Kunst im „Dritten Reich” ist die deutschen Kunst, die unter der nationalsozialistischen Herrschaft von Adolf Hitler von 1933 bis 1945 entstand. Charakteristisch für sie ist, dass sie keine völlig neuartige Kunst ist (von formaler oder inhaltlicher Perspektive aus), sondern auf der Tradition fußt – und dabei die Moderne als angeblich „entartet“ verunglimpft. Viele konservative Künstler:innen wurden von der nationalsozialistischen Regierung großzügig unterstützt, wenn ihre Werke den politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Vorstellungen entsprachen. Die Ausstellung in Arnhem vermittelt erstmals einen Eindruck der deutschen NS-Kunst in den Niederlanden. Lange Zeit ignoriert, weggeschlossen und weitgehend verlorengegangen, wird 80 Jahre nach Machtergreifung Adolf Hitlers die unter seiner Schreckensherrschaft geschaffene Kunst – und ihrer Beteiligung an der Propaganda – einer kritischen Prüfung unterzogen.
Niederlande | Arnhem:
Museum Arnhem
12.11.2023 – 14.4.2024
Inwieweit zeugt die unter dem Hitler-Regime entstandene Kunst von der nationalsozialistischen Weltanschauung? Welche Botschaften vermittelt sie? Mit welchem Stil und welcher Bildsprache arbeitet sie? Wie konnte Kunst als Propagandainstrumente eingesetzt werden? Sind diese Kunstwerke „gut“ oder ,,schlecht“? Die Besucher:innen können sich in Arnhem selbst ein Urteil bilden.
Ein wichtiger Bestandteil der Sammlung des Museum Arnhem ist realistische Kunst aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Dies war eine Zeit radikale politischer Entwicklungen, die im Totalitarismus der 1930er Jahre kulminierte. Vorausschickend kann man feststellen, dass die Kunst im „Dritten Reich“ ein Beispiel für realistische Kunst in einem radikalen politischen Kontext ist.
Im „Drittes Reich“ wurde zeitgenössische nationalsozialistische Kunst offen gefördert und war ein Bestandteil der nationalsozialistischen Propaganda. So standen im „Dritten Reich“ Themen wie Schönheit, Heldentum und Ewigkeit im Vordergrund. In einer Vielzahl von Ausstellungen stellten Verantwortliche diese Werke der interessierten Öffentlichkeit vor. Während konservative Haltungen Entfaltungsmöglichkeiten und Aufmerksamkeit erhielten, blendete die Nazi-Diktatur moderne Positionen als unerwünscht aus, verfolgte ihre Schöpfer, trieb sie ins innere oder äußere Exil und ermordete vor allem jüdische Kunstschaffende.
Die Nationalsozialisten nutzten Design, Architektur und Kunst bewusst als Mittel der politischen Propaganda. Kunst symbolisierte für Adolf Hitler Schönheit, Heldentum und romantische Traditionen, weshalb sich die Kunstschaffenden im NS-Staat dieser Doktrin zu unterwerfen hatten. Gleichzeitig galt es, Kriegsverbrechen zu vertuschen und Gegner:innen einzuschüchtern. Die Politik der Nazis wird auch als eine Politik von Zuckerbrot und Peitsche bezeichnet, die auf eine Mischung aus Verführung und Terror setzte. Der Untertitel der Arnhemer Ausstellung, „Verführung und Ablenkung“, spielt auf den Unterhaltungswert der NS-Kunst an. Sie changiert zwischen unterschiedlicher Funktionen: handfeste politisch-propagandistische Vermittlung gewünschter Inhalte, aber auch Dekoration und Vergnügen.
Propaganda spielte während des Zweiten Weltkriegs und des Holocausts eine äußerst wichtige Rolle. Die NS-Führung war sich der Bedeutung der Beeinflussung von Massen sehr bewusst und gründete deshalb am 13. März 1933 das „Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda“. Unter der Leitung von Joseph Goebbels gestaltete es individuelle Propagandakampagnen mit unterschiedlichen Schwerpunkten für verschiedene Bevölkerungsgruppen – allen voran in Rundfunk, Presse, Literatur, Bildender Kunst, Musik, Theater und Film. Gemeinsam mit der im Herbst 1933 gegründeten Reichskulturkammer gelang es rasch, Kontrolle über Massenmedien und Kulturschaffende auszuüben. Beispiele dafür sind die perfekt organisierten Massenveranstaltungen sowie beeindruckende Werke in Architektur, Design, Film und Fotografie. Auch die bildende Kunst wurde für Propagandazwecke in Dienst genommen. Die bereits in der Bevölkerung vorhandenen nationalistischen (völkischen) und antisemitischen Überzeugungen, konnten dadurch leicht instrumentalisiert und verstärkt werden.
Die nationalsozialistische Propaganda ist bekannt für ihre aggressive Haltung gegenüber Minderheiten. In den Medien wurden Jüdinnen und Juden entmenschlicht dargestellt und Massengewalt als einzige Lösung propagiert. In der Shoa ermordete der Terrorstaat zwischen 5 und 6 Millionen europäische Jüdinnen und Juden sowie andere Minderheiten in Vernichtungslagern.
Das Streben nach „Lebensraum“ führte in den Zweiten Weltkrieg (1939–1945), in dem insgesamt 40 Millionen Menschen starben. Die NS-Propaganda wirft auch heute noch unbequeme Fragen auf. Inwieweit waren Nationalsozialismus historisch bedingt, oder gibt es Parallelen zu heute? Wie verführerisch ist die Kombination von ansprechenden Bildern und antidemokratischem Gedankengut auch noch für uns?
Die nationalsozialistische Kunstauffassung kennzeichnet sich durch eine vehemente Abneigung gegen die Moderne und eine ausdrückliche Vorliebe für traditionelle Kunst. Wie diese Kunst nach den Vorstellungen der Elite des Nationalsozialismus aussehen sollte, war allerdings nicht von Anfang an klar. Einigkeit bestand darüber, was unerwünscht war: experimentelle Kunst, die seit dem frühen 20. Jahrhundert viel Aufmerksamkeit erregt hatte. Die Nationalsozialisten setzten alles daran, die Kunst des Kubismus, Dadaismus, Expressionismus und Abstrakte Kunst in ein schlechtes Licht zu rücken. Sie brachten diese Kunstströmungen mit dem Judentum und politischen Gegner:innen, wie den Kommunist:innen, in Verbindung. Die Nationalsozialisten bezeichneten diese Kunst als „entartete Kunst“, um politische Gegner:innen und Minderheiten zum Schweigen zu bringen.
Diese Denkweise und Bestrebungen erreichten 1937 mit der Ausstellung „Entartete Kunst“ in München ihren Höhepunkt. In dieser Ausstellung wurden moderne Kunstwerke aus zahlreichen deutschen Museen zusammengetragen und verhöhnt. Im Anschluss an die Münchner Ausstellung wurde die Ausstellung als Wanderausstellung im ganzen Land gezeigt. Insgesamt besuchten zwei Millionen Besucher:innen die Ausstellung.
Nach seiner Machtergreifung 1933 ordnete Adolf Hitler den Bau des Hauses der Deutschen Kunst in München an. Dieses riesige Ausstellungsgebäude wurde speziell für die Ausstellung von Werken moderner deutscher Künstler:innen errichtet. Von 1937 bis 1944 fand dort jeden Sommer die „Große Deutsche Kunstausstellung“ statt. Hier wurden Kunstwerke von Hunderten von durch die Nationalsozialisten akzeptierten Künstler:innen gezeigt. Ihre Kunst war leicht interpretierbar, traditionell und entsprach den NS-Vorstellungen über die deutsche Kultur, das deutsche Volk und die deutsche Landschaft.
Zu jeder „Großen Deutschen Kunstausstellung“ wurde ein Katalog veröffentlicht. Es gab Poster und Postkarten mit Abbildungen der Kunstwerke. Es handelte sich um einen wohlorganisierten Ausstellungsbetrieb, der dazu diente, diese Kunst und ihre Inhalte zu verbreiten. Die ausstellenden Künstler:innen verkauften dort auch ihre Werke. Jedes Jahr besuchten Hunderttausende die staatliche Kunstpräsentation. Im Anschluss an die Münchner Ausstellungen wurden sie auch in anderen deutschen Städten gezeigt.
Manche künstlerischen Ausdrucksformen und Stile waren unter den Nationalsozialisten verboten. Es gab jedoch keine gesetzlichen Vorschriften, wie Kunst auszusehen habe. Die Abgrenzung zwischen akzeptierter und nicht akzeptierter Kunst war nicht immer eindeutig, wie der Fall Emil Nolde zeigt. Es ist jedoch eine generelle Einteilung erkennbar.
Als „entartet“ galten:
NS-Kunst ist:
Die meisten Künstler:innen arbeiteten schon vor der „Machtergreifung“ Adolf Hitlers in akzeptierten Kunststilen und widmeten sich akzeptierten Themen – auch wenn ihre Werke sehr unterschiedlich aussehen. Der Nationalsozialismus brachte ihnen große Anerkennung und Aufmerksamkeit.
Mit der Blut-und-Boden-Ideologie verknüpften die Nationalsozialist:innen die Abstammung (das Blut) mit dem Siedlungsgebiet (dem Boden), welches das Volk ernährt. Sie stellten eine mythische Einheit zwischen dem deutschen Siedlungsgebiet und dem deutschen Volk her. Die Eroberungen des Zweiten Weltkrieges sollten dazu dienen, das deutsche Siedlungsgebiet immer weiter auszudehnen. Dieser Wunsch nach mehr „Lebensraum“ wurde durch die deutsche Landschaftsmalerei symbolisiert, deren Beliebtheit besonders hoch war.
Die Vorstellung davon, wer ein wahrer Deutscher oder eine wahre Deutsche sei, wurde jedoch immer mehr eingeschränkt. Jüdinnen, Juden und Osteuropäer:innen zum Beispiel hatten im NS-Reich keinen Platz. Sie wurden entweder karikierend dargestellt oder ausgelassen.
Die Darstellung der Bauernfamilie entsprach der Idee, dass die uralte Verbindung zwischen Volk und Boden von Generation zu Generation weitergegeben würde. Aber auch der Bauernstand wurde den propagandistischen Vorstellungen entsprechend inszeniert: Bauern und Bäuerinnen sind in der NS-Kunst auf eine sehr traditionelle Art und Weise dargestellt. Sie säen und ernten mit der Hand oder pflügen mit dem Ochsen, ohne all die technischen Hilfsmittel der modernen Landwirtschaft einzusetzen, die es um 1940 bereits gab.
Als Deutschland 1939 in Polen einmarschierte, setzte die NS-Führung alles daran, die Bevölkerung auf den Krieg einzuschwören. Die Propagandamaschine lief auf Hochtouren und auch die bildenden Künste mussten ihren Beitrag leisten. Künstler:innen wurden angehalten, die Erfolge der deutschen Truppen darzustellen. Maler wurden in den Militärdienst eingezogen, um als Kriegsmaler Soldaten, Schlachten und eroberte Landschaften festzuhalten oder zu inszenieren. Die Nazis organisierten Propaganda-Ausstellungen, wo diese Arbeiten gezeigt wurden - auch in den besetzten Ländern, unter anderem im Rijksmuseum in Amsterdam. Mit den zunehmenden Verlusten ab 1943 entstanden auch Bilder, die deutsche Soldaten zeigen, die sich für ihr Volk opfern.
Der Zweite Weltkrieg erforderte einen modernen Staat mit einer modernen Industrie und modernen Bauwerken. Die großen Bauprojekte der NS-Führung waren in technischer Hinsicht oft sehr innovativ. Die Propaganda und damit auch die bildende Kunst verfolgte die Entwicklung mit großer Aufmerksamkeit. So wurde der Bau der Reichsautobahnen zum beliebten Motiv, da die Verbindung zwischen Volk, Arbeiter:innen, Landschaft und Staat in einem Bild dargestellt werden konnte. Die „Straßen Adolf Hitlers“ wurden gebaut, damit der Autofahrer in seinem Volkswagen die deutsche Landschaft unbeschwert genießen konnte. Besonders der Bau von beeindruckenden Brücken und Viadukten war ein beliebtes Thema in der Malerei. Die (Stahl-)Fabriken, die den industriellen Aufschwung und die Kriegsführung ermöglichten, wurden ebenfalls in der Malerei thematisiert. Die oft miserablen Verhältnisse von Arbeiter:innen und Zwangsarbeiter:innen durften in der Kunst hingegen nicht dargestellt werden.
Nur ein kleiner Teil der Kunstwerke, die während des „Dritten Reiches“ geschaffen wurden, zeigt eine eindeutige nationalsozialistische Botschaft oder typische nationalsozialistische Symbole wie das Hakenkreuz. Porträts von NS-Führern, darunter besonders Adolf Hitler, sind eher Ausnahmen. Viele von ihnen wurden nach dem Krieg von den Alliierten beschlagnahmt und befinden sich in den Beständen des National Museum of the US Army.
Das Arnhem Museum zeigt auch einige Werke mit eindeutig nationalsozialistischer Botschaft. Nach 1942, als Deutschland in die Defensive geraten war, wurde immer deutlicher die Tapferkeit des deutschen Soldaten im Zweiten Weltkrieg in den Vordergrund gestellt. Aus heutiger Sicht ist es manchmal schwierig, in diesen Werken eine klare nationalsozialistische Botschaft zu erkennen, vor allem, wenn nicht Adolf Hitler persönlich oder ein Hakenkreuz dargestellt sind. Dennoch darf man diese Werke nicht als harmlos abstempeln. Wie schon im Untertitel angeklungen, war es die Verführungskraft einfacher, schöner Bilder geschuldet, der Bevölkerung eine „Normalität“ vorzugaukeln, die es nicht mehr gab, bzw. ihr Entspannung anzubieten.
„Insbesondere in den ausgestellten Winterlandschaften und idyllischen Szenerien sind die Grenzen zwischen künstlerischem Opportunismus, Traditionsbindung, Weltflucht und Zeitkritik nur schwer zu ziehen.“1
Die Werke der Landschaftsmaler Willy Kriegel (1901–1966) und Edmund Steppes (1873–1968) waren bei den Nationalsozialist:innen sehr beliebt; sie haben aber keine eindeutige Propagandabotschaft. Steppes' Gemälde zum Beispiel könnte man fast als surrealistisch bezeichnen, wobei die Nazis den Surrealismus ablehnten. Kriegels Werk ist geprägt von den modernen Techniken des Fotorealismus und der malerischen Collage. Beide Künstler sind für ihre präzise Arbeitsweise bekannt. In den 1930er und 1940er Jahren verglich man sie oft mit den alten Meistern der deutschen Malerei, wie Albrecht Dürer, Martin Schongauer oder Matthias Grünewald.
Die Maler hatten sehr gute Verbindungen zu hochrangigen Nationalsozialisten. Hitler allein erwarb für enorme Geldsummen 16 Gemälde von Steppes und zwölf von Kriegel. Kriegel und Steppes wurden für ihre Leistungen in die sog. „Gottbegnadeten-Liste“ (1944) aufgenommen, um sie vor dem Kriegseinsatz auch an der Heimatfront zu schützen. Nach dem Krieg mussten sie sich zwar verantworten, konnten jedoch ihre Karrieren nahtlos weiterführen. Kriegel porträtierte in Bayern bekannte Persönlichkeiten, und Steppes wurde das Bundesverdienstkreuz verliehen.
Für die Nationalsozialist:innen war die Darstellung der Schönheit und Kraft des nackten Körpers das Höchste in der Kunst. Dies steht im Gegensatz zu den oft entstellten und leidenden Körpern in den Werken der verhassten „entarteten“ Künstler:innen. Schönen und muskulöse Körper symbolisierten das gesunde und „reinrassige“ deutsche Volk, das – so die Propaganda – den Schönheitsidealen des klassischen Altertums entsprechen soll.
Der weibliche Akt ist ein klassisches Motiv in der Kunst, das nun auch dazu diente, die Geschlechterrollen klar abzugrenzen. So wurde der weibliche Akt aufreizend dargestellt, um Fruchtbarkeit und Zeugung von Nachkommen hervorzuheben. Gleichzeitig entsprach der weibliche Akt in der Kunst dem Trend zur Freikörperkultur, der sich in Deutschland schon längere Zeit immer größerer Beliebtheit erfreute.
Ein Beispiel mit eindeutiger Aussage ist das Triptychon „Die vier Elemente“ von Adolf Ziegler aus dem Besitz der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, München.2 Das Gemälde gehört zu den bekanntesten Werken der Kunstproduktion im Nationalsozialismus.3 Die vier stilisierten Frauenakte repräsentieren rassistische Körperideale der nationalsozialistischen Ideologie. Zieglers penibler Malstil hat die Zeitgenoss:innen bereits dazu veranlasst, den Künstler als „Meister des deutschen Schamhaars“ zu verhöhnen. Das Gemälde wurde auf Postkarten und in Zeitschriften bis 1945 massenhaft reproduziert und von Hitler persönlich für den „Führerbau“, das Parteizentrum der NSDAP am Münchner Königsplatz erworben. Dort wurde es repräsentativ im Kaminzimmer angebracht. Der weitgehend unbekannte Künstler Adolf Ziegler war aufgrund seiner persönlichen Beziehung zu Adolf Hitler 1934 zum Professor der Münchner Akademie der Bildenden Künste ernannt worden und stieg 1936 zum Präsidenten der Reichskammer der Bildenden Künste auf. In dieser Funktion führte Ziegler 1937 landesweite Beschlagnahmungen moderner Kunst in deutschen Museen für die Feme-Ausstellung „Entartete Kunst“ durch und eröffnete die Schau am 19. Juli 1937 mit einer diffamierenden Hetzrede gegen die Moderne.
Kunst im öffentlichen Raum war ein hervorragendes Mittel, um die Ideen der nationalsozialistischen Partei auf einfache Weise im ganzen Land zu verbreiten. Skulpturen ließen sich deutlich schneller fertigstellen als Gebäude. Es handelte sich fast immer um weibliche und männliche Akte, die den deutschen Menschen als Übermenschen darstellten. Die Skulpturen wurden oft vor Gebäuden aufgestellt, um zu beeindrucken und die großen Vorbilder aus der Antike zu übertreffen.
Diese Projekte wurden jedoch wegen des Krieges oft nicht vollendet. Die wichtigsten Bildhauer der NS-Zeit waren Arno Breker (1900–1991, Reichskultursenator) und Josef Thorak (1889–1952, Staatsbildhauer). Breker entschied sich, 1934 von Paris nach Berlin zurückzukehren. Thorak war schon zuvor für seine völkische Gesinnung bekannt. Gemeinsam prägten sie mit ihren Plastiken und Skulpturen im öffentlichen Raum, darunter die Ausstattung der Neuen Reichskanzlei und auch der Olympischen Spiele von 1936 durch Breker, die ästhetischen Ideale der NS-Rassenlehre. Ihre Körperdarstellungen würden den „gesunden, arischen Menschentyp“, versinnbildlichen. Auch wenn Breker und Thorak nach Kriegsende keine öffentlichen Aufträge in Europa mehr erhielten, so arbeiteten sie privat höchst erfolgreich weiter. Breker gehörte zu den gefragten Porträtisten, und ab 1950 stellte Thorak wieder in Salzburg aus. Fast ihr gesamtes öffentliches Werk aus der NS-Zeit ist jedoch verlorengegangen, eingeschmolzen worden und verschwunden.
Nach der Kapitulation Deutschlands 1945 wurde die bei den Nationalsozialist:innen beliebte Kunst offiziell verurteilt. Jetzt erhielt die von ihnen abgelehnte moderne Kunst erneut ihren Platz in den Kunsteinrichtungen und Museen. Viele der 14.000 Künstler:innen, die im „Dritten Reich“ tätig waren, hatten einen schlechten Ruf. Dies galt insbesondere für Künstler:innen, die unter dem Hitler-Regime bekannt geworden waren, wie Arno Breker, Paul Mathias Padua, Josef Thorak und viele andere.
In der Kunstgeschichtsschreibung wird der NS-Kunst wenig oder gar keine Aufmerksamkeit geschenkt. In jüngster Zeit wird sie jedoch wieder verstärkt erforscht.4 In Kongressen und Ausstellungen werden die Werke analysiert und kontextualisiert. Die Kunst im „Dritten Reich“ war nicht, wie oft behauptet, einförmig und kitschig, sondern klassisch orientiert, teils volkstümlich, vielfach die Härten ausblendend und dadurch besonders perfide in ihrer Wirkung. Die Ausstellung „Kunst im Dritten Reich“ im Museum Arnheim soll Teil dieses Prozesses sein. Sie ermöglicht einen differenzierten Blick auf eine bewegte Periode der deutschen Kunst.
Quelle: Arnhem Museum