Markus Lüpertz (* 24.4.1941, Reichenberg, heute Liberec, Tschechische Republik) ist ein deutscher Maler der Gegenwart (→ Zeitgenössische Kunst).
Lüpertz ist eine gewaltige Persönlichkeit, strotzend vor Selbstbewusstsein und Überzeugung, von gepflegtem, ja dandyhaftem Auftreten, von der Presse als „Malerfürst“ tituliert und angeprangert, in Diskussionen die Freiheit der Malerei vehement einfordernd und dadurch immer polarisierend. So könnte man die Person des 1941 geborenen Künstlers kurz beschreiben - oder zumindest das Selbstbild, das er in der Öffentlichkeit präsentiert. Markus Lüpertz sieht sich in der Tradition des 19. Jahrhunderts, wenn er in Gesprächen heftig die Freiheit der Malerei einklagt und ihre Bedeutung für die Weltgeschichte überhöht.
Markus Lüpertz lebt und arbeitet in Düsseldorf und Karlsruhe.
Markus Lüpertz wurde am 25. April 1941 in Liberec (heute: Tschechische Republik) geboren. Die Familie floh 1948 in den Westen nach Rheydt im Rheinland (heute: Mönchengladbach).
Von 1956 bis 1961 studierte Lüpertz an der Werkkunstschule Krefeld bei Laurens Goosens; Studienaufenthalt im Kloster Maria Laach (Kreuzigungsbilder); einjährige Arbeit im Kohlebergbau unter Tage; weitere Studien in Krefeld und an der staatlichen Kunstakademie Düsseldorf; Arbeit im Straßenbau.
Ab 1961 hielt sich Lüpertz in Paris auf, wo er als freischaffender Künstler tätig wurde. Im Folgejahr zog der Maler nach Berlin.
Als Lüpertz 1962 nach Berlin umzog, begann er mit der sogenannten dithyrambischen Malerei. Wichtig ist dem Maler die Malerei. Dazu prägte Lüpertz den Begriff der Dithyrambe neu. Aus dem antiken Lobgesang zu Ehren des griechischen Gottes Dionysos machte er ein Zelebrieren der Malerei an sich. Was so einfach klingt, führt immer wieder zu heftigen Diskussionen. Farbe, Körper, Oberfläche, Komposition, die Geste – all das sind Kriterien, über die der Maler bereitwilligst Auskunft gibt. Künstlerische Bildproduktion ist jedoch nach Ansicht Lüpertz` allein auf die Malerei beschränkt, Fotografie tut der Künstler als Dekoration ab. Diese Überzeugungen legte der Maler in zwei Manifesten dar:
Im Jahr 1963 begann Lüpertz die „Donald Duck“-Serie; die Galerie Großgörschen 35 in Berlin eröffnete 1964 mit der Ausstellung „Dithyrambische Malerei“.
Man fühlt sich an prophetische Worte von Émile Zola aus dessen Künstler-Roman „L`Œuvre“ (1886) erinnert, der meinte: „Der Tag wird kommen, da eine einzige, selbständig gemalte Karotte eine gewaltige Revolution verursachen wird.“ Bei Markus Lüpertz waren es jedoch keine Karotten oder Äpfel wie noch in Paul Cézannes epochalen Stillleben, sondern Gegenstände der Alltagswelt, wie Schornsteine, Ähren und Stahlhelme, ins unermesslich Große gesteigert (man könnte hierin einen gewissen Hang zum Pathos erkennen), immer aber „abstrahiert“, mit breitem Pinselstrich gestaltet und mit Formentsprechungen komponiert.
Auf die Frage, was ihm die Zeichnung bedeute, antwortet Lüpertz, dass er immer zeichne. Zeichnen ist für ihn also Basis seiner Kunst. Wenn sich ein Thema dann als interessant herauskristallisiert, entwickelt Markus Lüpertz es in der Zeichnung weiter, bevor er es auf der Leinwand endgültig ausformuliert. Die Arbeiten auf Papier in der Albertina belegen dies eindrucksvoll. Serien wie „Standbein/Spielbein“ (1985-1986) oder „Daphne“ (2002-2005) geben einen Einblick in das Entwickeln von Kompositionen und in die Frage des Verspannens einer Figur im Raum, so als ob man Lüpertz im Atelier über die Schultern schauen würde.
Wer Lüpertz allerdings nach den dargestellten Themen oder gar Konzepten seiner Bilder befragt, wird energisch in die Schranken gewiesen. Lüpertz vertritt vehement die Auffassung, dass der Inhalt eines Bildes von den Betrachter:innen, und zwar ausschließlich von den Betrachter:innen allein (!), bestimmt werden könne. Es wäre daher gar nicht die Aufgabe des Malers, sich damit zu beschäftigen. Stattdessen solle dieser sich um die Malerei kümmern. Die Erkenntnis, dass ein Werk, sobald es das Atelier des Künstlers verlassen hat, den Betrachter:innen gleichsam ausgeliefert sei, dass der Künstler ab diesem Moment ohnedies keine Möglichkeit mehr habe, in die Interpretation einzugreifen, führte Markus Lüpertz wohl zu seiner schier unversöhnlichen Haltung. Dennoch verfügt er über so manchen Kunstgriff, diesen Interpretationsprozess in Gang zu setzen, wenn er meint:
„Der Inhalt ist ein Kommunikationsproblem, dem der Künstler versucht zu entgehen, denn der Betrachter muss den Inhalt des Bildes in sich selber tragen und erfinden. Der Künstler erzeugt lediglich den Defekt, die Wunde, die Krise, aus denen sich die Frage des Inhalts nachgebirt. Der Inhalt, ist er irgendwo erklärt, ist Kompromiss und nicht vom Künstler selbst verantwortet. Er ist aber als Lüge und als Mittel verfügbar und als Leimrute möglich.“1
1970 gewann Markus Lüpertz den Villa Romana-Preis, der mit einem einjährigen Aufenthalt in Florenz verbunden ist. Dort begann Lüpertz mit den „Deutschen Motiven“.
Dass Lüpertz in seinen figurativen Arbeiten nicht völlig Unbedeutendes als Sujet wählt, ist trotzdem offensichtlich. Es finden sich neben den berühmt gewordenen „Deutschen Motiven“ der 70er Jahre (Stahlhelme, Ackerfurchen, Ähren,…) auch deutliche Bezüge zu Künstlern und Themen der Kunstgeschichte (z.B. Aristide Maillol, Daphne). Immer aber geht es ihm um das Malen, das Verhandeln malerischer Möglichkeiten zwischen Abstraktion und Figuration, zwischen Oberfläche und Tiefe. Wenn Lüpertz die Aufgabe des Malers nicht darin sieht, Kommentare zur Weltgeschichte oder gar Aufrufe zur Veränderung abzugeben, so zeigt er sich als Künstler, der einen der wichtigsten Mythen der Moderne für obsolet hält: Kunst hat für ihn weder aufklärerische noch politische Funktion. Stattdessen fordert er Perfektion und „Atmosphäre“ in der Malerei. Markus Lüpertz wird entweder als eine Figur eines bereits vergangenen Jahrhunderts gesehen oder als ein ganz Großer der Malerei unserer Tage. Seine Aktualität belegen vielleicht die vielen Diskussionen rund um seine Vorstellung von Malerei wie auch die Proteste gegen seine Skulpturen im öffentlichen Raum. Denn wenn Lüpertz mit seinen Bildern nicht eine „Leimrute“ gelegt hätte, wenn er mit seiner These zur Malerei nicht zumindest an einem wunden Punkt rührte, würde wohl niemand über ihn reden.
1977 begann Markus Lüpertz mit den „Stil-Bildern“ und Wandbild für das Krematorium Ruhleben in Berlin; Er trat zusammen mit Georg Baselitz von der Teilnahme an der „documenta 6“ in Kassel zurück. An der „documenta 7“ 1982 nahm er wieder teil.
1980 „Alice-im-Wunderland“-Zyklus
1984 Entstehug der Bilder zum Thema „Pierrot lunaire“
1985 Beginn der Bilder nach Jean-Baptiste Camille Corot, Beginn der Auseinandersetzung mit antiken Themen.
1986 Entstehung der „Zwischenraumgespenster“-Serie
1989 Beginn der Bilder nach Nicolas Poussin
1993 erste Bilder aus der Serie „Männer ohne Frauen (Parsifal)“
1996 Entstehung des „Otello“-Zyklus
1997 Beginn einer neuen Serie mit Landschaftsmotiven
1998 Erste Präsentation der Bilderfolge „Monte Santo“ in der Galerie Michael Werner, Köln
1999 Lüpertz schuf den Zyklus „Vanitas“, der in der Zeche Zollverein, Essen, ausgestellt wurde.
2000 erstmalige Präsentation des Zyklus „Vesper“ im Rahmen der Ausstellung „Lost Paradise Lost. Kunst und sakraler Raum in Hannover“
2001 gestaltete Markus Lüpertz das umlaufende Wandbild „Die sechs Tugenden“ für den Eingangsbereich des Bundeskanzleramtes in Berlin
1964 Eröffnung der Galerie Grossgörschen 35 mit der Ausstellung: Dithyrambische Malerei, Berlin.
1966 Galerie Grossgörschen 35, Berlin; Galerie Potsdamer, Berlin.
1974 Teilnahme an der 1. Berlin Biennale; Galerie Michael Werner, Köln.
1977 Wandbemalung für das Krematorium in Berlin.
1978 Gruppenausstellung, Nationalgalerie Berlin: Aspekte der 60er Jahre – Aus der Sammlung Reinhard Onnasch.
1982 Gruppenausstellung, documenta 7, Kassel.
1974: Gastdozent und Lehrer an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste, Karlsruhe
1983: Professor an der Sommerakademie in Salzburg
1986: Professor an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf
1988-2009: Rektor der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf