Paris | Musée Marmottan Monet: Giovanni Segantini

Giovanni Segantini, Mittag in den Alpen, Detail, 1891, 77,5 x 71, 5 cm (Segantini Museum, St. Moritz)
Giovanni Segantini (1858–1899) ist eine Schlüsselfigur des europäischen Symbolismus und Divisionismus im ausgehenden 19. Jahrhundert. Umso erstaunlicher ist, dass das Musée Marmottan Monet ihm im Frühjahr und Sommer 2026 seine erste Pariser Einzelausstellung widmet . „Voglio vedere le mie montagne [Ich möchte meine Berge sehen / Je veux voir mes montagnes]“ soll der Künstlers kurz vor seinem Tod ausgerufen haben.
Giovanni Segantini (1858–1899). « Je veux voir mes montagnes »
[Giovanni Segantini (1858–1899). „Ich möchte meine Berge sehen“]
Frankreich | Paris: Musée Marmottan Monet
29.4. – 16.8.2026
Giovanni Segantini in Paris 2026
Die Ausstellung vereint rund sechzig Werke – Gemälde, Pastelle und Zeichnungen – und zeichnet den kometenhaften Aufstieg eines Künstlers nach, der die Alpenlandschaften zum Mittelpunkt einer ebenso ästhetischen wie spirituellen Suche machte. Von der Lombardei in Italien bis zum Engadin in der Schweiz fing Segantini die Kraft der Natur ein und enthüllte ihre symbolische Dimension, weit jenseits des Realismus. Er träumte davon, auf der Weltausstellung 1900 in Paris auszustellen, ws durch seinen frühen Tod im Jahr 1899 jäh beendet wurde.
Mehr als ein Jahrhundert später würdigt diese von Gabriella Belli und Diana Segantini kuratierte Ausstellung endlich Giovanni Segantinis visionäre Landschaften und seine einzigartige, bemerkenswert moderne Art, einen Dialog zwischen Mensch und Natur zu schaffen.
- Giovanni Segantini, Mittag in den Alpen, 1891, 77,5 x 71, 5 cm (Segantini Museum, St. Moritz)
Anselm Kiefer will auch die Berge sehen
Im Rahmen dieser Retrospektive zeigt das Musée Marmottan Monet eine Auswahl von Werken Anselm Kiefers mit dem Titel „Voglio vedere le mie montagne [Ich möchte meine Berge sehen]“. Diese Hommage an Segantini wurde im Frühjahr 2023 dem Publikum vorgestellt und verweist zugleich auf Segantini wie auch ein Werk von Joseph Beuys, dem Kiefer während seiner prägenden Jahre an der Düsseldorfer Akademie begegnete.
Für Kiefer gilt allerdings, dass „der Titel oft nicht die Erklärung des Bildes ist, sondern vielmehr eine Anspielung“. Wie viele seiner anderen Werke, inspiriert von Versen geliebter Dichter, Mythologien und Legenden aus allen Kulturen und Breitengraden und daher reich an lyrischen und epischen Anklängen, schafft der Kiefer eine poetische und ergreifende Landschaft aus Gipfeln und Bergen, die jene des symbolistischen Malers Segantini übertreffen wollen. Gebirgszüge, die als ideale und zugleich bedrohliche Orte erscheinen, Zeugen einer turbulenten und sich ständig wandelnden Natur, werden in Schichten von Farbe und Stimmung effektvoll dargestellt. Für den „Alchemisten“ Kiefer ist es ein unvollendetes Werk, zu dem er immer wieder zurückkehrt. Wichtiger als die von Segantini gemalten „Berge“ ist das, was zwischen ihnen oder außerhalb der Leinwände geschieht, denn, wie der deutsche Künstler erklärt:
„Kunst ist wie eine Reise entlang eines Berggipfels; man kann jeden Moment zur Seite stürzen.“1
Die großformatigen Leinwände zeigen eine kraftvolle und beunruhigende Landschaft. Auf der Bildfläche verwendet Kiefer die Schrift als ein „poetisches Wort“, das sich frei bewegt – in diesem Fall kehrt es oft wieder und verfolgt sich selbst. „Ich möchte meine Berge sehen“ – für Giovanni Segantini – über den dunklen, erdigen Gipfeln, vom Licht der Dämmerung oder der Nacht erleuchtet. Doch die Texte spielen eine ambivalente Rolle und verleiht dem Bild mitunter unerwartete Interpretationen. 2
Kuratiert von Gabriella Belli, Kunsthistorikerin, und Diana Segantini, freie Kuratorin und Spezialistin für das Werk von Giovanni Segantini.
- Anselm Kiefer, Voglio vedere le mie montagne für Giovanni Segantini, 2023, Installationsaufnahme Galleria La Rumma, Neapel, 2023
Bilder
- Giovanni Segantini, Mittag in den Alpen, 1891, 77,5 x 71, 5 cm (Segantini Museum, St. Moritz)


