- Bartolomé Esteban Murillo, Selbstporträt, Detail, um 1650–1655, Öl/Lw, 107 x 77.5 cm (The Frick Collection, New York, Gift of Dr. and Mrs. Henry Clay Frick II, 2014 © The Frick Collection, New York)
Bartolomé Esteban Murillo
Bartolomé Esteban Murillo (Sevilla 1.1.1618–3.4.1682 Madrid) war ein spanischer Maler des Barock. Neben Diego Velázquez und Francisco de Zurbarán gehört er zu den bedeutendsten Künstlern des sogenannten „Goldenen Zeitalters“ der spanischen Malerei (→ Die Ära Velázquez). Obwohl Murillo auch allegorische Szenen und Genreszenen malte, war der Großteil seiner Produktion für religiöse Institutionen (Orden, Bruderschaften) bestimmt. Außerdem schuf er Gemälde für die meisten der angesehenen kirchlichen Institutionen seiner Stadt. Heute ist Murillo vor allem für seine religiösen Gemälde – seine mildtätigen Heiligen und die Darstellungen der Unbefleckten Empfängnis – und für seine Genreszenen mit Straßenjungen bekannt.
Kindheit
Bartolomé Esteban Murillo wurde am 1. Januar 1618 in der Pfarrkirche von Santa María Magdalena in Sevilla getauft. Der Junge wurde mindestens ein paar Tage zuvor, in den letzten Dezembertagen 1617 geboren. Murillo war das 14. Kind des Wundarztes Gaspar Esteban († 1627) und der Maria Perez Murillo(† 1628), die in der Nähe des Klosters San Pablo lebten. María Pérez Murillo stammte aus einer sevillanischen Maler- und Silberschmiedefamilie. Im Sevilla des 17. Jahrhunderts wurden beide Familiennamen der Eltern auf das Kind übertragen, weshalb Bartolomé Esteban Murillo heißt. Später schien er den Nachnamen seiner Mutter vorgezogen zu haben und verwendete als Erwachsener Murillo statt Esteban.
Am Jahreswechsel 1627/28 starben Murillos Eltern innerhalb von einem Monat, und er wurde in die Obhut seines Schwagers Juan Augustin Lagares gegeben. Seine ältere Schwester Ana zog den Elfjährigen in der Folge auf. Bartolomé wuchs mit seiner älteren Schwester Ana und ihrem Ehemann Juan Agustín Lagares, der wie sein Schwiegervater Barbier und Chirurg war, auf und lebte bis zu seiner Heirat bei ihnen.
Ausbildung
Um 1630 begann Bartolome Esteban Murillo seine Lehre bei dem Maler Juan del Castillo (1584–1640). Sein Lehrer war ein angeheirateter Cousin von María Pérez Murillo, der allerdings nur ein mittelmäßiges Talent hatte. Murillo verbrachte einen Großteil des Jahrzehnts mit ihm.
Im Jahr 1633 plante er, nach Kolumbien auszuwandern. Es ist unbekannt, ob er die Reise unternommen hat. Palomino berichtete, dass Murillo,
„nachdem er genug gelernt hatte, um sich durch das Malen für die Jahrmärkte [was damals sehr häufig vorkam] seinen Lebensunterhalt zu verdienen, eine Reihe von Gemälden malte, die nach Indien geschickt werden sollten“, doch „obwohl einige ausländische Autoren [wie Joachim von Sandrart und ein Italiener] sagten, er sei als Jugendlicher nach Indien und dann nach Italien gegangen, waren sie schlecht informiert, denn ich habe diesen Punkt mit großer Sorgfalt bei sehr alten und absolut vertrauenswürdigen Männern untersucht, die ihn genau kannten, und so etwas gab es nicht […] die Person, die tatsächlich nach Indien ging, war sein Sohn, Don José Murillo, ein Mann mit großem Maltalent und noch größerem Potenzial, und er starb dort, als er noch sehr jung war.“1
Ehe und Kinder
Im Februar 1645 verließ der 27-jährige Murillo das Haus seiner Schwester und heiratete in der Kirche der Magdalena (in der er auch getauft worden war) die fünf Jahre jüngere Beatriz de Sotomayor y Cabrera, die in derselben Gemeinde lebte. Murillo zog mit seiner Ehefrau in das Geburtshaus Murillos in der Nähe von San Pablo, wo ihre ersten beiden Kinder geboren wurden: María (1646) und José Felipe (1647).
Als er als Maler in Sevilla größeren Erfolg hatte, zog Murillo 1647 in die Calle Corral del Rey in der Nähe von San Isidoro, wo zwei weitere Kinder geboren wurden: Isabel Francisca 1648 und José 1650. Zwischen 1651 und 1663 lebte Murillo mit seiner Familie in mehreren Häusern in einer anderen Gemeinde der Stadt, nämlich San Nicolás. 1651 bewohnte er ein Haus in der Calle de la Escuela, 1657 zog er in die Calle de Madre de Dios und bald darauf in die Calle de la Botica (heute Calle Guzmán el Bueno). Während sie in der Gemeinde San Nicolás lebten, wurden drei weitere Kinder geboren: Francisco Miguel 1653, Francisca María 1655 und Gabriel 1657. Diesen Geburten folgten jedoch mehrere Todesfälle. Murillos Schwester Ana starb 1654 und ihr Ehemann Juan Agustín zwei Jahre später; auch der junge Sohn des Malers, Francisco Miguel, starb etwa zur selben Zeit.
Ein weiterer Sohn, Gaspar, wurde 1661 geboren. Zwei Jahre später, 1663, zog der Künstler erneut um, in die Calle de San Jerónimo in der Gemeinde San Bartolomé, wo er etwa zwanzig Jahre blieb. Die Geburt einer Tochter in diesem Jahr führte zum Tod von Murillos Frau.
Von den neun Kindern des Paares erreichten nur vier das Erwachsenenalter: José, Francisca María, Gabriel und Gaspar. Murillos einzige überlebende Tochter trat 1668 unter dem Namen Schwester Francisca de Santa Rosa dem Dominikanerkloster La Madre de Dios bei. Zwei seiner Söhne, Gaspar und José, schlugen ebenfalls eine kirchliche Laufbahn ein. José starb jedoch 1679, und Gabriel ging 1677 nach Amerika. Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte Murillo in der Gesellschaft seines einzigen verbliebenen Sohnes Gaspar, der Kanoniker an der Kathedrale von Sevilla geworden war.
Werke
Die ersten herausragenden Werke Murillos entstanden zwischen 1638 und 1640: „Maria übergibt dem Hl, Dominikus den Rosenkranz“ (Sevilla, Erzbischöflicher Palast) für den Kreuzgang der Klosterkirche des Franziskanerordens und „Die Heilige Familie“ (Stockholm, Nationalmuseum). Den Bilderzyklus für die Franziskaner malte er in einem naturalistischen Stil war Murillo maßgeblich von den Werken der Sevillaner Diego Velázquez (1599–1660) und Francisco de Zurbarán (1598–1664) beeinflusst.
Es wird vermutet, dass Murillo wahrscheinlich eine Reise nach Madrid unternahm, die aber nicht belegt ist (1642–1645). Im Jahr 1644 wurde Murillo Mitglied der Cofradia del Rosario der Kirche de La Magdalena.
1644 begann Murillo eines der ehrgeizigsten Projekte seiner frühen Karriere, einen Zyklus von elf großen Gemälden für den Kreuzgang des Klosters San Francisco el Grande (heute zerstört).2 In den nächsten zwei Jahren arbeitete er am gesamten Zyklus, in dessen Mittelpunkt das Leben heiliger Franziskaner stand. Diese frühen Werke waren noch der Kunst sevillanischer Maler der vorherigen Generation wie Zurbarán und Francisco de Herrera el Viejo verpflichtet. Die Figuren tauchen vor düsterem Hintergrund auf, während sie in göttliches Licht getaucht werden und den Erzählungen Gestalt verleihen, die als eine Reihe von Visionen unter den Bögen des kleinen Kreuzgangs erschienen wären. In der sogenannten „Engelsküche“, einem der Gemälde aus dieser Serie, sind viele Merkmale von Murillos Kunst bereits sichtbar. Die Engel mit ihren eleganten und lieblichen Gesichtszügen sind die Vorgänger vieler späterer religiöser Figuren des Künstlers. Der Rhythmus der Komposition – mit seinem langsamen Tempo entlang der horizontalen Leinwand und der klar im Raum platzierten einzelnen Figur oder Figurengruppe – wurde zu einem charakteristischen Merkmal von Murillos Kunst. Auch Elemente des Stilllebens und der Porträtmalerei tauchen in diesen frühen religiösen Werken auf.
Von 1645 bis 1650 arbeitete Murillo an den Bildern „Der Läusefänger“ (Paris, Musée du Louvre), „Trauben- und Melonenesser“ (München, Alte Pinakothek) und „Die Immaculata“ der Franziskaner (Sevilla, Museo de Bellas Artes). Diese Bilder der Armut, der Lumpen, Straßenhändler und Schurken gehören zu Murillos außergewöhnlichsten, wenn auch typischsten Werken.
Am 9. Mai 1646 stellte der Maler einen Lehrling für sechs Jahre ein. Es entstand der Zyklus für das Kloster der Franziskaner in Sevilla, darunter ein so bedeutendes Werk wie die „Engelsküche“ (Paris, Musée du Louvre).
Selbstporträts
Von Murillo sind heute nur zwei Selbstporträts bekannt, eines in der Frick Collection in New York und das andere in der National Gallery in London. Obwohl es unmöglich ist, dies zu beweisen, ist es wahrscheinlich, dass es sich um die von Antonio Palomino erwähnten und im Besitz von Gaspar Murillo befindlichen Selbstporträts handelt. Es handelt sich um die Hauptbilder, die über die Jahrhunderte hinweg die Gesichtszüge eines der bedeutendsten Künstler Spaniens in einer Zeit verewigt haben, die traditionell als das Goldene Zeitalter der spanischen Kunst bezeichnet wird. Zudem handelt es sich um zwei der außergewöhnlichsten Selbstporträts, die je in Spanien entstanden sind.
Pestepidemie
Eine Pestepidemie dezimierte 1649 die Stadtbevölkerung von Sevilla innerhalb von fünf Monaten um die Hälfte. Dieser folge 1651 eine Hungersnot und 1652 Aufstände, die durch hohe Brotpreise ausgelöst wurde. Der damit einhergehende Rückgang kirchlicher Förderung veranlasste Murillos Konkurrenten Francisco de Herrera d. Ä. (1590–1654) und Francisco de Zurbarán, Sevilla zu verlassen und dauerhaft an den Hof in Madrid zu ziehen. Murillo dagegen blieb relativ unberührt von der sich verschlechternden Wirtschaftslage Sevillas. Murillo wurde von wichtigen Mäzenen aus Handel und Klerus gefördert, die ihr Vermögen stabil halten konnten und daher in der Lage waren, die hohen Preise des Künstlers zu bezahlen.
Religiöse Werke
Am 30. November 1650 vollendete Murillo „Das Letzte Abendmahl“ (Sevilla, Santa Maria La Blanca). Am 7. April wurde Miguel de Mañara (1627–1679), ein berühmter Sammler und Mäzen, Pate des vierten Kindes des Malers. In dieser Zeit hatte Murillo bereits beste Kontakte zu Kunstinteressierten, so hielt er sich 1651 in Marchena bei dem Duque de Arcos auf.
In der ersten Hälfte der 1650er Jahre entstanden: „Die Rosenkranzmadonna“ (Florenz, Palazzo Pitti), „Die Erziehung der Jungfrau Maria“ (Madrid, Museo del Prado), „Die Übergabe der Kasel an den HI. Ildefonso“ (Madrid, Museo del Prado). Das Gemälde „Die Immaculata mit dem Bruder Juan de Quiros“ (1652, Sevilla, Erzbischöflicher Palast) entstand. Murillo malte die „Hl. Leander“ und „Hl. Isidor“ (1655) für die Hauptsakristei der Kathedrale von Sevilla. Dafür wurde Murillo öffentlich zum besten Maler der Stadt erklärt.
Im Jahr 1656 erhielt Murillo den prestigeträchtigsten kirchlichen Auftrag seines Lebens: ein großes öffentlich zugängliches Gemälde für die Kathedrale von Sevilla. Er malte für das Baptisterium der Kathedrale ein übergroßes Gemälde, das den Heiligen Antonius von Padua und das Jesuskind darstellt.3 Die Engel nehmen den größten Teil der Leinwand ein und bilden einen himmlischen Rahmen für das Jesuskind, das dem Heiligen Antonius erscheint. Der Heilige kniet am unteren Rand der Komposition und blickt zur Erscheinung auf. Jedem Betrachter des 17. Jahrhunderts wäre das Gemälde selbst als eine im Dunkeln stattfindende Engelsvision in der Kapelle der Kathedrale erschienen. Dies bleibt eines der berühmtesten Werke Murillos.
In der zweiten Hälfte der 1650er Jahre schuf Murillo die Szenen aus dem Leben des Hl. Johannes des Täufers für das Kloster San Leandro in Sevilla (1655–1660) und „Die Vision des HI. Antonius“ (1656) für die Taufkapelle der Kathedrale von Sevilla.
Im April 1658 hielt sich Murillo in Madrid auf, wo er den Hof besuchte und sich mit Künstlerkollegen traf, darunter Velázquez, Francisco de Zurbarán und Alonso Cano. Der Aufenthalt war kurz, Ende des Jahres war Murillo wieder zurück in Sevilla. Das Studium der europäischen Werke in der königlichen Sammlung – vor allem die Werke von Tizian, Peter Paul Rubens und Anthonis van Dyck – förderte die Entwicklung seines eigenen, reifen Stils. Diese Gemälde sind durch einen fließenden Farbauftrag und leuchtendes Sfumato gekennzeichnet.
Murillo gründete 1660 die Akademie in Sevilla. Bartolome Esteban Murillo und Francisco Herrera der Jüngere waren die Gründungspräsidenten der Akademie.
Die großen Gemälde für die Kirche Santa María la Blanca in Sevilla entstanden in der ersten Hälfte der 1660er Jahre, sowie das „Portrait des Justino de Neve“, seines Mäzens und Freundes (London, National Gallery), die „Immaculata del Escorial“ (Madrid, Museo del Prado), „Das Christuskind als guter Hirte“ (Madrid, Museo del Prado).
Im Jahr 1661 malte Murillo „Die Geburt der Jungfrau Maria“ (Paris, Musée du Louvre).
Als Murillo in den 1660er Jahren eine Reihe bedeutender Aufträge religiöser Gemälde für die Kirche Santa Maria la Blanca (1665), das Kapuzinerkloster in Sevilla (1665–1670) sowie das Hospital de la Caridad (1667–1672) erhielt, stand sein künstlerisches Rang bereits außer Frage.4 Zum Zyklus des Monasterio de los Capuchinos in Sevilla gehören die Bilder „Der Hl. Franziskus in der Portiuncula-Kapelle“ (Köln, Wallraf-Richartz-Museum), „Hl. Leander und HI. Bonaventura“ (in situ) und „HI. Justinus und HI. Rufina“ (in situ).5 Außerdem entstanden die Gemälde für den Altar des „Hl. Thomas von Villanueva“; die Bilder sind aufgeteilt auf die Sammlungen von Cincinnati, Los Angeles, München und Sevilla6. Es folgte eine Serie von elf Gemälden für das Hospital de la Caridad, die Murillo 1667 begann.7 Diese großen Gemälde konzentrieren sich auf biblische Themen im Zusammenhang mit den Sieben Werken der Barmherzigkeit, darunter „Die heilige Elisabeth von Ungarn kümmert sich um die Armen“8 (um 1672). Viele Gemälde dieser Zeit zeigen die Heiligen, wie sie sich um die Armen kümmern, Almosen verteilen oder sie körperlich pflegen. Der Adel und der Klerus Sevillas förderten solche wohltätigen Taten besonders.9
In seinem letzten Lebensjahrzehnt schuf Murillo zahlreiche Andachtsbilder. In den Gemälden dieser Zeit wurden Murillos Farben heller und seine Palette weicher, wie beispielsweise in der „Rosenkranzmadonna“ (1675–1680).10
Im Jahr 1671 arbeitete Murillo an der Dekoration für die Kapelle des Sagrario der Kathedrale anlässlich der Feiern zur Kanonisierung des Hl. Ferdinand.
Zu den letzten Werken Murillos gehören Gemälde für die Kapuzinerkirche in Cádiz, darunter „Die Mystische Hochzeit der HI. Katharina“ (1680, Cadiz, Monasterio de los Capuchinos).
Porträts
Nur etwa fünfzehn Porträts von ihm oder ihm zugeschriebene Porträts sind erhalten geblieben, aber wir wissen, dass es noch mehr gab. Inventare aus dieser Zeit belegen, dass heute verlorene Porträts unter anderem von Diego Ortiz de Zúñiga, Ambrosio Spínola, Erzbischof von Sevilla, und dem Marquis von Leganés vorhanden sind.11
Murillos frühestes Porträt aus dem Jahr 1650 zeigt „Juan Arias de Saavedra“ (Sammlung der Herzogin von Cardona). Das Porträt fügt sich in die Tradition aristokratischer Halbfiguren ein, ist jedoch aufgrund der komplexen Gestaltung der fiktiven Steinrahmenelemente außergewöhnlich. Die lateinische Inschrift, die höchstwahrscheinlich von einer literarischen Figur aus Sevilla stammt, ist ein markanter Teil der Komposition.
Das Metropolitan Museum of Art, New York, besitzt das erste bekannte ganzfigurige Porträt von Bartolomé Esteban Murillo: „Ein Ritter von Alcántara oder Calatrava“12 (um 1650–1655). Während der 1650er Jahre schuf Murillo eine Reihe von Porträts der andalusischen Aristokratie nach diesem etablierten Vorbild. Die Ritter stehen in ihrer patrizischen Strenge und schwarzen Kleidung in kargen, dramatisch beleuchteten Räumen.
Murillos Reise nach Madrid im Jahr 1658 prägte seine Porträtmalerei nachhaltig. Stil und Stimmung seiner Porträts ändern sich nach 1658 drastisch. Das erste dieser neuen Typologie ist ein vermutlich in Madrid begonnenes Gemälde von „Íñigo Melchor Fernández de Velasco“. Auf der Rückseite der Originalleinwand, auf der auch der Porträtierte identifiziert ist, ist es mit 1659 datiert.13 Eindeutig sind Murillos Porträts dadurch großartiger und eindrucksvoller geworden. Erstmals zeigt er die Porträtierten auf einer Terrasse und er bemühte sich, eine tiefere psychologische Durchdringung zu erreichen.
Bartolomé Esteban Murillos ehrgeizigstes und bei weitem größtes Porträt ist das von Antonio Hurtado de Salcedo y Mendoza, dem ersten Marquis von Legarda.14 Hier verwendete er das Thema der Jagd, um ein für sein Werk neuartiges Bild zu schaffen. Hurtado de Salcedo war Staatssekretär von König Philipp IV. und obwohl er einen Teil seines Lebens in Madrid verbrachte, besaß er ein Haus in Sevilla, in der Pfarrei San Bartolomé, und war daher in den frühen 1660er Jahren ein Nachbar von Murillo. Don Antonio steht in einem Jagdkostüm, eine Mütze und ein Gewehr in Händen haltend. Er wird von drei Jagdhunden und einem Diener begleitet, der eine große Anzahl Rebhühner auf dem Boden zusammenträgt. Die Vögel und die Hunde werden innerhalb des Gemäldes zu einem großen Stillleben. Indem Murillo Hurtado de Salcedo in die offene Landschaft versetzte, beschrieb er ihn als aristokratischen Landbesitzer, dessen Macht und Gesundheit mit seinem Land verbunden sind.
Das außergewöhnlichste Porträt im Werk von Murillo zeigt „Justino de Neve“ und wurde 1665 vom Künstler gemalt.15 Das Wappen im Hintergrund des Gemäldes und die dazugehörige Inschrift identifizieren den Dargestellten und sein Alter (vierzig) und geben an, dass das Porträt ein Geschenk von Murillo an seinen Freund war.16 Neve besaß mindestens achtzehn Gemälde von Murillo und war maßgeblich daran beteiligt, dem Maler in den 1660er und 1670er Jahren bedeutende Aufträge zu sichern, insbesondere die Lünetten für Santa María la Blanca und Gemälde für das Hospital de los Venerables Sacerdotes.
Das „Portrait des Nicolas Omazur“ (1672, Museo del Prado, Madrid) gehört zu den bedeutendsten Werken des Künstlers in diesem Genre.
Mitgliedschaften
- 1644: Aktives Mitglied der Rosenkranz-Bruderschaft seiner Pfarrkirche La Magdalena (abgerissen), die mit dem Dominikanerkloster San Pablo in Verbindung stand.
- 1662: Dritter Orden des Hl. Franziskus
- 10. Mai 1665: Murillo wurde Mitglied der Sevillaner Cardidad-Bruderschaft (Hermandad de la Caridad). Dieses Heim und Hospital hat sich der Armenpflege verschrieben. Murillo verteilte selbst Brot unter den Armen, da die persönliche und praktische Ausübung der Nächstenliebe als Gottesdienst empfohlen wurde. Für dessen Kirche schuf er zwischen 1667 und 1670 die Darstellungen der „Sieben Werke der Barmherzigkeit“.
Tod
Murillos letzter Auftrag war eine Serie von Gemälden für die Kapuzinerkirche von Cádiz. Laut Palomino war
„Murillo zudem so bescheiden, dass man sagen kann, er sei aus reiner Sittsamkeit gestorben. Denn als er auf einem Gerüst stand, um ein sehr großes Bild der Heiligen Katharina für das Kapuzinerkloster in Cádiz zu malen, stolperte er beim Hinaufsteigen, und da seine Eingeweide gerissen waren, traten sie heraus. Um seine Schwäche nicht zu zeigen oder sich untersuchen zu lassen, starb er im Jahr 1685 an diesem unerwarteten Unfall, im Alter von etwa 72 Jahren.“17
Es ist möglich, dass der durch den Sturz verursachte Leistenbruch zu seinem Tod führte. Bartolome Esteban Murillo starb am 3. April 1682 und wurde in der örtlichen Pfarrkirche Santa Cruz begraben. Sein Nachlassinventar wurde am 27. Mai 1682 erstellt.
Obwohl Murillo als bestbezahlter Künstler Sevillas angesprochen werden konnte, war er so wenig am Gelderwerb interessiert, dass er zum Zeitpunkt seines Todes kein Vermögen besaß. Dies wird durch den bescheidenen Wert seiner auf der Nachlassliste aufgeführten Besitztümer dokumentiert.




