Markus Prachensky (Innsbruck 21.3.1932–15.7.2011 Wien) zählte seit Ende der 1950er Jahre zu den herausragenden Vertretern der abstrakten Malerei in Österreich, die sich als spätes Informel zeigt. Im Jahr 1956 schloss sich Prachensky, der Architektur (1952–1956) und Malerei an der Wiener Akademie studiert hatte, mit den Kollegen Wolfgang Hollegha, Josef Mikl und Arnulf Rainer zur Gruppe um die Galerie (nächst) St. Stephan zusammen und fand in Monsignore Otto Mauer, der 1954 die Galerie St. Stephan gegründet hatte, einen ersten Fürsprecher.
Markus Prachensky
Österreich | Wien: Albertina 18.1. – 19.3.2017
Prachenskys früheste Gemälde aus den Jahren nach 1954 lassen noch seine Arbeit an Piet Mondrians geometrischer Abstraktion erkennen, in den frühen 1950er Jahren fand er unter dem Einfluss von Josef Mikl zu einer gestischen Malerei. Hierbei spielte offensichtlich auch eine Auseinandersetzung mit fernöstlicher Kalligrafie eine nicht unterzubewertende Rolle.
Prachensky in der Albertina 2017
Die kompakte Ausstellung in der Albertina erinnert an diese Entwicklung Prachenskys, indem Kuratorin Antonia Hoerschelmann am Beginn fünf Werke des Maleres einander gegenüberstellt:
Markus Prachensky, Großes Bild in Blau, Grau und Schwarz, 1954/55, Öl auf Leinwand (Albertina, Foto: Alexandra Matzner)
Markus Prachensky, Los Angeles, 1968, Tusche auf Papier (Privatbesitz, Foto: Alexandra Matzner)
Markus Prachensky, Hasloch, 1958, Tusche auf Papier (Privatbesitz, Foto: Alexandra Matzner)
Markus Prachensky, Jalisco, 1974, Mischtechnik auf Papier (Privatbesitz, Foto: Alexandra Matzner)
Als sich der Maler jedoch 1958/59 der roten Lackfarbe zuwandte, entwickelte er – inspiriert von den Malperformances des FranzosenGeorges Mathieu, der er für eine solche Vorführung nach Wien einlud – eine Peinture liquide. Dafür ließ er mehrere hundert Liter roter Farbe über eine schräg gestellte Leinwand fließen. Das Gemälde selbst wurde in der Folge vernichtet.
Markus Prachensky, Rouge sur gris – Karlsruhe und Swing de Provence (XV), Installationsansicht Albertina 2017, Foto: Alexandra Matzner
Die Reduktion der Mittel, wenige gestische Pinselstriche, mehr gehauen, expressiv gesetzt als gestrichen, wurden in den folgenden Jahrzehnten typisch für die Gemälde Prachenskys. Auf monochromen oder nicht grundierten Flächen schlängeln sich in den frühen Werken bevorzugt rote Linien. Antike Architektur inspirierte den Künstler zu gebauten Formationen. Zunehmend wurde auch das Spritzen zu einem wichtigen Aspekt seiner Malerei. Prachenskys Farbspektrum wurde im Laufe der Jahrzehnte reicher: Rot und Schwarz, ergänzt durch Violett, Braun, Grün, Gelb, Orange. Zeit seines Lebens wählte Markus Prachensky die Farben parallel zur Natur – auch wenn die Bildtitel die Orte der Entstehung oder die Orte der Erinnerung genau benennen. Apulien im Süden Italiens, Sardinien, die Maremma (südliche Toskana) provozierten mit ihren Landschaften den vielgereisten österreichischen Maler zu reduzierten Chiffren und einprägsamen Figurationen.
Markus Prachensky, Installationsansicht Albertina 2017, Foto: Alexandra Matzner
„Prachensky macht aus der Willentlichtkeit seines Arbeitsvorgangs kein Hehl; was entsteht, sind sehr freie einfallsreiche Gebilde, die große Möglichkeiten mit den sparsamsten Elementen der Farbe entfalten, manchmal […] alliterieren [sie] fernöstliche Schriftzeichen; dann wieder zeihen sie in möchtigem Duktus ihre astronomischen Bahnen, um rasch wieder den Charakter des menschlichen Gestus anzunehmen.“1 (Otto Mauer, 1960)
Gründerin von ARTinWORDS
* 1974 in Linz, Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Romanistik in Wien und Rom. Seit 1999 Kunstvermittlerin in Wien, seit 2004 Autorin für verschiedene Kunstzeitschriften. Jüngste Publiktionen entstanden für das Kunsthaus Zürich, Schirn Kunsthalle Frankfurt, Albertina und Belvedere in Wien.
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