Anita Malfatti
Wer war Anita Malfatti?
Anita Malfatti (São Paulo 2.12.1889–6.11.1964 São Paulo) war eine brasilianische Malerin der Klassischen Moderne (→ Klassische Moderne). Sie gilt als die erste Künstlerin, die europäische und amerikanische Stile der Moderne in Brasilien einführte.
Kindheit
Anita Catarina Malfatti wurde am 2. Dezember 1889 in São Paulo als Tochter eines italienischen Vaters und einer US-amerikanischen Mutter geboren. Sie machte dort auch ihre Schulausbildung. Schon früh zeigte sie Interesse für Malerei, das durch ihre Mutter gefördert wurde. Eine angeborene Atrophie ihres rechten Arms zwang sie, für das Malen die linke Hand zu benutzen.
Ausbildung
Malfatti begann ihr Studium am Mackenzie College in São Paulo, doch die begrenzte Kunstwelt Brasiliens reichte nicht aus, um ihre Neugier zu befriedigen, und so ging sie 1912 nach Berlin.
Von 1912 bis 1914 hielt sich Anita Malfatti in Berlin auf, studierte bei Fritz Burger-Muhlfeld (1867–1927), Lovis Corinth (1858–1925) und Ernst Bischoff-Culm. Während dieser Zeit lernte sie den deutschen Expressionismus kennen.1 Die junge Malerin besuchte die Sonderbundausstellung in Köln (Mai bis September 1912), was sie nachhaltig beeinflusste. Auf der Ausstellung wurde eine große Zahl von Künstlern ausgestellt. Obwohl viele postimpressionistische Maler ausgestellt waren, stahl der Kubismus bei weitem die Schau. Homer Boss war in der Ausstellung vertreten.
Nach einem kurzen Aufenthalt in Brasilien reiste Malfatti 1915 nach New York, studierte dort an der Independent School of Art und erhielt Einblicke in den Kubismus. Malfatti studierte bei den Künstlern Homer Boss, George Bridgman und Dimitri Romanoffsky, den größten Einfluss hatte jedoch Homer Boss aufgrund seiner umfassenden Studien der menschlichen Anatomie. Boss setzte ein Verständnis der Muskulatur des Körpers voraus, was Malfatti half, ihre Technik zu verfeinern.
Werke
Anita Malfatti stellte erstmals unter dem Titel „Exposição de Pintura Moderna [Moderne Malerei]“ (12.12.1917–11.1.1918) in São Paulo aus. Diese Einzelausstellung führte zu scharfen Auseinandersetzungen, obwohl die Malerin sogar aus Rücksicht auf die Bevölkerung keine Akte zeigte. Ihr expressionistischer Stil und ihre Themen waren revolutionär für die selbstgefällig altmodischen Kunsterwartungen der Brasilianer:innen, die nach einer nationalen Identität in der Kunst suchten, aber nicht auf die internationalen Einflüsse vorbereitet waren. In Brasilien wurde Malfatti schlichtweg als fremde Künstlerin ohne Verbindung zur brasilianischen Kultur angesehen. Als ihr wichtigstes Werk gilt das damals gezeigte Gemälde „A boba [Dumme Frau/Idiotin]“ (Museum für zeitgenössische Kunst der Universität von São Paulo). Während ein Kritiker ihre Bilder mit „Zeichnungen der Insassen von Irrenhäusern“ verglich, wurde sie von Oswald de Andrade (1890–1954) verteidigt, da dieser mit den futuristischen Werken von Marinetti vertraut war.
Im Jahr 1922 nahm Malfatti an der „Semana de Arte Moderna [Woche der modernen Kunst]“ in São Paulo teil und bildete mit Tarsila do Amaral (1886–1973), mit der sie schon unter George Elpons studiert hatte Mário de Andrade (1893–1945), Oswald de Andrade und Menotti Del Picchia (1892–1988). die sogenannte „Grupo dos Cinco [Gruppe der Fünf]“. Die Zeit ab 1922 gilt als erste Phase des Modernismo brasileiro. Mit Mário de Andrade verband Malfatti eine lebenslange Freundschaft.
Ein Stipendium für eine Reise nach Paris (1923) führte dazu, den Expressionismus aufzugeben. 1928 kehrte sie nach São Paulo zurück, wo sie ihre künstlerische Karriere auf konventionellere Art weiterführte und vor allem Porträts und Stillleben malte.
Tod
Anita Malfatti starb am 6. November 1964 im Alter von 74 Jahren in São Paulo.