Alfons Mucha (24.7.1860–14.7.1939) ist als „Vater der Plakatkunst“ berühmt und als Maler fast unbekannt. Sein Name wird fast gleichbedeutend mit dem Jugendstil gehandelt, zweifellos ist er der populärste Vertreter dieser Epoche in Paris. Wenig bekannt ist hingegen sein immenser Ehrgeiz als Maler, dass er sich der nationalen Sache seines Herkunftslandes und dem Schicksal der slawischen Völker widmete. Die Ausstellung des Musée Luxembourg hat zum Ziel, den Plakatgestalter Mucha wiederzuentdecken und den Symbolisten und Historienmaler vorzustellen. Aus den verschiedenen Aktivitäten Muchas ergibt sich ein höchst komplexes Bild aus künstlerischen, politischen und spiritistischen bzw. spirituellen Überlegungen zwischen Décadence und Moderne.
Frankreich | Paris: Musée du Luxembourg
12.9.2018 – 27.1.2019
1860 in Mähren geboren, kam Alfons Mucha 1887 nach Paris und schlug hier eine Laufbahn als Illustrator ein. Die erste Begegnung mit der Schauspielerin Sarah Bernhardt im Dezember 1894 löste Muchas unglaublichen Erfolg als Plakatkünstler aus. Mucha realisierte für die Bernhardt das Plakat „Gismonda“, zu einem Stück von Victorien Sardou. Das Plakat löste eine so immense Reaktion aus, dass Sarah Bernhardt einen sechsjährigen Vertrag mit Mucha abschloss.
Die höchst erfolgreiche Komposition war die erste in einer langen Reihe von Werbeplakaten, in der Alfons Mucha dekorativ, unendlich variationsreich aus einem Repertoire von mit Blumen und grafischen Voluten verwobenen Frauengestalten abwandelte. Die „Eyecatcher“ brachten ihm immensen Ruhm und die Freundschaft von Künstlern wie Paul Gauguin oder Auguste Rodin ein. Um 1900 wurde der stilprägende Plakatentwerfer vom Juwelier Georges Fouquet um Entwürfe für Kunsthandwerk, Schmuck, Dekorationen oder Illustrationen für Bücher gebeten.
1899 entwarf Alfons Mucha den Pavillon für Bosnien-Herzegowina für die Pariser Weltausstellung 1900. Aus diesem Projekt entwickelte er die Idee, die Geschichte und Zivilisation des tschechischen Volkes und der slawischen Völker zu schildern: Das Slawische Epos. Die Geschichte des Slawentums beschäftigte ihn von 1910 bis 1926 und fand in 20 Temperagemälden ihren symbolistischen Ausdruck. Das letzte Bild entstand 1926 und zeigt die „Apotheose der Slawen“. Im Jahr 1928 übergaben der Künstler und sein Mäzen, der amerikanische Industrielle Charles Richard Crane, den Zyklus an das tschechische Volk und die Stadt Prag.
Die von Mucha konzipierten, monumentalen Gemälde, gefärbt durch humanistische Philosophie und Freimaurerei, beschäftigten den Maler Mucha fünfzehn Jahre seines Lebens. Neben Zeichnungen und Skizzen nutzte Mucha Fotografien, um die Modelle in den richtigen Posen zu fixieren. Nachdem er das monumentale Werk abgeschlossen hatte, setzte er sich weiterhin mit dem Themenkomplex auseinander. Er entwarf und malte das Fenster für die neue erzbischöfliche Kapelle im Prager St.-Veits-Dom. Als Mucha am 14. Juli 1939 in Prag verstarb, arbeitete er an „Der Einigkeitsschwur der Slawen“.
„Bereits im Jahr 1900 – in Paris – hatte ich beschlossen, die zweite Hälfte meines Lebens jenem großen Werk zu widmen, das in meiner Heimat ein Nationalgefühl herausbilden und stärken sollte. Ich bin der festen Überzeugung, dass die Entwicklung eines jeden Volkes nur dann erfolgreich fortschreiten kann, wenn dies in organischem Wachstum geschieht, aus dessen eigenen Wurzeln heraus.“ (Alfons Mucha, 1928)
Die Ausstellung im Musée du Luxembourg zeigt nicht nur Muchas bekannteste Plakate, sondern auch Illustrationen, Gemälde, Fotografien, Schmuck, Skulpturen, Pastelle. Sie sollen ermöglichen, die Vielfalt von Muchas Kunst zu entdecken.
Quelle: Pressetext