Dirck Vellert

Wer war Dirck Vellert?

Dirck Vellert (Amsterdam 1480/85–um 1547 Antwerpen) war ein flämischer Maler der Renaissance. Der Maler, Zeichner, Glasmaler und Kupferstecher schuf auch kleine Druckgrafiken zur Andacht, die in Alben eingelegt wurde. Sein heute erhaltenes zeichnerisches Œuvre übertrifft das seiner Zeitgenossen bei Weitem (→ Renaissance-Malerei in Flandern). Dabei signierte er medienübergreifend sowohl Rundscheiben als auch Druckgrafiken sowie einige seiner gezeichneten Entwürfe mit „DV“ und mit einem Stern.

Werke

Dirck Vellert war ab 1511 Mitglied der Antwerpener Lukasgilde und diente 1518 und 1526 als Diakon. In den Jahren 1512, 1514, 1528 und 1530 nahm Vellert Schüler auf.

1521 organisierte Dirck Vellert ein Fest für Albrecht Dürer, der im Rahmen seiner Niederländischen Reise die Stadt besuchte. Der ehrenvolle Empfand des Nürnberger Künstlers wirkte sich auf Vellerts Kunstproduktion aus. 1547 erteilte er zwei Advokaten in Amsterdam eine Prokura.

Vellert war bekannt für seine berühmte Glaswerkstatt. Archivunterlagen zeigen, dass er 1530 sechs Schüler aufnahm. Die Werkstatt war ein Familienunternehmen, wobei seine Frau Willems Jacomyne für den kaufmännischen Teil des Unternehmens verantwortlich war.
Die Bedeutung Vellerts lässt sich daran ermessen, dass ein erheblicher Teil der erhaltenen Antwerpener Zeichnungen aus dem ersten Drittel des 16. Jahrhunderts – etwa 60 Blätter – der Werkstatt Dirck Vellerts zugeschrieben werden. Aus dem Jahr 1532 stammen 14 Szenen aus dem Alten und Neuen Testament, die zusammen mit vier undatierten Blättern vermutlich zu einem typologischen Zyklus nach Art der Biblia Pauperum gehörten (Gegenüberstellung von alt- und neutestamentarischen Szenen). Ebenfalls mit 1532 datiert ist eine Zeichnung der Anbetung der Könige (Albertina, Wien), die Vellert auf Basis von Albrecht Dürers Marienleben (Holzschnitt) entwickelte. Der Zyklus von Kabinettscheiben fasst Szenen aus dem Marienleben zusammen.

Seine farbig grundierten Werke sind detailreich und zeichnen sich durch den nuancierten Einsatz von weißen Linien aus. Es wurde vermutet, dass Vellerts Verwendung der Hell-Dunkel-Technik dem Glasmaler die Übertragung des Entwurfs erleichtern sollte. Ellen Konowitz konnte jedoch nachweisen, dass der Künstler seine farbig grundierten Zeichnungen häufig abpauste, um anschließend weitere Federzeichnungen auf weißem Papier anzufertigen, in denen er die ursprüngliche Komposition modifizieren oder den Entwurf vergrößern konnte. Diese zusätzlichen Federzeichnungen wurden zur weiteren Verwendung an den Glasmaler weitergegeben.1 Vellerts Hell-Dunkel-Zeichnungen sind also strenggenommen keine Scheibenrisse, sondern bildeten vielmehr einen kompositorischen Ausgangspunkt für den Künstler und seine Werkstattmitarbeiter. Ihre hochgradig detaillierte Ausführung könnte darauf hindeuten, dass diese Blätter eine Art lose Mustersammlung mit repräsentativen Entwürfen darstellten, die potenziellen Käufern gezeigt und an deren jeweilige Wünsche angepasst werden konnten.2 Insofern wurden diese Zeichnungen sowohl als Ausgangspunkt wie auch als Endprodukt betrachtet. Nur wenige davon lassen sich mit erhaltenen Rundscheiben in Verbindung bringen.

Dirck Vellert war einer der führenden Künstler der Stadt Antwerpen, obwohl ihm heute keine Gemälde mehr sicher zugeschrieben werden können. Als Glasmaler war er international geachtet. Möglicherweise war Vellert für den monumentalen Fensterzyklus der King's College Chapel in Cambridge verantwortlich. Dokumentierte Aufträge umfassen die Marienkirche in Lübeck und das Konzil in Mechelen (beide 1532). Der Schwerpunkt von Vellerts Werk bilden aber monochrome Kabinettscheiben im Rundformat, beliebt als Schmuck der bleiverglasten Fenster in Kölstern, Kreuzgängen oder Rathäusern. Im Vergleich zu den Entwurfszeichnungen sind die Scheiben jedoch weniger detailfreudig umgesetzt, wodurch der Eindruck des Horro Vacui (Angst vor der Leere) gemildet wird.

Literatur zu Dirck Vellert

  • Ellen Konowitz, Images in Light and Line. The Stained Glass Designs and Prints of Dirk Vellert, Brepols 2016.
  • Ellen Konowitz, Drawings as Intermediary Stages. Some Working Methods of Dirk Vellert and Albrecht Dürer Re-Examined, in: Simiolus. Netherlands Quarterly for  the History of Art 20, 1990/91, S. 143–152.
  1. Konowitz 1990/91 sowie Konowitz 2013.
  2. Konowitz 1990/91, S. 153.