Paris | Musée Jacquemart-André: Tintoretto

Tintoretto, Selbstporträt, Detail, um 1588 (Louvre, Département des Peintures, INV 572 ; MR 495, Paris)
Jacopo Robusti, genannt Jacopo Tintoretto (1518–1594), ging als „Schnellmaler“ in die Kunstgeschichte ein. Der Renaissance-Künstler aus Venedig verblüffte Zeitgenoss:innen wie Kollegen mit seiner behänden Ausführung dramatischer Kompositionen. Während der betagte Tizian sich der Auftraggeberschaft gekrönter Häupter sicher sein konnte und Paolo Veronese förderte, malte Tintoretto vor allem Bilder für Bruderschaften.
„In allem was die Malerei anbelangt aber ist er wunderlich, kapriziös, schnell und kühn und der furchterregendste Intellekt, den die Malerei je besessen“ (Giorgio Vasari über Jacopo Tintoretto, 1568)
Tintoretto
Frankreich | Paris: Musée Jacquemart-André
11.9.2026 – 24.1.2027
- Tintoretto, Selbstporträt, um 1588 (Louvre, Département des Peintures, INV 572 ; MR 495, Paris)
Tintoretto in Paris 2026/27
Die Ausstellung im Musée Jacquemart-André im Herbst/Winter 2026/27 hat zwei Ziele: Zum einen bietet „Tintoretto“ eine Retrospektive seines Werks und eine Untersuchung von Tintorettos Einflusses auf die französische Malerei des 19. Jahrhunderts, zum anderen widmet das Musée Jacquemart-André sich der ausführlichen Lektüre Tintorettos durch Jean-Paul Sartre.
Sartre untersucht Tintoretto
Bislang ist wenig bekannt, wie sehr sich der französische Philosoph Jean-Paul Sartre mit dem Werk Tintorettos auseinandersetzte, sich sogar mit seiner Persönlichkeit und Stellung in der venezianischen Gesellschaft des 16. Jahrhunderts identifizierte.
Es liegen mehrere Fragmente von Studien über Tintoretto vor. 1957 wandte Sartre die existenzielle Psychoanalyse, die er im letzten Kapitel von „L’être et le néant” (1943) entwickelt hatte, auf den Künstler an. Im gleichen Jahr verfasste Sartre den Aufsatz „Questions de méthode”, in dem er den Beitrag der Hilfsdisziplinen wie beispielsweise der Psychoanalyse und anderen zu seiner progressiv-regressiven Methode erläuterte. Im Jahr 1961 verglich Sartre zahlreiche Gemälde Tintorettos miteinander, bevor er 1966 das Bild „Hl. Georg tötet den Drachen” (1558, The National Gallery, London) in all seinen Details untersuchte. Ein weiteres Fragment erschien 2005 im Ausstellungskatalog der Pariser Nationalbibliothek unter dem Titel „Un vieillard mystifié”1, in dem sich Sartre Tintorettos „Selbstporträt” (1585, Louvre, Paris) widmete. Die Bedeutung der Beziehungen zwischen Theorie und Künstlerporträts für Sartres Ästhetik wird durch den ersten Satz der Flaubert-Studie „L’Idiot de la famille [Die Idioten der Familie]” ausdrücklich unterstrichen.
Sartre hat die Gemälde Tintorettos mit mehreren unterschiedlichen Ansätzen untersucht. Dabei wird eine Porträtmethode erkennbar, bei der Sartre Grundsätze seiner Philosophie nutzt, um eine Ästhetik zu formulieren. Wie in seiner Literaturtheorie geht es auch bei Tintoretto um die Mitarbeit der Betrachter:innen, die der Maler mittels seiner Maltechnik an der Entstehung des Werks beteiligt. Bei Tintoretto, so Sartre, gehören Freiheit und Unabhängigkeit zu den Bedingungen des Erfolgs.
Bilder
- Tintoretto, Selbstporträt, um 1588 (Louvre, Département des Peintures, INV 572 ; MR 495, Paris)

