Eugène Delacroix

Wer war Eugène Delacroix?

Eugène Delacroix (Saint-Maurice 26.4.1798–13.8.1863 Paris) steht an der Schwelle von Salonmalerei und moderner Malerei, die nur sich selbst verpflichtet ist. 1822 feierte der Romantiker mit der „Dantebarke“ seinen ersten großen Erfolg im Salon; 1824 zeigte er das „Massaker von Chios“, 1827 den „Tod des Sardanapal“, 1831 „Die Freiheit führt das Volk an“. Mit diesen großformatigen Historiengemälden erregte Delacroix großes Aufsehen begründete seine Stellung als führender Historienmaler und künstlerischer Gegenpol zum Klassizisten Ingres. Heute gilt er als ein Hauptvertreter der französischen Romantik.

In Auseinandersetzung mit dem Grand Style von Paul Delaroche (1797–1856) und den Farbtheorien Michel Eugène Chevreuls (1786–1889) entwickelte er einen auf Farben und Pinselstrich basierenden Malstil. Obwohl Delacroix kaum Schüler hatte, wurde sein Personalstil und seine Überlegungen zu Kunst ab den 1850rt Jahren zu den folgenreichsten des 19. Jahrhunderts. Generationen von Impressionisten (Manet, Fantin-Latour, Bazille, Renoir), Spätimpressionisten (Cézanne, Van Gogh), Symbolisten (Moreau, Redon, Gauguin) und Pointillisten (Seurat, Matisse, Metzinger) bezogen sich auf oft ungeahnte Weise auf ihren 1863 verstorbenen Wegbereiter. Von Édouard Manet bis Wassily Kandinsky reicht die Ahnenreihe der Bewunderer von Delacroix‘ Mut, deren Verehrung um 1900 zu einem ersten Höhepunkt kam. Jahrzehnte später äußerte sich noch Pablo Picasso genauso direkt wie unverblümt: „Dieser Bastard. Er ist wirklich gut.“

„Die schönsten Werke sind die, welche die reine Fantasie des Künstlers ausdrücken.“1 (Eugène Delacroix am 8. August 1856)

Eugène Delacroix (1798–1863) gehört zu den bedeutendsten französischen Künstlern des 19. Jahrhunderts. Der Sohn einer gebildeten Familie besuchte das Lycée Impérial in Paris (heute: Lycée Louis-le-Grand), wo er eine humanistische Bildung erhielt und Kenntnisse der klassischen Literatur erwarb (1806–1815). Zu den Lieblingsautoren des Malers zählten Dante, Tasso, Shakespeare und Goethe, aber auch Lord Byron.  Delacroix lernte im Atelier des Historienmalers Pierre-Narcisse Guérin, wo er den um einige Jahre älteren Théodore Géricault (1791–1824) traf. Géricault beeinflusste Delacroix mit seinem Historienbild „Floß der Medusa“, das 1819 im Salon ausgestellt wurde. Der frühe Tod Géricaults im Januar 1824 traf ihn sehr; Delacroix erwarb einige Bilder aus dessen Nachlass. Ein weiterer Freund war der ebenfalls jung verstorbene, englische Maler Richard Parkes Bonington (1802–1828).

1822 begann Eugéne Delacroix sein „Journal“ (1822–1824, 1847–1863), das eine zentrale Quelle für Leben, Werk und für das ästhetische Selbstverständnis des Malers darstellt. In mehreren Karikaturen kommentierte er die zunehmende Einschränkung der Pressefreiheit durch die Zensur.

Erste Erfolge am Salon und Faust-Lithografien

Delacroix‘ erster öffentlicher Auftrag war ein Bild der „Jungfrau der Ernte“ (1819) für die Kirche Saint-Eutrope in Orcemont. 1822 nahm er erstmals am Salon teil: Delacroix präsentierte die „Dante-Barke“, die vom Staat angekauft und Jahre später von Edouard Manet kopiert wurde. Literarische, historische und tagespolitische Themen bestimmten fortan das Werk Delcroix‘: So reagierte er mit dem Gemälde „Massaker von Chios“ (1824) auf den Griechischen Unabhängigkeitskrieg und Lord Byrons Tod im April 1824 in Missolonghi. Als zweites Werk stellte er „Tasso im Irrenhaus“ am Salon von 1824 aus.

Ein Aufenthalt in England von Mai bis August 1825 brachte ihm einmal mehr das Theater näher: Eugène Delacroix sah Aufführungen von William Shakespeare und Szenen aus Goethes „Faust“. In direkter Auseinandersetzung mit dem Goethe’schen Stoff, begann er noch im selben Jahr eine Serie von Faust-Lithografien (Ende 1825–1827). Jahre später setzte er sich auch mit dem „Götz von Berlichingen“ (1843) auseinander.

Tod (Gastmahl) des Sardanapal

Delacroix' „Tod (Gastmahl) des Sardanapal“ (1827/28), eines der berühmtesten Bilder Delacroix‘, verursachte am Salon von 1827 einen Skandal. Sowohl „Die Hinrichtung des Dogen Marino Faliero“ (1826, The Wallace Collection, London) wie auch der von einem Byron-Drama inspirierte „Tod des Sardanapal“ (1827, Musée du Louvre) erhielten größtenteils negative Kritiken. Sardanapals sadistischer Selbstmord umgeben von seinen Reichtümern wird heute als Selbstporträt des Künstlers in Verkleidung interpretiert (Louvre), stellt der Maler doch mit seinen Fähigkeiten eine Illusion her. Der Künstler, so die Meinung von Zeitgenossen, missachtete jedoch mit Komposition, Kolorit, der Negation des innerbildlichen Raumes die Prinzipien von Kunst, Anstand und Bescheidenheit, weshalb „Der Tod des Sardanapal“ nicht vom Staat angekauft wurde. Gleichzeitig sind der intensive Rotton und die dramatisch bewegten Figuren Ehrbekundungen an Peter Paul Rubens, Théodore Gericault und Michelangelo Buonarroti. Die Romantiker kürten Delacroix daraufhin zu ihrer Speerspitze.

Delacroix kopierte 1846 das Gemälde für sich selbst, bevor es an den Sammler Daniel Wilson verkauft wurde. Einige der technischen Innovation der ersten Fassung sind hier zurückgenommen. Die Künstler der Moderne bewunderten, wie Delacroix den Raum nicht nach Perspektivregeln komponierte, sodass die Menge der Reichtümer und Lieblingsfrauen des Despoten Sardanapal quasi aus dem Nichts vor dessen gigantischem, von Elefanten getragenem Bett wie aufgetürmt erscheinen.

Historienbilder

Dennoch qualifizierte sich Eugène Delacroix mit diesen Werken für zwei prominente Aufträge: Die Regierung von Nancy bestellte anlässlich eines Besuchs von König Karl X. für das städtische Museum „Die Schlacht bei Nancy“ (1831, Musée des Beaux-Arts de Nancy), die Duchesse de Berry beauftragte ihn mit „Die Schlacht bei Poitiers“ (1830, Paris, Musée du Louvre) sowie die königliche Familie „Die Schlacht bei Poitiers“ (1830, Paris, Musée du Louvre). Etwa gleichzeitig begann Eugène Delacroix Essays über berühmte Künstler wie Raffael, Michelangelo, Puget, Gros, Poussin, Prud’hon zu veröffentlichen.

Im ersten Salon der Julimonarchie stellte 1831 er „Die Ermordung des Bischofs von Lüttich“ und „Die Freiheit führt das Volk“ (Musée du Louvre) aus. Letzteres erregte großes Aufsehen, wurde vom Staat angekauft und im Palais du Luxembourg präsentiert. Der Erfolg sicherte Delacroix die Aufnahme in die Ehrenlegion, 1846 folgte seine Erhebung zum Offizier. In der ersten Oktoberhälfte 1855 wurde Delacroix zum Kommandanten der Ehrenlegion ernannt und erhielt die große Ehrenmedaille.

Delacroix in Marokko

Vom 11. Januar bis zum 20. Juli 1832 begleitete der Maler eine diplomatische Delegation nach Nordafrika. Delacroix reiste über Spanien nach Marokko, wo er zahlreiche Aquarelle und Zeichnungen schuf, die er später in Gemälden aufgriff. Eugène Delacroix glaubte in Nordafrika die Welt der Antike wiederzufinden. Anfang des Jahres 1832 besuchte Delacroix eine jüdische Hochzeit in Tangier, wo er Notizen und Skizzen von den Innenräumen machte, in denen nur Frauen tanzten. Im Juni 1832 gelang es ihm sogar, einen Harem zu besuchen und in die geheime Welt der islamischen Frauen einzutauchen.

„Nur Delacroix hat die Dekoration in unserer Ära verstanden; er ging sogar soweit, dessen harmonische Bedingungen zu ändern. […] In der Dekoration hat gemalte Arbeit nur Wert, weil sie vielfarbig ist.“2 (Pierre-Auguste Renoir)

Am Salon von 1833 präsentierte er beispielsweise „Die Frauen von Algier“, im Jahr 1838 zeigte er „Die Verzückten von Tangier“ (Institute of Arts, Minneapolis), Zwischen 1837 und 1841 entstand seine „Jüdische Hochzeit“, die er 1841 am Salon präsentierte. Alle diese Werke sind dem französischen Orientalismus zuzuordnen und von seinen Eindrücken der Marokkoreise inspiriert.

„Jüdische Hochzeit“ (1841) war eines der ambitioniertesten und teuersten Gemälde, das Eugène Delacroix in Anschluss an seinen Aufenthalt in Marokko schuf. Der ursprüngliche Auftraggeber fand den geforderten Preis zu hoch, weshalb der Künstler es an Prinz Philippe, Duc d`Orléans, einen führenden Sammler zeitgenössischer Kunst verkaufte. Dieser schenkte die „Jüdische Hochzeit“ am Musée du Luxembourg, nach dem Tod des Künstlers kam es in den Louvre. In ihm und einigen weiteren eröffnete er den Betrachterinnen und Betrachter einen exkulsiven Einblick in eine sonst verschlossene, geheimnisvolle Welt. In der Folge entzündete sich Delacroix' Fantasie sich vor allem an kämpfenden arabischen Reitern.

Porträts

Das großformatige Porträt von „Louis-Auguste Schwiter” (1826–1830, 217,8 x 143,5 cm, London, National Gallery) zeigt einen Sohn eines Generals und mit Delacroix‘ Jugendfreund verschwägerten Porträtisten. Schwiter selbst stellte ab 1831 regelmäßig am Pariser Salon aus und war auch vier Mal in der Royal Academy vertreten. So berichtete er, anglophil wie auch Delacroix, diesem 1833 in einem Brief enthusiastisch von Retrospektiven zu Joshua Reynolds und Thomas Lawrence. Vielleicht wurde das Porträt der 21-jährigen Schwiter im Sommer 1826 ausgeführt, da er vom 1825 gemalten Porträt Thomas Lawrences „König Charles X.“ (Royal Collection) begeistert war. Der Malerkollege erscheint in eleganter, wenn auch zurückhaltender, englisch inspirierter Kleidung und steht vor einem englischen Landschaftsgarten. Dennoch wurde es im Oktober 1827 von der Salon-Jury abgelehnt. Niemand geringerer als Edgar Degas erwarb das Bild im Juni 18953 und hing es neben Ingres` Porträt von „Amédée-David, Comte de Pastoret” (1823/26, 103 x 83.5 cm, Art Institute Chicago).

Öffentliche Aufträge

Im August 1833 wurde Eugène Delacroix vom Minister für öffentliche Arbeiten, Adolphe Thiers, beauftragt, den Salon du Roi in der Abgeordnetenkammer (Chambre des Députés) im Palais Bourbon mit einer Serie von allegorischen Darstellungen an Decke und Wänden zu dekorieren (1837–1837). Damit hatte Delacroix seinen ersten öffentlichen Auftrag errungen. Fünf Kuppeln und 20 Pendentife waren mit Darstellungen von Theologie, Poesie, Legislative, Geschichte und Philosophie zu schmücken. Für die Kuppel der Theologie wählte Delacroix Adam und Eva, den Zinsgroschen, die Enthauptung von Johannes den Täufer und den Sündenfall. In der Nachlassauktion 1864 wurden über 150 Zeichnungen und Skizzen zu diesem Projekt verkauft, jedoch keine zu Adam und Eva.

Nach der Restaurierung der Galerie des Apollo im Louvre durch Charles Le Brun im 17. Jahrhundert wurde erst wieder im 19. Jahrhundert Eugène Delacroix beauftragt, die noch leeren Deckenkompartimente mit Szenen aus der Apollo-Legende zu füllen. Eigentlich sollte die Galerie den Sonnenkönig Ludwig XIV. glorifizieren, Delacroix sah sich vor die Aufgabe gestellt, der Malerei und den skulpierten Dekorationen des 17. Jahrhunderts etwas entgegenzuhalten. Daher studierte er für die Darstellung des „Apollo tötet die Python“ (aus Ovids Metamorphosen) Darstellungen von Rubens und Veronese. Zeitgenössische Kritiker wollten in der Themenwahl den Künstler selbst im Kampf gegen den ihm gegenüber feindlich eingestellten Kulturbetrieb sehen, der ihm schon so lange offizielle Ehrungen versagte. Andere meinten eine Allegorie auf den sozialen Fortschritt zu erkennen, der Künstler selbst verwies auf den künstlerischen Genius verkörpert durch Apoll.

  • August 1833: Ausmalung des Salon du Roi im Palais Bourbon, dem Sitz der Abgeordnetenkammer (1837 vollendet).
  • 1834: „Schlacht bei Taillebourg“ (1834–1837) für die Galerie des Batailles des Musée de l’Histoire de France im Schloss Versailles zu malen. Das Gemälde war 1837 vollendet und wurde am Salon vorgestellt.
  • 1838: „Einzug der Kreuzfahrer in Konstantinopel“ für die Historischen Galerie in Versailles und die Ausmalung der Bibliothek der Abgeordnetenkammer im Palais Bourbon (1847 vollendet).
  • September 1840: Ausmalung der Bibliothek des Palais du Luxembourg (1846 vollendet).
  • 1849: Ausmalung der Engelskapelle in der Kirche Saint- Sulpice (1861 vollendet). Die Resonanz war allerdings sehr gering.
  • 1850: Ausmalung der Galerie d’Apollon im Louvre mit dem zentralen Deckenbild „Apoll als Sieger über die Pythonschlange“ (Oktober 1851 vollendet). Das Gemälde wurde aufgrund seiner Farbigkeit von der nächsten Künstlergeneration – Odilon Redon, Paul Cézanne, Paul Gauguin – besonders verehrt.
  • Ende 1850: Deckengestaltung des Salon de la Paix im Pariser Rathaus (Februar 1854 vollendet, 1871 zerstört).
  • 1855: „Die Löwenjagd“ (Bordeaux) entstand im Staatsauftrag.

Delacroix‘ Ruhm

Noch zu Lebzeiten erfuhr Eugène Delacroix große öffentliche Anerkennung: 1855 war er auf der Weltausstellung mit 36 Gemälden vertreten (weiters: Ingres, Horace Vernet und Alexandre- Gabriel Decamps). Charles Baudelaire erkannte in Delacroix den wichtigsten Künstler der Moderne.

Die Ehre einer Akademiemitgliedschaft wurde dem umstrittenen Maler allerdings erst am 10. Januar 1857 zuteil – nach sieben erfolglosen Bewerbungen. Eugène Delacroix wurde als Nachfolger von Paul Delaroche in die Akademie der Schönen Künste des Institut de France gewählt!

Am 21. April 1857 wurde im Palais des Beaux-Arts die erste jemals einem noch lebendenden Künstler gewidmete Retrospektivausstellung „Exposition des Œuvres de Paul Delaroche“ eröffnet. Delacroix gehörte zum Organisationskomitee der Ausstellung.

Der Gesundheitszustand von Delacroix war seit 1835 von Kehlkopfentzündungen, Bronchitis und vielleicht einer Tuberkulose beeinträchtigt. Am 13. August 1863 um 7 Uhr morgens verstarb Delacroix. Zu den Teilnehmern bei der Beerdigung auf dem Pariser Friedhof Père-Lachaise zählten Charles Baudelaire, Nadar, Edouard Manet, Millet, Barye, Nanteuil, Meissonier, Champfleury, Castagnary und Henri Fantin-Latour. Die geringe Beteiligung an dem Trauerzug veranlasste Fantin-Latour zu seiner „Hommage an Delacroix“ (Musée d’Orsay).

Die Impressionisten reihen sich um Eugène Delacroix

Eines der berühmtesten Gründungswerke des Impressionismus ist Henri Fantin-Latours „Hommage an Eugène Delacroix“ (Februar 1864), das der Künstler ein Jahr nach dem Ableben des verehrten Vorbildes am Salon präsentierte. Fantin-Latour selbst, die Künstlerfreunden Edouard Manet (direkt neben dem Porträt rechts stehend), James McNeill Whistler, Alphonse Legros, Félix Bracquemond und Albert de Balleroy, sowie die Kunstkritiker Jules Champfleury, Louis-Edmond Duranty und Charles Baudelaire flankieren ein Bildnis Delacroix‘. Ein bunter Blumenstrauß davor als Ausdruck der Verehrung aber auch Hinweis auf die Farbtheorie in Delacroix‘ Werk.

Bereits Baudelaire beschrieb ihn als eine zerrissene Persönlichkeit, die in der Öffentlichkeit mit ihrem gepflegten, dandyhaften Auftreten überzeugte und gleichzeitig innerlich vor Leidenschaft glühte. Wenn auch viele der in Fantin-Latours Gemälde gezeigten Künstler keinen direkten Kontakt zu Eugène Delacroix hatten, so zeichnete er ihnen den Weg vom Grand Style der klassischen Salonmalerei zu einer subjektiven, emotionalen Ausdrucksweise bereits vor.

Eugène Delacroix als Verehrer von Peter Paul Rubens

Delacroix' wichtigstes Vorbild war Peter Paul Rubens (1566–1640), mit dessen Werk er sich ein Leben lang beschäftigte und den er verehrte. Nicht nur kompositionelle und ikonografische Übernahmen sind die Folge, sondern auch Palette und Maltechnik und nicht zuletzt Überlegungen zu Farbe, Improvisation und Bravura-Malerei. Von Rubens lernte Delacroix, dass Anatomie zugunsten von Erzählung und Emotionalität deformiert werden durfte. Aus dem Medici-Zyklus hat er insgesamt fünf Kopien angefertigt, insgesamt waren am Lebensende 14 Kopien nach Rubens in Delacroix' Besitz. In einem Journal-Eintrag am 6. März 1847 resümierte er:

„Es gibt so viel mehr zu erreichen durch die Erforschung seiner Übertreibungen und seinen geschwollenen Formen, als sie einfach nachzuahmen“.

„Die Dante-Barke“ (1822), das den 8. Gesang des Inferno zum Thema hat, war das erste Gemälde von Delacroix, das er ausstellte und das ihm sofort Ruhm als aufstrebender Romantiker und einen Ankauf durch den Staat sicherte. Das Innenministerium erwarb das Gemälde für das jüngst eröffnete Museum zeitgenössischer Kunst im Luxembourg Palast, in dem sich auch Rubens‘ „Medici-Zyklus“ befand. Da es dort öffentlich zugänglich war, wurde es im 19. Jahrhundert zum am häufigsten kopierten Werk des Delacroix, wie auch eine kleinformatige Kopie der „Dante-Barke“ (um 1854) von Manet zeigt. In den Kritiken zu diesem Frühwerk finden sich bereits jene Beschreibungsversuche, die noch Jahre später die Salon-Besprechungen Delacroix‘ prägen werden. Journalisten wie Charles Baudelaire sprachen von einer „Originalität im Ausdruck“ oder einer „poetischen Imagination“ wie „Virtuosität der Ausführung“ oder „grafische Einfallskraft“.

Eugène Delacroix' Vermächtnis

Regeln für Farbe, Linien und Komposition, die den Divisionismus zusammenfassen, wurden von diesem großartigen Maler bekannt gemacht. […] Diese Maler (von heute) folgen einfach den Lehren des Meisters und setzen seine Experimente fort.“ (Paul Signac)

Als Paul Signac seinen Traktat „D’Eugène Delacroix au Néo-Impressionnisme” (1899) nannte, bezog er sich weder auf den Orientalismus noch auf kompositorische Lösungen, sondern auf die Farbverwendung des Romantikers. Die jüngere Generation von Künstlern fühlte sich von der Farbverwendung Delacroix` inspiriert, wie beispielsweise Odilon Redon. Aus den fast 200 Studien für dieses Projekt ragen zwei Ölskizzen besonders hervor. Wenn diese auch schon nahezu alle kompositorischen Elemente des ausgeführten Gemäldes aufweist, so beeindruckte Odilon Redon einerseits die Aufteilung der Figuren wie auch die Arbeit mit Primär- und Sekundärfarben. Zudem war Redon wie Delacroix der Ansicht, dass „Kunst eine Verbindung aus Tradition und zeitgenössischer Realität“ wäre. Wie Vincent van Gogh und Paul Gauguin sah auch Redon als Delacroix` wichtigste Errungenschaft, von einer naturalistischen Farbverwendung abzusehen.

Beiträge zu Eugène Delacroix

28. Oktober 2022
Artemisia Gentileschi, Susanna und die Alten, Detail, Öl auf Leinwand (The Burghley House Collection, Stamford)

Köln | Wallraf: SUSANNA Bilder einer Frau vom Mittelalter bis MeToo | 2022/23

Mit der weltweit ersten Ausstellung zur biblischen Susanna in der Kunst widmet sich das Wallraf einer Erzähl- und Bildtradition, die auch vor dem Hintergrund der MeToo-Bewegung kaum aktueller sein könnte.
22. Dezember 2020
Gerhard Richter, Mozart, 1981, Öl/Lw, 50 cm x 70 cm (© Gerhard Richter 2020 (01852020), WVZ-Nr. 472-1)

Würzburg | Museum Kulturspeicher: MOZART IMAGINE MOZART | MOZART BILDER anlässlich 100 Jahre Mozartfest

IMAGINE MOZART | MOZART BILDER zeigt anhand von Bildern, Briefen und Noten den Wandel des Mozartbildes seit 1790. Die Mozart-Ausstellung anlässlich 100 Jahre Mozartfest in Würzburg.
1. April 2018
Eugène Delacroix, Die Dante-Barke, 1822, Öl/Lw, 189 x 246 cm (Musée du Louvre, département des Peintures, Franck Raux)

Delacroix im Louvre Französischer Romantiker zwischen Tradition und Originalität

Dem französischen Romantiker Eugène Delacroix (1798–1863) ist im Frühjahr 2018 die große Sonderausstellung gewidmet (ab 29.3.). Ehrlichgestanden kann nur der Louvre diese Schau ausrichten, zu fragil sind die Werke, zu monumental ihre Formate und zu bedeutsam die Gemälde – außerdem in einer beneidenswerten Dichte in Paris vertreten.
29. März 2018
Eugène Delacroix, Selbstporträt, Detail, um 1837, Öl auf Leinwand, 65 x 54.5 cm (Musée du Louvre, Paris (RF 25) © RMN-Grand Palais (musée du Louvre) / Jean-Gilles Berizzi), Foto: Alexandra Matzner, ARTinWORDS

Eugène Delacroix: Biografie Leben und Werke des französischen Romantikers

Eugène Delacroix (1798–1863) ist der Hauptvertreter der Romantik in Frankreich. Hier findest du alles über den Maler, seine Familie, Freunde und Kunstwerke!
7. August 2017
Gustave Courbet, Brandungswogen mit drei Segelschiffen, um 1870 (Privatsammlung. Foto: Museum Wiesbaden/Bernd Fickert)

Delacroix — Courbet — Ribot Positionen französischer Kunst des 19. Jahrhunderts

Eugène Delacroix (1798–1863), Gustave Courbet (1819–1877) und Augustin Théodule Ribot (1832–1891) gehören zu den bedeutenden Vertretern der französischen Malerei des 19. Jahrhunderts. Delacroix und Courbet prägten die Romantik und setzten mit ihrer neuartigen Verwendung der Farbe Maßstäbe für folgende Generationen wie die Impressionisten. Ribot war bereits ein Bewunderer der Bilder von Courbet fand aber auch wichtige Anregungen in der holländischen und spanischen Malerei des 17. Jahrhunderts.
26. Februar 2016
Edouard Manet, Die Dante-Barke (nach Delacroix), um 1854, Öl/Lw, 37.5 x 45 cm (Musée des Beaux Arts de Lyon (B830) © Lyon MBA - photo Alain Basset)

Delacroix und die Malerei der Moderne Wegbereiter von Renoir, Monet, Cézanne, Gauguin, Redon...

Eugène Delacroix (1798–1863) steht an der Schwelle von Salonmalerei und moderner Malerei, die nur sich selbst verpflichtet ist. In Auseinandersetzung mit dem Grand Style von Paul Delaroche und den Farbtheorien Michel Eugène Chevreuls (1786–1889) entwickelte er einen auf Farben und Pinselstrich basierenden Malstil. Obwohl Delacroix kaum Schüler hatte, wurde sein Personalstil und seine Überlegungen zu Kunst zu den folgenreichsten des 19. Jahrhunderts. Generationen von Impressionisten (Manet, Fantin-Latour, Bazille, Renoir), Spätimpressionisten (Cézanne, Van Gogh), Symbolisten (Moreau, Redon, Gauguin) und Pointillisten (Seurat, Matisse, Metzinger) bezogen sich auf oft ungeahnte Weise auf ihren 1863 verstorbenen Wegbereiter.
6. Februar 2015
Peter Paul Rubens nach Michelangelo, Die Nacht, 1600–1603 und 1610–1620, Schwarze Kreide, Feder in Braun, braune Pinsellavierung, weiße und beige Gouache auf Papier, 36 × 49,5 cm (Fondation Custodia /Collection Frits Lugt, Paris © Fondation Custodia / Collection Frits Lugt, Paris)

Bonn | Bundeskunsthalle: DER GÖTTLICHE. Hommage an Michelangelo Jahrhundertelanger Einfluss seiner Kunst | 2015

Michelangelo Buonarroti (1475–1564) war schon zu Lebzeiten eine Legende und genoss den Status eines artista divino („göttlichen Künstlers“). Die Ausstellung erzählt von seiner immensen Wirkung auf die europäische Kunst von der Renaissance bis heute.
  1. „The most beautiful works of art are those that express the pure fantasy of the artist.“ Zitiert nach Ausst.-Kat. S. 138.
  2. „Only Delacroix has understood decoration in our era; he even went so far as to change its harmonic conditions ... In decoration, painted work only has value because it is multi-coloured.“ Zitiert nach Ausst.-Kat., S. 39.
  3. Die National Gallery erwarb es aus der Nachlassauktion des Künstlers 1917. Ausst.-Kat., S. 74.