Dirck van Baburen

Wer war Dirck van Baburen?

Dirck van Baburen (um 1592/93–21.2.1624) war ein führender Maler in Utrecht, Niederlande, und prägte den Utrechter Caravaggismus. Nach einem Aufenthalt in Italien brachte er Kompositionsstrategien von Caravaggio in die Niederlande mit und zählt deshalb zu den bedeutendsten Malern des niederländischen Barock. Der jung verstorbene Künstler hinterließ ein kleines Œuvre von etwa 40 Gemälden.

Dirck van Baburen wurde in Wijk bij Duurstede bei Utrecht geboren. Er erhielt seine erste künstlerische Ausbildung bei Paulus Moreelse in Utrecht. Im Jahr 1611 wurde er zum letzten Mal als Mitglied der lokalen Malergilde gelistet. Kurz danach reiste van Baburen nach Italien; vermutlich kam er im Herbst 1612 oder m Frühjahr 1613 in Rom an. In historischen Quellen wird ein von ihm signiertes und 1615 datiertes Altarbild mit dem Martyrium des hl. Sebastian in Parma erwähnt; das gilt als der früheste Hinweis für seinen Aufenthalt in Italien. In Rom lebte Dirck van Baburen gelegentlich mit seinen Kollegen und Landsmännern David de Haen (1619) und Nicolas Régnier (Sommer 1620) zusammen.

Dirck van Baburens wichtigster Auftrag in Rom sind seine Gemälde für Pietro Cussida in der Pietà-Kapelle in San Pietro in Montorio. Für seine „Grablegung“ orientierte er sich an Caravaggios „Grablegung“ (1602/03) in der Grabkapelle von Girolamo Vittrice in der Chiesa Nuova in Rom. Weitere wichtige Einflüsse gingen von seinen Zeitgenossen Bartolomeo Manfredi und Jusepe de Ribera aus. Dirck van Baburen ging in seinem Naturalismus jedoch über die Wirklichkeitsbeobachtung von Caravaggio hinaus. Als einziger der Utrechter Maler und der flämisch-holländischen Künstlergruppe Bentvueghel (gegründet 1617–1620) war Dirck van Baburen Mitglieder der Accademia di San Luca in Rom. Sein Spitzname „Bier vliech [Bierfliege]“ mag darauf hindeuten, dass er ein starker Trinker war.

Zu den berühmtesten Bildern von Dirck van Baburen gehört die „Grablegung Christi“ (1617/18, San Pietro in Montorio & Centraal Museum, Utrecht). Es sind nicht weniger als 29 Kopien, drei Kupferstiche und acht Zeichnungen nach der Komposition nachweisbar. Das Original ist ein Altarbild in der Pietà Kapelle in San Pietro in Montorio in Rom; das Centraal Museum in Utrecht besitzt die einzige eigenhändige Kopie Baburens. Die Grabkapelle gehörte dem spanischen Diplomaten und Kunstsammler Pietro Cussida (?–1622), der unter den Königen Philip III. und Philipp IV. diente. Der damals 22 oder 23 Jahre alte Maler erhielt den ehrenvollen Auftrag im Jahr 1617. Die Kopie des Hochaltarbildes war wohl für eine Kunstsammlung Cussidas in dessen Heimat Saragossa gedacht. Baburens „Grablegung“ geht auf Caravaggios Gemälde mit dem gleichen Thema zurück, das dieser 1602/03 für die Familienkapelle von Girolamo Vittrice in der Chiesa Nuova in Rom gemalt hatte (Musei Vaticani, Pinacoteca Vaticana).

Dirck van Baburen kehrte im Herbst 1620 oder spätestens im Winter 1621 nach Utrecht zurück und starb unverheiratet im Alter von 32 oder 33 Jahren am 21. Februar 1624. Häufig wurde angenommen, dass er der Pest zum Opfer fiel; desgleichen könnte er sich aber auch im besonders harten Winter, der einen Dammbruch und Überflutungen zur Folge hatte, an einer Erkältung verstorben sein. In den letzten Jahren seines Lebens malte Dirck van Baburen zunehmend nicht religiöse Motive, wie zum Beispiel Musiker als Halbfiguren. Das erste Bild, das er nach seiner Rückkehr aus Rom ausführte, zeigt einen „Knaben mit einer Maultrommel“ (1621, Centraal Museum, Utrecht) – das einzige Nachtstück in seinem gesamten Werk. Die Halbfigur könnte Hendrick ter Brugghen, der seit seiner Rückkehr ausschließlich Historiengemälde gemalt hatte, inspiriert haben, es seinem Caravaggisti-Kollegen gleichzutun. Auch er wandte sich Musikern in Halbfiguren zu. Das in Italien von Girolamo Savoldo erfundene und von Caravaggio und seinen Zeitgenossen in Rom populär gemachte Thema der Musiker wurde von Dirck van Baburen in die Niederlande gebracht und weiterverbreitet. Nicht nur in Utrecht, sondern auch in Haarlem und Leiden erfreuten sich danach Darstellungen von Musikern großer Beliebtheit.

Als sein letztes Bild gilt „Achilles vor dem toten Körper des Patroclus“ (1624, Museumslandschaft Hessen Kassel, Gemäldegalerie Alte Meister, Kassel).

Beiträge zu Dirck van Baburen

Utrechter Caravaggisti im neuen Licht

Drama im Kerzenschein – dafür waren und sind die Caravaggisti aus den Niederlanden, Frankreich, Spanien und Italien berühmt. Das Centraal Museum in Utrecht und ab April 2019 die Alte Pinakothek in München konzentrieren sich auf drei Maler aus Utrecht und vergessen dabei nicht, auf die internationale Szene im Rom der 1610er und 1620er Jahre hinzuweisen. Dirck van Baburen, Hendrick ter Brugghen und Gerard van Honthorst studierten die Werke Caravaggios und ihrer Zeitgenossen in Rom, erlangten dort bereits Ruhm und brachten das Wissen um Nachtszenen, künstlichen Kerzenschein, dramatisches Komponieren, barocken Pathos mit nach Utrecht.