Francesco Squarcione

Wer war Francesco Squarcione?

Francesco Squarcione (Padua 1397–1468 Padua) war ein Paduaner Maler der Renaissance. Über sein Leben ist nicht allzu viel bekannt. Sein Ruhm und der beträchtliche Einfluss, den er ausübte, gehen auf sein Wirken als Lehrer zurück. Zu seinen Schülern gehörten neben Andrea Mantegna, Niccolò Pizzolo, Marco Zoppo, Carlo Crivelli and Giorgio Schiavone. Mit Sicherheit war Squarcione in seiner Heimatstadt Padua fast ein halbes Jahrhundert lang die dominierende Künstlerpersönlichkeit. Für die Entwicklung der Malerei in Padua ist Francesco Squarcione eine gewiss entscheidende, wenn auch künstlerisch schwer greifbare Gestalt.

Kindheit und Ausbildung

Francesco di ser Giovanni Squarcione wurde 1397 in Padua geboren.

Er absolvierte zunächst eine Lehre als Schneider und Sticker. Bei wem er die Ausbildung zum Maler erhalten hat, ist nicht bekannt. Man sollte jedoch nicht vergessen, dass Padua über eine lebendige Trecento-Tradition verfügte, ausgewiesen durch Werke Altichiero da Zevios und Giusto de' Menabuois, und selbstverständlich durch Giotto di Bondones Meisterwerk, die Freske in der Arena-Kapelle.

Gentile da Fabriano war in der Lombardei und im Veneto zu der Zeit tätig, als Squarcione seine Fähigkeiten erprobte. Außerdem gab es in Padua gewachsene Beziehungen nach Nordeuropa, besonders Österreich und Deutschland, die wohl nicht ohne Einfluss auf seine Entwicklung geblieben sind.

Lehre

Francesco Squarcione unterhielt in Padua eine florierende Malerschule, die im Ruf stand, die Methoden der modernen Malerei (darunter die mathematische Perspektive) zu unterrichten. Zu seinen Schülern zählten Giorgio Schiavone (in den Jahren 1456–1459), Marco Zoppo (1453–1455) und der junge Andrea Mantegna (1441–1448). Laut einer Quelle des 16. Jahrhunderts soll Squarcione 137 Schüler unterrichtet haben. Selbst wenn man darin eine Übertreibung sieht, muss er viele angehende Maler ausgebildet haben, die von nah und fern zu ihm in die Lehre kamen. Man hat Squarcione deshalb auch als den „pictorum pater“1, den Vater der Paduaner Maler(schule) bezeichnet. Der Lehrer adoptierte einige besonders vielversprechende Schüler, wohl nicht zuletzt, um maximal von ihren Talenten zu profitieren.

Francesco Squarcione besaß Zeichnungen von anderen Künstlern und eine Sammlung von Kunstgegenständen.

Werke

Seit mindestens 1423 war Francesco Squarcione Mitglied der Malergilde. Er wurde auf jeden Fall 1426 in einer Urkunde als Maler erwähnt. Möglicherweise Autodidakt, arbeitet er ausschließlich in Padua und Umgebung. Die Stadt war damals ein bedeutendes kulturelles Zentrum mit einer Universität von europäischem Rang.

Der Maler aus Padua wird oft fälschlich und zu seinem Nachteil zum Zeitgenossen des etwa 30 Jahre jüngeren Andrea Mantegnas (um 1431–1506) und seiner anderen Schüler gemacht. Ordnet man ihn aber in die Generation der oberitalienischen Maler wie Antonio Pisanello (um 1395–1455) aus dem nahen Verona und Jacopo Bellini (um 1400–1470/71) aus Venedig, dann erhält Squarciones Beitrag auch in der vorhandenen fragmentarischen Form beträchtliches Gewicht. Wie die anderen beiden galt er als ein Maler, der die perspektivische Konstruktion und die erforderlichen Verkürzungen der Figuren bereits meisterhaft beherrschte.

Squarcione war sicher mit der toskanischen Kunst vertraut, denn 1434 wird er in einer Quelle gemeinsam mit Fra Filippo Lippi als Mitglied einer Jury genannt, die ein Gemälde eines anderen Meisters zu beurteilen hatte. Die Malerei Paolo Uccellos dürfte ein Vorbild für ihn gewesen sein, ebenso die florentinische Plastik, die in der ersten Hälfte des Quattrocento in Padua entstand. Der größte Florentiner Bildhauer, Donatello, hatte zwischen 1443 und 1454 Beispiele für seine Kunst am Hochaltar der Kirche Sant'Antonio, genannt Il Santo, sowie auf der nahen Piazza die Reiterstatue des „Gattamelata“ geschaffen. In dieser Zeit stand Squarcione in direktem Kontakt mit Donatello.

Es gibt zwei heute noch erhalten, gesicherten Werke, die in einer Phase entstanden sind, als der Künstler rund fünfzig Jahre alt war:

  • „Madonna mit Kind“ (um 1448), Holz, 80 x 68 cm, signiert mit „OPVS SQVARCIONI/PICT/ORIS“ (Gemäldegalerie, Staatliche Museen preußischer Kulturbesitz, Berlin)
  • Die Verherrlichung des Hl. Hieronymus, das sog. De-Lazara-Altarbild (1449–1452), Holz, 175 x 220 cm (Museo Civico, Padua): Dieses Werk ist gut dokumentiert.

 

Madonna mit Kind (um 1455)

Die signierte „Madonna mit Kind“ in Berlin gehört zu den beiden berühmten Bildern Squarciones. Dieses Tempera auf Pappelholz ausgeführte, 87 × 69,50 cm große Tafelbild wird oft mit Donatello in Zusammenhang gebracht, vor allem wegen des kleinen Details aus dem „Wunder des sprechenden Neugeborenen“ vom Altar des Heiligen Antonius in der gleichnamigen Basilika in Padua, das er um 1450 schuf. Squarciones Madonna, die nachweisbare Ähnlichkeiten mit der Plastik des Florentiners aufweist, konnte in die gleiche Zeit datiert werden. Möglicherweise ist sie von der Familie De Lazara in Auftrag gegeben worden. Andererseits steht das Gemälde stilistisch Filipo Lippis „Madonna di Corneto Tarquinia“ von 1437 nahe. Das Kind benimmt sich gegenüber seiner Mutter genauso stürmisch, und auch das pausbäckige Gesicht und die zierlichen Gesichtszüge legen eine Verbindung nahe.

Die Stärke des Bildes liegt im eigenwilligen Nebeneinander der En-face-Darstellung des Kindes und der strengen Profilansicht der Mutter. Die Madonna im strengen Profil erinnert an Kompositionsschemata von Donatellos Madonnenreliefs. In seiner Sammlung von Reliefs und Abgüssen nach antiken und zeitgenössischen Kunstwerken, für die Squarcione weithin berühmt war und die nicht zuletzt auch die Anziehungskraft seiner Malerschule ausmachte, dürften sich auch Reliefs aus dem Umkreis der Donatello-Werkstatt befunden haben. Hierzu zählen Motive wie die Plakette der „Maria mit Kind in einer Nische“ oder eine ähnliche Komposition, die als Plakette und Stuckrelief bekannt ist und von der die auffällige Geste der linken Hand Mariens im Gemälde übernommen wurde.2

Ein roter Apfel liegt auf einem Sims, der den Betrachter von dem dargestellten Paar trennt. Er wirkt beinahe so, als sei er der oberen Girlande entnommen. Ein solches stilllebenhafte Element sollte in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts im Madonnenbild zum gängigen Repertoire werden. Besonders Giovanni Bellini benutzte es gern. Die Berliner „Madonna“ ist Beleg für einen persönlichen Stil Squarciones, der viele Maler der folgenden Generation beeindruckt hat.

 

De-Lazara-Altarbilder

Das Altarbild für die Kapelle der Familie De Lazara ist ein eher konventionelles Polyptychon mit fünf Tafeln in einem reichverzierten Rahmen. Die Mitteltafel zeigt einen sitzenden HI. Hieronymus in einem realistisch aufgefassten Interieur. Es erlaubt auf der linken Seite einen Durchblick in die Ferne und auf der rechten Seite einen Blick in eine Absidenkapelle,

Das zentrale Bildfeld ist fast doppelt so breit wie die anderen vier, auf denen die Heiligen Lucia, Johannes der Täufer, Antonius Abbas und Justina dargestellt sind. Die fünf Figuren passen größenmäßig nicht gut zusammen, die flankierenden Heiligen stehen auf Marmorpodesten vor goldenem Hintergrund und wirken wie gemalte Statuen. Dieser Bruch wirkt in einem Werk aus der Mitte des 15. Jahrhunderts beinahe antiquiert.

Urteilt man allein nach diesem Gemälde, so dürfte Squarcione einem frühreifen Maler wie Andrea Mantegna, der in den Jahren, als das De-Lazara-AÎtarbild entstand, bereits als unabhängiger Meister auftrat, kaum mehr als das Handwerk beigebracht haben.

Anfang der 1460er Jahre hielt sich Squarcione kurz in Venedig auf.

Tod

Francesco Squarcione starb 1468 in Padua.