0

Basel | Kunstmuseum: Rembrandts Orient Orientalisch-exotisch Motive in der niederländischen Malerei des 17. Jahrhunderts

Rembrandt und Werkstatt, Mann in orientalischer Tracht, Detail, um 1635, Öl/Lw, 98.5 x 74.5 cm (National Gallery of Art, Washington, Andrew W. Mellon Collection, Inv.-Nr. 1940.1.13)

Rembrandt und Werkstatt, Mann in orientalischer Tracht, Detail, um 1635, Öl/Lw, 98.5 x 74.5 cm (National Gallery of Art, Washington, Andrew W. Mellon Collection, Inv.-Nr. 1940.1.13)

Rembrandt van Rijn und seine Zeitgenossen nutzten auffallend häufig orientalische Kostüme in ihren Werken. Die Stadt Amsterdam war dank ihres enormen Handels mit Asien, Afrika und der Levante ein gewaltiges Warenhaus für Güter aus dem Nahen und Fernen Osten. Diese materiellen Objekte versahen niederländische Autoren und Verleger mit einem intellektuellen und historischen Fundament, das zu einem tieferen Verständnis des Orients beitrug. Rembrandt und andere Maler des Goldenen Zeitalters der Niederlande schöpften freimütig aus diesen Quellen und bereicherten ihr Werk um exotische Motive.

Rembrandts Sammlung

Für jemanden, der sein Heimatland anscheinend niemals verlassen hat, verfügte Rembrandt van Rijn über einen erstaunlich grenzenlosen Horizont. Als Künstler, Sammler und Bürger kam er mit Kunstwerken, Gebrauchsgegenständen und Menschen aus allen Teilen der damals bekannten Welt in Kontakt. Rembrandts Neugierde auf alles Fremde und sein unstillbarer Appetit als Sammler waren schon zu seinen Lebzeiten legendär und inspirierten ihn auf einzigartige Weise in seinem Schaffen.

Amsterdam als Tor zum Orient

Amsterdam, sein Lebensmittelpunkt, bot dafür ideale Voraussetzungen als Sitz und Heimathafen der Niederländischen Ost- und Westindienkompanien sowie weiterer Handelsgesellschaften Die Stadt war im 17. Jahrhundert ein wahrhafter kultureller Schmelztiegel. Der Anblick von Gesandten und Handelsreisende aus fernen Gegenden gehörte in der jungen Niederländischen Republik zum Alltag.

„Rembrandts Orient“ in Basel

Die Ausstellung konzentriert sich auf einen der folgenreichsten Stränge dieser Konstellation: Der Orient – verstanden als nicht eindeutig definierter geographischer Sammelbegriff für diverse außereuropäische Kulturen des Ostens – regte Rembrandts Fantasie sein gesamtes künstlerisches Leben hindurch an. Er befeuerte die Vorstellung des Malers von den Schauplätzen biblischer Historien, einem seiner bevorzugten Genres. In Selbstbildnissen zeigte sich der Künstler mehrfach in exotischer Kostümierung.

Seine Kopien nach am Hof der Großmoguln entstandenen Miniaturen bilden eine noch nie dagewesene Anerkennung asiatischer Kunst durch einen holländischen Künstler, und schließlich war er ein begeisterter Käufer von japanischem Papier, das er gerne für seine Radierungen verwendete.

Die Werkauswahl beschränkt sich nicht auf die Person Rembrandts. Neben Schöpfungen seiner Künstlerkollegen und Schüler werden auch Publikationen und andere Quellen zum damaligen Verständnis des Orients gezeigt. Erst durch diesen breiteren Kontext wird anschaulich, was an Rembrandts Verhältnis zum Osten einerseits zeittypisch war und worin sich andererseits seine Einstellung zu diesem Kulturraum von derjenigen seiner Zeitgenossen unterschied.

Rembrandts Orient untersucht die Reaktionen der Künstler des Goldenen Zeitalters in Holland aber noch aus einem anderen Grund: Indem sie ihre eigene Lebensumgebung mit Vorbildern aus dem Osten kontrastierten, trugen sie maßgeblich zur Herausbildung und Definition jener spezifisch europäischen Identität bei, die bis zum heutigen Tag immer wieder neu verhandelt wurde und wird.

Die Ausstellung „Rembrandts Orient. Westöstliche Begegnung in der niederländischen Kunst des 17. Jahrhunderts“ wird vom Museum Barberini Potsdam gemeinsam mit dem Kunstmuseum Basel, das über eine große Sammlung holländischer und flämischer Malerei des 17. Jahrhunderts verfügt, organisiert.
Kuratiert von Bodo Brinkmann und Gastkurator Gary Schwartz.
Quelle: Kunstmuseum Basel

Rembrandts Orient: Bilder

  • Rembrandt und Werkstatt, Mann in orientalischer Tracht, um 1635, Öl/Lw, 98.5 x 74.5 cm (National Gallery of Art, Washington, Andrew W. Mellon Collection, Inv.-Nr. 1940.1.13)

Weitere Beiträge zu Rembrandt

2. März 2024
Rembrandt van Rijn, Susanna, Detail, 1636, Öl/Holz, 47.4 x 38.6 cm (Mauritshuis, Den Haag)

Amsterdam | Rembrandthuis: Rembrandt als Regisseur Geschichtenerzähler mit Sinn für Dramatik | 2024

Rembrandt, ein Geschichtenerzähler mit Sinn für Dramatik, experimentierte mit Kostümen, Licht und Posen. Das Rembrandt-Haus beleuchtet seine Vorgangsweise.
9. Dezember 2023
Bartholomeus van der Helst, Zwei Regentinnen und zwei Regenten des Spinhuis, Detail, 1650, Öl auf Leinwand, 219 x 305 cm (Amsterdam Museum, Amsterdam)

Frankfurt | Städel Museum: Kunst und Gesellschaft in Rembrandts Amsterdam Goldene Zeiten? | 2024/25

War das "Goldene Zeitalter" der niederländischen Barockmalerei wirklich so "golden"? Das Städel hinterfragt Kunst und Gesellschaft, die im 17. Jhdt auf Kolonialismus und Weltwirtschaft, auf Glaubenskrieg (80-jähriger Krieg) und Migration aufbaute. Gruppenporträts der städtlischen Eliten - allen voran von Rembrandt, Bartholomeus van der Helst uvm. - bilden Macht und Reichtum ab; sie stehen auch für neuartige künstlerische Lösungen.
16. April 2023
Verena Bretschneider (vormals Georgy Bretschneider), Adam, Detail, 1989, Materialbild (ALBERTINA, Wien – Sammlung Dagmar und Manfred Chobot | © Verena Bretschneider)

Wien | Albertina modern: The Beauty of Diversity Neuerwerbungen und Außenseiter:innen | 2024

Die Ausstellung bringt die Diversität unserer Zeit, die Vielfalt der Identitäten und Kunstformen, der Materialien und Geschlechter zur Sprache. Zudem legt sie ein Augenmerk auf die Außenseiter:innen der Kunst und will eine Inklusion von hervorragenden und bislang wenig beleuchteten Positionen bewirken.

Aktuelle Ausstellungen

3. April 2024
Bruno Gironcoli, Ohne Titel, 1980-1985 (ALBERTINA, Wien – Schenkung von Agnes Essl © Bruno Gironcoli)

Wien | Albertina modern: Bruno Gironcoli – Toni Schmale Zeichnungen und Skulpturen | 2023/24

31. März 2024
Käthe Kollwitz, Frau mit totem Kind, Detail, 1903 (MoMA, New York)

New York | MoMA: Käthe Kollwitz

Diese Ausstellung umfasst etwa 120 Zeichnungen, Druckgrafiken und Skulpturen, die Käthe Kollwitz' politisches Engagement und ihren intensiven, stets forschenden kreativen Prozess hervorheben.
27. März 2024
Brancusi, Atelier, Einblick

Paris | Centre Pompidou: Constantin Brâncuşi Größte Ausstellung jemals | 2024

Vermutlich während der Olympischen Spiele in Paris plant das Centre Pompidou eine Hommage an Brâncuşi.