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Jankel Adler und die Avantgarde Chagall, Dix, Klee, Picasso

Veröffentlicht von Alexandra Matzner von 16. April 2018
Jankel Adler, Sabbat, Detail, Düsseldorf 1925, Öl auf Leinwand, Mischtechnik, Sand auf Leinwand, 120 x 110 cm (Jüdisches Museum Berlin Foto: Jüdisches Museum Berlin, Jens Ziehe © VG Bild-Kunst Bonn, 2018)

Jankel Adler, Sabbat, Detail, Düsseldorf 1925, Öl auf Leinwand, Mischtechnik, Sand auf Leinwand, 120 x 110 cm (Jüdisches Museum Berlin Foto: Jüdisches Museum Berlin, Jens Ziehe © VG Bild-Kunst Bonn, 2018)

Jankel Adler (1895–1949, eigentlich Jankiel Adler) war ein polnisch-stämmiger Maler jüdischen Glaubens, der zwischen 1914 und 1933 in Deutschland und danach in Paris lebte. Marc Chagall und Paul Klee, Pablo Picasso und Otto Dix, Amedeo Modigliani und Francis Bacon, sie alle waren mit Jankel Adler bekannt oder sogar befreundet. Jankel Adler, geboren 1895 in Tuszyn bei Lodz, gilt als wichtiger Repräsentant und Impulsgeber der Moderne.

Jankel Adler und die Avantgarde

Chagall / Dix / Klee / Picasso

Deutschland / Wuppertal: Von der Heydt-Museum
17. April – 12. August 2018

Er stand im Mittelpunkt der künstlerischen Avantgarde der 1920er Jahre und war eine ihrer treibenden Kräfte. Im „Jungen Rheinland“ ebenso wie bei den „Kölner Progressiven“, im Umfeld der Zeitschriften „Sturm“ und „Aktion“ auch politisch aktiv, war Adler ein experimentierfreudiger, innovativer und international vernetzter Künstler auf dem Weg zum Ruhm.

Die Ausstellung des Von der Heydt-Museums, seit 30 Jahren die erste Retrospektive zu Jankel Adler, zeigt Werke aus allen Schaffensphasen dieses Pioniers und bringt sie in Verbindung mit Schöpfungen seiner Freunde. Anhand von rund 200 Werken, die das Von der Heydt-Museum aus den USA ebenso wie aus Israel, Brasilien, Frankreich, Polen und Großbritannien zusammenholt, lässt sich hier ein Malerrevolutionär im Kontext der Moderne wiederentdecken. Wie Chagall definierte er seine individuelle Position vor dem Hintergrund seiner jüdischen Herkunft, formte dabei aber ein weltweit verständliches Bildrepertoire.

 

Paul Klee, Mit dem violetten Fünfeck, 1919,83, Aquarell und Bleistift, Wattmannpapier, 28 x 22,5 cm (Kunst- und Museumsverein im Von der Heydt-Museum)
Paul Klee, Mit dem violetten Fünfeck, 1919,83, Aquarell und Bleistift, Wattmannpapier, 28 x 22,5 cm (Kunst- und Museumsverein im Von der Heydt-Museum)
Jankel Adler, Sabbat, Düsseldorf 1925, Öl auf Leinwand, Mischtechnik, Sand auf Leinwand, 120 x 110 cm (Jüdisches Museum Berlin Foto: Jüdisches Museum Berlin, Jens Ziehe © VG Bild-Kunst Bonn, 2018)
Jankel Adler, Sabbat, Düsseldorf 1925, Öl auf Leinwand, Mischtechnik, Sand auf Leinwand, 120 x 110 cm (Jüdisches Museum Berlin Foto: Jüdisches Museum Berlin, Jens Ziehe © VG Bild-Kunst Bonn, 2018)

 

Als Mitbegründer der Künstlergruppe „Jung Jiddisch“ war er aber auch eine nahezu ideale Projektionsfläche für den heraufziehenden Nationalsozialismus–als Vertreter einer spätexpressionistischen, kubistischen und konstruktivistischen Formensprache galt er den Nazis als Kulturbolschewist. Während er sich selbst 1933 nach Paris und später London retten konnte, wurden seine Werke als „entartete Kunst“ gebrandmarkt, in den Ausstellungen „Entartete Kunst“ 1937 in München und 1938 in Berlin gezeigt, aus den Museen gerissen, zu Schleuderpreisen verkauft und teilweise sogar zerstört. Das hinderte Adler jedoch nicht daran, nach dem eigensinnigen, spektakulären Werk der 20er Jahre im Exil zu einem neuen, weltoffenen Stil zu finden, diesen an jüngere, vor allem britische Künstler weiterzuvermitteln und damit maßgeblichen Einfluss auf die Kunst nach 1945 zu nehmen.

Seine mystisch geheimnisvolle Kunst, in deren Mittelpunkt die Suche nach einem existenziellen Menschenbild steht, fasziniert bis heute.

(Quelle: Pressetext)

 

Jankel Adler, Komposition, 1946, Öl auf Leinwand, 88 x 142 cm (Goldmark Gallery / Aukin Collection © VG Bild-Kunst Bonn, 2018)
Jankel Adler, Komposition, 1946, Öl auf Leinwand, 88 x 142 cm (Goldmark Gallery / Aukin Collection © VG Bild-Kunst Bonn, 2018)

 

Jankel Adler: Bilder

  • Jankel Adler, Sabbat, Düsseldorf 1925, Öl auf Leinwand, Mischtechnik, Sand auf Leinwand, 120 x 110 cm (Jüdisches Museum Berlin Foto: Jüdisches Museum Berlin, Jens Ziehe © VG Bild-Kunst Bonn, 201
  • 8)
  • Jankel Adler, Katzen, 1927, Öl, Kreide, Sand auf Leinwand, 100,5 x 120,5 cm (Museum Ludwig, Köln, Foto: Rheinisches Bilderarchiv, Köln © VG Bild-Kunst Bonn, 2018)
  • Jankel Adler, Komposition, 1946, Öl auf Leinwand, 88 x 142 cm (Goldmark Gallery / Aukin Collection © VG Bild-Kunst Bonn, 2018)
  • Paul Klee, Mit dem violetten Fünfeck, 1919,83, Aquarell und Bleistift, Wattmannpapier, 28 x 22,5 cm (Kunst- und Museumsverein im Von der Heydt-Museum)

 

Biografie von Jankel Adler (1895–1949)

  • 1895

    Am 26. Juli 1895 wurde Jankel Adler (egentlich Jankiel Adler) als siebtes von zehn Kindern in Tuszyn, Polen geboren. Seine Eltern waren chassidische Juden.
  • 1912–1914

    Adler begann eine Lehre als Graveur bei seinem Onkel in Belgrad. Bereiste den Balkan.
  • 1914

    Umzug nach Deutschland, wo er anfangs bei seiner Schwester in Barmen wohnte. Studium an der Kunstgewerbeschule bei Gustav Wiethüchter (Malerei).
  • 1918–1920

    Jankel Adler ging zurück nach Łódz, wo er die Avantgarde-Künstlergruppe Jung Jiddisch mitbegründete. Seine erste Ausstellung hatte er beim Stowarzysenie Artystów i Zwolenników Sztuk Pieknych.
  • 1920

    Kurzer Aufenthalt in Berlin.
  • 1921

    Rückkehr nach Bamen, wo er Mitglied der Künstlergruppe Die Wupper wurde.
  • 1922

    Jankel Adler wohnte in Düsseldorf, wo er gemeinsam mit Paul Klee an der Kunstakademie unterrichtete.
  • Frühe 1920er Jahre

    Adler beteiligte sich an Aktivitäten der Düsseldorfer, Kölner und zeitweilig auch der Berliner Avantgarde-Gruppen: Novembergruppe, Das Junge Rheinland und Union fortschrittlicher internationaler Künstler. Er war Mitbegründer der Gruppe progressiver Künstler in Köln.
  • 1928

    Für das Gemälde „Katzen“ erhielt er die Goldene Medaille der Ausstellung „Deutsche Kunst Düsseldorf“.
  • 1929

    Studienreise nach Mallorca und dem spanischen Festland.
  • 1930

    Erneute Studienreise nach Mallorca.
  • 1931–1933

    Jankel Adler erhielt ein Atelier in der Düsseldorfer Akademie.
  • 1933

    Während des Wahlkampfs zur Reichstagswahl im März 1933 veröffentlichte Adler gemeinsam mit linksstehenden Künstlern und Intellektuellen einen „dringenden Apell“ gegen die Politik der Nationalsozialisten und für den Kommunismus. Allerdings folgte Jankel Adler nicht der leninistischen Parteidisziplin. Auf Anraten von Freunden verließ Adler Deutschland. Zwei seiner Bilder wurden in der ersten Femeaustellung der Nationalsozialisten in der Mannheimer Kunsthalle als „entartet“ gezeigt: „Kulturbolschewistische Bilder“.
  • 1933–1939

    Jankel Adler lebte in Paris. Er begriff sein Exil als einen bewussten Kampf gegen das faschistische Regime in Deutschland. Reise in diesen Jahren nach Polen, Italien, Jugoslawien, in die Tschechoslowakei, nach Rumänien und in die Sowjetunion.
  • 1937

    In der Aktion „Entartete Kunst“ wurden 25 seiner Kunstwerke aus öffentlichen Sammlungen – darunter der Nationalgalerie Berlin und das Museum Folkwang in Essen – beschlagnahmt und entfernt. Vier Werke wurden in der Ausstellung „Entartete Kunst“ in München gezeigt. Auch in der Schau „Der ewige Jude“ waren zwei seiner Bilder im Deutschen Museum in München zu sehen.
  • 1939–1941

    Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs meldete er sich freiwillig zu den polnischen Streitkräften in Frankreich. Auf dem Rückzug vor den deutschen Truppen landete er in Schottland.
  • 1943

    Aus gesundheitlichen Gründen musste Jankel Adler entlassen werden. Anfangs lebte er im schottischen Kirkcudbright, übersiedelte aber noch im gleichen Jahr nach London.
  • 1945

    Nach Kriegsende erfuhr Jankel Adler, dass keines seiner Geschwister den Holocaust überlebt hatte.
  • 1949

    Am 25. April 1949 verstarb Jankel Adler im Alter von 53 Jahren in Aldbourne bei London.

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Alexandra Matzner
Gründerin von ARTinWORDS * 1974 in Linz, Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Romanistik in Wien und Rom. Seit 1999 Kunstvermittlerin in Wien, seit 2004 Autorin für verschiedene Kunstzeitschriften. Jüngste Publiktionen entstanden für das Kunsthaus Zürich, Schirn Kunsthalle Frankfurt, Albertina und Belvedere in Wien.
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