17.12.1770
Ludwig van Beethoven wurde am 17. Dezember 1770 in der Pfarrkirche St. Remigius in Bonn getauft. Taufpaten waren sein Großvater Ludwig van Beethoven (Hofkapellmeister und Weinhändler, gebürtig aus Mechelen in Belgien) und die Nachbarin Gertrud Müller, genannt Baum. Seine Eltern waren der Tenorsänger in der Hofkapelle Johann van Beethoven (* 1739 oder 1740) und Maria Magdalena, geb. Keverich, verw. Leym (* 19.12.1746). Ludwig van Beethoven war bereits das dritte Kind seiner Mutter. Sie hatte in erster Ehe einen Sohn, Johann Peter Anton, der nur einen Monat lebte (25.10.–27.11.1764). Auch das erste Kind aus der Ehe mit Johann van Beethoven, der ältere Bruder Ludwig Maria van Beethoven, wurde nur wenige Tage alt (getauft am 2.–8.4.1769).
1773–1776
Tod des Großvaters Ludwig van Beethoven d. Ä. (24.12.1773). Taufe des Bruders Kaspar Anton Karl van Beethoven (8.4.1774). Tod der Großmutter Maria Josepha van Beethoven, geb. Ball (30.9.1775). Taufe des Bruders Nikolaus Johann van Beethoven (2.10.1776).
26.3.1778
Erster öffentlicher Auftritt Beethovens als Pianist im musikalischen Akademiesaal in der Sternengasse in Köln mit „verschiedenen Konzerten und Trios“. In dem „Avertissement“ des Konzerts gibt der Vater sein Alter mit sechs Jahren an.
23.2.1779
Taufe der Schwester Anna Maria Franziska van Beethoven; sie starb bereits am 27. Februar. Maximilian Franz machte als neu gewählter Koadjutor des Kurfürsten und Erzbischofs eine Antrittsvisite in Bonn (Oktober 1780).
17.1.1781
Taufe des Bruders Franz Georg van Beethoven; er starb am 16. August 1783.
1782
Bei dem Mannheimer Musikverleger Götz erschien erstmals eine Komposition Beethovens im Druck, die Klaviervariationen über einen Marsch von Dressler, WoO 63. Beethoven vertrat Christian Gottlob Neefe als Hoforganist des Kurfürsten von Köln, Maximilian Friedrich. Er freundete sich mit Franz Gerhard Wegeler an. Die Freundschaft hielt ein Leben lang, Wegeler wurde später zusammen mit Ferdinand Ries einer der ersten Biografen Beethovens.
2.3.1783
Eine Christian Gottlob Neefe zugeschriebene Nachricht von der churfürstlich-collnischen Hofkapelle zu Bonn und anderen Tonkunstlern daselbst beschreibt das aufstrebende Talent Beethovens, der „ein zweiter Mozart“ werden könne. Der Bericht erschien noch im selben Jahr in Hamburg in Carl Friedrich Cramers Magazin der Musik.
14.10.1783
Heinrich Philipp Bossler annoncierte die in seinem Verlag erscheinenden Kurfürstensonaten WoO 47: „Louis van Beethoven 3 Claviersonaten, eine vortrefliche Composition eines jungen Genies von 11 Jahren, dem Churfürsten von Cölln zugeeignet – 1 fl. 30 kr.“. Mit der Widmung an den Kurfürsten Maximilian Friedrich Reichsgraf von Königsegg-Rothenfels brachte sich der junge Beethoven für eine potenzielle Anstellung bei Hofe ins Gespräch. Beethoven machte im November mit der Mutter eine Reise nach Rotterdam und Den Haag, wo er am 23. November bei Hofe auftrat.
1784
Erste Kontakte zur Familie von Breuning, die ihm geistige Anregung und eine emotionale Heimat bietet. Beethoven erteilt zwei Kindern der Familie, Eleonore und Stephan, Klavierunterricht. Tod von Kurfürst Maximilian Friedrich von Königsegg-Rothenfels (15.4.). Maximilian Franz von Österreich, jüngster Sohn von Maria Theresia und Kaiser Franz I., Bruder des Kaisers Joseph II. und der französischen Königin Marie-Antoinette, wird neuer Kurfürst in Köln. Er wird zum entscheidenden Förderer des jungen Beethoven. Beethoven erhielt im Juni eine feste Anstellung als Hoforganist am kurfürstlichen Hof. Bereits im Frühjahr hatte er sich darum beworben, damals war das Gesuch abgelehnt worden.
1786
Taufe der Schwester Maria Margaretha Josepha van Beethoven (5.5.); sie starb bereits am 26. November 1787. Ende Dezember reiste Beethoven nach Wien ab.
1787
Spätestens am 14. Januar 1787 traf Beethoven in Wien ein. Er sollte dort bei Wolfgang Amadé Mozart Unterricht nehmen. Ein Zusammentreffen der beiden ist denkbar, jedoch dokumentarisch nicht belegt. Vom 8. Januar bis 12. Februar hielt sich Mozart allerdings in Prag auf. Beethoven blieb bis längstens 28. März in Wien. Ende März 1787 reiste Beethoven aus Wien zurück nach Bonn. Auf dem Rückweg macht er von München aus einen Abstecher nach Regensburg. Außerdem macht er in Augsburg Station und besucht die Klavierbauwerkstatt Stein. Die Behauptung, Beethoven habe die Reise wegen der Nachricht, seine Mutter liege im Sterben, frühzeitig abgebrochen, scheint angesichts dieser Aktivitäten gegenstandslos. Einem Brief des Kurfürsten Maximilian Franz von Dezember 1793 ist zu entnehmen, dass Beethoven »bei seiner ersten Wienner Reise bloß Schulden von seiner Reise“ mit nach Hause gebracht habe. Wohl im Mai kam Beethoven in Bonn an. Tod der Mutter an Schwindsucht (Tuberkulose) (17.7.). Im Sommer erkrankte Beethoven ernsthaft. Beethoven selbst bezeichnete in einem Brief als „Engbrüstigkeit“, möglicherweise eine aus der Trauer um die Mutter resultierende Depression.
1788
Zusätzlich zum Orgeldienst spielte Beethoven auch Bratsche in der Hofkapelle.
1789
Eröffnung der Bonner Hofoper im Januar. Beethoven lernte dort – neben anderen – auch Mozarts Opern kennen und schätzen. Sturm auf die Bastille in Paris (14.7.). Johann van Beethoven, der nach dem Tod seiner Frau immer mehr der Trunksucht verfiel, wurde vom Dienst suspendiert (20.11.). Ludwig van Beethoven wurde an Stelle seines Vaters Familienoberhaupt und musste sich um seine jüngeren Geschwister kümmern.
1790
Joseph Haydn machte auf seiner ersten London-Reise auch in Bonn Station, trug sich in das Gästebuch der Lesegesellschaft ein und besuchte ein Hochamt in der Hofkapelle, bei dem eine Messkomposition von ihm gespielt wurde (25.12.). Der Kurfürst stellte ihm anschließend seine Musiker vor, möglicherweise auch Beethoven.
1791
Maximilian Franz reiste am 25. August mit seiner Hofkapelle nach Mergentheim, dem Sitz des Hochmeisters des Deutschen Ordens, ein Amt, das damals der Kölner Erzbischof innehat. Dort fand bis 20. Oktober ein Großkapitel des Deutschen Ordens statt. Im August erschien bei Schott in Mainz Beethovens Righinivariationen WoO 65. Auf einer Zwischenstation in Aschaffenburg auf der Reise nach Mergentheim spielt der junge Beethoven diese Variationen auswendig vor dem Kapellmeister des Mainzer Kurfürsten, Johann Franz Xaver Sterkel, der über das Spiel und die Komposition begeistert ist. Tod von Wolfgang Amade Mozart in Wien (5.12.).
1792
Frankreich erklärte im April Österreich den Krieg (Erster Koalitionskrieg). Im Juli kam Haydn auf der Rückreise von London erneut nach Bonn. Bonner Musiker, unter ihnen wohl auch Beethoven, gaben ihm in Godesberg ein Frühstück. Spätestens bei dieser Gelegenheit wurde vereinbart, dass Beethoven bei Haydn Unterricht nehmen sollte. Im Oktober besetzten französische Truppen im Rheinland.
2.11.1792
Vermutlich am 2. November reiste Beethovens nach Wien ab. Der Kurfürst gewährte ihm bis März 1794 weiterhin ein Jahresgehalt von 100 Dukaten. Ferdinand Ernst Graf von Waldstein schrieb zum Abschied in Beethovens Stammbuch: „Durch ununterbrochenen Fleiß erhalten Sie: Mozart’s Geist aus Haydens Händen“. Etwa am 10. November kam Beethoven in Wien an. Tod des Vaters in Bonn (18.12.).
1793
Unterricht bei Joseph Haydn. Beethoven lernte freie Komposition sowie Anlage und Aufbau eines Stückes. Bekanntschaft mit Nikolaus Paul Zmeskall von Domanowecz, der ihm ein guter Freund wurde. Tod des französischen Königs Ludwig XVI. unter der Guillotine (Paris, 21.1.). Königin Marie Antoinette erlitt am 16. Oktober dasselbe Schicksal. Die Originalausgabe der Variationen über „Se vuol ballare“ aus Mozarts Oper „Le nozze di Figaro“ für Klavier und Violine WoO 40 erschient im Juli bei Artaria in Wien; auf dem Titel sind sie als „Œuvre I“ bezeichnet.
1794
Bekanntschaft mit Fürst Franz Joseph Maximilian Lobkowitz, Beethovens späteren Förderer. Ab Januar erhielt Beethoven Unterricht bei Johann Georg Albrechtsberger auf Empfehlung von Joseph Haydn. Er durchlief noch einmal ein vollständiges Curriculum im strengen Satz. Im März wurden die Gehaltszahlungen aus Bonn eingestellt. Bethovens Bruder Kaspar Karl kam im Frühjahr nach Wien. Ab Sommer wohnte Beethoven im Haus von Fürst Karl von Lichnowsky; spätestens dort machte er die Bekanntschaft mit dem Geiger Ignaz Schuppanzigh, der Beethoven zeit seines Lebens ein Freund blieb und durch seine Konzertveranstaltungen wesentlich zur Verbreitung von dessen Werken beitrug. Einmarsch der französischen Truppen in Bonn und Auflösung des Bonner erzbischöflichen Hofstaats (8.10.). Für Beethoven wurde eine Rückkehr in die rheinische Heimat unmöglich. Er träumte bis an sein Lebensende von einer Reise nach Hause, die er aber nie unternahm.
1795
Erster öffentlicher Auftritt in Wien als Solist mit einem Klavierkonzert (op. 15 oder 19) in einer Akademie (Benefizkonzert) der Tonkünstler-Societät im Burgtheater (29.3.). Wiederholung am 30. März. Im Frühjahr schloss Beethoven Kontakte zur Wiener Theaterszene. Beethoven komponiert zwei Einlage-Arien für das Singspiel Die schöne Schusterin, WoO 91. Am 19. Mai schloss er mit dem Verlag Artaria in Wien einen Vertrag über die Inverlagnahme der Klaviertrios op. 1. Er wurde bei dem Projekt finanziell von Fürst Lichnowsky unterstützt. Die creme de la creme der Wiener Aristokratie subskribierte auf die Trios. Im Juli/August erschien die Originalausgabe der Klaviertrios op. 1 bei Artaria in Wien; auf dem Titel sind sie als „Œuvre 1re“ bezeichnet. Akademie von Joseph Haydn im kleinen Redoutensaal der Hofburg (18.12.); Beethoven trat erneut als Solist mit einem eigenen Klavierkonzert auf (op. 15 oder 19). Der Bruder Nikolaus Johann kam nach Wien (Dezember).
1796
Akademie der Sängerin Maria Bolla; Beethoven spielte erneut ein eigenes Klavierkonzert (8.1.). Mit der Reise nach Prag begann die Konzerttournee, die Fürst Lichnowsky für Beethoven organisiert hatte (Februar). Akademie im Konviktsaal in Prag, Beethoven spielt ein eigenes Klavierkonzert (11.3.). Am 23. April kam Beethoven in Dresden an, wo er am 29. April bei Hofe auftritt. Abreise nach Leipzig (30.4.). Im Mai/Juni hielt sich Beethoven in Berlin auf. Beethoven spielte zusammen mit dem Cellisten Jean Louis Duport seine Cellosonaten op. 5 vor König Friedrich Wilhelm II. Bekanntschaft mit dem Prinzen Louis Ferdinand, dem er später sein drittes Klavierkonzert widmete. Vermutlich im Juli reiste der Komponist aus Berlin ab. Die Konzertreise war künstlerisch und finanziell ein großer Erfolg. Später träumte Ludwig van Beethoven immer wieder von ähnlichen Tourneen, führte sie aber nie durch, da ihn sein nachlassendes Gehör zunehmend behinderte und im Umgang mit anderen einschüchterte. Konzertreise nach Preßburg (Bratislava) und Budapest, wo Beethoven jeweils ein eigenes Klavierkonzert spielte (November/Dezember).
1797
Akademie des Geigers Ignaz Schuppanzigh (6.4.). Auf dem Programm standen auch Beethovens Konzertarie „Ah perfido“ op. 65 sowie das Bläserquintett op. 16.
1798
Im Oktober unternahm Ludwig van Beethoven eine Konzertreise nach Prag; im Konviktsaal Aufführungen der Klavierkonzerte op. 15 und op. 19. Konzert im Theater auf der Wieden (27.10.). Beethoven spielt ein eigenes Klavierkonzert, wahrscheinlich op. 15.
1799
Im Mai machte Ludwig van Beethoven die Bekanntschaft mit Therese und Josephine von Brunsvik. Beethoven erteilte den Schwestern Klavierunterricht. Napoleon wurde Erster Konsul der Französischen Republik (9.11.).
1800
Beethovens Klavierschüler in dieser Zeit waren: Gräfin Luise Barbara Keglevicz-Odescalchi; Beethoven widmet ihr seine Klaviersonate op. 7. Gräfin Giulietta Guicciardi; Beethoven widmet ihr 1801 die Klaviersonate op. 27 Nr. 2, die sogenannte Mondschein-Sonate. Cerny. Fürst Lichnowsky schenkte Beethoven vier Streichquartett-Instrumente, die heute im Beethoven-Haus Bonn ausgestellt sind. Er setzte Beethoven ein Jahresgehalt von 600 Gulden aus, das dieser bis 1806 bezog.
2. April 1800
Erste eigene Akademie Beethovens im Wiener Burgtheater. Er spielte sein Klavierkonzert op. 15; außerdem standen das Septett op. 20 sowie die erste Sinfonie op. 21 auf dem Programm. Da Beethoven alle Unkosten selbst trug (er durfte allerdings auch den Erlös behalten), minimierte er das finanzielle Risiko, indem er zusätzlich Werke berühmter Komponisten wie Mozart und Haydn ins Programm nahm, um so die Attraktivität des Konzerts zu steigern. In späteren Jahren spielte er bei seinen Konzerten ausschließlich eigene Werke.
15.12.1800
Beethoven bot dem Verleger Franz Anton Hoffmeister in Leipzig seine erste Sinfonie op. 21 zum Druck an und forderte ihn auf, den Preis selbst festzusetzen.
1801
Unterricht in italienischer Vokalkomposition bei Antonio Salieri. Das erste Porträt Ludwig van Beethovens als Erwachsener entstand: Kupferstich von Johann Joseph Neidl nach einer Zeichnung von Gandolph Ernst Stainhauser von Treuberg. Uraufführung des Balletts „Die Geschöpfe des Prometheus“ (op. 43) im Wiener Burgtheater (28.3.). Die Musik findet ein unterschiedliches Echo, das Ballett fällt beim Publikum durch. Stephan von Breuning übersiedelte im Mai nach Wien; er blieb Ludwig van Beethoven trotz einer vorübergehenden Entzweiung (siehe 1804) zeitlebens eng verbunden. In Briefen an die Freunde Franz Gerhard Wegeler in Bonn und Carl Amenda in Wirben (Kurland) sprach Ludwig van Beethoven erstmals über seine beginnende Ertaubung (Juni/Juli). Maximilian Franz, Kurfürst und Erzbischof von Köln, starb in Hetzendorf bei Wien (26.7.). Am 22. oder 23. Juni hatte Beethoven dem Verleger Hoffmeister mitgeteilt, dass seine erste Sinfonie (op. 21) dem Kurfürst gewidmet sein sollte. Die Widmung wurde durch dessen Tod jedoch hinfällig. Die Originalausgabe der ersten Sinfonie (op. 21) erschien im November in Stimmen beim Verlag Hoffmeister in Wien sowie im Bureau de Musique in Leipzig. Beethoven führte für seinen Bruder teilweise die Geschäfte und erledigte Korrespondenz und Verhandlungen mit Verlegern.
1802
Im Februar stellte Beethoven seine zweite Sinfonie (op. 36) fertig. Der Leipziger Verleger Gottfried Christoph Härtel suchte Kontakt zu Beethoven und verlegte in der Folge die Klaviervariationen op. 34 und 35 sowie das Streichquintett op. 29 (März). Breitkopf & Härtel in Leipzig wurde erst zwischen 1809 und 1812 Beethovens wichtigster Verlag. In den Jahren 1802 bis 1808 verlegte Ludwig van Beethoven seine Kompositionen noch hauptsächlich im Wiener Kunst und Industrie-Comptoir.
6. und 10. Oktober 1802
Beethoven verfasste am 6. und 10. Oktober 1802 das sog. Heiligenstädter Testament, ein längeres, im Wiener Vorort Heiligenstadt entstandenes Schreiben an seine Brüder, in dem er sich gegen den Vorwurf der Menschenfeindlichkeit verteidigte, über seine Krankheiten, besonders die Schwerhörigkeit aufklärte und seinen Nachlass regelte.
1803
Beethoven erwog einen Umzug nach Paris. Klavierunterricht für Baronin Dorothea von Ertmann; Beethoven widmete ihr später seine Klaviersonate op. 101. Beethoven wurde im Januar Angestellter des Theaters an der Wien und bezog dort eine Dienstwohnung. Er sollte für das Theater eine Oper schreiben. Im April lernte Ludwig van Beethoven den Geiger George Bridgetower kennen, für den er die Violinsonate op. 47 komponierte (am 24. Mai in einem gemeinsamen Konzert uraufgeführt). Sie erschien später mit einer Widmung an den Geiger Rodolphe Kreutzer.
Große Akademie im Theater an der Wien mit der Aufführung der ersten Sinfonie op. 21 und der Uraufführung der zweiten Sinfonie op. 36, des dritten Klavierkonzerts op. 37 sowie des Oratoriums Christus am Ölberge op. 85 (5.4.). Im Mai begann Beethoven mit der Arbeit an der dritten Sinfonie op. 55 (Eroica).
Sommer 1803
Am 20. Juli nahm der Volksliedsammler George Thomson mit Beethoven auf, der für ihn in den folgenden Jahren sechs Variationen für Klavier und Flöte über irische und zehn über schottische Melodien (op. 105 und 107) komponierte, außerdem zahlreiche Bearbeitungen schottischer, walisischer, irischer, englischer und kontinentaler Melodien anfertigte (op. 108 sowie WoO 152–158). Beethoven erwarb bei dem französischen Klavierbauer Sébastien Erard einen Hammerflügel (6.8.).
Herbst/Winter 1803
Beethovens Schüler Ferdinand Ries hatte die Verlagsverhandlungen zur dritten Sinfonie mit dem Bonner Musikverleger Nikolaus Simrock übernommen und schrieb ihm am 22. Oktober 1803: „Es ist nach seiner eigenen Äußerung das größte Werk, welches er bisher schrieb. Beethoven spielte sie mir neulich und ich glaube Himmel und Erde muß unter einem zittern bei ihrer Aufführung.“ Ries berichtete außerdem: „Er hat viel Lust, selbe Bonaparte zu dedizieren, wenn nicht, weil Lobkowitz sie auf ein halb Jahr haben und 400 Gulden geben will, so wird sie Bonaparte genannt.“ Ries sagte am 11. Dezember Simrock für die Eroica ab: „Die neue Sinfonie von Beethoven will er nun gar nicht verkaufen und sie für seine Reise aufbehalten, wozu er nun noch eine [weitere Sinfonie] macht.“ Beethoven plante zu dieser Zeit eine Reise nach Frankreich, wo er die Sinfonie (und eine weitere, noch zu komponierende) in Paris aufführen wollte. Bereits Ende November hatte Beethovens Bruder Kaspar Karl dem Verlag Breitkopf & Härtel ebenfalls abgesagt.
1804
Anfang 1804 stellte die dritte Sinfonie op. 55 (Eroica) fertig und schuf erste Skizzen zur fünften Sinfonie op. 67. Im Januar begann er auch mit der Arbeit an der Oper Leonore; im Frühjahr lertne er den Komponisten, Pianisten und Verleger Muzio Clementi kennen. Abschluss der Klaviersonate op. 53 (Waldsteinsonate). Im Mai (oder später?) erfuhr Beethoven von der Proklamation Napoleons zum Kaiser der Franzosen und tilgte daraufhin auf dem Titelblatt seiner dritten Sinfonie den Namen „Bonaparte“. Anfang Juni führte Beethoven die dritte Sinfonie op. 55 beim Widmungsträger Franz Joseph Maximilian Fürst Lobkowitz in Wien auf.
Sommer 1804
Beethoven zog in das „Rothe Haus“, in dem auch Stephan von Breuning wohnte. Als er schwer erkrankte, siedelte er in Breunings Wohnung um und wurde von diesem gepflegt; seine eigene Wohnung vergaß er zu kündigen. Über dieses Versäumnis gerieten beide heftig in Streit und überwarfen sich. Im November schickte Beethoven dem Freund die Porträt-Miniatur von Christian Horneman zur Versöhnung. Am 26. August 1804 verhandelte Beethoven erneut mit dem Verlag Breitkopf & Härtel in Leipzig über die dritte Sinfonie op. 55, die „eigentlich betitelt Ponaparte“ ist, und wünschte, „daß sie dieselbe statt der gestochenen stimmen in Partitur herausgäben“ (dieses Ansinnen lehnte der Verlag aufgrund der schlechten Kosten-Nutzen-Relation ab; Partituren wären zu teuer und würden zu selten nachgefragt). Breitkopf & Härtel zeigte sich zunächst interessiert. Nach langwierigen und umständlichen Verhandlungen scheiterte das Projekt aber schließlich an Beethovens Hinhaltetaktik und fortdauernden Honorarverhandlungen im Juni 1805. Im Spätsommer verkehrte Ludwig van Beethoven bei Josephine Deym geb. Brunsvik und machte ihr leidenschaftlich den Hof. Josephine erwiderte seine Zuneigung vorsichtig. Der Brief an die „Unsterbliche Geliebte“ (siehe 1812, 6./7. Juli) ist möglicherweise an sie gerichtet.
1805
Halböffentliche Aufführung der dritten Sinfonie op. 55 (Eroica) bei dem Wiener Großhändler und Bankier Joseph von Würth (20.1.). Halböffentliche Aufführung der dritten Sinfonie op. 55 im Wiener Stadtpalais des Fürsten Lobkowitz (23.1.). Erste öffentliche Aufführung der dritten Sinfonie op. 55 in einer Akademie des Geigers und Konzertmeisters Franz Clement; Beethoven dirigiert selbst (7.4.). Französische Truppen besetzten Wien, Napoleon nahm sein Hauptquartier in Schloss Schonbrunn (13.11.). Uraufführung der Leonore. Die Oper war ein Misserfolg. Beethoven entschloss sich schon im Dezember zur Überarbeitung (20.11.). Dreikaiserschlacht bei Austerlitz: Napoleon besiegt Österreich und Russland (2.12.).
1806
Aufführung der zweiten, revidierten Fassung der Leonore (29.3./10.4.). Der Bruder Kaspar Karl heiratete Johanna Reiss (25.5.). Beethoven lehnte seine Schwägerin heftig ab. Im Frühjahr/Sommer erfolgte die Ausarbeitung der Klaviersonate op. 57 (Appassionata). Geburt von Beethovens Neffen Karl, Sohn von Kaspar Karl und Johanna van Beethoven (4.9.). Im September und Oktober war Ludwig van Beethoven zu Gast bei Fürst Lichnowsky auf Schloss Grätz. Er weigerte sich, vor französischen Offizieren zu spielen, reiste überstürzt ab und überwarf sich angeblich mit Lichnowsky. Die dritte Sinfonie op. 55 erscheint im Wiener Kunst- und Industrie-Comptoir (Oktober). Napoleon verhing eine Blockade über Großbritannien, die jeglichen Handel und Verkehr mit den britischen Inseln unterbinden sollte (21.11.). Diese sogenannte Kontinentalsperre erschwerte in der Folge auch Beethoven den Kontakt mit seinen britischen Verlegern erheblich. Erste Aufführung des Violinkonzerts op. 61 in einer Akademie des Geigers Franz Clement im Theater an der Wien (23.12.).
1807
Fürst Nikolaus Esterházy gab Anfang 1807 bei Beethoven eine Messe (op. 86) in Auftrag. Beethoven komponierte eine Ouvertüre (op. 62) zu Heinrich von Collins Trauerspiel Coriolan. In der Folge hatten beide auch gemeinsame Opernpläne; weder Macbeth noch Bradamante wurden verwirklicht. Privatkonzert im Palais des Fürsten Lobkowitz ausschließlich mit Werken Beethovens: die ersten vier Sinfonien (Uraufführung der vierten Sinfonie op. 60), die Coriolan-Ouvertüre op. 62. Das vierte Klavierkonzert op. 58 und Arien aus der Oper Leonore (nach dem 27.2.).
20. April 1807
Der Pianist und Verleger Muzio Clementi kaufte am 20. April 1807 für 200 Pfund die Veröffentlichungsrechte auf den Britischen Inseln für die Rasumowsky-Quartette op. 59, die vierte Sinfonie op. 60, die Coriolan-Ouvertüre op. 62, das vierte Klavierkonzert op. 58 sowie für das Violinkonzert op. 61 (auch in der Fassung für Klavier). Außerdem erhielt Beethoven den Auftrag für zwei Sonaten und eine Fantasie (op. 77–79). Parallel dazu versuchte er, die Werke auch an den Verleger und Klavierbauer Ignaz Joseph Pleyel in Paris zu verkaufen, was aber an seinen Honorarforderungen scheiterte.
Mai–Dezember 1807
Beethoven verkaufte dem Wiener Kunst- und Industrie-Comptoir die gleichen Werke wie Clementi zur Veröffentlichung auf dem Kontinent (Mai). Im Sommer erarbeitete Beethoven frühe Skizzen zur sechsten Sinfonie op. 68 (Pastorale). Josephine Deym distanzierte sich im Sommer/Herbst von Beethoven, dessen Werben ihr zu leidenschaftlich und fordernd war. Zudem standen Standeshindernisse einer Verbindung im Wege. Reise nach Eisenstadt zur ersten Aufführung seiner Messe op. 86 (September). Der Auftraggeber, Fürst Esterházy, war vom Werk enttäuscht. Beginn der Hauptarbeitsphase an der fünften Sinfonie op. 67. Beethoven stellte im Dezember ein Anstellungsgesuch an die Wiener Hoftheaterdirektion, das diese ablehnte.
1808
Der Bruder Johann van Beethoven kaufte eine Apotheke in Linz an der Donau (13.3.). Während der kommenden Jahre machte er als Armeelieferant in den napoleonischen Kriegen so große Gewinne, dass er sich 1819 ein Landgut kaufen konnte. Beethoven hatte im März eine schwere Infektion am Finger. Beginn der Hauptarbeitsphase an der sechsten Sinfonie op. 68 (Pastorale), die Beethoven im August fertigstellte. Im Frühjahr schloss Ludwig van Beethoven die fünfte Sinfonie op. 67 ab. Wohltätigkeitskonzert: Beethoven dirigiert die vierte Sinfonie op. 60, das dritte Klavierkonzert op. 37 und die Coriolan-Ouvertüre op. 62 (12. und 13.4.). Vor dem 1. November erhielt Beethoven von Jérôme Bonaparte, Bruder Napoleons und König von Westfalen, das Angebot, Hofkapellmeister in Kassel zu werden, und wollte es annehmen. Akademie zu eigenen Gunsten im Theater an der Wien: Uraufführung der fünften und sechsten Sinfonie op. 67 und 68 und der Chorfantasie op. 80; außerdem stehen auf dem Programm das vierte Klavierkonzert op. 58, die Arie „Ah perfido2 op. 65, Teile der Messe op. 86 sowie eine von Beethoven improvisierte freie Klavierfantasie (22.12.). Er dirigierte und spielte selbst den Klavier-Solopart.
1809
Anfang 1809 verhandelte Ludwig van Beethoven mit Erzherzog Rudolph, Fürst Kinsky und Fürst Lobkowitz über eine feste monatliche Rente, damit er in Wien verbleiben konnte. Verhandlungsführer war sein Freund Baron Ignaz von Gleichenstein. Ratifizierung des Rentenvertrags, der Beethoven ein Jahresgehalt von 4.000 Gulden zusicherte (1.3.); den Betrag teilten sich die Fürsten Lobkowitz und Kinsky sowie Erzherzog Rudolph. Einzige Bedingung des Vertrags war, dass Beethoven das Angebot aus Kassel ablehnte und in Wien blieb. Beethoven bestimmte die Fürsten Andrej Kyrillowitsch Rasumowsky und Lobkowitz zu den gemeinsamen Widmungsträgern der fünften und sechsten Sinfonie (4.3.). Durch den Rentenvertrag finanziell abgesichert, dachte Beethoven Mitte März über eine Heirat nach und bat seinen Freund Gleichenstein, eine geeignete Frau für ihn zu finden.
April–Mai 1809
Die Originalausgabe der fünften Sinfonie op. 67 erschien bei Breitkopf & Härtel in Leipzig. Österreich erklärt Frankreich den Krieg (Fünfter Koalitionskrieg, 9.4.). Im Mai erschien die Originalausgabe der sechsten Sinfonie op. 68 bei Breitkopf & Härtel in Leipzig. Auf der Flucht vor den französischen Truppen verließ die kaiserliche Familie Wien (4.5.). Zur Abreise Erzherzog Rudolphs tags darauf komponierte Beethoven die Klaviersonate op. 81a (Lebewohl-Sonate). Wien wurde von der französischen Artillerie bombardiert und kapituliert am 12. Mai. Tod Joseph Haydns (31.5.1809). Beethoven trat seine Nachfolge als größter lebender Komponist an.
Spätsommer–Winter 1809
Fertigstellung des fünften Klavierkonzerts op. 73. Im Oktober wurde der Friede von Schonbrunn unterzeichnet. Im November begann Ludwig van Beethoven die konkrete Arbeit für den schottischen Volksliedsammler Thomson. Bis 1819 fertigte Beethoven für ihn insgesamt über 150 Bearbeitungen von Melodien (meist britischer Herkunft) an.
1810
Ludwig van Beethoven wurde von seinem Freund Gleichenstein in die Familie Malfatti eingeführt (Februar). Er gab der Tochter Therese Malfatti Klavierunterricht und verliebte sich in sie. Im Mai machte Beethoven Therese Malfatti einen Heiratsantrag, den sie ablehnte. Vielleicht im gleichen Monat schloss Beethoven Bekanntschaft mit Antonie Brentano. Sie und ihr Mann Franz Brentano blieben Beethoven zeit seines Lebens freundschaftlich verbunden. Premiere von Johann Wolfgang von Goethes „Egmont“ im Wiener Burgtheater (24.5.); die bei Beethoven hierfür bestellte Bühnenmusik wurde erst zur vierten Aufführung am 15. Juni fertig.
Frühjahr–Sommer 1810: Bettina Brentano (verh. von Arnim)
Bei den Brentanos lernt Beethoven auch Bettina Brentano kennen (spätere Gattin Achim von Arnims) kennen. Sie berichtet Goethe fasziniert von Beethoven und vermittelt 1812 in Teplitz eine Begegnung der beiden. Zu Bettinas Hochzeit schrieb Beethoven ihr am 10. Februar 1811 einen liebevollen Brief und ließ für sie auf Briefpapier sein „Lied Neue Liebe, neues Leben“ op. 75 Nr. 2 kopieren. Beethoven wurde sich mit Breitkopf & Härtel über die Inverlagnahme der Bühnenmusik zu Goethes Egmont handelseinig (Juni/Juli).
1811
Österreichischer Staatsbankrott: Durch eine Finanzpatent genannte Wahrungsreform wurde das Geld auf ein Fünftel abgewertet (20.2.). Aufgrund der Währungsabwertung schmolz Beethovens Einkommen im Frühjahr aus dem Rentenvertrag beängstigend zusammen, obwohl Erzherzog Rudolph (als einziger der drei Gönner) seinen Anteil erhöhte. Niederschrift des Klaviertrios op. 97 (März). Uraufführung des Klaviertrios op. 97 in einem Gartenkonzert im Sommerpalais des Fürsten Lobkowitz mit dem Widmungsträger Erzherzog Rudolph am Klavier (2.6.).
Juni–Sommer 1811
Beständig auf der Suche nach einem geeigneten Opernstoff, sandte Beethoven Georg Friedrich Treitschke das Melodram „Les ruines de Babylone“ von Guilbert de Pixérécourt mit der Bitte, für ihn daraus ein Libretto zu machen. Das Projekt zerschlug sich schließlich, Treitschke revidierte jedoch 1814 das Libretto zu Beethovens Oper Fidelio. Im böhmischen Kurort Teplitz lernte Beethoven im Sommer Joseph von Varena kennen. Dieser engagierte sich in Graz für musikalische Wohltätigkeitsveranstaltungen. Beethoven überließ ihm in der Folge kostenlos mehrere Werke. Zugunsten der von den Ursulinen geführten „Mädchen-Erziehungsanstalt“ wurden in Graz am 29. März 1812 und am 6. Juni 1813 unterschiedliche Teile aus Beethovens „Ruinen von Athen“ (op. 113) und „Ungarns erster Wohltäter“ (op. 117) sowie am 11. April 1813 sein Oratorium „Christus am Ölberge“ (op. 85) aufgeführt.
September 1811
Fürst Lobkowitz stellte aufgrund eigener finanzieller Probleme seinen Beitrag zur Rente ein. Beethoven würde ab 1813 gegen ihn klagen und diesen Prozess 1815 erfolgreich abschließen. Beginn der Arbeit an der siebten Sinfonie op. 92.
1812
Im April 1812 schloss Ludwig van Beethoven die siebte Sinfonie op. 92 ab. Direkt anschließend begann er die Arbeit an der achten Sinfonie op. 93. Die ersten Skizzen zeigten, dass das Werk zunächst als Klavierkonzert geplant war. Brief an die „Unsterbliche Geliebte“, deren Identität nach wie vor ungeklärt bleibt (6./7.7.). Die Forschung hält Josephine Deym für die wahrscheinlichste Adressatin. Begegnung mit Goethe in Teplitz (19.7.). In einem Brief an seinen Verleger Härtel in Leipzig kritisierte Beethoven: „Göthe behagt die Hofluft zu sehr mehr als es einem Dichter ziemt.“
November 1812: Tod von Fürst Kinsky
Fürst Kinsky starb bei einem Reitunfall (3.11.). Die Erben wollten das Legat an Beethoven nicht weiterführen. Er unternahm nach mehreren vergeblichen Interventionen rechtliche Schritte und verglich sich Anfang 1815 mit der Familie. Der Bruder Johann van Beethoven heiratete Therese Obermeyer (8.11.). Auch diese Schwägerin lehnte Beethoven ab.
1813
Finanziell war 1813 eines der schwierigsten Jahre Beethovens. Die Geldentwertung war hoch, von Kinsky und Lobkowitz erhielt er keine finanzielle Unterstützung mehr. Er musste von Franz Brentano, dem Verleger Steiner, von Johann Nepomuk Mälzel und wahrscheinlich auch von anderen Personen Geld leihen. Künstlerisch war Ludwig van Beethoven ausgesprochen unproduktiv. Er ließ sich von dem Mechaniker Mälzel Hörrohre anfertigen. Im Frühjahr erkrankte Kaspar Karl van Beethoven an Schwindsucht (Tuberkulose). Ende März oder Anfang April stellte Beethoven die achte Sinfonie op. 93 fertig. Proben zur siebten und achten Sinfonie bei Erzherzog Rudolph (21.4.).
Sommer–Dezember 1813
Nach dem Sieg des britischen Feldmarschalls Herzog von Wellington über die Franzosen bei Vitoria im Baskenland komponierte Ludwig van Beethoven auf Anregung Johann Nepomuk Mälzels „Wellingtons Sieg oder Die Schlacht bei Vittoria“ (op. 91). Die Musik war zunächst nur als Sieges-Sinfonie für Mälzels Musikautomaten, das Panharmonikon, gedacht.
In der Völkerschlacht bei Leipzig siegten die Koalitionstruppen Russlands, Preußens, Österreichs und Schwedens, Napoleon zog sich über den Rhein zurück (16.–19.10.). Wohltätigkeitskonzert im Universitätssaal (8./12.12.): Unter Beethovens Leitung wurden „Wellingtons Sieg“ (op. 91) und die siebte Sinfonie op. 92 erstmals aufgeführt und von Publikum und Presse begeistert aufgenommen. Wegen des großen Erfolges Wiederholungen am 2. Januar und 27. Februar 1814 im großen Redoutensaal der Hofburg unter Beethovens Leitung.
1814
Ludwig van Beethoven schickte Anfang 1814 dem britischen Prinzregenten und späteren König Georg IV. eine revidierte Abschrift von „Wellingtons Sieg“ (op. 91) und bat um die Genehmigung der Widmung. Eine Reaktion des britischen Hofes und die erhoffte (finanzielle) Anerkennung blieben jedoch aus, trotz zahlreicher Bemühungen und Nachforschungen Beethovens. Akademie im Redoutensaal (27.2.): Uraufführung der achten Sinfonie op. 93; weiteres Programm: siebte Sinfonie op. 92, Terzett op. 116 und Wellingtons Sieg op. 91. Öffentliche Aufführung des Klaviertrios op. 97 in einem Wohltätigkeitskonzert im Saal des Hotels „Zum römischen Kaiser“ in Wien; Beethoven spielte Klavier, Ignaz Schuppanzigh Violine und Joseph Linke Cello (11.4.). Tod des Fürsten Karl Lichnowsky (15.4.). Uraufführung der dritten, endgültigen und sehr erfolgreichen Fassung der Oper „Fidelio“ (op. 72, 23.5.). Die Ouvertüre wurde erst zur zweiten Aufführung am 26. Mai fertig, die Leonoren-Arie sogar erst zur Vorstellung am 18. Juli.
18. September 1814: Beginn des Wiener Kongresses
Beginn des Wiener Kongresses. Im Verlauf des Kongresses trat Beethoven vor den anwesenden Staatsmännern und Monarchen auf. Dies war der Höhepunkt seines öffentlichen Erfolges. Große Akademie unter Anwesenheit fast aller Kongressteilnehmer am 29. November: Auf dem Programm stehen die siebte Sinfonie op. 92, Wellingtons Sieg op. 91 und die Kantate Der glorreiche Augenblick op. 136 (Uraufführung).
1815
Im Theatre Royal, Drury Lane in London, wurde durch die Philharmonic Society unter George Smart ohne Beethovens Wissen und Zustimmung „Wellingtons Sieg“ (op. 91) aufgeführt (10./13. Februar). Das Stück hatte großen Erfolg und wurde in der Folgezeit zur bekanntesten und meistgespielten Sinfonie Beethovens in London. Beethoven las davon in der Wiener Zeitung und fürchtete, hintergangen und um sein Honorar geprellt zu werden. Ab Frühjahr erhielt er wieder regelmäßige Zahlungen der fürstlichen Familien Kinsky und Lobkowitz. Im April begann Beethoven Geschäftsbeziehungen mit dem Wiener Verleger Sigmund Anton Steiner. Steiner und der bei ihm angestellte Tobias Haslinger (später sein Compagnon) waren für Beethoven nicht nur Verleger, sondern auch Freunde. Beethovens Briefe an Steiner/Haslinger sind voller humorvoll-witziger Wortspiele: er bezeichnet Steiner darin als „Generalleutnant“, Haslinger als „Adjutant“ und sich selbst als „Generalissimus“.
Juni–Dezember 1815
Beethoven bat am 1. Juni 1815 Johann Peter Salomon in London, für eine Reihe von Werken einen Verleger zu finden (1.6.). Salomon stellte den Kontakt zu Robert Birchall her, der in der Folge unter anderem die Klavierauszüge aus „Wellingtons Sieg“ (op. 91) und der siebten Sinfonie herausbrachte. Ludwig van Beethoven begann im Sommer mit den Skizzen zu seiner Klaviersonate A-Dur op. 101. Kaspar Karl van Beethoven starb an Tuberkulose und hinterließ seinen minderjährigen Sohn Karl (15.11.). In seinem Testament hatte er seinen Bruder als Vormund eingesetzt, in einem Nachsatz jedoch bestimmt, das Kind sollte nicht von seiner Mutter getrennt werden. Das k. k. niederösterreichische Landrecht ernannte Johanna van Beethoven zum Vormund ihres Sohnes Karl und Beethoven zum Mitvormund, der diese Entscheidung anfocht (22.11.). In der Folge entbrennt zwischen Mutter und Onkel ein jahrelanger Rechtsstreit um diese Vormundschaft.
Januar–Mai 1816
Erste vereinzelte Skizzen, die später für die neunte Sinfonie op. 125 verwendet wurden. Anfang Februar gab Ludwig van Beethoven seinen Neffen Karl in das Wiener Internat von Cajetan Giannattasio del Rio. Durch gerichtliche Verfügung wird der Kontakt zwischen Mutter und Kind stark eingeschränkt. Karl bleibt bis Januar 1818 dort, Beethoven freundet sich mit der Familie Giannattasio an. Originalausgabe von „Wellingtons Sieg“ (op. 91) erschien im Februar bei S. A. Steiner in Wien. Das Werk erschien erstmals in Partitur, Stimmen und diversen Ensemble-Bearbeitungen gleichzeitig. Ludwig van Beethoven beendete im April seinen Liederzyklus „An die ferne Geliebte“ (op. 98). Zusammen mit den Cellosonaten op. 102 markiert der Liederzyklus den Beginn seines Spätwerks. Beethoven nahm bei Steiner ein Darlehen von 1 300 Gulden auf (4.5.).
Juni–Dezember 1816
Gründung der Österreichischen Nationalbank (1.6.). Die rasende Inflation wurde gestoppt, bis 1820 konsolidierte sich die Wahrung allmählich auf einen Wechselkurs von 1:2,5 (Konventionsmünze zu Wiener Wahrung). Im September 1816 erschien die Originalausgabe des Klaviertrios op. 97 bei S. A. Steiner in Wien. Im Dezember würde eine weitere Originalausgabe bei Birchall in London folgen. Die Originalausgabe der siebten Sinfonie op. 92 erschien im Novembr bei Steiner in Wien. Das Werk erschien in Partitur, Stimmen und diversen Ensemble-Bearbeitungen gleichzeitig. Im November/Dezember schrieb Beethoven der Klaviersonate A-Dur op. 101 nieder. Tod des Fürsten Lobkowitz (15.12.).
Januar–Juni 1817
Ludwig van Beethoven wollte auf dem Titel seiner Klaviersonate A-Dur op. 101 der italienischen Bezeichnung „Pianoforte“ eine deutsche hinzufügen und erwägt mit dem Verleger Steiner geeignete Begriffe. Diskutiert wurden „Hämmer-Klavier“, „Hämmer-Flügel“, „Tasten Flügel“, „Feder Flügel Klawier“ und „Tasten u. Hammer-Flügel“. Die Entscheidung fiel schließlich zugunsten von „Hammerklawier“. Die Originalausgabe der Klaviersonate A-Dur op. 101 erschien im Februar 1817 bei S. A. Steiner in Wien. Frühestens im April 1817 erschien die Originalausgabe der achten Sinfonie op. 93 bei Steiner in Partitur, Stimmen und diversen Ensemble-Bearbeitungen gleichzeitig. Ferdinand Ries, der seit April 1813 in London lebt, schrieb am 9. Juni 1817 im Auftrag der Londoner Philharmonic Society an Beethoven und lud ihn nach London ein; die Gesellschaft bestellte zwei neue Sinfonien. Beethoven nahm die Einladung an, verwirklichte die geplante London-Reise jedoch nie. Anstelle der bestellten zwei Sinfonien komponierte er die neunte Sinfonie op. 125.
Herbst/Winter 1817
Beethoven beschloss im Herbst auf Anraten der befreundeten Klavierbauerin Nannette Streicher, zwei weibliche Hausangestellte zu beschäftigen. Dies wurde in erster Linie durch den Wunsch befördert, seinen Neffen Karl zu sich nach Hause zu holen. Beethoven begann mit den Skizzen zur Klaviersonate B-Dur op. 106 (November/Dezember 1817). In der Leipziger Allgemeinen musikalischen Zeitung veröffentlichte Beethoven Metronomzahlen zu seinen ersten acht Sinfonien (17.12.). Die Londoner Klavierbaufabrik Broadwood & Sons schickte Beethoven im Dezember ein neues Klavier, das auf dem Seeweg über Triest geliefert wurde.
1818
Ludwig van Beethoven nahm seinen Neffen Karl in seinen Haushalt auf (Januar). Ab Februar 1818 hatte Ludwig van Beethoven nur noch ein schwaches Resthörvermögen und kommunizierte mithilfe der sog. Konversationshefte, in die seine Gesprächspartner ihre Fragen eintragen. Fertigstellung der sog. Hammerklavier-Sonate op. 106 (Sommer). Im Herbst besuchte Karl das Gymnasium der Universität.
1819
Ludwig van Beethoven trat im März wegen andauernder Probleme bei der Erziehung seines Neffen vom Amt des Vormunds für Karl zurück. Der Magistratsrat Mathias Tuscher wurde auf seinen Vorschlag hin zum Vormund bestellt. Erzherzog Rudolph wurde zum Erzbischof von Olmütz in Mähren gewählt (4.6.). Beethoven machte sich Hoffnungen auf eine Stelle als Kapellmeister am erzbischöflichen Hof und begann mit der Arbeit an der Missa solemnis (op. 123), die zur Inthronisation des neuen Erzbischofs am 20. März 1820 geplant war; die Messe wurde jedoch erst um die Jahreswende 1822/23 fertiggestellt.
Juli–Sommer 1819
Mathias Tuscher trat vom Amt des Vormunds für Karl zurück (5.7.), Beethoven übernahm die Vormundschaft stillschweigend wieder, allerdings ohne rechtliche Grundlagen. Beethoven zog am 13. Juli das beim Verleger Steiner investierte Geld wieder ab und kaufte stattdessen acht Bankaktien der Österreichischen Nationalbank. Die Aktien betrachtete er als unantastbares Erbe für seinen Neffen Karl. Im Sommer besuchte Maurice Schlesinger Beethoven in Wien. Sein Vater hatte in Berlin einen Musikverlag und wollte mit Beethoven ins Geschäft kommen. Schlesinger verlegte in der Folge die späten Klaviersonaten op. 109–111 und die deutsche Ausgabe der Schottischen Lieder op. 108.
Herbst 1819
Beethoven wurde offiziell von der Vormundschaft für seinen Neffen suspendiert: Seine Taubheit wäre ein gesetzliches Hindernis für die Ausübung des Amtes (September). Die Wiener Originalausgabe der Klaviersonate B-Dur op. 106 erschien bei Artaria. Im Dezember folgte die Londoner Originalausgabe bei The Regent’s Harmonic Institution mit einer geänderten Satzfolge. Beethoven lieh bei dem Verleger Steiner weitere 750 Gulden (30.10.).
1820
Beethoven legte wegen der Vormundschaft Berufung vor dem Appellationsgericht ein (7.1.). Denkschrift an das Gericht (18.2.), das endgültig über die Frage entscheiden sollte. Beethoven schilderte detailliert den schlechten Lebenswandel seiner Schwägerin Johanna sowie die eigenen aufopferungsvollen Bemühungen um den Jungen. Der Münchener Hofmaler Joseph Karl Stieler fertigte im Februar und März im Auftrag des Ehepaars Brentano das berühmteste Porträt Beethovens mit der Partitur der Missa solemnis an. Urteil des Appellationsgerichts (8.4.): Beethoven bekommt endgültig die Vormundschaft über seinen Neffen Karl zugesprochen, muss aber einen gesetzlichen Mitvormund haben (auf Vorschlag Beethovens Hofrat Karl Peters); Johanna van Beethoven wird der Umgang mit Karl ohne vorherige Genehmigung untersagt.
Dezember 1820
Vollendung der Klaviersonate op. 109. Der Verleger Steiner forderte Beethoven auf, seine Schulden zuzüglich Zinsen zu begleichen (29.12.). Beethoven berechnete die Summe auf 1.200 Gulden Konventionsmünze (d.h. 3.000 Gulden Wiener Währung). Die Rückzahlung erstreckte sich bis in das Jahr 1824. Auch die Schulden Franz Brentano gegenüber waren in den letzten Jahren beträchtlich angewachsen. Beethoven zahlte auch diese Darlehen bis 1824 zurück. Beim Verleger Artaria stand Beethoven ebenfalls im Soll. Im Gegensatz zu den beiden anderen wurden Artarias Darlehen erst nach Beethovens Tod aus dem Nachlassvermögen beglichen.
1821
Im Sommer litt Beethoven an schwerer Gelbsucht. Am Jahresende 1821 schuf er die Klaviersonate op. 110.
Januar–Mai 1822
Arbeit an den Diabelli-Variationen op. 120. Beethoven entschloss sich schweren Herzens zum Verkauf einer Bankaktie. Beginn der Niederschrift der Klaviersonate op. 111 (Januar). Der Verleger Nikolaus Simrock in Bonn unterrichtete Beethoven am 13. Mai von seinem Plan, dessen erste sechs Sinfonien in Partitur herauszubringen. Er war sich im Klaren, dass „nichts dabey zu gewinnen ist, das weis ich zwar auch recht gut, allein ich wollte meinem würdigen alten Freund ein würdiges Denkmal stifften, und ich hoffe daß Sie mit der Ausgabe zufrieden seyn werden, da ich mein möglichstes gethan habe!“ Noch 1822 erschienen die ersten drei Sinfonien in Partitur, 1823 die Vierte. Dann schlief das Unternehmen ein. Bereits zwischen November 1808 und April 1809 waren bei Cianchettini & Sperati in London die ersten drei Sinfonien op. 21, 36 und 55 in Partitur erschienen. Beethoven selbst hatte davon wahrscheinlich keine Kenntnis. Der Leipziger Verleger Carl Friedrich Peters bat Beethoven, seine Kompositionen verlegen zu dürfen, worauf Beethoven einging (18.5.). Es kam jedoch – trotz mehrjährigen Verhandlungen – kein Geschäft zwischen beiden zustande.
Sommer–Winter 1822
Beethoven bat seinen Bruder Johann um ein Darlehen (31.7.). Dieser ließ sich zur Sicherheit etliche noch unveröffentlichte Werke überschreiben, die er im Winter versuchte, an Verleger zu verkaufen. Nach heftigem Streit zahlte Beethoven die Schuld im Februar 1823 an seinen Bruder zurück. Im Herbst Wiederaufnahme der Arbeit an der neunten Sinfonie op. 125. Anton Schindler machte im November nähere Bekanntschaft mit Beethoven und wurde dessen (unbezahlter) Sekretär, bis Beethoven ihm 1823 das Vertrauen entzog. Schindler tauchte 1824 erneut in Beethovens Umkreis auf, wurde aber erst Ende 1826 wieder Beethovens selbsternannter Vertrauter und pflegte den Sterbenden in dessen letzten Lebensmonaten. Nikolaus Fürst Galitzin, ein großer Bewunderer Beethovens, fragt bei ihm am 9. November um „zwei oder drei neue Quartette“ an; Beethoven stimmte dem im Januar 1823 zu.
1823
Hauptarbeit an der neunten Sinfonie op. 125. Vereinzelte Skizzen zu einer weiteren, zehnten Sinfonie. Im Januar Fertigstellung der Missa solemnis op. 123. Beethoven verschickte Einladungen zur Subskription an die großen Fürstenhöfe Europas. Um seiner Schulden Herr zu werden, belieh Beethoven eine seiner Bankaktien (10.2.). Im März und April stellte Beethoven die Diabelli-Variationen op. 120 fertig. Widmungsträger Erzherzog Rudolph, Erzbischof von Olmütz, erhielt das Widmungsexemplar der Missa solemnis (19.3.).
Frühjahr 1824: Neune Sinfonie
Anfang 1824 schloss Beethoven die neunte Sinfonie op. 125 ab. 30 Wiener Künstler und Kunstfreunde wandten sich im Februar in einem Aufruf mit der Bitte an Beethoven, seine neuesten Werke bald in Wien aufzuführen. „Wir wissen daß in dem Kranze Ihrer herrlichen noch unerreichten Symphonien eine neue Blume glänzt. Seit Jahren schon, seit die Donner des Sieges von Vittoria verhallten, harren wir und hofften Sie wieder einmal im Kreise der Ihrigen neue Gaben aus der Fülle Ihres Reichthums spenden zu sehen.“ Damit sollte Beethoven u.a. davon abgehalten werden, die Uraufführung der neunten Sinfonie in Berlin stattfinden zu lassen. Die Adresse wurde am 15. und 21. April in zwei Wiener Zeitungen veröffentlicht.
Ab April 1824: Missa Solemnis
Ludwig van Beethoven wandte sich an die Mainzer Verleger Schott und trug ihnen die Missa solemnis, die neunte Sinfonie op. 125 und ein neues Streichquartett an (10.3.). Nach einigen Verhandlungen erwarb Schott die Messe für 1.000, die Sinfonie für 600 Gulden. Uraufführung der Missa solemnis in einem von Fürst Galitzin organisierten Konzert in St. Petersburg (18.4.). Beethoven übersandte der Londoner Philharmonic Society ihr Exemplar der neunten Sinfonie op. 125 (27.4.). Akademie mit Uraufführung der neunten Sinfonie op. 125 und der Ouvertüre „Die Weihe des Hauses“ op. 124 sowie Kyrie, Credo und Agnus Dei der Missa solemnis op. 123 im Kärntnertortheater (7.5.).
1825
Vereinzelte Skizzen zur unvollendet gebliebenen zehnten Sinfonie. Beethoven vollendete das erste der Galitzin-Quartette op. 127 im Februar. Im Frühjahr nähere Bekanntschaft mit Karl Holz, der ihm für den Rest seines Lebens ein guter Freund und Helfer in allen Lebenslagen wurde. Uraufführung des Streichquartetts op. 127 durch Ignaz Schuppanzigh und sein Quartett (6.3.). Ferdinand Ries führte die neunte Sinfonie op. 125 beim Niederrheinischen Musikfest in Aachen auf (23.5.). Im Juli Fertigstellung des zweiten Galitzin-Quartetts, op. 132. Privataufführung des Streichquartetts op. 132 durch das Schuppanzigh-Quartett für den Verleger Maurice Schlesinger (9.9.). Beethoven bezog im Herbst eine Wohnung im sog. Schwarzspanierhaus, Alsergrund Nr. 200, wo er bis zu seinem Tod wohnen wird. Im Dezember stellte Beethoven das dritte Galitzin-Quartett op. 130 (mit dem ursprünglichen Schlusssatz, der Großen Fuge op. 133) fertig.
1826
Conrad Graf lieh Beethoven einen Flügel, der heute im Beethoven-Haus Bonn aufbewahrt wird (Januar). Die neunte Sinfonie op. 125 erschien bei B. Schott’s Söhnen in Mainz: Stimmen (März), Partitur (Juli), Klavierauszug (August). Ludwig van Beethoven begann mit den Skizzen zu seinem letzten Streichquartett op. 135 (Juli). Gescheiterter Selbstmordversuch des Neffen Karl (6.8.). In der Folge tritt Beethoven endgültig von der Vormundschaft zurück. An seine Stelle tritt sein Jugendfreund Stephan von Breuning. Von September bis November hielt sich Beethoven bei seinem Bruder Johann in Gneixendorf auf. Fertigstellung des Streichquartetts op. 135. Beethoven kehrte schwer krank nach Wien zurück.
Dezember 1826
Ludwig van Beethovens Zustand verschlechterte sich trotz intensiver medizinischer Betreuung. Er konnte seine Wohnung nicht mehr verlassen. Die Ärzte diagnostizierten Bauchwassersucht (Aszites, bis zu seinem Tod wurde der Bauchraum viermal punktiert) und Gelbsucht. Arbeiten konnte er kaum mehr, sein letztes vollendetes Werk ist der Kanon „Wir irren allesamt“ (WoO 198). Johann Andreas Stumpff schickte Ludwig van Beethoven aus London als Geschenk eine Gesamtausgabe der Werke Georg Friedrich Händels in 40 Bänden.
1827
Beethoven setzte seinen Neffen Karl als Universalerben ein (3.1.). Obwohl schon sterbenskrank, verließen Beethoven die Zuversicht und der Lebensmut im März nicht. Er schrieb mehrfach nach England (an Ignaz Moscheles und George Smart) und bat um ein Benefizkonzert zu seinen Gunsten durch die Philharmonic Society, da er sich wegen seiner Arbeitsunfähigkeit in finanziellen Schwierigkeiten befand. Die Gesellschaft überwies ihm daraufhin den großzügigen Betrag von L 100 (entspr. 1.000 Gulden Konventionsmünze). Voller Hoffnung auf eine Genesung bedankte sich Beethoven: „Möge der Himmel mir nur recht bald wieder meine Gesundheit schenken, und ich werde den edelmüthigen Engländern beweisen, wie sehr ich ihre Theilnahme an meinem traurigen Schicksale zu würdigen wissen werde.“
23./24. März 1827
In einem letzten Testament wurde Karl als Alleinerbe bestätigt. Am folgenden Tag fiel Beethoven in Agonie.
26. März 1827
Ludwig van Beethoven starb am 26. März 1827 in Wien.
27. März 1827
Der Maler Joseph Danhauser nahm eine Totenmaske ab und fertigte Ölskizzen sowie eine Zeichnung des Verstorbenen an. Dr. Johann Wagner obduzierte den Leichnam und öffnete den Schädel, um die Ursache der Schwerhörigkeit zu finden.
29. März 1827
Ludwig van Beethoven wurde auf dem Währinger Friedhof in Wien begraben. Etwa 20.000 Personen folgten dem Leichenzug, darunter zahlreiche Vertreter des Wiener Adels. Künstler und Musiker trugen den Sarg bzw. begleiteten ihn mit Fackeln, unter ihnen befand sich Franz Schubert. Der Schauspieler Heinrich Anschütz trug eine von Franz Grillparzer verfasste Grabrede vor.