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Potsdam | Museum Barberini: Impressionismus in Russland „Aufbruch zur Avantgarde“ bringt Meisterwerke der Tretjakow-Galerie nach Deutschland

Ilja Repin, Auf dem Feldweg. Wera Repina mit ihren Kindern, Detail, 1879, Öl/Lw, 61.5 х 48 cm (Staatliche Tretjakow-Galerie, Moskau)

Ilja Repin, Auf dem Feldweg. Wera Repina mit ihren Kindern, Detail, 1879, Öl/Lw, 61.5 х 48 cm (Staatliche Tretjakow-Galerie, Moskau)

Zahlreiche Künstler in Russland ließen sich von der Malweise des französischen Impressionismus anregen. Sie malten en plein air und spürten der Flüchtigkeit des Moments nach. Auch Maler, die später die Avantgarde bildeten, entwickelten aus dem impressionistischen Studium des Lichts ihre neue Kunst (→ Impressionismus in Russland).

Ilja Repin (1844–1930) zählt zu den bedeutendsten Malern des Kaiserreich Russlands und ist für den Realismus seiner Werke berühmt. In seiner Frühzeit setzte er sich intensiv mit dem Pariser Impressionismus auseinander, gewann das Ausnahmetalent doch mit der Großen Goldenen Medaille der Akademie der Künste in St. Petersburg auch ein fünfjähriges Auslandsstipendium. Zwischen 1873 und 1876 reiste er über Wien und Italien nach Paris, wo er vergeblich am Salon um Aufmerksamkeit buhlte. Seine Beiträge blieben jedoch unbeachtet, woraufhin Repin 1876 wieder nach Russland zurückkehrte.

1879, als er „Auf dem Feldweg. Wera Repina mit ihren Kindern“ malte, war ein äußerst erfolgreiches Jahr. Repin hatte sich nach seiner Rückkehr mit seiner Familie in Moskau niedergelassen, wo er engen Kontakt zum Sammler Sawwa Iwanowich Mamontow unterhielt. Auf dessen Gut Abramtsewo in der Nähe von Moskau malte Repin während des Sommers das kleinformatige Familienbild, in dem er dem französischen Impressionismus seine Ehrerbietung darbrachte. Er zeigt, wie seine Ehefrau Wera Alexejewna mit Kindern und ihrem Kindermädchen an einem Feldweg entlanggehen. Porträt und Landschaft sind gleichermaßen Thema des Bildes. Freiluftmalerei, die Verbindung von Figur und Sonnenlicht wie auch das modische Freizeitverhalten zählen zu den Charakteristika impressionistischer Malerei. Wenn auch Repin in den folgenden Jahrzehnten zum wichtigsten Historienmaler Russlands aufstieg, so brachte er doch Elemente der französischen Moderne nach Russland.

Impressionismus in Russland im Museum Barberini

Mit Konstantin Korowin, Abram Archipow, Valentin Serow und Sergei Winogradow sind vier der wichtigsten Maler des spätzaristischen Russland im Museum Barberini vertreten. Vor allem Korowin, der mehrfach Frankreich bereiste und unter den französischen Impressionisten sichtlich Camille Pissarro, Claude Monet und Alfred Sisley verehrte, stand jahrzehntelang für Experimente mit Farbe und Licht.

Ihm folgte Serow, der die Lebensfreude in impressionistischen, lichterfüllten Kompositionen wiedergespiegelt sah. Bevor er zum gefragten und gefürchteten Porträtisten der Elite Russlands aufstieg, beschäftigte er sich mit der Frage von Licht im Raum - das prämierte und populäre Bild "Mädchen mit Pfirsich" ist in Potsdam zugegen und gibt beredt Zeugnis von der Fähigkeit des damals 23-jährigen Malers.

Dass in den Jahren nach 1900 hochqualitative impressionistische Werke ihren Weg nach Russland fanden, liegt im Engagement des Malers Sergei Winogradow begründet. Dieser bereiste gemeinsam mit dem Sammler Michail Morosow Paris, führte den Mäzen in die Galerie von Paul Durand-Ruel und entwickelte selbst farbintensive Farbmosaike.

Abram Archipow ist mit wenigen und dafür umso kraftvolleren Kompositionen vertreten: Ab 1914 überraschte er das Moskowiter Publikum mit leuchtenden Kompositionen volkstümlicher Motive. Die heimischen Trachten - allen voran in kräftigem Rot gehalten - hielt er mit offenem, beschwingtem Pinselstrich fest. Atemberaubend!

Die Ausstellung im Museum Barberini zeigt nicht nur jene russischen Maler, die sich der impressionistischen Malerei verschrieben haben, sondern auch jene Generation, die durch den Impressionismus gingen, um die russische Avantganrde der 1910er Jahre zu bilden. Vom berühmten Malerpaar Michail und Natalja Gontscharowa über Olga Rosanowa bis zu Kasimir Malewitsch reicht die Auswahl an Kunstschaffenden, die sich der luftigen, farbenfrohen Malerei mit französischem Ursprung begeistert haben.

Die Ausstellung „Impressionismus in Russland. Aufbruch zur Avantgarde“ wird in Zusammenarbeit mit der Staatlichen Tretjakow-Galerie in Moskau vorbereitet – es handelt sich neben der St. Petersburger Eremitage um eine der größten und wichtigsten Kunstsammlungen Russlands.

In Zusammenarbeit mit der Staatlichen Tretjakow-Galerie, Moskau, und dem Museum Frieder Burda, Baden-Baden.

Impressionismus in Russland: Bilder

  • Ilja Repin, Auf dem Feldweg. Wera Repina mit ihren Kindern, 1879, Öl/Lw, 61.5 х 48 cm (Staatliche Tretjakow-Galerie, Moskau)
  • Valentin Serow, Ljolja Derwis, 1892, Öl/Lw, 67,5 x 45,5 cm (Staatliche Tretjakow-Galerie, Moskau)
  • Nicolas Tarkhoff , Karnevalstag in Paris, 1900, Öl/Lw, 100 x 65 cm (Staatliche Tretjakow-Galerie, Moskau)
  • Konstantin Korowin, Paris. Café de la Paix, 1906, Öl/Lw, 60,3 x 73,5 cm (Staatliche Tretjakow-Galerie, Moskau)
  • Robert Falk, Lisa in der Sonne, 1907, Öl/Lw, 94,5 x 81,7 cm (Staatliches Museum der Bildenden Künste der Republik Tatarstan, Kasan)
  • Abram Archipow, Besuch, 1914, Öl/Lw, 97,7 x 150 cm (Staatliche Tretjakow-Galerie, Moskau)
  • Olga Rosanowa, Winter. Dompfaffen im Baum, 1907/08, Öl/Lw auf Hartfaser, 63 x 51 cm (Staatliche Tretjakow-Galerie, Moskau)
  • Michail Larionow, Flieder, 1904/05, Öl auf Leinwand, 49 x 47 cm (Staatliche Tretjakow-Galerie, Moskau)
  • Natalija Gontscharowa, Eberesche. „Panino“, bei Wjasma, 1907/08, Öl auf Leinwand, 99,4 x 69 cm (Staatliche Tretjakow-Galerie, Moskau)
  • Natalija Gontscharowa, Der Wald, 1913, Öl auf Leinwand, 130 x 97 cm (Museo Nacional Thyssen-Bornemisza, Madrid)
  • Kasimir Malewitsch, Sommer (oder Haus und Garten), 1906, Öl auf Karton, 19,2 x 31 cm (Sammlung Vladimir Tsarenkov, London)
  • Kasimir Malewitsch, Konstruktion in Auflösung (Drei Bögen auf diagonalem Element in Weiß), 1917, Öl auf Leinwand, 98 x 70,5 cm (Stedelijk Museum Amsterdam)

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