Edvard Munch: Mehr als der Schrei - expressives Spätwerk des Norwegers casino bd bijoy 7 casino 777 casino bangar casino glory casino game glory casino review glory casino profile bv casino mcw casino world joya casino glory casino download apk glory casino apk download old version marvel casino babu88 casino glory casino java 9 casino nagad casino betvisa online casino live casino lv18 casino casino online glory casino app download
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Edvard Munch: Mehr als nur der Schrei Spätwerk des norwegischen Malers als Befragung von Leben und Ich

Edvard Munch, Selbstporträt: Zwischen Uhr und Bett, Detail, 1940–1943, Öl auf Leinwand, 149,5 × 120,5 cm (Foto: courtesy Munch Museum, Oslo)

Edvard Munch, Selbstporträt: Zwischen Uhr und Bett, Detail, 1940–1943, Öl auf Leinwand, 149,5 × 120,5 cm (Foto: courtesy Munch Museum, Oslo)

Der Norwegische Maler und Druckgrafiker Edvard Munch (1863–1944) ist so berühmt für seine frühen Werke (vor 1900), dass häufig übersehen wird, dass sich das Œuvre des Künstlers über mehr als sechzig Jahre erstreckt. Wenn auch „Der Schrei“1, „Madonna“ und „Vampir“ schon längst ikonischen Status im öffentlichen Bewusstsein errungen haben, so gilt es doch mehr von Munchs Werk zu entdecken.

Seit Jahren weisen Experten immer wieder darauf hin, dass Edvard Munch seinen Ruf als alter, etwas skurriler Sonderling selbst mitgestaltete. Der Mythos des wegtherapierten Künstlergenies hält einer jüngeren Überprüfung ebenfalls nicht stand wie der des unbedarften Expressionisten. Das San Francisco Museum of Modern Art (SFMOMA), das Met Breuer und das Munch Museum, Oslo, organisieren 2017/18 eine großangelegte Ausstellung, welche die späte Karriere des Malers des „Schrei“ als wichtige Ausprägung der Klassischen Moderne begreift. Ausgehend von Munchs letztem Selbstporträt (1940–1943) zeigen die Kuratoren Munchs maltechnische Entwicklung und seine beständige Rückkehr zu einmal gefundenen Kompositionen über Liebe, Tod, soziale Isolation und psychischen Schmerz.

 

 

Selbstporträt zwischen Uhr und Bett

Das „Selbstporträt zwischen Uhr und Bett“ (1863–1943) ist das letzte große Selbstbildnis von Edvard Munch. Ein Jahr nach seiner Fertigstellung verstarb der Norwegische Maler im Alter von 80 Jahren. Das großformatige Werk in starken, kontrastierenden Farben ist mehr als eine Meditation über die Vergänglichkeit und den nahenden Tod des Künstlers, sondern steht in dieser Ausstellung am Beginn der Auseinandersetzung mit dem Werk Munchs. Eine Anamnese, die vom Schlusspunkt ausgeht, sozusagen und die These in Frage stellt, dass mit dem Nervenzusammenbruch 1908/09 aufgrund Überanstrengung und extensivem Alkoholismus sowie der anschließenden Therapie durch Dr. Daniel Jacobson in Kopenhagen Munchs dessen künstlerische Kraft gleichsam wegtherapiert worden wäre. Eine Folge dieser Annahme war, dass das späte Werk des Norwegers über lange Jahrzehnte hinweg wenig bis überhaupt nicht beachtet wurde, während das Frühwerk der 1880er und 1890er Jahre den Ruhm Munchs und seine Stellung als ein Begründer der Modernen Kunst festigte.

 

 

Im „Selbstporträt zwischen Uhr und Bett“ zeigt sich der Maler stehend zwischen den beiden titelgebenden Objekten. Inzwischen ist die schwarz-rot gemusterte Tagesdecke Munchs weltberühmt, hat sich doch auch Jasper Johns die Dekoration als Inspirationsquelle auserkoren. Gleichzeitig steht Edvard Munch aber auch zwischen den Betrachtern und einem weiteren Raum, der eine Andeutung von Fenster (oder Türstock?) und unzählige Bilder an der Wand beherbergt. Erstaunlich zusammengeräumt für ein Wohnatelier, der Boden spiegelnd glatt und vielleicht frisch gebohnert. Die einzigen identifizierbaren Werke in dem Bildnis sind ein Porträt und der bläuliche Frauenakt „Krotkaja“ (1927, Munch Museum, Oslo). Letzterer ist über Edvard Munchs Bett angebracht und spiegelt das lebenslang andauernde, wenn auch schwierige Verhältnis des Künstlers zu Frauen wider. Sich selbst genau zwischen Uhr und Bett zu positionieren, zeigt den selbstgewählten Radius des Malers. Tagtäglich steht er auf, um zu malen, schläft, um am nächsten Tag weiterzumalen.

 

 

Variantenreiche Maltechniken

Die Malweise des Selbstporträts zeigt in der Detailanalyse von Mille Stein einen gekonnten und überlegten Einsatz der Malmittel.2 Als erstes skizzierte Edvard Munch die Komposition kursorisch auf ein Stück Papier. Dann arbeitete Munch auf der Leinwand über einer kursorischen Vorzeichnung seines Körpers und des Bettes mit verschieden stark verdünnter Ölfarbe. An einigen Stellen ist sie sogar wie Wasserfarbe über die Leinwand gelaufen. Da Munch die Farben rein nebeneinanderstellen wollte, verwendete er saubere Pinsel und verschmierte die Farben nicht miteinander. Wie Paul Cézanne, mit dem Edvard Munchs Maltechnik schon während seiner Lebzeiten immer wieder verglichen wurde, lässt er den Malgrund durchscheinen. Seit 1885 experimentierte er dafür mit einer Grundierung aus Leinöl-Standöl und Terpentin bzw. Dammarfirnis mit Leinöl, um das Gewebe mit einer durchsichtigen Lasur zu verschließen. Ebenfalls seit den 1890er Jahren kann man beobachten, wie Munch mit schnellem Pinselstrich, pastosen Ölfarben für markante Stellen, fließender Farbe und der Reservetechnik3 arbeitete.

„Die Idee war, die Oberfläche aufzubrechen und in die Tiefe zu gehen – es war eine Art von Kubismus.“4 (Edvard Munch)

Die Ausstellung legt einen Schwerpunkt auf die Selbstporträts des Malers, die nach 1900 in Zahl und Bedeutung die frühen Selbstdarstellungen noch übersteigen. Auffallend ist dabei die Vielfalt der Techniken, die von pastosem zu dünnem Farbauftrag und Abkratzen der Malschicht reicht. Faktur und Ausführung zeigen, wie sehr sich der Maler sich auf experimentelle Weise mit Fragen des Malerischen beschäftigte. Manchmal – wie zum Beispiel in „Das kranke Kind“ (1907) oder „Der Tod des Marat“ (1907) ließ er sogar die dünne Farbe die Leinwand hinabrinnen. Auch nach seiner Therapie setzte Edvard Munch, zurückgezogen in Ekely lebend, seine malerischen Experimente fort. Dafür zog er bereits entwickelte Kompositionen und Themenstellungen erneut heran, denn er vertrat die Ansicht, dass er alle wichtigen Themen bereits in seinem Frühwerk aufgegriffen und dafür vollgültige Bilder geschaffen hatte. Vor allem die Selbstporträts zeigen seinen Mut, mit der Form und Auslassungen zu arbeiten, was über die Jahre immer wichtiger wurde.

„Ich malte die Farben und Linien, die ich in einem emotionalen Zustand gesehen hatte – und ich war dann in der Lage, die bebende emotionale Atmosphäre noch einmal zu schaffen – .“5

 

 

Munch kopiert Munch?

Im Jahr 1925 besuchte Edvard Munch die Nationalgalerie in Oslo, um einige seiner eigenen Werke zu kopieren. „Der Tanz des Lebens“ (1899/1900) war 1910 vom Museum angekauft worden. Die beiden Versionen ähneln einander sehr. Das Thema – ein Tanz an einem Strand in einer Sommernacht, das männliche Begehren und die weibliche Reaktion darauf – ist gleichgeblieben. Die Palette des späteren Bildes ist jedoch reicher, die Details ausdifferenzierter. Die flachen, ondulierenden Formen des Jugendstils sind einer „naturalistischeren“ wenn auch expressiven Auffassung im Spätwerk gewichen. Die Frage, ob es sich hierbei wirklich um eine Kopie oder eine Neuinterpretation handelt, ist mehr als nur Wortklauberei. Sie benennt die Problematik eines in der Moderne aufgekommenen und m.E. vom Kunstmarkt unterstützten Originalitäts- und Authentizitätsbegriffs.

„Wir leben in einer Zeit der Märkte – einer Zeit der Basare. […] Zeitgenössische Kunst ist unter der Fuchtel der schlimmsten Bande von Kapitalisten – der Bourgeoisie. […] Wird die Kunst von zuviel Geschäft beeinflusst?“6

 

 

Maler, die Edvard Munch beeinflusste

 

 

Edvard Munch. Zwischen Uhr und Bett: Ausstellungskatalog & Inhaltsverzeichnis

Gary Garrels, Jon-Ove Steihaug, Sheena Wagstaff (Hg.)
152 Seiten, 105 Farbabb.
New York 2017
Yale University Press, New Haven and London

Karl Ove Knausgaard, Preface: On Edward Munch, S. 11–15.
Gary Garrels, Jon-Ove Steihaug and Sheena Wagstaff, Introduction, S. 17–19.
Allison Morehead, The Untimely Face of Munch, S. 21–29.
Mille Stein, Patterns in Munch’s Painting Technique, S. 31–43.
Patricia G. Berman, The Business of Being Edvard Munch, S. 45–57.
Richard Shiff, Munch on the Periphery, S. 59–73.
Michèle Wijegoonaratna, Chronology, S. 128–134.

 

Edvard Munch. Zwischen Uhr und Bett: Bilder

  • Edvard Much, Verzweiflung, 1892, Öl auf Leinwand, 92 × 67 cm (Thielska Galleriet, Stockholm)
  • Edvard Munch, Mondlicht, 1893, Öl auf Leinwand, 140,5 × 135 cm (The National Museum of Art, Architecture and Design, Oslo)
  • Edvard Munch, Selbstporträt mit Zigarette, 1895, Öl auf Leinwand, 110,5 × 85,5 cm (National Museum of Art, Architecture and Design, Oslo)
  • Edvard Munch, Auge in Auge, 1899–1900, Öl auf Leinwand, 136 × 110 cm (Foto: courtesy Munch Museum, Oslo)
  • Edvard Munch, Selbstporträt in der Hölle, 1903, Öl auf Leinwand, 82 × 66 cm (Foto: courtesy Munch Museum, Oslo)
  • Edvard Munch, Das kranke Kind, 1907, Öl auf Leinwand, 118,7 × 121 cm (Tate Modern, London)
  • Edvard Munch, Selbstporträt mit Hand unter dem Kinn, 1911, Öl auf Leinwand, 83 × 69,5 cm (Foto: courtesy Munch Museum, Oslo)
  • Edvard Munch, Selbstporträt mit Spanischer Grippe, 1919, Öl auf Leinwand, 150 × 131 cm (The National Museum of Art, Architecture and Design, Oslo)
  • Edvard Munch, Der Künstler und sein Modell, 1919–1921, Öl auf Leinwand, 120,5 × 200 cm (Foto: courtesy Munch Museum, Oslo)
  • Edvard Munch, Sternennacht, 1922–1924, Öl auf Leinwand, 120,5 × 100 cm (Foto: courtesy Munch Museum, Oslo)
  • Edvard Munch, Der Tanz des Lebens, 1925, Öl auf Leinwand, 143 × 208 cm (Foto: courtesy Munch Museum, Oslo)
  • Edvard Munch, Asche, 1925, Öl auf Leinwand, 139,5 × 200 cm (Foto: courtesy Munch Museum, Oslo)
  • Edvard Munch, Selbstporträt: Zwischen Uhr und Bett, 1940–1943, Öl auf Leinwand, 149,5 × 120,5 cm (Foto: courtesy Munch Museum, Oslo)
  • Edvard Munch, Selbstporträt: Zwischen Uhr und Bett, Detail, 1940–1943, Öl auf Leinwand, 149,5 × 120,5 cm (Foto: courtesy Munch Museum, Oslo)
  • Edvard Munch in seinem Winteratelier, 1938; courtesy Munch Museum, Oslo.

Weitere Texte zu Edvard Munch

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Hamburg | Hamburger Kunsthalle: Maria Lassnig und Edvard Munch Malfluss = Lebensfluss | 2026

Erstmalig werden die österreichische Künstlerin Maria Lassnig (1919–2014) und der norwegische Maler Edvard Munch (1863–1944) in einer großen Doppelschau gemeinsam gezeigt. Überraschende Parallelen und intime Einblicke in die jeweilige Biografie zeichnen ein vielschichtiges Porträt von Lassnig und Munch, darüber hinaus aber auch von ihrer Lebenszeit.
  1. Die beiden Ausstellungen in den USA müssen ohne eine Version des „Schrei“ auskommen. Das Gemälde des Munch Museums in Oslo (um 1910) wird erst in der letzten Station Teil der Schau sein, dafür sind viele andere Werke nur in San Francisco und New York zu sehen. Dennoch haben die Herausgeber des Katalogs zwei Fassungen abgebildet, die Osloer und die Pastellzeichnung auf Karton, 79 × 59 cm, aus dem Jahr 1895 in Privatbesitz.
  2. Siehe: Mille Stein, Patterns in Munch’s Painting Technique, in: Ebenda, S. 31–43.
  3. Darunter versteht man das Herausarbeiten zweier Formen nebeneinander, wobei der Spalt dazwischen (auch Kontur) mit einer dritten Farbe gefüllt wird, nachdem die Farbfelder bereits angetrocknet sind.
  4. Zitiert nach Gary Garrels, Jon-Ove Steihaug and Sheena Wagstaff, Introduction, in: Edvard Munch: Selfportrait between the Clock and the Bed (Ausst.-Kat. San Francisco Museum of Modern Art; The Met Breuer, New York; Munch Museum Oslo), New York 2017, S. 17–19, hier S. 17.
  5. “I painted the colors and the lines I had seen in an emotional state — and I was thus able to create the quivering emotional atmosphere once more — .” Zitiert nach Ebenda, S. 43.
  6. „Ours is a time of markets — a time of bazaars. ... Contemporary art is under the thumb of the worst band of capitalists — the bourgeoisie. ... Is art infuenced by too much business?“ Zitiert nach S. 45.
Alexandra Matzner
Gründerin von ARTinWORDS * 1974 in Linz, Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Romanistik in Wien und Rom. Seit 1999 Kunstvermittlerin in Wien, seit 2004 Autorin für verschiedene Kunstzeitschriften. Jüngste Publiktionen entstanden für das Kunsthaus Zürich, Schirn Kunsthalle Frankfurt, Albertina und Belvedere in Wien.