paris