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Basel | Kunstmuseum Basel: 100 Jahre panafrikanische figurative Malerei When We See Us | 2024

Zandile Tshabalala, Two Reclining Women, 2020, Acrylfarbe auf Leinwand, 91.5 x 122 cm (Privtsammlung, © bei der Künstlerin, Courtesy of the Maduna Collection, © Zandile Tshabalala Studio)

Zandile Tshabalala, Two Reclining Women, 2020, Acrylfarbe auf Leinwand, 91.5 x 122 cm (Privtsammlung, © bei der Künstlerin, Courtesy of the Maduna Collection, © Zandile Tshabalala Studio)

Wie haben Künstler:innen des afrikanischen Kontinents und seiner Diaspora den Alltag in den letzten 100 Jahren erlebt und künstlerisch verarbeitet? Um diese Frage zu beantworten, unternahm das Team rund um Koyo Kouoh, Direktorin und leitende Kuratorin des Zeitz MOCAA im südafrikanischen Kapstadt, eine intensive Recherche. Das Resultat ist eine umfassende Schau, die Werke von rund 120 Künstler:innen vereint: Es entstand ein Kaleidoskop der afrikanischen figurativen Malerei der letzten 100 Jahre.

When We See Us. Hundert Jahre panafrikanische figurative Malerei

Der Titel der Ausstellung ist inspiriert von der Netflix-Miniserie „When They See Us“ (2019) der afroamerikanischen Regisseurin Ava DuVernay, die thematisiert, wie Schwarze Jugendliche von Weißen als potenzielle Verbrecher:innen und damit als Bedrohung wahrgenommen werden. Der Austausch des „They“ zu „We“ im Ausstellungstitel steht für eine Umkehrung der Perspektive: Die ausgestellten Werke rücken die Sichtweise der Künstler:innen ins Zentrum. Die über 150 Kunstwerke sind in sechs Kapitel gegliedert. Sie tragen die Titel Alltag, Freude und Ausgelassenheit, Stille, Sinnlichkeit, Spiritualität sowie Triumph und Emanzipation.

 

Triumph und Emanzipation

„Triumph und Emanzipation“ thematisiert den Stolz auf die eigene Geschichte und das Erreichte - trotz widrigster Umstände und jahrhundertelanger Unterdrückung. Im Erdgeschoss des Museums begegnen die Besucher:innen weltbekannten Ikonen wie in Chéri Chérins Gemälde „Obama Revolution“ (2009) auf Augenhöhe mit namenlosen, aber starken Figuren wie in Ibrahim El-Salahis „Portrait of a Sudanese Gentleman“ (1951). Dargestellt sind Personen, die sich um die Kulturgüter der Vorfahren kümmern, oder engagierte Politiker:innen und Menschen, die Erfolg und gesellschaftliche Anerkennung repräsentieren.

Künstler:innen: Benny Andrews, Margaret Taylor Burroughs, Chéri Chérin, Kudzanai Chiurai, Aboubacar Diané, Ibrahim El-Salahi, Ben Enwonwu, Gherdai Hassell, Wifredo Lam, Akinola Lasekan, Mustafa Maluka, Eria Nsubuga ‘Sane’, Augustin Okoye, George Pemba, Chéri Samba, Mmapula Mmakgabo Helen Sebidi, Gerard Sekoto, Katlego Tlabela, Cyprien Tokoudagba

 

Sinnlichkeit

In „Sinnlichkeit“ werden schwarze Körper so intim und selbstbewusst gezeigt, wie es der westliche Bilderkanon in der Vergangenheit kaum zugelassen hat. Roméo Mivekannins „Le modèle noir, d’après Félix Vallotton“ (2019) bezieht sich ebenso direkt auf diesen Kanon wie Sahara Longes „Reclining Nude with Lemon“ (2021). Das Kapitel zeigt die vielfältigen Spektren von Sinnlichkeit, Liebe und intimer Zuneigung. Allen Werken gemeinsam ist das selbstbestimmte Handeln der Akteur:innen.

Künstler:innen: Nina Chanel Abney, Olusegun Adejumo, Tunji Adeniyi-Jones, Maxwell Alexandre, Tiffany Alfonseca, Dominic Chambers, Somaya Critchlow, Njideka Akunyili Crosby, Elladj Lincy Deloumeaux, Aboubacar Diané, Ibrahima Kébé, Yoyo Lander, Sahara Longe, Danielle McKinney, Roméo Mivekannin, Moké, Geoffrey Mukasa, Chris Ofili, Kambui Olujimi, Tschabalala Self, Monsengo Shula, Mickalene Thomas, Bob Thompson, Kehinde Wiley

 

Spiritualität

Ein Schwarzer Alltag ohne Spiritualität ist gemäß den Kuratorinnen kaum denkbar. Das Kapitel steht für das „dreifache Erbe“, das der kenianisch-amerikanische Schriftsteller Ali Mazrui (1933–2014) in seinem Buch „The Africans: A Triple Heritage“ beschrieben hat: ‘Black Life’ in seiner Durchlässigkeit für einheimische, islamische sowie christliche Traditionen und Rituale. Die hier präsentierten Werke zeigen gelebte Spiritualität, darunter Jacob Lawrences „Genesis Creation“ (1989) und Michael Armitages „The Dumb Oracle“ (2019).

Künstler:innen: Michael Armitage, Gerard Bhengu, Wilson Bigaud, Edouard Duval Carrié, Aaron Douglas, Scherezade García, Jacob Lawrence, Cassi Namoda, Malangatana Ngwenya, Kambui Olujimi, Emma Pap’, Naudline Pierre, Prosper Pierre-Louis, María Magdalena Campos Pons, Cinga Samson, Gerard Sekoto, Devan Shimoyama, Alex Shyngle, Sthembiso Sibisi, Olivier Souffrant, Pamela Phatsimo Sunstrum, Nirit Takele

 

Alltag

Gemälde wie Aaron Douglas’ „Boy with a Toy Plane“ (1938), William H. Johnsons „The Reader“ (1939), Joy Labinjos „Gisting in the Kitchen“ (2018) oder Johnny Arts’ Werbeplakat für „Ozor International Barber also Specialist in Hair Dying and Shampooing“ (1962) zeigen die Schönheit des alltäglichen Lebens. Das Kapitel präsentiert öffentliche und private Szenen mit Momenten der Freude oder der Kontemplation: in der Familie, in der Gemeinschaft, beim Spiel, in der Schule, beim Wassertragen oder Haareflechten.

Künstler:innen: Johnny Arts, Malang Badji, Romare Bearden, Aaron Douglas, Gervais Emmanuel Ducasse, Ben Enwonwu, Ablade Glover, Gavin Janties, William H. Johnson, Kangudia, Ibrahima Kébé, Joy Labinjo, Petson Lombe, Marvelous Mangena, Luis Meque, Moké, Meleko Mokgosi, Richard Mudariki, Theresa Mungure, Lavar Munroe, Chemu Ng’ok, Nicholous Njau, Boris Nzebo, Antoine Obin, Télémaque Obin, Bruce Onobrakpeya, George Pemba, Horace Pippin, Kingsley Sambo, Gerard Sekoto, Ancent Soi, Moustapha Souley, Edward Saidi Tingatinga, Zandile Tshabalala, Sane Wadu, Richard Witikani

 

Freude und Ausgelassenheit

Den Momenten des Feierns und der Freizeitvergnügen widmet sich das Kapitel „Freude und Ausgelassenheit“: Für ein Lied oder einen Tanz bleibt immer Zeit, so die Kuratorinnen. In Esiri Erheriene-Essis „The Birthday Party“ (2021) wird für Steve Biko gesungen, in Philomé Obins „Un mardi de Carnaval“ (1960) im Umzug mitgefeiert oder in Romare Beardens „Jazz Rhapsody“ (1982) den Rhythmen gelauscht.

Künstler:innen: Romare Bearden, Esiri Erheriene-Essi, Barkley L. Hendricks, Clementine Hunter, Jacob Lawrence, Arjan Martins, Moké, Cinthia Sifa Mulanga, Eric Ndlovu, Nicholous Njau, Nestor Vuza Ntoko, Philomé Obin, George Pemba, Chéri Samba, Matundu Tanda, Katlego Tlabela, Charles White

 

Ruhe

Momente der Ruhe sind der Ausgelassenheit ebenbürtig. Der dritte Stock des Hauses Gegenwart lässt Platz dafür. Hier wird sich auf dem Sofa geräkelt wie in „Sundials and Sonnets“ (2019) von Wangari Mathenge, übers Land spaziert wie in Toyin Ojih Odutolas „Surveying the Family Seat“ (2017) oder einfach nur sitzend die Ruhe genossen wie in Kudzanai-Violecherit Hwamis „An evening in Mazowe“ (2019) – entspannte Menschen überall, allein oder in trautem Gespräch.

Künstler:innen: Cornelius Annor, Gideon Appah, Firelei Báez, Amoako Boafo, Beauford Delaney, Kudzanai-Violet Hwami, Wangari Mathenge, Neo Matloga, Sungi Mlengeya, Ian Mwesiga, Thenjiwe Niki Nkosi, Toyin Ojih Odutola, Eniwaye Oluwaseyi, Marc Padeu, Zéh Palito, Otis Kwame Kye Quaicoe, Henry Taylor, Zandile Tshabalala, Kehinde Wiley, Lynette Yiadom-Boakye

 

Ausgestellte Künstler:innen

Michael Armitage (Kenya / UK), Njideka Akunyili Crosby (Nigeria / USA), Romare Bearden (USA), Ben Enwonwu (Nigeria), Joy Labinjo (UK), Jacob Lawrence (USA), Danielle McKinney (USA), Sungi Mlengeya (Tansania), Mmapula Mmakgabo Helen Sebidi (Südafrika), Chéri Samba (Demokratische Republik Kongo / Frankreich), Amy Sherald (USA), Cyprien Tokoudagba (Benin), Zandile Tshabalala (Südafrika), Lynette Yiadom-Boakye (UK) und vielen mehr.

Kuratiert von Tandazani Dhlakama und Koyo Kouoh.