0

Matisse – Bonnard Künstlerfreundschaft und Bilddiskurs

Pierre Bonnard, Liegender Akt auf weißblau kariertem Grund, um 1909, Öl auf Leinwand, 60 x 65 cm (Städel Museum, Frankfurt, Eigentum des Städelschen Museums-Vereins e.V. © VG Bild-Kunst, Bonn 2017)

Pierre Bonnard, Liegender Akt auf weißblau kariertem Grund, um 1909, Öl auf Leinwand, 60 x 65 cm (Städel Museum, Frankfurt, Eigentum des Städelschen Museums-Vereins e.V. © VG Bild-Kunst, Bonn 2017)

Pierre Bonnard (geb. 1867) und Henri Matisse (geb. 1869) lernten einander 1906 anlässlich einer Ausstellung von Bonnard in der Galerie Ambroise Vollard kennen. Auch Matisse, der reflektierende Theoretiker, hatte von diesem Kunsthändler zwei Jahre zuvor seine erste Einzelausstellung erhalten. 1910 besuchte der bereits seit Jahren erfolgreich, immer aber an sich zweifelnde Bonnard den „Professor“ Matisse in dessen Atelier in Issy-les Moulineaux, wo dieser an einem großen Gemälde, „La Danse“, für den russischen Sammler Schtschukin arbeitete. 1911 wiederum kaufte Henri Matisse für 1.200 Francs ein großes Ölgemälde von Pierre Bonnard, „La Soirée au salon [Abend im Wohnzimmer]“ (1907, Privatbesitz), von dem er sich zeitlebens nicht trennte. Mit „Le fenêtre ouverte [Das offene Fenster]“ (1911, Privatbesitz) besaß auch Bonnard ein Gemälde von Matisse. Wenn auch in diesen Jahren die Bilder von Bonnard und Matisse gänzlich anderen Gestaltungskonzepten folgen, so verband sie doch die Überzeugung, dass Kunst nicht das Gesehene einfach wiedergibt, sondern ein Gefühl spiegelt, das sich beim Betrachten einstellte. Daraus folgt, dass sich ein Maler nicht der Natur, sondern dem Bild unterzuordnen hätte. Beide gehen jedoch von der Natur aus, das Sehen spielt für sie eine bedeutende Rolle. „Man muss immer ein Thema haben, so geringfügig es auch sei, um nicht den Boden unter den Füßen zu verlieren“, war sich Pierre Bonnard 1945 sicher.

Die Ausstellung Matisse – Bonnard. „Es lebe die Malerei!“ im Städel, Frankfurt, geht vom „hauseigenen“ Bonnard-Gemälde aus: „Liegender Akt auf weißblau kariertem Grund“ (um 1909, Städel Museum) war vom Künstler nie verkauft worden. 1988 erworben, kann er erstmals neben Henri Matisse‘ „Großer liegender Akt“ (1935, Baltimore Museum of Art, New York) studiert werden. Vermutlich hatte Bonnard mit dieser Komposition das Gemälde seines Freundes angeregt. Die Ergebnisse könnten aber nicht unterschiedlicher ausfallen. Felix Krämer geht im Ausstellungskatalog von Prestel der spannenden Frage nach, wie zwei Künstler, deren Prinzipien offensichtlich deutlich voneinander abweichen, eine lebenslange Freundschaft entwickeln konnten. Erstmals bringt das Städel auch die Gemälde an einen Ort, die beide Maler voneinander besaßen.

„Es lebe die Malerei! Grüße“ (Matisse an Bonnard, 13.8.1925)

Diese stumme Übereinkunft über das Wesen der Kunst war wohl die Grundlage für die Freundschaft zwischen Pierre Bonnard und Henri Matisse, die sich u.a. in 62 Briefen und gegenseitigen Besuchen bis 1946 ausdrückte. Wenn sie sich in ihrer Korrespondenz meist über Wetter und Befindlichkeiten austauschten, so versicherten sie einander auch immer wieder ihre gegenseitige Wertschätzung. Wenn Matisse und Bonnard auch die Bedeutung des Kubismus in der Kunst anerkannten1, so war für beide die Empfindung wichtiger als die Abhängigkeit von der Struktur, der sich in einer Form von Intellektualismus äußerte. Matisse wandte sich in einer Gegenreaktion dem Orient, den dekorativen Linien und dem Ornament zu; Flächigkeit und intensive Farben gehören in manchen Phasen zu den wichtigsten Elementen von Matisse’ Kunst. Pierre Bonnard hingegen bezeichnete sich zeitlebens als der „letzte Impressionist“ und machte den Spiegel zu einem wichtigen Komplizen seiner Kunst. Der Spiegel öffnet wie ein Fenster die Wand und lässt Räume entstehen, spiegelt sie, verzerrt sie. Dazu kommt noch ein fast teigiger Farbauftrag, der Formen im Licht verschwimmen lässt.

„Ich hatte Ihre Karte mit der Rückantwort aus Amerika erhalten und wusste, dass Ihre Dekoration [„La Danse“ für Dr. Barnes/Pennsylvania, Anm. AM] dort unten gut aufgehoben ist, so wie Sie es wollten. Ich bin darüber entzückt, weil ich an der Entstehung Ihres Werkes teilgenommen und es verstanden und bewundert habe, als ich es im Werden sah. Ehrlich, die Malerei ist schon etwas, vorausgesetzt, dass man sich ihr vollständig hingibt. Glaube, dass wir uns in diesem Punkt einig sind. Ich hoffe sehr, dass ich nächstes Jahr an die Küste von Nizza zurückkehren und Gemälde sehen werde, die der Dekoration folgen. Meine Frau und ich schicken Ihnen die besten Grüße“ (Bonnard an Matisse)

Gegenseitige Atelierbesuche stärkten die Freundschaft und den Austausch zwischen Pierre Bonnard und Henri Matisse. Beide sahen im Wort „Dekoration“ keine Abwertung ihrer Gemälde, sondern Ziel ihrer Kunst. Desgleichen sollten diese Bilder von der Natur inspiriert, aber nicht von ihr einfach abgemalt werden. Im Ringen um farbenprächtige Bilder, ausgewogene Kompositionen, intime Stimmungen setzten sie sich mit ihrer direkten Umgebung und immer wieder dem weiblichen Akt auseinander. In der Tradition der Odaliske, die in Frankreich seit den 1830er Jahren intensiv gepflegt und über Renoir weitergegeben wurde, fanden beide jenen Motivschatz, der sie ein Leben lang begleitete. Das südliche Licht, das Matisse kurz nach 1900 in der Nachfolge von Paul Signac entdeckt hatte, verlieh auch dem um zwei Jahre älteren Bonnard ab den 1920ern intensive Töne.

Auch die Wahl ihrer Vorbilder verband Matisse mit Bonnard, wie Felix Krämer hervorhebt: „Sie bewunderten Jean Siméon Chardin für seine geheimnisvollen Stillleben, pflegten Kontakt zu Claude Monet und Auguste Renoir, von dem beide Gemälde besaßen, und verehrten Paul Cézanne für seinen unkonventionellen Umgang mit der Farbe.“2

Ähnlich und doch anders, oder: Was sehe ich?

Die künstlerische Verbindung der beiden lässt sich, so Kurator Felix Krämer, auf deren intensive Auseinandersetzung mit ähnlichen Motiven und Themen nachvollziehen: Interieurs, Darstellungen von (meist nackten) Frauen bei Matisse als orientalisch ausstaffierte Odaliske und bei Bonnard als verzerrter Akt, Blumenstillleben bzw. Stillleben allgemein sowie Landschaften bei Bonnard oder Landschaftsausblicke bei Matisse.

„Mein lieber Freund, mit Vergnügen schreibe ich Ihnen, dass mein erster Gedanke heute Morgen Ihnen galt. Ich habe Ihre Arbeit genau in Erinnerung behalten. Nie zuvor habe ich sie als so geschlossen empfunden, und die Dekoration mit der Fläche aus Rosensträuchern sehe ich noch ganz deutlich vor mir, sie gefällt mir sehr.“ (Matisse an Bonnard)

Mit dieser Erinnerung bezog sich Henri Matisse auf das Gemälde „Die sonnige Terrasse“ (1946). Das aufgrund seines extremen Querformats ungewöhnliche Werk zeigt im Bildzentrum in leuchtender, fast pinker Farbigkeit. Hier – wie auch den weiblichen Akten – ging Pierre Bonnard mit einer gänzlich anderen Vorgehensweise an das Bild als Henri Matisse: Letzterer ist berühmt für seine Odalisken in exotischen Arrangements (→ Henri Matisse. Figur & Ornament), die er penibel herrichtete und in die er seine Modelle gezielt platzierte. Bonnard hingegen pflegte aus der Erinnerung zu arbeiten, deren Eindrücke ihn zu träumerischen Kompositionen anregten. Meist arbeitete Bonnard mit seiner Frau Marthe als altersloses Ideal – eine anderes weibliche Wesen hätte die überaus eifersüchtige Dame auch kaum in die Nähe ihres Mannes gelassen. In fast 400 Gemälden tritt Marthe über einen Zeitraum von nahezu 50 Jahren immer wieder auf, sogar nach ihrem Tod malte sie ihr Mann aus der Erinnerung.3 Marthe war das Zentrum von Bonnards Leben und ist es in seinem Werk. Spiegelungen weiten den Raum und zeigen das unsichtbare Gegenüber. Ungewohnte, auch voyeuristische Blickpunkte auf in sich versunkene Menschen führen zu außergewöhnlichen, häufig verzerrten Perspektiven, in denen etwas Unheimliches, Enge, Beobachtung mittransportiert wird.

Der Unterschied zwischen beiden Künstlern lässt sich bis in die Zeichnung nachspüren, wie Krämer treffend herausarbeitet. Bonnards Skizzen dienten ihm als Gedankenstützen, wenn er seine „Traumbilder“ in Öl formulierte. Sie zeigen einen suchenden Strich, ein tastendes sich Annähern. Im Gegenzug beeindrucken Henri Matisse‘ Grafiken durch dessen sichere Linienführung, ihr knappe Formulierung.

Das in der Ausstellung präsentierte Künstlerbuch „Jazz“ (1943/44) führt diese Liniensicherheit in gouaches découpées [Scherenschnitte] aus bemalten Papierbögen weiter. Vom Pariser Verleger Tériade in Auftrag gegeben, entwickelte Matisse dafür seine schon seit den 1930er Jahren eingesetzte Technik der Formfindung weiter. Bereits für „Großer liegender Akt“ (1935) hatte er ausgeschnittene Papiere verwendet; bis zu seinem Tod 1954 nutzte Matisse diese Technik neben der Malerei. Mit dem Künstlerbuch, das auf 146 Seiten insgesamt 20 Farbtafeln mit dazwischenliegenden, handgeschriebenen Seiten quasi als beruhigender Basso continuo vereint, ging Matisse im Nachdenken über Rhythmus, Farbe, Komposition noch einen Schritt weiter als in seiner Malerei. Der „Professor“ mit der goldenen Brille reflektiert sein assoziatives Tun und zog damit einmal mehr eine theoretische Ebene in seine Kunst ein. Pierre Bonnard hat sich nie so explizit über sein Kunstverständnis geäußert. Seiner Ansicht nach sollten die Bilder für sich sprechen. Eine Haltung, die ihn als theoriefeindlich und damit der Avantgarde suspekt erscheinen ließ.

Künstlerfreunde in Cannes und Nizza

Henri Matisse entschied sich bereits 1917 nach Südfrankreich zu übersiedeln und lebte ab 1921 in Nizza in einer repräsentativen Wohnung mit Blick über die Promenade aufs Meer. Pierre Bonnard folgte seinem Künstlerfreund erst 1926, als er das auf einem Hügel in Le Cannet gelegene Haus Le Bosquet mit Blick aufs Mittelmeer und geliebten Garten erwarb. Dort zog er mit seiner 1925 angetrauten Ehefrau Marthe ein. Beide Künstler besaßen Autos und besuchten einander regelmäßig.

„Da ich sowieso zu drei Viertel Vegetarier bin, komme ich nicht vor Hunger um, und ich glaube sogar, dass es einem deshalb nicht schlechter geht. Was die Übersiedlung in ein Palasthotel betrifft, um dort ein wenig materiellen Wohlstand zu finden, so würde ich dabei alles verlieren, was die Basis meiner Arbeit ausmacht. Übrigens übersteigt dieses etwas raue Leben meine Kräfte nicht. Geldprobleme habe ich keine. […] Ich habe heute den ersten Mandelbaum in Blüte gesehen, und die Mimosen beginnen, ihre gelben Flecken auszubreiten.“ (Pierre Bonnard an Henri Matisse)

Während des Zweiten Weltkriegs lebte Pierre Bonnard in Cannes. Die örtliche Nähe zwischen Nizza, , wo Matisse seine letzten Jahre im Rollstuhl verbrachte, und Cannes sowie die lebenslange gegenseitige Bewunderung führte zu einem fruchtbaren Gedankenaustausch unter Künstlern, der sich in Form eines Briefwechsels nachvollziehen lässt. Zunehmend geht es in ihrer Korrespondenz um menschliche Anteilnahme.

„Wenn ich an Sie denke, so denke ich an einen von aller überkommenen ästhetischen Konvention befreiten Geist; dies allein gestattet eine direkte Sicht auf die Natur, das größte Glück, das einem Maler widerfahren kann.  Dank Ihnen habe ich ein wenig daran teil.“4 (Bonnard an Matisse, Januar 1940)

Um Pierre Bonnard und sein Werk blieb es jedoch stiller als um den seit der Zwischenkriegszeit erfolgreichen Kollegen. Erst nach seinem Tod 1947 erhielt Bonnard große Retrospektiven, wurde seine Kunst international gesammelt. Zum Maler eines friedlichen bürgerlichen Milieus gestempelt, zu einem „Nachimpressionist“, dessen Bilder mit blühenden Gartenlandschaften und spielenden Kindern, Fensterausblicken und sinnlichen Akten in der Nachfolge Renoirs zu betören versuchen, hatte der Maler wenig Freunde unter den Kritikern gefunden. Im Gegensatz dazu zählte Henri Matisse zu den Malerstars des 20. Jahrhunderts. Ein Erbrechtsstreit (von Galerien befeuert) tat ein Übriges, das Werk des Künstlers erst jetzt breit der Öffentlichkeit vorzustellen. Bonnard und Matisse als Kollegen, Freunde und einander bei allen Unterschieden ähnlich denkende Maler vorzustellen, hebt nicht nur die Reputation Bonnards, sondern lässt sein Werk als Beitrag zur Klassischen Moderne erscheinen. Farbe und Raum (Perspektive und deren Fehlen), Ornament und Dekor, Komposition (Flächenteilung) und Zeichnung gehören dabei zu den wichtigsten Elementen seiner Bildwelt.

„Wie sehr ich von ihrem Anfangsbeitrag über P. Bonnard enttäuscht bin. [...] Ja, ich bin davon überzeugt, dass P.B. ein großer Maler ist, trotz dem, was ihm die heutige Avant-Garde vorwerfen mag. Ich schätze Bonnard so ein, nachdem ich ihn über 50 Jahre auf seinem Weg beobachtet habe. [...] Wenn ich jemals an Bonnard gezweifelt habe, dann hat mich der Anblick eines seiner Werke an die Wahrheit erinnert, selbst in einer Schwarz-Weiß-Abbildung. Bonnard ist wesentlich tiefsinniger, als es den Anschein hat. Ich bin sicher, dass sein Werk überdauern wird.“5 (Henri Matisse in einem Leserbrief an Christian Zervos, 9.1.1948)

Das kritische Urteil, gegen das Henri Matisse hier so wortmächtig und wütend opponierte, stammt aus der Zeitschrift „Cahiers d’art“. In einem Artikel hatte der Autor und Picasso-Freund die Bedeutung von Pierre Bonnard in Zweifel gezogen und dessen Bilder als unausgewogen empfand. Zudem bemängelte er das angebliche Fehlen von Treffsicherheit, Klarheit, Konsistenz, Präzision, für die er hingegen Matisse‘ Werk bewunderte.

„Er duldete nicht im geringsten, dass die Philosophie (oder irgendetwas anderes) sich zwischen ihn und seine Malerei stellte, angesichts dieser Freude, auf die sich auch Matisse berief.“6 (Jacques Villon)

Kuratiert von Felix Krämer, Daniel Zamani.

Matisse – Bonnard: Ausstellungskatalog

Felix Krämer (Hg.)
Gebundenes Buch, Pappband
240 Seiten, 23,0 x 28,0 cm
174 farbige Abbildungen, 66 s/w Abbildungen
ISBN 978-3-7913-5631-0 (Deutsch)
ISBN 978-3-7913-5632-7 (Englisch)
Prestel

Matisse – Bonnard: Bilder

  • Pierre Bonnard, Liegender Akt auf weißblau kariertem Grund, um 1909, Öl auf Leinwand, 60 x 65 cm (Städel Museum, Frankfurt, Eigentum des Städelschen Museums-Vereins e.V.)
  • Henri Matisse, Großer liegender Akt [Grand Nu couché], 1935, Öl auf Leinwand, 66,4 x 93,3 cm (Baltimore Museum of Art)
  • Henri Matisse, Blumen und Keramik, 1913, Öl/Lw, 93.5 x 82.5 cm (Städel Museum, Frankfurt am Main)
  • Henri Matisse, Odalisken, 1928, Öl/Lw, 54 x 65 cm (Moderna Museet, Stockholm)

Weitere Beiträge zu Henri Matisse und Pierre Bonnard

17. Februar 2024

Paris | Musée de l’Orangerie: Sammlung Museum Berggruen Picasso – Klee – Matisse – Giacometti | 2024

97 Werke der Sammlung Museum Berggruen in Paris, darunter die Hauptwerke „Der Gelbe Pullover“ (1939) und „Großer Liegender Akt“ (1942) von Pablo Picasso, „Madame Cézanne“ (1885) von Paul Cézanne und „Die Seilspringerin“ von Henri Matisse (1952).
10. November 2023
Edvard Munch, Das weinende Mädchen, Detail, 1909 (LWL-Museum für Kunst und Kultur, Münster © LWL/Neander)

Münster | LWL-Museum: Akte – Nudes Radikal nackt | 2023/24

Akte aus der Tate London und des LWL-Museums, präsentiert in thematischen Gruppen vom historischen Akt, von den privaten und modernen Aktdarstellungen sowie surrealen Körpern bis hin zu politisch aufgeladenen und fragilen Darstellungen des nackten Körpers.
14. Oktober 2023
Hans Purrmann, Stillleben mit roter Decke, um 1909 (Hessisches Landesmuseum Darmstadt, Foto: Wolfgang Fuhrmannek © VG Bild-Kunst, Bonn 2022)

Wiesbaden | Museum Wiesbaden: Die Molls und die Purrmanns Zwei Künstlerpaare der Moderne | 2023/24

Die Ausstellung zeigt die vier Künstler:innen mit jeweils 25 Werken und spürt damit ihren Gemeinsamkeiten und Eigenständigkeiten nach. Ergänzt um ausgewählten Arbeiten von Lovis Corinth und Henri Matisse.
13. Oktober 2023
Pablo Picasso, Violon, Detail, 1915, geschnittenes, gefaltetes und bemaltes Blech, Eisendraht, 100 x 63,7 x 18 cm (Musée national Picasso, Paris)

Hamburg | Hamburger Kunsthalle: Das Relief von Rodin bis Picasso Herausragend! | 2023/24

Mit rund 130 Exponaten – Reliefs, Skulpturen, Plastiken und Gemälden – von über 100 Künstler:innen aus Europa und den USA nimmt die Ausstellung die Ausprägungen des Reliefs von 1800 bis in die 1960er Jahre in den Blick.
13. Oktober 2023
André Derain, Frau mit einem Schal, Madame Matisse in einem Kimono, Detail, 1905, Öl/Lw (Privatsammlung)

New York | The Met Fifth Avenue: Matisse, Derain und der Fauvismus Im Rausch der Farben | 2023

Sommer 1905: Während intensiver neun Wochen begannen Henri Matisse und Andrè Derain im bescheidenen Fischerdorf Collioure am französischen Mittelmeer eine Partnerschaft. Als sie im „Salon d’Automne“ ihre umstrittenen Gemälde präsentierten, bezeichnete ein prominenter französischer Journalist sie als „les Fauves“, also „wilde Tiere“.
13. September 2023
Picasso, Frauenakt mit verschränkten Armen, Studie für Les Demoiselles d'Avignon, Frühjahr 1907, Öl/Lw, 90,5 x 71,5 cm (Musée Picasso, Paris, Inv.-Nr. MP16)

Paris | Musée du Luxembourg: Gertrude Stein und Picasso Erfindung einer Sprache | 2023/24

Indem die Ausstellung im Musée du Luxembourg die Komplizenschaft der beiden Kunstschaffenden untersucht, ermöglicht sie den Erfindungsreichtum von Picasso und Gertrude Stein nachzuzeichnen - und zeigt auch ihre Zeitgenossen und künstlerischen "Nachkommen" von Matisse, Gris und Duchamp über Johns & Rauschenberg zu Warhol und Bob Wilson.
2. September 2023
Henri Matisse, Interieur in Collioure (oder La Sieste), Detail, 1905 (Sammlung Gabriele und Werner Merzbacher, Dauerleihgabe im Kunsthaus Zürich © Succession H. Matisse / 2022, ProLitteris, Zurich)

Basel | Kunstmuseum Basel: Matisse, Derain und ihre Freunde Pariser Avantgarde 1904–1908 | 2023/24

Überblick zur Entwicklung des Fauvismus mit weiblicher Beteiligung! Das Kunstmuseum Basel stellt die Malerinnen Émilie Charmy und Marie Laurencin vor und gibt erstmals Einblick in die Aktivitäten der Galeristin Berthe Weill.
1. September 2023
Marc Chagall, Daphnis et Chloé, Detail, 1961 (Folkwang Museum, Essen © VG Bild-Kunst, Bonn 2022)

Essen | Folkwang Museum: Chagall, Matisse, Miró Made in Paris | 2023

Basierend auf der Sammlung des Museum Folkwang, die um internationale Leihgaben erweitert wird, präsentiert die Ausstellung herausragende Werke, darunter „Jazz“ von Henri Matisse, „La Tauromaquia“ von Pablo Picasso, „A toute épreuve“ von Joan Miró oder die Radierungen Marc Chagalls zur hebräischen Bibel.
27. August 2023
Henri Matisse, La Tristesse du roi [Die Traurigkeit des Königs], 1952, Gouache papers, cut and pasted on paper mounted on canvas 292 × 386 cm (Centre Pompidou, Musée national d’art moderne, Paris © Succession H. Matisse Photo © Centre Pompidou, Mnam-Cci/Philippe Migeat/Dist. Rmn-Gp)

Paris | Centre Pompidou: Henri Matisse 1941–1954 Malerei ohne Grenzen | 2025

Dem Maler der reinen Farben widmet die bedeutende Pariser Institution eine Sonderausstellung kurz bevor sie im Herbst/Winter 2025 ihre Tore für etwa fünfjährige Renovierung schließt.
28. Mai 2023
Henri Matisse, Nu bleu, la grenouille, 1952, mit Gouache bemalte und ausgeschnittene Papiere auf Papier auf Leinwand, 141 × 134,5 cm, Fondation Beyeler, Riehen / Basel, Sammlung Beyeler, © Succession Henri Matisse / 2023, ProLitteris, Zurich, Foto: Robert Bayer

Riehen b. Basel | Fondation Beyeler: Matisse Eine Reise durch Matisses Leben und Werk | 2024/25

Die Fondation Beyeler in Riehen/Basel zeigt im Herbst 2024 die erste Retrospektive zu Henri Matisse (1869–1954) in der Schweiz und im deutschsprachigen Raum seit fast 20 Jahren.
18. Mai 2023
Freda Josephine McDonald, genannt Josephine Baker, US-amerikanische Sängerin, Tänzerin und Revueleiterin, Detail, um 1940 (© bpk / adoc-photos)

Bonn | Bundeskunsthalle: Josephine Baker Freiheit – Gleichheit – Menschlichkeit | 2023

Die Ausstellung beschäftigt sich mit Josephine Baker als Weltstar, Freiheitskämpferin und Ikone. Sie beleuchtet, worauf ihr Erfolg als erster „schwarzer“ Superstar gründete und wie sie die vermeintlichen Stigmata ihrer Hautfarbe in ihre Stärke verwandelte.
6. Mai 2023
Picasso, Buste d´Homme, 1969, Detail (Horten Collection, Wien)

Wien | Horten Museum: Picasso, Chagall, Klein und ihre Zeit Rendez-vous in Paris und der Côte d’Azur | 2023

Sammlungskünstler:innen und ihre Lebensorte in Frankreich von Paris bis in den Midi. Mit Werken von Picasso, Chagall, Klein, Braque, Dubuffet, Laurencin, Léger, Poliakoff, Renoir, Signac, Soutine, de Saint Phalle uvm. | 2023
25. März 2023
Paul Cézanne, Badende (Les Grandes Baigneuses), Detail, um 1894–1905, ÖlLw, 127.2 × 196.1 cm (© National Gallery, London)

London | National Gallery: Cézanne, Klimt, Mondrian, Picasso und die Moderne Europas Radikale Kunst nach dem Impressionismus | 2023

Die National Gallery in London zeigt mit „After Impressionism [Nach dem Impressionismus]“ in acht Räumen, wie moderne Strömungen der Klassischen Moderne fernab von Paris entwickelt wurden.
21. Oktober 2022
Kees van Dongen, Comedia, um 1925 (Heidi Horten Collection)

Wien | Heidi Horten Collection: LOOK Mode in der Kunst trifft auf Look der Sammlerin | 2022/23

Die erste Themenausstellung der Heidi Horten Collection stellt die Museumsgründerin Heidi Goëss-Horten selbst und einen wesentlichen Aspekt ihrer Sammlung in den Mittelpunkt: MODE.
19. Oktober 2022
Henri Matisse, Frau in Blau, Detail, 1937 (Philadelphia Museum of Art © 2022 Succession H. Matisse / Artists Rights Society (ARS), New York)

Philadelphia | Philadelphia Museum of Art: Matisse in den 1930ern Neue Arbeitspraxis rund um „Der Tanz“ | 2022/23

Der Auftrag zum Wandbild „Der Tanz“ veränderte Matisses Arbeitsweise gänzlich. Die Ausstellung zeichnet diesen Prozess in verschiedenen Formaten nach, darunter Staffeleibilder und dekorative Malerei, Skulptur, Druckgrafik, Zeichnung und das illustrierte Buch.
7. Oktober 2022
Gustav Klimt, Judith I, Detail, 1901, Öl/Lw, 98 × 48 × 5 cm (incl. Rahmen) (Belvedere, Wien)

Amsterdam | Van Gogh Museum: Gustav Klimt Retrospektive des Wiener Malerstars mit Fokus auf seine Inspiration durch Monet, Van Gogh und Matisse

Das Van Gogh Museum, Amsterdam, zeigt eine Retrospektive zu Gustav Klimt, incl. den Einfluss der internationalen Avantgarde auf dessen Werk. 100 Gemälde, je 50 von Klimt sowie James McNeill Whistler, Jan Toroop, Claude Monet, Auguste Rodin, Vincent van Gogh, Henri Matisse - Herbst 2020!
13. Mai 2022
Pierre Bonnard, Dans un jardin méridional (La Sieste), Detail, um 1914, Öl auf Leinwand, 84 x 113 cm (Kunstmuseum Bern, Schenkung des Staates Bern, 1935)

Bern | Kunstmuseum Bern: Bonnard, Vallotton und die Nabis Vivre notre temps! | 2022

Die Abschiedsausstellung der Sammlung Hahnloser/Jaeggli thematisiert die Spannungen zwischen Altem und Neuem, zwischen Gegenstand und Farbfläche, Mimesis und Experiment, die sich in den Werken der Nabis aus dieser Übergangszeit niederschlagen.
1. Mai 2022
Henri Matisse, Das rote Atelier, 1910 (MoMA, New York)

New York | MoMA: Henri Matisse. Das rote Atelier Hauptwerk der Klassischen Moderne neu analysiert

Die Matisse-Ausstellung des MoMA bringt „Das rote Atelier“ (1911) mit jenen Objekten und Werken des Künstlers erstmals wieder zusammen, die er darauf abgebildet hat.
12. Januar 2022
Chéri Samba, J’aime la coleur, 2003 (The Jean Pigozzi Collection of African Art, Genf)

Münster | Picasso Museum: Schwarze Moderne – Afrika und die Avantgarde Klassische Moderne und ihre südlichen Vorbilder | 2022

In der aus über 80 Exponaten bestehenden Ausstellung „Schwarze Moderne – Afrika und die Avantgarde“ treffen die Werke afrikanischer Künstler auf Malerei, Skulptur, Grafik, Fotografie und Film der Klassischen Moderne Europas.
12. Januar 2022
Rendezvous der Freunde, Foto Hanna Neaner, Picasso-Museum, Münster

Münster | Picasso Museum: Camoin, Marquet, Manguin, Matisse Das Rendezvous der Freunde | 2021/22

Die Ausstellung vereint Werke der vier Studienfreunde aus der Klasse Gustave Moreau, die als "Fauvisten" 1905 die Kunstwelt auf den (farbigen) Kopf stellten.
12. Oktober 2021
Georges Seurat, Der Zirkus, Detail, 1890/1891, Öl auf Leinwand, 185,5 x 152,5 cm (Musée d’Orsay, Paris)

Paris | Musée d’Orsay: Signac als Sammler

Die Sammlung von Paul Signac spiegelt seinen Blick und seine Vorlieben wider, mit Werken vom Impressionismus, Post-Impressionismus & Fauvismus (Herbst 2021).
21. September 2021
Valentin Serow, Iwan Abramowitsch Morosow, Moskau 1910

Paris | Fondation Louis Vuitton: Morosow Sammlung Ikonen der modernen Kunst erstmals in Paris

2021 überlässt die Fondation Louis Vuitton für fünf Monate die gesamte Galerie den Meisterwerken aus der Sammlung der Brüder Michail Abramowitsch Morosow (1870–1903) und Ivan Abramowitsch Morosow (1871–1921).
14. Juli 2021
Édouard Manet, Nana, Detail, 1877, Öl auf Leinwand, 154 x 115 cm (© Hamburger Kunsthalle/bpk Foto: Elke Walford)

Hamburg | Hamburger Kunsthalle: Impressionismus Deutsch-französische Begegnungen

Französischer und deutscher Impressionismus im Dialog: Hamburgs bedeutende Sammlung neu aufgestellt, gibt einen thematisch geordneten Überblick über das lichtvolle, skizzenhafte Malen links und rechts des Rheins.
2. Juni 2021
Paul Signac, Konstantinopel: Yeni Djami, Detail, 1909, Öl auf Leinwand (Dauerleihgabe, Stiftung Kunst im Landesbesitz, Foto: Rheinisches Bildarchiv Köln)

Köln | Wallraf-Richartz-Museum: Paul Signac „Eine impressionistische Reise durch die eigene Sammlung“

Im Herbst/Winter 2020/21 steht Signacs pointilistisches Hafengemälde „Konstantinopel: Yeni Djami“ (1909) in Köln im Mittelpunkt der Sonderausstellung „Bon Voyage, Signac!“. Rund 60 Gemälde französischer Impressionisten und Postimpressionisten laden zur Reise durch Frankreich (Normandie, Bregtagne, Südfrankreich) - und darübr hinaus - ein.
3. Mai 2021
Paula Modersohn-Becker, Bildnis Lee Hötger vor Blumengrund, Detail, 1906, Öl/Ln, 92,4 x 73,6 cm (Bremen, Museen Böttcherstraße, Paula Modersohn-Becker Museum)

Bremen | Paula Modersohn-Becker Museum: Bernhard Hoetger und Paula Modersohn-Becker in Paris

Bernhard Hoetger (1874–1949) und Paula Modersohn-Becker (1876–1907) trafen einander zum ersten Mal 1906 in Paris. Dort ließen sie sich von der gerade entstehenden Avantgarde - darunter Pablo Picasso, Henri Matisse und André Derain - zu neuen Zugängen inspirieren. Getragen von der Suche nach „Größe“ und „Einfachheit“, entwickelten Hoetger und Modersohn-Becker Antworten auf die Pariser Künstler.
21. Oktober 2020
Henri Matisse, Mädchen mit einer schwarzen Katze, 1910, Öl/Lw, 94 x 64 cm (Privatsammlung)

Paris | Centre Pompidou: Matisse „Matisse wie ein Roman“ zeigt Text-Bild-Verbindungen in Matisses Werk

Die große Matisse-Ausstellungen 2020 in Paris zeigt wichtige Werke des Malers und Grafikers, in denen Text-Bild-Verbindungen im Zentrum stehen.
9. Januar 2020
Edouard Vuillard, La bateau de pêche [Das Fischerboot], Detail, 1908

Winterthur | Reinhart am Stadtgarten: Modernité – Renoir, Bonnard, Vallotton Sammlung Richard Bühler rekonstruiert

Richard Bühler (1879–1967) aus Winterthur trug eine beachtliche Sammlung an Gemälden des Postimpressionismus zusammen, die 1935 versteigert wurde. Im Reinhart am Stadtgarten sind im Herbst 2020 einige der bedeutendsten Werke wieder vereint.
9. Oktober 2019
Pierre Bonnard, Speisezimmer am Land, Detail, 1913, Öl/Lw, 164,5 x 205,7 cm (Minneapolis Institute of Art)

Pierre Bonnard. Die Farbe der Erinnerung Farbenfrohe Moderne mit südfranzösischem Licht

Pierre Bonnards (1867–1947) reifes Werk ab 1909 in leuchtenden Farben, seine Freundschaften mit Vuillard & Matisse und seine Reaktionen auf politisches Zeitgeschehen neu gesehen. Wie zeitgenössisch ist das Werk des französischen Postimpressionisten?
25. September 2019
Henri Matisse, Akt im Wald [Nu dans la forêt], Detail, 1906, Öl auf Holz, 40.6 x 32.4 cm (Brooklyn Museum, Geschenk von George F. Of, 52.150 © Succession H. Matisse/ VG Bild-Kunst, Bonn 2019)

Kunsthalle Mannheim: Henri Matisse „Inspiration Matisse“ beschäftigte französische Fauves und deutsche Expressionisten

„Inspiration Matisse“ in Mannheim zeigt im Herbst 2019 mehr als 100 Werke von Matisse, seinen Einfluss auf die anderen Fauvisten, ergänzt durch die Wirkung seiner Kunst auf den Expressionismus in Deutschland. Zudem unterrichtete Matisse an der Académie Matisse in Paris deutsche Schülerinnen und Schüler wie Hand Purrmann.
27. August 2019
Henri Matisse, Nu de dos (I–II), 1908–1909, Bronze, 190 x 118 x 19 cm / 190 x 118 x 19 cm (Kunsthaus Zürich © Succession Henri Matisse / 2018 ProLitteris, Zürich)

Henri Matisse. Der Plastiker Kunsthaus Zürich zeigt „Matisse – Metamorphosen“

Henri Matisse, ein Plastiker? Neben seiner Arbeit als Maler wollte Henri Matisse auch als Bildhauer Anerkennung finden. Gleich einer Metamorphose wandeln sich seine Bronzen von einer Naturform zu einer Kunstform. Das Kunsthaus Zürich zeigt 2019 Fotografien, Skulpturen, Vorbilder.
  1. Für Matisse spielte er eine „wesentliche Rolle im Kampf gegen die Formlosigkeit des Impressionismus“.
  2. Felix Krämer, Matisse – Bonnard. „Es lebe die Malerei!“, in: Felix Krämer (Hg.), Matisse – Bonnard. „Es lebe die Malerei!“ (Ausst.-Kat. Städel Museum Frankfurt, 2017/18), München 2017, S. 19–41, hier S. 30.
  3. Dita Amory, Die Pose finden. Die Modelle von Pierre Bonnad und Henri Matisse, in: Ausst.-Kat., S. 43–53, hier S. 44.
  4. Zit. nach Ausst.-Kat., S. 8.
  5. Zit. nach Felix Krämer, S. 32.
  6. Zitiert nach Bonnard (Ausst.-Kat. Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung München 28.2.–24.4.1994), München 1994, S. 337.
Alexandra Matzner
Gründerin von ARTinWORDS * 1974 in Linz, Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Romanistik in Wien und Rom. Seit 1999 Kunstvermittlerin in Wien, seit 2004 Autorin für verschiedene Kunstzeitschriften. Jüngste Publiktionen entstanden für das Kunsthaus Zürich, Schirn Kunsthalle Frankfurt, Albertina und Belvedere in Wien.