Kehinde Wiley
Wer ist Kehinde Wiley?
Kehinde Wiley (* 28.2.1977 in Los Angeles, Kalifornien) ist ein US-amerikanischer Maler der Gegenwart (→ Zeitgenössische Kunst). Er ist bekannt für seine realistischen Porträts dunkelhäutiger Menschen, in denen er kunsthistorische Vorbilder zitiert. Präsident Barack Obama wählte Kehinde Wiley 2017 für sein Porträt in der Galerie der Smithsonian National Portrait Gallery.
Kindheit
Kehinde Wiley wurde am 28. Februar 1977 in Los Angeles, Kalifornien, als Sohn von Freddie Mae Wiley und Isaiah D. Obot geboren; er hat einen Zwillingsbruder und weitere vier Geschwister. Wileys Vater gehört den Yoruba (Ibibio) an und studierte als Stipendiat in den USA. Er verließ die Familie schon vor er Geburt seiner Zwillingssöhne, weshalb Kehinde Wiley ihn erst im Alter von 20 Jahren kennenlernte.
Freddie Mae Wiley musste die sechs Kinder des Paares allein großziehen. Die Familie lebte von Sozialhilfe und dem begrenzten Einkommen aus dem „Gebrauchtwarenladen“ seiner Mutter, der aus einem Stück Bürgersteig vor ihrem Haus bestand.
Kehinde Wiley nahm als Kind an einem kostenlosen Programm teil, mit dem Kinder aus den sozial benachteiligten Stadtvierteln mit Kunst in Berührung kamen. Mit 11 Jahren wurden er und sein Bruder eingeladen (1989), gemeinsam mit 48 Kindern nach St. Petersburg (Sowjetunion) zu fahren und in einem Workshop in Leningrad Murals zu malen. In dieser Phase begann sich Wiley für das Porträtmalen zu begeistern. Er stellte fest, dass sein Bruder darin besser war; daraufhin entstand eine Konkurrenz zwischen den beiden. Damals entstand der Wunsch, Kunst zu einem Beruf zu machen. Er sah aber noch keine Möglichkeit, als Künstler zu leben, sondern plante, Kunstlehrer zu werden.
Ausbildung
Kehinde Wiley studierte an der Los Angeles County High School for the Arts. Danach schloss er das San Francisco Art Institute mit dem Bachelor of Fine Arts (BfA) und die Yale University mit dem Master of Fine Arts ab.
Im Laufe seiner Ausbildung lernte Kehinde Wiley die Kunstwelt kennen und erkannte, dass Kritik wenig mit dem Werk und viel mit dem Umfeld des Kritikers bzw. der Kritikerin und der Kunstschaffenden zu tun hat. Dadurch entwickelte sich für ihn die Option, selbst als Künstler zu arbeiten.
Werke
Die Anfänge von Wileys mittlerweile berühmten Porträts lassen sich bis zu seiner Zeit in Harlem, New York, während seines Aufenthalts im Studio Museum zurückverfolgen. Dort stieß er auf ein zerknittertes Fahndungsfoto, das von der New Yorker Polizei veröffentlicht worden war. Darauf war ein Foto eines Afroamerikaners in den Zwanzigern mit seinen grundlegenden persönlichen Daten zu sehen. Wiley behielt dieses Fahndungsfoto, weil es seine Sicht auf das, was Porträtmalerei sein könnte, veränderte. Er fühlte sich in seiner Meinung über die Darstellung schwarzer Männer in der Stadt bestätigt. Und doch: Wiley sah, dass etwas fehlte. Daraufhin wandte er sich der Malerei des 18. Jahrhunderts zu und begann, diese neue Art des Porträts mit jenen der Alten Meister zu vergleichen. Dies inspirierte Wiley zur Kombination aus neuen, modernen Porträts und den klassischen Bildnissen. Das Fahndungsfoto setzte er in mehreren Arbeiten um, darunter den Gemälden „Conspicuous Fraud Series #1 (Eminence)“ (201.3 × 201.3 × 8.3 cm, Studio Museum in Haarlem) sowie „Mugshot Study“ (2006).
Obama Porträt
Barack Obama wählte Kehinde Wiley, um sein offizielles Porträt für die National Portrait Gallery zu malen (2017). Nach der Enthüllung des Gemäldes im Februar 2018 starteten Alt-Right-Aktivisten eine Kampagne gegen Wiley mit Hinweis auf dessen Holofernes-Darstellungen von 2012, in denen die triumphierende Täterin schwarz und das Opfer der Enthauptung eine weiße Frau ist (auf Grundlage eines Gemäldes von Giovanni Baglione). Hier handelte es sich um die erste Serie, die Kehinde Wiley Frauen widmete.
„Was ich tue, ist, mit der Sprache der Macht zu spielen, die in der westlichen Staffeleimalerei seit Hunderten von Jahren existiert, und ich versuche, bestimmte Aspekte davon für meine eigenen Zwecke zu nutzen.“ (Kehinde Wiley)
Heute ist Kehinde Wiley bekannt für monumentale Gemälde, die Afroamerikaner:innen in Posen darstellen, die an die klassischen Werke der Alten Meister erinnern. Seine Arbeit wurde auch als „Bling-Bling baroque“ bezeichnet.1 Mitte 2006 hatte er einen Auftritt in der ersten improvisierten Reality-TV-Fernsehserie „Artstar“, die in der New Yorker Kunstszene spielte.
Ausstellungen
Im Jahr 2010 zeigte der Kunstsammler Thomas Olbricht in seinem neuerbauten Ausstellungshaus Me Collectors Room an der Auguststraße in Berlin Wileys Gemälde „Equestrian Portrait of Philip II“, das Michael Jackson beim Künstler in Auftrag gegeben hatte.
Kehinde Wiley wird intensiv in den USA ausgestellt.