Josephine Baker

Wer war Josephine Baker?

Josephine Baker (3.6.1906–12.4.1975) war eine US-amerikanische-französische Tänzerin und Sängerin. Josephine Baker wird gern die Verbreitung des Jazztanzes in Europa zugeschrieben; sie sorgte in Berlin für Furore, als sie in den späten 1920er Jahren mit ihrer Show La Revue Nègre dort gastierte. Ihr gelang in den 1920er Jahren mit ihrer Show „Revue nègre“ der internationale Durchbruch. Zum ersten afroamerikanischen Superstar geworden, gab Josephine Baker aufgrund rassistischer Diskriminierungen die US-Staatsbürgerschaft auf und übersiedelte nach Frankreich. Nach dem Zweiten Weltkrieg erhielt sie dort für ihr Engagement in der Résistance höchste militärische Ehren.

Josephine Baker in Paris

Die 1906 in St. Louis (USA) in armen Verhältnissen geborene Tänzerin und Sängerin war bereits Mitte der 1920er Jahre ein internationaler Star. Kometenhaft stieg sie als Burlesque-Showgirl zur weithin umschwärmten Kultfigur auf und eroberte mit ihrer Revue nègre, der ersten All-black-dance-show, zuerst Paris, dann Berlin im Sturm. Auftritte in München, Prag, Wien und Budapest provozierte Aufmärsche besorgter Bürger, was zu zeitweisen Auftrittsverboten führte. All das steigerte die Popularität Josephine Bakers noch weiter.

Der erste Auftritt der afroamerikanischen Tänzerin Josephine Baker in der „Revue Nègre“ in Paris im Oktober 1925 läutete die „verrückte“ Charleston-Jahre ein. Die Exotik und Erotik ihres Tanzes rüttelte die Nachkriegsgeneration nicht nur in Frankreich auf und traf den Nerv einer vergnügungssüchtigen, weil zutiefst orientierungslosen Zeit. Körperlichkeit und Weiblichkeit wurden nicht mehr versteckt, sondern von den Fesseln einschnürender Kleidung und herrschender Moralvorstellungen befreit. Jazz und insbesondere Charleston verströmten, dem Soziologen Siegfried Kracauer zufolge, „eine unbelastete Körperlichkeit […], die den Augenblick bejaht“. Josephine Baker tanzte aufreizende Tänze und geizte dabei nicht mit ihren Reizen. Ihr Markenzeichen war das Bananenröckchen verhüllte bestenfalls ihre Scham – und war Antwort wie Ironisierung ihrer Rolle als dunkelhäutige Tänzerin. Eigentlich war Baker Mulattin. Für ihre Selbstdefinition spielte ihre Hautfarbe allerdings genausowenig eine Rolle wie ihr Beruf als Tänzerin. Die 19-jährige Baker erregte bereits bei ihrem ersten Auftritt in Paris Aufsehen. Sie stammte aus einfachen Verhältnissen n St. Louis, Missouri, und war zuvor in New York in Nebenrollen aufgetreten. In Paris verwandelte sie sich über Nacht in die „schwarze Venus“. Bald danach tanzte sie in einer eigenen Show in den „Folies-Bergères“ und eröffnete später einen eigenen Nachtclub.

Auch heute noch fällt es schwer, die Frau hinter dem Revuestar zu entdecken. Ihre Person ist wie kaum eine andere von Geschichten, Legenden und Mythen überlagert. Vermutlich hat die Tänzerin diese Entwicklung bewusst gefördert, gibt es von ihr doch kaum direkte Zeugnisse. Ähnliches lässt sich auch über die zeitgleich so berühmte Malerin Tamara de Lempicka sagen.

Anders als die mechanischen Choreografien der Revuetheater spielte die in Amerika geborene und aufgewachsene Tänzerin mit dem Stereotyp der »exotischen« Wilden: Bekleidet mit einem Rock aus aufgefädelten Bananen, führte sie den »danse sauvage« auf, eine Form des beliebten Charleston. Jenseits der Bühne ließ sich Baker allerdings mit Juwelen behangen und im Pelz blicken.

Josephine Baker und die bildenden Künste

1926 verewigten Jean Dunand und Jean-Lambert Rucki Josephine Baker lebensgroß in einem Lackbild. Der Akt ist von einer feinen geometrischen Verzierung überzogen, die an Hennatätowierungen erinnern. Sie ersetzten damals die kostbaren, mit denselben Flechtdetails und Dreiecken ausgearbeiteten Schmuckstücke der Zeit. 1928 wurde das Werk wurde unter der Nummer 68 in der Ausstellung „Portraits et figures de femmes, d’Ingres à Picasso“ zentral präsentiert und ein großer Erfolg. Die Schau versammelte vom 1. bis zum 30. Juni 182 Gemälde in den Räumlichkeiten der Zeitschrift „La Renaissance“. Alexandre Arsène gab den Katalog heraus. Die Organisatorinnen der Schau, Anne de Rochechouart de Mortemart, Herzogin von Uzès, und Madame Henry Lapauze, sahen in der Nacktheit von Baker eine selbstbestimmte, selbstbewusste und dynamische Präsentation ihres Körpers (im Gegensatz zu den passiven Odalisken von Ingres).

1928 schuf der US-amerikanische Bildhauer Alexander Calder eine zarte, schlenkernde Eisenfigur von Josephine Baker, um ihre Silhouette nachzubilden.

1930 beschrieb Albert Keim die dunkelhäutige Tänzerin in dem Buch „Feminapolis“, in dem er die wichtigsten Protagonistinnen der Frauengeschichte versammelte:

„Der Ruhm von Joséphine Baker verfolgt dieses bereits beliebte Modell in den Ateliers. Ihr geöltes und geglättetes Haar, ihre silbernen Nägel, ihr Gesichtsausdruck aus Boxerkänguru und ihre schwarze Reißverschlusslinie machen sie zu einem interessanten Tier.“1

Zum ersten afroamerikanischen Superstar geworden, gab Josephine Baker aufgrund rassistischer Diskriminierungen die US-Staatsbürgerschaft auf und übersiedelte nach Frankreich. Nach dem Zweiten Weltkrieg erhielt sie dort für ihr Engagement in der Résistance höchste militärische Ehren.

Literatur zu Josephine Baker

  • Mae Henderson, Charlene B. Register, The Josephine Baker critical reader: selected writings on the entertainer and activist, Jefferson, North Carolina, 2017.
  • Peggy Caravantes, The many faces of Josephine Baker: dancer, singer, activist, spy, Chicago 2015.
  • Anne Anlin Cheng, Second Skin: Josephine Baker & the Modern Surface, Oxford 2010.

Beiträge zu Josephine Baker

26. Januar 2024
Josephine Baker, Detail

Berlin | Neue Nationalgalerie: Josephine Baker Icon in Motion | 2024

Die Ausstellung in der Neuen Nationalgalerie erkundet die Facetten und Inszenierungsstrategien Josephine Bakers in einem audiovisuellen Essay und zeigt die Besonderheit ihres Tanzstils und ihrer Strahlkraft auf der Leinwand – sinnlich, dramatisch und humorvoll.
18. Mai 2023
Freda Josephine McDonald, genannt Josephine Baker, US-amerikanische Sängerin, Tänzerin und Revueleiterin, Detail, um 1940 (© bpk / adoc-photos)

Bonn | Bundeskunsthalle: Josephine Baker Freiheit – Gleichheit – Menschlichkeit | 2023

Die Ausstellung beschäftigt sich mit Josephine Baker als Weltstar, Freiheitskämpferin und Ikone. Sie beleuchtet, worauf ihr Erfolg als erster „schwarzer“ Superstar gründete und wie sie die vermeintlichen Stigmata ihrer Hautfarbe in ihre Stärke verwandelte.
1. Januar 2020
Marianne (My) Ullmann, Bescheiden, Detail, 1925, Tempera auf Leinwand, 60 x 60 cm (Universität für angewandte Kunst Wien, Kunstsammlung und Archiv © Nachlass Marianne (My) Ullmann)

Zürich | Kunsthaus Zürich: Die wilden Zwanziger. Von Josephine Baker bis Thomas Ruff "Schall und Rauch" beleuchtet das Jahrzehnt jenseits von allen Stilkategorien

Das Kunsthaus zeigt die Stilheterogenität jener Aufbruchsjahre in Malerei, Plastik, Zeichnung, Fotografie, Film und Collage. Zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler, die sich explizit mit der Formensprache und den Inhalten der 1920er Jahre befassen, schlagen eine Brücke in die Gegenwart.
  1. Albert Keim, Feminapolis (La Cité des Femmes), Paris 1930, S. 33: „La renommée de Joséphine Baker hante ce modèle déjà populaire dans les ateliers. Ses cheveux huilés et plaqués, ses ongles argentés, sa mimique de kanguroo boxeur et sa tyrolienne nègre font d’elle un animal curieux.“