Cristofano Allori

Wer war Cristofano Allori?

Cristofano Allori (Florenz 17.10.1577–2.4.1621 Florenz) war ein italienischer Maler des Barock. Als Nachfahren von Agnolo Bronzino war auch Cristofano Allori unter dem Namen Bronzino bekannt.

Kindheit & Ausbildung

Cristofano Allori wurde am 17. Oktober 1577 in Florenz als Sohn des Malers Alessandro Allori (1535–1607), einem Neffen des berühmten Agnolo Bronzino (1503–1572), geboren. Deshalb nahm der Vater bisweilen auch dessen Namen, „Il Bronzino“, an. Cristofano wurde folgerichtig als „Bronzino il giovane [Bronzino der Jüngere] genannt.

Alessandro Allori ließ sich 1560 nach einem mehrjährigen Aufenthalt in Rom in Florenz nieder. Er gilt als typischer Vertreter des Manierismus, beeinfluss von Michelangelo Buonarroti. Darüber hinaus befasste sich Allori mit der menschlichen Anatomie und publizierte seine Erkenntnisse in dem Buch „Libro de’ragionamenti delle egole del Disegno“. Der junge Cristofano Allori arbeitete von Kindesbeinen in in der Werkstatt seines Vaters mit.

Daneben lernte Alessandro Allori auch bei Santi di Tito (1536–1603).

Werke

Anfangs war Cristofano Allori von seinem Vater beeinflusst. Im Laufe seiner Entwicklung wandte sich Cristofano jedoch der Bologneser Schule zu. Der Spätmanierismus wurde um 1600 von Ludovico Cigoli und anderen durch eine naturalistischere, emotionalere Darstellungsweise abgelöst, welche charakteristisch für das frühe Florentiner Barock werden.

Allori malte Fresken, Altarbilder für florentinische Kirchen sowie zahlreiche Bildnisse. Außerdem war er für Landschaften und lyrische Andachtsbilder bekannt. Wie es sich für einen höfischen Künstler geziemte, übte sich Cristofano Allori auch in Poesie und Musik. Alloris signierte und datierte „Madonna“ von 1612 interpretiert Raffaels „Madonna della Seggiola“. Ihr Gesicht ähnelt bereits dem berühmten Modell Alloris „La Mazzfirra“ (vielleicht identisch mit Maria di Giovanni, ?–1618).

Viele Skizzen und die Detailgenauigkeit seiner Werke belegen, dass Allori mit großer Sorgfalt arbeitete. Er verband die stete Schulung an Vorbildern wie Correggio (1489–1534), Lodovico Cigoli (1559–1613) und Santi di Tito mit einem intensiven, oft monatelangen Modell- und Naturstudium. Diese Gründlichkeit verhinderte zwar ein umfangreicheres Werk, befähigte den Maler aber zu Leistungen, die heute als Inbegriff des Florentiner Barock gelten.

Judith mit dem Haupt des Holofernes

Alloris Hauptwerk ist „Judith mit dem Haupt des Holofernes“. Das berühmteste Gemälde des Florentiners, das zwischen 1610 und 1612 entstand, erfreute sich sofort großer Beliebtheit und wurde weithin kopiert. Dies lag auch an der weitverbreiteten Überzeugung (Baldinucci), der Maler habe die Geschichte der biblischen Heldin Judith auf autobiografische Weise interpretiert, indem er sich selbst im Kopf des enthaupteten Holofernes, seine Geliebte „La Mazzafirra“ im schönen Gesicht der jungen Frau und mit der Magd deren Mutter darstellte. Ein gezeichnetes Selbstbildnis Alloris (um 1616–1618, Florenz) zeigt den Künstler mit etwas längerem Haar und wucherndem Vollbart, was sich gut mit dem abgeschlagenen Kopf des Holofernes vergleichen lässt. Die unglückliche Liebe des Malers könnte demnach die Bildidee einer grausamen, kühlen Judith ausgelöst haben.

Das Thema von Judith und Holofernes erfreute sich in Florenz großer Beliebtheit, vor allem dank Donatellos Bronzegruppe, die 1494 auf der Piazza della Signoria aufgestellt wurde (heute: Liliensaal des Palazzo Vecchio) und zum Manifest von List, Mut und Glauben an Gott wurde – Tugenden, die notwendig sind, um sich von jedem Unterdrücker zu befreien. Cristofano hebt die Schönheit der Heldin hervor, die Offenheit ihres Teints und die Pracht ihrer Kleidung, im Kontrast zum Schrecken des abgeschlagenen Kopfes, den sie in der Hand hält. Judith scheint stolz auf ihre Geste und auf göttlichen Schutz zu vertrauen. Mit ihrer außergewöhnlich prächtigen Kleidung stellt Judith eine ausdrückliche Hommage an die florierende Textilindustrie von Florenz dar.

Cristofano Allori zeigt in diesem Werk den Einfluss Caravaggios vermittelt durch Artemisia Gentileschi, die in denselben Jahren im Dienste der Medici zwei ungestüme „Judith“-Darstellungen für Cosimo II. malte. Mit Artemisia verband Allori eine enge Beziehung.1 Weiteres ist auch die „Judith“ von Jacopo Ligozzi (1547–1627) zu erwähnen, der die Heroine und den toten Widersacher nach den Köpfen von Raffael und seiner Gefährtin La Fornarina gestaltete.

Von diesem Werk existieren mehrere Kopien:

  • Judith mit dem Haupt des Holofernes, 1610–1612, Öl auf Leinwand, 139 x 116 cm (Palazzo Pitti, Florenz)
  • Nach dem Tod des Malers im Jahr 1621 gelangte das Gemälde in die Sammlungen der Medici und kam 1666 in den Palazzo Pitti.
  • Judith mit dem Haupt des Holofernes, 1613 datiert, Öl auf Leinwand, 120.4 x 100.3 cm, Inschrift: Hoc Cristofori Allorii/Bronzinii opere natura/hactenus invicta pene/vincitur Anno 1613 (Royal Collection, London)
    • Erworben durch Charles I., wahrscheinlich aus der Gonzaga-Sammlung. Es könnte sich hierbei um eine frühe, eigenhändige Version bzw. das Original handeln.
  • Judith mit dem Haupt des Holofernes, 1613, Öl auf Leinwand, 141 × 117 cm (The Princely Collections, Vaduz-Wien)
    • Erworben 1979 durch Fürst Franz Josef II. von und zu Liechtenstein.
  • Judith mit dem Haupt des Holofernes, 1610–1615, Öl auf Leinwand, (Staatliche Museen zu Berlin, Gemäldegalerie)
  • Kopie nach Cristofano Allori, Judith mit dem Haupt des Holofernes, um 1600, Öl auf Leinwand, 134 × 107 cm (Kunsthistorisches Museum, Wien)
  • Judith mit dem Haupt des Holofernes, um 1620, Öl auf Leinwand, 142.3 × 116.8 cm (Nottingham City Museums & Galleries)
  • Judith mit dem Haupt des Holofernes, um 1620, Öl auf Leinwand, 142.3 × 116.8 cm (Nottingham City Museums & Galleries)
  • Kopie nach Cristofano Allori, Judith mit dem Haupt des Holofernes, Öl auf Leinwand, 61 × 39.4 cm (Tabley House)

Zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert wurden mindestens 30 Kopien von Alloris „Judith“ geschaffen. Dies belegt die Popularität der Komposition deutlich!2

In der Allori-Forschung wird die Frage diskutiert, welche dieser Versionen und Kopien für Kardinal Orsini in Rom bestimmt gewesen ist. Allori hatte nachweislich solche Schwierigkeiten, dieses Werk zu vollenden, dass er es vier Mal von seinem Patron zurückzog, um weiter daran zu arbeiten. Traditionell wurde das Werk im Palazzo Pitti mit diesem Original identifiziert, Shearman schlug jedoch vor, die Fassung in der Royal Collection als das „Urbild“ zu erkennen, da es mit 1613 signiert und datiert ist. Allerdings befindet sich noch eine Version in einer Florentiner Privatsammlung.

„La Mazzafirra“ posierte in mehreren Gemälden Alloris. Sie ist in den Gemälden „Hl. Katharina von Siena im Gebet“, „Sitzende Magdalena in der Wüste“ und in den alleogrischen Figuren der „Hoffnung“ und „Michelangelo und die Poesie“ zu erkennen. Alle diese Werke sind erst nach 1610 entstanden, was vielleicht den Beginn ihrer Beziehung markiert.

Cristofano Allori zählte Ende 1618 zu den berühmten Malern in Mittelitalien. So sprach beispielsweise der Mathematiker Giovanfrancesco Sagredo die Hoffnung aus, dass Galileo Galilei sich von einem Künstler porträtieren lassen werden, der so berühmt wie Cristofano Allori sei.3 Galileo wollte sogleich Alloris Werke studieren, um dessen Naturnähe zu überprüfen. Ein halbes Jahr später zeigte sich der Mathematiker und Astronom begeistert von Alloris Können.

Tod

Cristofano Allori starb am 2. April 1621 in Florenz.