Michael Armitage
Wer ist Michael Armitage?
Michael Armitage (*1984, Nairobi) ist ein britisch-kenianischer Maler der Gegenwart (→ Zeitgenössische Kunst). In seinen Ölgemälden finden sich Elemente ostafrikanischer und europäischer Maltraditionen. Die Themen sind oft inspiriert durch aktuelle politische, soziale und gesellschaftliche Ereignisse.
Michael Armitage lebt und arbeitet in Nairobi, London und Indonesien.
Kindheit & Ausbildung
Michael Armitage wurde 1984 in Nairobi, Kenia, geboren. Seine Mutter ist Kenianerin, sein Vater Brite. Armitage wuchs in Kenia auf, studierte an der Slade School of Fine Art, London, die er 2007 mit dem Bachelor abschloss. Anschließend absolvierte er an der Royal Academy of Arts in London ein Postgraduiertenstudium (bis 2010).
Werke
Michael Armitages überwiegend großformatigen Gemälde wechseln zwischen ostafrikanischen und europäischen Perspektiven und Genres, die teilweise von aktuellen politischen Themen und Ereignissen bestimmt sind. Beispielsweise setzte er sich in einer Serie von acht Gemälden mit den kenianischen Parlamentswahlen von 2017 und den damit einhergehenden Unruhen auseinander. Die Ikonographie Ostafrikas steht im Mittelpunkt seiner Werke: die städtische und ländliche Landschaft, die koloniale und moderne Architektur, Werbetafeln, die üppige Vegetation und das vielfältige Tierleben. Hinter einer reichen Farbpalette und den Bildern, wie Träumen entsprungen, verbirgt sich jedoch eine subtile Darstellung der manchmal harten Realität Kenias: Politik, soziale Ungleichheit, Gewalt und extreme Unterschiede im Wohlstand. Im Gegenzug reflektiert Armitage das manchmal Absurde des Alltäglichen und kommentiert so die Gesellschaft als auch die umgebende natürliche Welt, indem er eine lyrische und trügerische Vision davon wiedergibt.
Sein Malstil verbindet die Einflüsse beider Kulturkreise, in dem er Elemente, Motive oder Farbkombinationen namhafter Künstler der europäischen Maltradition wie Tizian, Francisco de Goya, Edouard Manet, Paul Gauguin, Vincent van Gogh oder Egon Schiele in seine Werke einfließen lässt.
Lubugo
Bei einer Vielzahl seiner Bilder verwendet Michael Armitage statt einer Leinwand Lubugo, ein Rindentuch, das traditionell von den Baganda in Süd-Uganda aus der Rinde der Natalfeige Ficus natalensis gewonnen wird. Die Rinde wird vom Stamm gelöst und so lange bearbeitet, bis sie elastisch ist und gespannt werden kann. Anschließend wird der Feigenbaum zur Regenerierung mit Bananenblätter umhüllt. Traditionell wurde Lubugo bei Krönungs- und Heilungsritualen sowie als Leichentuch genutzt; mittlerweile kommt das Material auch im Kunsthandwerk zum Einsatz. Michael Armitage entdeckte Lubugo 2011 an einem Touristenstand in Nairobi. Die Verwendung von Lubugo ist für Michael Armitage gleichzeitig ein Versuch, das Thema seiner Bilder zu verorten und zu destabilisieren, wie er selbst formuliert. Die Unregelmäßigkeiten der Oberfläche des Materials bestimmen nicht nur die Art und Weise des Farbauftrags, sondern tragen letztlich zu Armitages unverwechselbarer amorphen Darstellungsform bei. Mit dem Auftragen mehrerer dünnflüssiger Lasuren schafft er so die vielschichtige, transparente und diffuse Farbenwelt, die seinen Bildern eine mystisch, traumhafte Anmutung verleiht. Auch Bruch- oder Nahtstellen des Materials lässt er bis in die Komposition der Bilder hineinwirken.
Nairobi Contemporary Art Institute (NCAI)
Im Jahr 2020 gründete Armitage das Nairobi Contemporary Art Institute (NCAI) – eine gemeinnützige Einrichtung, die sich zur Aufgabe macht, Raum für Kunst in Nairobi zu schaffen und insbesondere zeitgenössische Kunst in Ostafrika zu fördern und zu unterstützen. Das Institut verfügt über eine Bibliothek für zeitgenössische Kunst, die in Zusammenarbeit mit dem Künstlerkollektiv Kuona Artists Collective, Nairobi um ein Archiv zu Aktivitäten und Ausstellungen von Künstlerinnen und Künstlern sowie der Kunst Ostafrikas ergänzt werden soll.
Ausstellungen
Armitage hat Einzelausstellungen im MoMA New York, dem Haus der Kunst München, der Royal Academy of Arts in London, der Fondazione Sandretto Re Rebaudengo in Turin, der Kunsthalle Basel und im White Cube Bermondsey. Gruppenausstellungen führten ihn auf die Venedig Biennale 2019, zur Lyon Biennale 2015 oder in die Scottish National Gallery of Modern Art in Edinburgh.
Das Haus der Kunst in München zeigte 2020/2021 bislang die umfassendste Präsentation seiner Werke in einem Museum und zugleich seine erste in Deutschland. Konzipiert wurde die Ausstellung in Zusammenarbeit mit der Royal Academy of Art, die etwas mehr als 10 Jahre nach Armitages Abschluss an der Akademie diese Präsentation von 15 seiner großformatigen Gemälde aus den letzten sechs Jahren übernimmt. Ergänzt ist diese Ausstellung mit einer Auswahl an Arbeiten ostafrikanischer Künstler des 20. Jahrhunderts, wie Meek Gichugu, Jak Katarikawe, George Lilanga, Theresa Musoke, Asaph Ng'ethe Macua, Elimo Njau, Magdalene Odundo und Sane Wadu. Armitage wählte diese Künstler wegen ihrer wichtigen Rolle bei der Gestaltung der figurativen Malerei in Kenia bzw. Ostafrika aus. Auch hatten diese Künstler einen tiefgreifenden Einfluss auf seine eigene künstlerische Entwicklung.
Im Mai 2022 gab die Royal Mint bekannt, dass er eine neue 1-Pfund-Münze für das Vereinigte Königreich entwirft, die 2023 ausgegeben wird.