Kenneth Armitage

Wer war Kenneth Armitage?

Kenneth Armitage (Leeds 18.7.1916 -22.1.2002 London) war ein britischer Bildhauer der Klassischen Moderne (→ Klassische Moderne), der für seine semi-abstrakten Bronzen bekannt. Der in Leeds und London ausgebildete Plastiker zählte in den 1950er Jahren zu jenen Künstlern, denen die Renaissance der britischen Skulptur nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs gelang.

Kindheit & Ausbildung

William Kenneth Armitage CBE wurde am 18. Juli 1916 als das jüngste von drei Kindern in Leeds geboren.

Armitage studierte am Leeds College of Art (1934–1937) und der Slade School of Fine Art in London (1937–1939), bevor er 1939 in die britische Armee (Royal Artillery) eingezogen wurde. 1940 heiratete er die Bildhauerin Joan Moore. Das Paar trennten sich in den 1950er Jahren, ließ sich aber nie scheiden. Kenneth Armitage hatte keine Kinder.

Kenneth Armitage und die Renaissance der britischen Skulptur

Nach seinem Ausscheiden aus der Armee wurde Kenneth Armitage 1946 Leiter der Bildhauereiabteilung an der Bath Academy of Art. 1952 zeigte er seine erste Einzelausstellung in London und war als einer von acht Bildhauern erstmals auf der Biennale von Venedig vertreten. Neben ihm stellten Henry Moore, Reg Buttler, Lynn Chadwick, Geoffrey Clarke, Bernard Meadows, Eduardo Paolozzi und William Turnbull aus. Damit gehörte Armitage zu jener Generation britischer Künstler:innen, die Read als verantwortlich für die „Renaissance der britischen Skulptur“ bezeichnete.

Der einflussreiche englische Kritiker Herbert Read verortete die britische Plastik nicht nur als Reaktion auf den Zweiten Weltkrieg, sondern als „Ikonografie der Verzweiflung, oder von Trotz […], von abgeschältem Fleisch, frustrierter Sexualität, die Geometrie der Angst“1. Unter „Geometrie der Angst [Geometry of Fear]“ subsummierte Read Werke, die häufig von ramponierten oder zerfetzt aussehenden Figuren gekennzeichnet sind.

1953 wurde Kenneth Armitage Großbritanniens erster University Artist in Residence an der University of Leeds (Gregory Fellow bis 1955). Auf der Biennale von Venedig 1958 gewann er den Preis für die beste internationale Skulptur eines Kunstschaffenden unter 45 Jahren. Die Bedeutung von Kenneth Armitage für die britische Skulptur wurde 1959 nochmals unterstrichen durch seine Teilnahme an der bedeutenden Gruppenausstellung „New Images of Man“, die Peter Selz für das Museum of Modern Art in New York kuratiert hat. Die Interpreten sahen in den „neuen Bildern des Menschen“ eine Gegenbewegung zum Abstrakten Expressionismus und zur doppelten „Entmenschlichung“ durch Totalitarismus und Technologisierung der Massen. Kenneth Armitage stellte seine Werke neben Francis Bacon, Reg Butler und Eduardo Paolozzi aus.

Werke

Armitages reifer Stil ist bereits ab 1952 nachweisbar. Die meisten seiner Werke zeigen menschliche Körper, werden aber auch manchmal mit tierischen Formen oder Möbeln verbunden. Die Verteidigung der menschlichen Figur erfolgte als Gruppe oder kleine Menge. Viele Bronzeskulpturen lassen einen skurrilen Humor aufblitzen. Kenneth Armitage interessierte sich für altägyptische und kykladische Kunst und seine Werke haben eine archaische Note.

In den 1960er Jahren und darüber hinaus passte sich Armitage den Stilen der Zeit an und verwendete manchmal Plastik oder Sprühfarbe. Er war 1964 in dem Dokumentarfilm „5 British Sculptors (Work and Talk)“ des amerikanischen Filmemachers Warren Forma zu sehen. Armitage wurde 1969 zum CBE ernannt und 1994 in die Royal Academy gewählt.

Im Jahr 2001 wurde seine Skulptur „Both Arms“ zusammen mit einer blauen Plakette am Millennium Square in Leeds aufgestellt und von Nelson Mandela enthüllt. Seine 2001 erschienene Skulptur „Legs Walking“ wurde 2018 auf dem City Square in Leeds vor der Mill Hill Chapel aufgestellt.

Tod

Kenneth Armitage starb am 22. Januar 2002 im Alter von 85 Jahren.

Beiträge zu Kenneth Armitage

David Annesley, Swing Low, 1964, Stahl, bemalt, 128,3 x 175,9 x 36,8 cm (© Tate Images credit, © David Annesley)

PalaisPopulaire: Objects of Wonder – britische Skulptur seit den 1950ern


Mit rund 70 Meisterwerken aus der Sammlung der Tate zeigt Objects of Wonder, wie britische Künstlerinnen und Künstler seit der Mitte des 20. Jahrhunderts die zeitgenössische Skulptur revolutioniert haben. Das Spektrum reicht von den Ikonen der Nachkriegsmoderne wie Henry Moore und Barbara Hepworth bis zu den Stars der Young British Artists wie Damien Hirst und Tracey Emin.
  1. Herbert Read, Introduction, in: Recent Sculpture (Ausst.-Kat. XXVI Biennale di Venezia), Venice 1952.