Wer eine Ausstellung von Erwin Wurm (* 1954) besucht, ist darauf gewappnet, dass von ihm Körper- und Geisteseinsatz eingefordert werden wird. Im 21er Haus zeigt der österreichische Bildhauer jedoch den Werkzyklus „Performative Skulpturen“: Hierfür warf sich Wurm höchstpersönlich gegen Tonklumpen, stieg auf tönerne Möbel und sägte furios durch gestaltete Erdklumpen. Wo sind die Grenzen der Skulpturalität? So beschreibt Erwin Wurm seine nunmehr über 35-jährige Recherche zu den Ausdrucksmöglichkeiten der Bildhauerei.
Österreich | Wien: 21er Haus
2.6. – 10.9.2017
Seit Mitte der 1990er Jahre arbeitet Erwin Wurm an performativen Skulpturen, für die er Tonblöcke bearbeitete, auf ihnen herumstieg, sie mit seinem ganzen Körpergewicht bearbeitete. Eine einzige dieser Arbeiten – „Untitled“ (1995) – ist erhalten und gegossen. Jahre später griff der Bildhauer Methode und Idee erneut auf, um rohe Tonblöcke, Hausmodelle, Möbelstücke, Alltags- und Gebrauchsgegenstände im wahrsten Wortsinn zu malträtieren.
„Der körperliche Bezug ist wichtig, dass ich ein Objekt, das gerade entsteht, störe und ihm meine Form aufzwinge. Ein Objekt wird von mir zerstört oder deformiert, und dadurch entsteht etwas Neues – die performative Skulptur. Der Aspekt der Deformation mit Körpereinsatz, das hat fast etwas mit Action Painting zu tun. Und das Performative, das Vorführende, steht dabei im Zentrum.“1 (Erwin Wurm)
Der Unmittelbarkeit des Eingriffs folgt eine Verstetigung des Objekts durch den Guss. Die fragilen, nicht brennbaren Tonblöcke werden in Bronze, Aluminium, Eisen oder Polyester gegossen und dadurch der Vergänglichkeit entrissen. Erwin Wurms körperliche Aktivität beleibt nur als Spur, als Abdruck und Negativform erhalten. Video-Aufnahmen in der Ausstellung dokumentieren die Eingriffe und erlauben dem Publikum einen Blick auf den arbeitenden Künstler.
Da sich Wurm auch in dieser Serie immer wieder mit Gebäuden und Architektur im Allgemeinen auseinandersetzt (hier nun „daraufsetzt“), präsentieren Severin Dünser und Alfred Weidinger das 2016 vom Museum erworbene „Fat House“ (2003) vor dem Oberen Belvedere.
Kuratiert von Severin Dünser und Alfred Weidinger