Silke Otto Knapp & Carl Fredrik Hill in der Kunsthalle Wien jaya9 casino bkash 9 casino glory casino crazy time fancy win casino betvisa casino java 9 casino bijoy 7 casino login cmw casino wmc casino babu casino bijoy 7 casino casino bangladesh bangar casino glory casino app download for android casino live score bangor casino casino result glory casino registration elon casino casino kya hota hai banger casino app kriya casino mcw live casino online casino games crazy time live casino bjoy 7 casino login 888 casino
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Silke Otto Knapp & Carl Fredrik Hill Questions of Travel (Wien)

Silke Otto-Knapp, Front cloth (Mondaufgang), Wasserfarben und Gouache auf Leinwand, 2011, 140 x 160 cm, Installationsansicht in der Kunsthalle Wien Karlsplatz 2014.

Silke Otto-Knapp, Front cloth (Mondaufgang), Wasserfarben und Gouache auf Leinwand, 2011, 140 x 160 cm, Installationsansicht in der Kunsthalle Wien Karlsplatz 2014.


„Silke Otto-Knapp / Carl Fredrik Hill. Questions of Travel (Wien)“ ist der Titel der ersten Ausstellung der Kunsthalle Wien an ihrem ältesten Standort am Karlsplatz. Der Kubus von Adolf Krischanitz (*1946) aus den frühen 2000er Jahren wurde generalüberholt und präsentiert sich nun als offene, lichtdurchflutete Ausstellungshalle.1 Für die Eröffnungsausstellung wurde die in Deutschland geborene Künstlerin Silke Otto-Knapp (*1970) eingeladen, in diesem Raum eine schlanke Einzelpräsentation ihrer Werke zu organisieren. Als Künstler-Kuratorin ihrer eigenen Schau, zeichnete sie sich nicht nur gemeinsam mit Kurator Martin Walkner für die elegante Ausstellungsarchitektur verantwortlich, sondern brachte auch den schwedischen Zeichner Carl Fredrik Hill (1849–1911) ins Spiel. Mit diesem verbindet die Malerin das gemeinsame Interesse an Bühnenräumen und Landschaftsmalerei.

Die sparsam eingesetzte Ausstellungsarchitektur besteht aus weißen Stellwänden, die den Raum locker strukturieren und die Werke im Raum gleichsam staffeln. Die Bilder sind eher niedrig gehängt, womit Silke Otto-Knapp die Doppelfunktion ihrer Werke als gestaltete Flächen an den Wänden und als potenzielle Tiefenräume, verstanden wissen will und quasi dazu einlädt, dass man den gemalten Raum betritt. Die Bildfläche ist für sie vergleichbar mit der „vierten Wand“ der Guckkastenbühne; jene fehlende, oder durch ein Fenster ersetzte Wand, durch die die Besucher_innen am Schauspiel teilhaben können. Am Ende des Parcours und trotzdem gleichsam im Zentrum des Ausstellungsraums gelangt man in ein dunkles Kabinett, in dem aus konservatorischen Gründen die kleinformatigen Zeichnungen von Carl Fredrik Hill ausgestellt sind.

 

Carl Frederic Hill

Der schwedische Künstler erlitt 1888 einen Nervenzusammenbruch, von dem er sich nie wieder ganz erholte, und hinterließ ein gewaltiges zeichnerisches Œuvre, das von Alfred Bader und Leo Navratil in ihrer epochalen Studie „Zwischen Wahn und Wirklichkeit“ (1976) als zentral beschrieben wird. In den Jahren seines psychischen Leidens, wurde Hill von seiner Familie versorgt und zeichnete aus der Erinnerung u.a. Theatervorstellungen mit expressivem, nervösem Duktus, extremen Tiefenzügen und erotischen Tänzerinnen. Im Herbst des vergangen Jahres wurde Otto-Knapp im Rahmen einer parallel laufenden Ausstellung in der Konsthall Charlottenborg in Kopenhagen auf die Arbeiten des schwedischen Künstlers aufmerksam und entdeckte Gemeinsamkeiten in deren Œuvre. Ihr gemeinsames Interesse an der Landschaftsmalerei und der Bühne – wohlgemerkt nicht am Theatralen an sich – ließ die scheidende Professorin für gegenständliche Malerei an der Akademie der bildenden Künste diesen Parallelschwung wagen.

 

 

Was lehrt uns die Klassische Moderne?

Silke Otto-Knapps ausgestellte Arbeiten der letzten drei Jahre können stilistisch als Auseinandersetzung mit der Klassischen Moderne beschrieben werden. Die Künstlerin reflektiert in den monochromen Gemälden Arbeiten von Vorläufer_innen wie Natalja Gontscharowa, Henri MatissePablo Picasso und nähert sich nicht nur deren Raumverständnis an, sondern nimmt auch auf die Gestaltungsarten der Avantgarde Bezug. Durch die Reduktion auf Grauwerte – wobei vor allem das reflektierende Silber einen hohen Stellenwert einnimmt – wird die Künstlichkeit ihrer Bilderwelten betont. Darüber hinaus gewährt die Betonung des Linearen neben atmosphärischen Qualitäten auch eine Konzentration auf strukturelle Elemente der Kompositionen. Diese Betonung der Zeichnung in ihren Bildern verbindet die Künstlerin mit alten Glasfenstern und deren Aufbau mittels Bleistegen. Diese Strategie hilft ihr, eine einfache Räumlichkeit und begrenzte Tiefenwirkung zu erzielen.

Vor allem die Bühnenentwürfe von Natalija Sergeijewna Gontscharowa (1881–1962 → Von Chagall bis Malewitsch. Die russischen Avantgarden) faszinieren die Malerin sichtlich. Im Jahr 1914 entwarf die Russin gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Michail Larionow (1881–1964) Bühnenbilder und Kostüme für die „Ballets Russes“, das Ballett-Ensemble des umtriebigen Kunstförderers und Impresario Sergej Djagilew. Die 1909 ins Leben gerufene Truppe von nur 13 Tänzer_innen war von Djagilew für Frankreich zusammengestellt worden und trat anfangs in Paris sowie später in Monte Carlo auf. Djagilews Ansinnen war es, Tanzkunst mit Musik, bildender Kunst und Folklore zu einem russischen Gesamtkunstwerk zu verschmelzen. Die Tänzer_innen aus dem Corps de ballett des Mariinski-Theaters in St. Petersburg, darunter Anna Pavlova und Vaslav Nijinsky, revolutionierten mit ihrer perfekten Technik den Klassischen Tanz in Westeuropa, während Djagilew als Auftraggeber von Avantgardekünstler_innen dem Anspruch der Verbindung von verschiedensten Kunstformen mehr als gerecht wurde. Für das Opern-Ballett Le Coq d`Or [Der goldene Hahn] von Rimsky-Korsakow, das 1914 in London und Paris aufgeführt wurde, konnte er als Choreografen Michel Fokine und für die Ausstattung das Paar Gontscharowa-Larionow gewinnen. Die Inszenierung wurde zu einem Meilenstein der Theatergeschichte, da erstmals eine Oper konzertant aufgeführt wurde, während die Tänzer_innen auf der Bühne die Rollen spielten. Im Jahr davor, 1913, hatte Gontscharowa verkündet: „Ich habe alles, was mir der Westen geben konnte, gelernt … jetzt schüttle ich den Staub von meinen Füßen ab und verlasse den Westen, … mein Weg verläuft zur Quelle aller Kunst, dem Osten.“2 Für die „Ballets Russes“-Entwürfe verband sie rezente Einflüsse der französischen Avantgarde mit russischer Volkskunst, v.a. der Ikonenmalerei, zum russischen Neoprimitivismus und hatte damit in Paris durchschlagenden Erfolg.

Von Gontscharowa übernimmt Silke Otto-Knapp u.a. das kompositorische Konzept, eine Bühne zu denken. Das Gemälde „Stage (Birds)“ (2012) zeigt den Bühnenraum als einen fiktiven, ist er doch nur durch gestaffelte Vorhänge links und rechts sowie durch einen Abschluss oben definiert. Die Perspektive bleibt trotz aller Flächigkeit der benutzten Vogel- und Blumenmotive denkbar. Damit stellt Otto-Knapp das Problem des suggerierten Tiefenraums erneut zur Disposition – immerhin ein Ankerpunkt für die europäische Erzählung der Entwicklung der Malerei seit der Renaissance. Als Folge ihrer, wie sie meint, intuitiven künstlerischen Recherche wird der Bild- wie auch der Bühnenraum als künstlicher, hier auch der Farbe beraubter Raum dargestellt, der dennoch seine suggestive Kraft nicht einbüßt.

 

 

Neben der Vorreiterin der russisch-französischen Avantgarde der frühen 1910er Jahre widmet Silke Otto-Knapp ihre Aufmerksamkeit auch der amerikanischen Autorin Elizabeth Bishop (1911–1979).3 Die Pulitzerpreisträgerin ist vor allem in den vereinigten Staaten für ihre Lyrik bekannt, die die Natur in Form von klaren, bildhaften Beschreibungen und Details, aber auch mittels verschwommenen und verschleierten Verzerrungen, schildert. In ihren Werken kann die Natur ein Spiegelbild des Inneren werden und ist gleichermaßen Synonym für den Konflikt zwischen Kultur und Natur.4

Der Ausstellungstitel „Questions of Travel“, ist auch der Titel eines Gedichts von Bishop, der für Silke Otto-Knapp die Antwort offen lässt, da er zwischen Beschreibung einer Realität und Metapher für ein Inneres changiert. Otto-Knapp zeigt in ihren Bildern eine Vielzahl von Reisen, die in die Vergangenheit wie auf die andere Seite der Welt – auf die naturbelassene Insel Fogo bei Neufundland – führen. Die Heimatlosigkeit von Kunstschaffenden könnte genauso Thema sein, wie die Suche nach einer Identität in der Auseinandersetzung mit berühmten Vorgänger_innen. Diese Identitätsstiftung kann sowohl durch Reisen wie auch durch Lektüre und Theaterbesuche (im bürgerlichen Sinne) betrieben werden. Vielleicht lässt sich so der Bogen zu Otto-Knapps deutlichem Interesse am Bühnenraum schlagen, ist dieser doch als gestalteter Raum, ein Symbol für das Innenleben der darin handelnden Figuren und Repräsentation avantgardistischer Raumkonzepte gleichermaßen. Die Inszenierung in der Kunsthalle Wien am Karlsplatz bietet eine Vielzahl an Verweisen in die unterschiedlichsten Richtungen, die es lohnen ihre Wege zu beschreiten.

Die von Silke Otto-Knapp entwickelte Aquarellfarben-Technik ist auf Reduktion aufgebaut, d.h. sie entfernt bereits auf die Leinwand aufgetragene Farbmaterie, wobei sich die Motive langsam entwickeln. Die Bilder sind sichtlich in Schichtungen auf- und abgebaut worden und Korrekturen und Revisionen spielen eine genauso große Rolle wie das Finden gültiger Lösungen. Die Kompositionen bestechen durch ihre ausgewogene Behandlung von Fläche und Liniengefüge, wobei manche der Gemälde durch den sichtbaren Vorgang des Auslöschens einen geheimnisvollen Aspekt erhalten.

Die Bilder sind auch weniger monochrom als auf den ersten Blick angenommen, vor allem das Silber gibt ihnen einen fast mystischen Glanz. So zeigt sich in „Front cloth (Mondaufgang)“ (2011) die sitzende weibliche Gestalt erst, wenn man dem Bild nähertritt, denn sie wird vom Licht des Silbers in der Entfernung aufgesogen. Die von einem japanischen Farbholzschnitt inspirierte Komposition verbindet Gontscharowas Vogel-Motiv an den Seiten mit einer stimmungsvollen, vom Zen-Buddhismus inspirierten Flusslandschaft in der Mitte. Sich reflexiv zurückzuziehen, mag ein Kennzeichen des Reisens aber auch des Seins abseits der Vita activa sein. Wenn in einigen Wochen die blühende Natur am neuen „Karls Garten“, der direkt an den Ausstellungspavillon angrenzt, entstanden sein wird, sollten sich (im Sitzen draußen oder im Stehen drinnen) neue Reflexionsmöglichkeiten über das Verhältnis von Kunst und Natur, Farbe und Nichtfarbe, Kultur und Malerei, im Bild und außerhalb des Bildes, Inszenierungen und Re-Inszenierungen auftun.

Gratis Führungen
jeden Mittwoch und Sonntag um 12 Uhr

 

 

Verwendete Literatur

Isabel Wünsche, Natalija Gontscharowa, in: Katja Baudin (Hg.), Der Kubofuturismus und der Aufbruch der Moderne in Russland. Bd. 1 der Projektreihe „Russische Avantgarde im Museum Ludwig“, Köln 2010, S. 70.
Angus Cleghorn, Jonathan Ellis, The Cambridge Companion to Elizabeth Bishop, Cambridge 2014.

  1. Dass die Ausstellung selbst Bühne – für die Künstlerin wie für die Besucher_innen – ist, liegt auf der Hand. Im pavillonartigen und von großen Fensterflächen dominierten Ausstellungsraum am Karlsplatz wird über nächtliche Beleuchtung die Sichtbarkeit der Schau von außen auch noch nach Sonnenuntergang gewährleistet.
  2. Zit. nach Isabel Wünsche, Natalija Gontscharowa, in: Katja Baudin (Hg.), Der Kubofuturismus und der Aufbruch der Moderne in Russland. Bd. 1 der Projektreihe „Russische Avantgarde im Museum Ludwig“, Köln 2010, S. 70.
  3. Diese ist zufälligerweise in jenem Jahr geboren, in dem der schwedische Künstler Carl Frederic Hill verstarb.
  4. Angus Cleghorn, Jonathan Ellis, The Cambridge Companion to Elizabeth Bishop, Cambridge 2014, S. 63.
Alexandra Matzner
Gründerin von ARTinWORDS * 1974 in Linz, Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Romanistik in Wien und Rom. Seit 1999 Kunstvermittlerin in Wien, seit 2004 Autorin für verschiedene Kunstzeitschriften. Jüngste Publiktionen entstanden für das Kunsthaus Zürich, Schirn Kunsthalle Frankfurt, Albertina und Belvedere in Wien.