Die Staatliche Graphische Sammlung München nimmt den 350. Todestag von Rembrandt van Rijn (1606–1669) zum Anlass einer konzentrierten Schau exquisiter Zeichnungen und Radierungen aus eigenem Bestand. Die 14 in München befindlichen Zeichnungen von Rembrandts Hand sowie eine repräsentative Auswahl herausragender Radierungen bieten einen Augenschmaus zu Ehren des seit Jahrhunderten hochgeschätzten Künstlers und außerordentlichen Meisters der Grafik.
Deutschland | München: Neue Pinakothek: Graphik
27.9. – 20.10.2019
Die in der Münchner Sammlung verwahrten Rembrandt- Zeichnungen sind:
Zu den wichtigsten Zeichnungen im Münchner Bestand gehört „Verschwörung des Claudius Civilis“. Der hohe dokumentarische Wert dieser Zeichnung liegt darin, dass sie auf die Rückseite einer Todesanzeige ausgeführt wurde. Das Datum des Begräbnisses ist der 25. Oktober 1661. Das Gemälde wurde am 21. Juli 1662 von Fokkens im Rathaus hängend beschrieben, wodurch die Datierung auf den Zeitraum zwischen Ende Oktober 1661 und Mitte Juli 1662 eingegrenzt werden kann. Es handelt sich bei dieser Münchner Zeichnung der „Verschwörung des Claudius Civilis“ um das einzige Dokument, wie das Historiengemälde im ursprünglichen Zustand ausgesehen hat. Als Teil der Ausstattung des Amsterdamer Rathauses, genauer einem der vier Eckräume der Galerie, hatte es die Form einer Lünette. Bürgermeister und Rat wünschten Änderungen an der Nachtszene, die Rembrandt allerdings nicht schnell umsetzte. Schlussendlich wurde der Rembrandt-Schüler Jürgen Ovens beauftragt, eine Komposition von Govert Flinck, der am 2. Februar 1660 über dem Bild „Die Verschwörung des Claudius Civilis“ verstorben war, zu vollenden. Dieses Werk hängt heute noch an der Stelle. Da Rembrandts Bild die monumentale Größe von 26 m² hatte, war es am Kunstmarkt nicht verkäuflich.
Die Graphische Sammlung München besitzt 14 Zeichnungen Rembrandts, die fast alle als Studien entstanden sind. Es handelt sich sowohl um Feder- als auch Pinsel- und Kreidezeichnungen, die eine oder mehrere Personen, eine Situation oder eine komplexe Komposition festhalten. Es ist davon auszugehen, dass alle Zeichnungen im Atelier entstanden – entweder als Naturstudien oder als frei erfundene Szenerien. Alle Zeichnungen gehen auf den Gründungsbestand aus dem 18. Jahrhundert zurück, die Kurfürst Carl Theodor von der Pfalz (1724–1799) in seine Münchner Residenz mitbrachte. Das von ihm ab 1758 angelegte Kupferstich- und Zeichnungskabinett sollte Kunststudenten, Künstlern und kunstinteressierten Laien zur Verfügung gestellt werden (wenige Jahre später folgte ihm Herzog Albert von Sachsen-Teschen mit der Sammlung der Albertina nach: Die Gründung der Albertina). Wenn auch die Bestände anfangs noch in Mannheim verblieben, so wurde sie doch 1794 nach München überführt. Der „Rembrandt-Komplex“ der Münchner Sammlung, d.h. der Bestand an Zeichnungen Rembrandts, seiner Schüler und Nachahmer, wurde innerhalb weniger Jahre zusammengetragen; im 19. und 20. Jahrhundert kamen nur noch wenige Blätter hinzu.