Wie gerade bekannt wurde, schenkt David Hockney (* 1937) der Stadt Paris sein größtes Gemälde: „The Arrival of Spring in Woldgate, East Yorkshire in 2011 (twenty eleven)”, bestehend aus einem panoramaartigen Wandgemälde sowie 51 iPad-Zeichnungen, ausgedruckt auf Papier. Anlässlich seiner Retrospektive im Centre Pompidou, noch bis zum 23. Oktober 2017 zu sehen, zeigt sich der britische Maler großzügig (→ David Hockney: Retrospektive des Werks).
Hockney beobachtete die Veränderung der Natur von Januar bis Juni 2011 an einer einsamen Landstraße in Yorkshire. Er war in die Landschaft seiner Kindheit zurückgekehrt und stürzte sich sofort in die Freilichtmalerei. Erst Ende der 1990er Jahre hatte der weitgereiste Brite die heimatliche Landschaft wiederentdeckt. Schon 2008 hatte er der Tate, London, „Bigger Trees near Warter or/ou Peinture sur le Motif pour le Nouvel Âge Post-Photographique” (Mitte März bis Mitte April 2007), ein zwölf Meter langes Gemälde, geschenkt. Dem Arbeiten vor dem Motiv war das Arbeiten in einer riesigen Scheune mit Oberlicht gewichen. Dabei malte David Hockney nach der Erinnerung und nach Skizzen. Technische Bilder, vor allem Fotografien, setzte er am Bildschirm zu riesigen Kompositionen zusammen. Die Royal Academy of Arts zeigte das gemalte Ergebnis auf der Sommerausstellung 2007, wo es zur Sensation wurde.
Daraufhin lud die Royal Academy Hockney zu einer Einzelausstellung vier Jahre später ein. Hockney plante für seine Präsentation „A Bigger Picture“ (ab Ende Januar 2012), den größten Raum des Burlington House mit dem Thema Frühlingsbeginn zu bespielen. Im Ausstellungskatalog erzählt der Maler selbst, wie er die Idee entwickelte:
„Ich hatte mir vorgenommen, 2011 (“zwanzig elf”) das Anbrechen de Fürhlings an der Woldgate festzuhalten, einer schmalen, einspurigen Straße, die von Bridlington nach Kilhalm führt, eine Entfernung von rund zehn Meilen. Auf der Landkarte des Landvermessungsamtes ist sie als Römerstraße eingezeichnet. Seit sieben Jahren beobachte ich dort den Beginn des Frühlings. Auch in Südkalifornien gibt es natürlich den Frühling, aber er geht dort nicht mit solchen Veränderungen einher wie in Nordeuropa. Ein unaufmerksamer Beobachter könnte ihn glatt verpassen.
Ende Dezember 2010 („zwanzig-zehn“) kam dann der Schnee, ich saß im Auto und fing an, die Winterlandschaft aufs iPad zu zeichnen. Danach druckte ich die Zeichnungen im Hochformat (ungefähr 150 cm) aus. Nach den ersten fünf kam ich darauf, dass das iPad sich als Medium hervorragend eignete, um all diese Veränderungen festzuhalten, die der Frühling auf dieser ruhigen Straße mit sich bringen würde. […] Ich dachte bei dieser Arbeit auch bereits an die Gallery Three in der Royal Academy, den größten Saal, den es dort gibt, und für Gemälde immer schwierig, jedenfalls hatte man mir das so dort gesagt. […] Veränderung hat mit Bewegung zu tun, bei stehenden Bildern immer ein Problem (aber auch bei bewegten Bildern, weil sie zu schnell durchlaufen), und vom Frühling kann man sagen, dass er sich langsam bewegt. Danach war alle klar. Ic h rechnete aus, dass ich in dem Saal ungefähr 70 Bilder hängen konnte, zwei Reihe à 35. Dann fing ich an. Diese Bilder verschickte ich nicht an Freunde: Es sollte ein einziges, großes Werk werden. […] Allmählich nahm die Arbeit Gestalt an und mein Atelier war groß genug, um alles im selben Format vor mir sehen zu können wie es später in der Ausstellung hängen würde. Ohne einen solchen Raum wäre es schwierig gewesen, dieses Werk anzufertigen.“1 (David Hockney, 2011)
Das Werk umfasst 52 Teile, davon 51 iPad-Zeichnungen, in denen Hockney die Veränderung der Natur an verschiedenen Abschnitten der Straße einfing, und seinem größten Gemälde: „The Arrival of Spring in Woldgate, East Yorkshire in 2011 (twenty-eleven)“ ist ein nahezu zehn Meter langes Gemälde, das aus 32 Leinwänden (je 91,4 x 121,9 cm) zusammengesetzt ist. Ed zeigt einen Wald in bunten Farben. Die Blätter scheinen zu fliegen und ein Weg führt im Zentrum ins das sprießende Grün. Die Malerei ist zurückgenommen, den Möglichkeiten der iPad-Zeichnungen angepasst. Tiefenräumlichkeit deutet David Hockney durch die blau-grünen, unscharfen Wälder im Hintergrund an, während im Vordergrund die Vegetation am Boden musterartig und scheinbar detaillierter wiedergegeben ist. Alles ist stark stilisiert und erinnert durchaus an die dekorative Tradition der französischen Malerei des frühen 20. Jahrhunderts – Postimpressionismus, Fauvisusmus, Henri Rousseau, Pierre Bonnard und Henri Matisse wären hier zu nennen (→ Matisse – Bonnard).