Das Jahr 2019 in der Royal Academy of Arts kreist vor allem um die Epochen Renaissance, Klassische Moderne und präsentiert britisch-amerikanische Gegenwartskünstler.
Die Liebhaber der Renaissance kommen zweifach auf ihre Kosten, bringt die Royal Academy doch die Schau „Der Renaissance Akt“ aus dem Ghetty nach Europa. Dazu sind in dem spannenden Dialog zwischen dem Video-Künstler Bill Viola und Michelangelo Buonarroti fünfzehn Zeichnungen den Renaissance-Genies zu sehen. Diese verhandeln – wie Violas Werk - die Natur menschlicher Erfahrungen und Existenz.
Die Klassische Moderne wird durch den Schweizer Felix Vallotton und die Finnin Helene Schjerfbeck in London um zwei wichtige, aber wenig bekannte Positionen erweitert. Vallotton verarbeitete Symbolismus, die Synthesen der Nabis, den Japonismus und die moderne Druckgrafik, vor allem den Holzschnitt, zu witzig-abgründigen Kompositionen über das städtische Leben, die Natur und den Menschen.
Helene Schjerfbeck ist erst vor knapp 10 Jahren international als bedeutende Malerin der Moderne anerkannt worden. Die Schau zeigt mit 60 Werken einen Überblick über das Schaffen der finnisch-schwedischen Malerin. Von frühen naturalistischen Bildern, Stillleben und Landschaften, entwickelte sich die früh als Talent erkannte Künstlerin zunehmend zur Künstlerin der Moderne. Vor allem in Schjerfbecks etwa 40 Selbstporträts aus 80 Schaffensjahren zeigt sich die Künstlerin als scharfe Analystin ihrer selbst. Zu den berühmtesten Gemälden der finnischen Malerin zählt „Die Genesende“ (1888), das während eines kurzen Aufenthalts in St. Ives entstand.
Das Selbstporträt ist zentrales Thema in einer Präsentation zu Lucian Freud. Der kürzlich verstorbene, britische Maler nutzte zeitlebens sein Konterfei, um die Vergänglichkeit zu dokumentieren und seinen aktuellen Zustand zu hinterfragen. Erstmals bringt die Royal Academy of Arts Lucian Freuds Selbstbildnisse in großer Anzahl ein einer konzentrierten Schau zusammen.
Die britische und us-amerikanische Gegenwartskunst ist dem bereits genannten Medienkünstler Bill Viola, wie auch den Bildhauern Phyllida Barlow im Frühjahr und Antony Gormley im Herbst gewidmet. Vor allem Barlow und Gormley verändern – jeder auf seine Weise – mit Skulpturen und Installationen die Räume der Königlichen Akademie. Barlow ist bekannt für den Einsatz von „armen“ Materialien, während Gormley seit Jahrzehnten über den Körper als Raum, aber auch den Raum rund um den Körper nachdenkt.
Viel Spaß beim Erforschen der Ausstellungen! Achtung: Die Titel der Sonderausstellungen können sich noch ändern – genauso wie die Laufzeiten.
Im Januar 2019 trifft Bill Viola auf Michelangelo Buonarroti! Das Ehremitglied der Ryoal Academy Bill Viola (* 1951) ist als wegweisender Videokünstler bekannt – und seine Arbeiten werden erstmals mit Zeichnungen von Michelangelo (1475–1564) ausgestellt. Es wird die erste Ausstellung in der Royal Academy sein, die hauptsächlich der Videokunst gewidmet ist und die in Zusammenarbeit mit Royal Collection Trust organisiert wurde.
Obwohl diese Künstler in einem Abstand von fünf Jahrhunderten und in radikal unterschiedlichen Medien arbeiten, teilen sie eine tiefe Beschäftigung mit der Natur menschlicher Erfahrung und Existenz. „Bill Viola / Michelangelo“ wird eine einzigartige Gelegenheit bieten, wichtige Werke aus Violas langer Karriere und einige der schönsten Zeichnungen von Michelangelo miteinander zu vergleichen (→ Michelangelo Zeichnungen im Metropolitan Museum). Die Ausstellung präsentiert zwölf Videoinstallationen von Viola, die zwischen 1977 und 2013 entstanden sind. Daneben geben 15 Werke von Michelangelo einen Einblick in dessen kreativen Prozess, sowie das „Tondo Taddei“ der Royal Academy.
Phyllida Barlow RA wird die jüngst eröffneten Gabrielle Jungels-Winkler Galerien mit einer Reihe großformatiger Installationen umgestalten. Diese werden sich auf alle drei klassischen Galerien verteilen, die Räume hinterfragen und unsere Wahrnehmung der Architektur herausfordern.
Während ihrer langen Karriere hat Phyllida Barlow ihren Fokus konsequent nicht auf die formale Dauerhaftigkeit der skulpturalen Tradition gerichtet und die Vorstellungen von Monument und Monumental vermieden. Die Künstlerin nutzt alltägliche, preiswerte Materialien, um ihre Arbeiten zu konstruieren, sie passt sie an, bemalt sie, fügt sie zusammen und zerlegt sie, um ihre skulpturalen Installationen zu schaffen. Durch den Einsatz von nicht-traditionsbehafteten Materialien zeigt sich ihre Arbeit von der Vergangenheit und deren Abhängigkeit von schweren und kompromisslosen Medien unbeeinflusst.
„Der Renaissance Akt“ untersucht die Ursprünge des Aktes und wie die Darstellung des nackten Körpers einige der berühmtesten Meisterwerke des westlichen Kanons inspirierte. Die Ausstellung bringt Werke von Künstlern wie Tizian, Raffael, Michelangelo, Leonardo da Vinci, Albrecht Dürer und Cranach zusammen und hinterfragt eine dynamische visuelle Tradition, die den Charakter und die Werte der europäischen Kunst nachhaltig veränderte.
Der Renaissance Akt wird die Entstehung des Aktes als ein bedeutendes künstlerisches Thema im frühneuzeitlichen Europa im Kontext der Wiederbelebung der Antike und des Aufstiegs des Naturalismus analysieren. Ziel ist es, das breite Spektrum dieser Errungenschaft in Italien, Deutschland, Frankreich und den Niederlanden aufzuzeigen und zu argumentieren, dass in dieser Phase der europäischen Kunst wichtige Beiträge zur Etablierung des Aktes als zentrales Thema der Kunst auf dem Kontinent zu finden sind.
Diese Ausstellung wurde von der Royal Academy of Arts und dem The J. Paul Getty Museum in Los Angeles organisiert, wo „Der Renaissance Akt“ vom 30. Oktober 2018 bis zum 27. Januar 2019 zu sehen ist.
Die London Original Print Fair 2019 ist die weltweit am längsten existierende Fachmesse für Druckgrafik und wird Aussteller aus der ganzen Welt begrüßen, die alle Phasen der Druckgrafik von Alten Meistern bis hin zu zeitgenössischen Künstlern abdecken.
Die jährlich stattfindende Sommerausstellung der Royal Academy, die weltweit größte Open-Submission-Ausstellung für zeitgenössische Kunst, findet zum 251. Mal statt (seit 1769 ohne Unterbrechung!). Sie bietet eine einzigartige Plattform für aufstrebende und etablierte Künstlerinnen und Künstler, um ihre Werke einem internationalen Publikum zu präsentieren. Das Spektrum reicht von Malerei, Druckgrafik und Fotografie bis hin zu Skulptur, Architektur und Film. Rund 1200 Werke werden ausgestellt, von denen die meisten zum Verkauf stehen und Besuchern die Möglichkeit bieten, Originale zu erwerben. Ein erheblicher Teil der gesammelten Mittel trägt weiterhin zur Finanzierung der Doktoranden an den RA-Schulen bei.
Im Juni 2019 präsentiert die Royal Academy of Arts eine Ausstellung des Schweizer Künstlers Félix Vallotton (1865–1925). Die Ausstellung umfasst über 80 Gemälde und Drucke und ist die erste, die Vallottons Gemälde in Großbritannien zeigt. Im Vergleich zu seinen berühmten Zeitgenossen der in Paris lebenden Nabis-Gruppe der 1890er Jahre, Pierre Bonnard und Edouard Vuillard, ist Vallotton außerhalb seiner Heimat Schweiz vergleichsweise wenig bekannt. Mit einem konzentrierten Überblick über sein Leben und Werk, von seinen Innenräumen und Straßenszenen im Nabis-Stil über seine bissigen satirischen Drucke des bürgerlichen Paris bis zu späteren Akte, Landschaften und seiner Reaktion auf den Ersten Weltkrieg wird die Ausstellung die Vielfalt von Vallottons einzigartiger Vision demonstrieren.
Diese Ausstellung wird organisiert von der Royal Academy of Arts, London, und dem The Metropolitan Museum of Art, New York, in Zusammenarbeit mit der Fondation Félix Vallotton, Lausanne.
→ Helene Schjerfbeck: Werke und Leben
Die lange und produktive Karriere der finnischen Künstlerin Helene Schjerfbeck (1862–1946) wird in einem Überblick vorgestellt. Als einer der berühmtesten und angesehensten Künstler Finnlands ist es eine seltene Gelegenheit, Schlüsselwerke von Schjerfbecks einzigartiger und unverwechselbarer Malerei zum ersten Mal in Großbritannien zu sehen. Die Ausstellung zeigt rund 60 Porträts, Landschaften und Stillleben, die die Entwicklung ihres Werks von einem von der französischen Salonmalerei in den frühen 1880er Jahren inspirierten naturalistischen Stil zu einem radikal abstrahierten und modernen Ansatz ab der Jahrhundertwende nachzeichnen. Gezeigt werden eindrucksvolle Werke aus Schjerfbecks Aufenthalten in Frankreich und in der Künstlerkolonie St. Ives, Cornwall, in den späten 1880er Jahren. Der Höhepunkt wird eine Abfolge von zunehmend abstrahierten und zunehmend rohen Selbstporträts sein, die ihr ganzes Leben lang im Alter von 22 bis 84 Jahren gemalt wurden und die ihre Faszination für das Altern und die physische Verschlechterung des Selbst offenbaren.
Diese Ausstellung wird organisiert von der Royal Academy of Arts, London, und dem Ateneum Art Museum/Finnish National Gallery, Helsinki.
Im Herbst 2019 wird die Royal Academy of Arts eine Einzelausstellung des international renommierten britischen Bildhauers Antony Gormley (* 1950) präsentieren. Die Ausstellung wird sowohl ältere als auch bedeutende neue Werke zusammenbringen, die speziell für diesen Anlass konzipiert wurden – von Zeichnungen und Skulpturen bis hin zu raumgreifenden und immersiven Installationen. Gormley sieht die Ausstellung als „Testgelände“; welche die Sinne anspricht, Maßstab, Dunkelheit und Licht einsetzt und elementare, organische und industrielle Materialien verwendet.
Die Arbeiten Gormleys werden der Architektur gegenübergestellt und eine Reihe unterschiedlicher Begegnungen schaffen, die sich zu einer Erfahrung verbinden. Die Schau wird eine Zusammenfassung von Antony Gormleys andauernder Beschäftigung mit dem dunklen Raum des Körpers und der Beziehung des Körpers zu seiner Umgebung sein: der Körper als Raum und der Körper im Raum.
„Lucian Freud: Selbstporträts“ ist die erste Ausstellung, die sich auf die Selbstporträts des Künstlers konzentriert. In fast sieben Jahrzehnten auf Leinwand, Papier und Radierplatte ausgeführt, werden rund 50 Werke den Weg durch Lucian Freuds (1922-2011) Entwicklung als Maler weisen: von seinen frühen, lineareren und graphischeren Arbeiten bis zum fleischigen Malerstil, der zum Kennzeichen seines reifen Werks wurde.
Die Selbstporträts Freuds zeichnen auch dessen Lebensreise vom kleinen Jungen zum alten Mann nach. Sie sind eine Studie, die sich mit dem Alterungsprozess und den Veränderungen beschäftigt, die dieser in seiner eigenen physischen Form anrichtet. Nur wenige andere Künstler des 20. Jahrhunderts haben sich so konsequent selbst analysiert. Diese Arbeiten stellen Freud in eine lange Reihe von Künstlern, von Albrecht Dürer und Rembrandt van Rijn, die das Selbstporträt zu einem wiederkehrenden Merkmal ihrer Praxis machten.
Diese Ausstellung wird organisiert von der Royal Academy of Arts, London, in Zusammenarbeit mit dem Museum of Fine Arts, Boston.
Eco-Visionaries untersuchen aktuelle Praktiken von Kunst und Architektur, die jenseits der gängigen Vorstellungen von Nachhaltigkeit mit innovativen Ansätzen auf jene Umweltveränderungen reagieren, die unseren Planeten zerstören. Mit Fotografie, Film, Installation, Architekturmodellen und digitalen Medien werden Architekten und Künstler wie Superflex, Unknown Fields, HeHe und Andrés Jaque die Auswirkungen des menschlichen Handelns auf die Erde zeigen und Wege vorschlagen, wie wir auf eine sich schnell verändernde Welt reagieren können.
Das Projekt wird von MAAT (Lissabon, Portugal), Bildmuseet (Umeå, Schweden), HeK (Basel, Schweiz) und LABoral (Gijón, Spanien) in Zusammenarbeit mit der Royal Academy of Arts initiiert.
Quelle: Pressetext