Emil Jakob Schindler

Wer war Emil Jakob Schindler?

Emil Jakob Schindler (Wien 27.4.1842–9.8.1892 Westerland, Sylt) war der bedeutendste Maler des österreichischen Stimmungsimpressionismus (oder Stimmungsrealismus). Schindler hatte 1869/70 zu einer fortschrittlichen Freilichtmalerei gefunden und die Maler der Schule von Barbizon verehrt. Über Théodore Rousseau äußerte er sich beispielsweise:

„Rousseau war der erste reine Naturalist und bisher der größte. Er suchte die Natur nicht auf, um sie zu beherrschen, sondern um ihr zu dienen. Seine Technik war eine so vollkommene, dass sie völlig unmerkbar wurde, um endlich ganz in dem Naturvorgange aufzugehen. Er suchte und fand mit dem Pinsel Structur [sic] der Wolke, des Steines, des Baumes. Er wollte Licht malen, glänzendes, strahlendes, wirkliches Tageslicht.“1

Emil Jakob Schindlers Landschaftsbilder sind harmonische Stimmungsstudien von schlichten, unrepräsentativen Motiven, die im Gegensatz zu Hörmanns teils recht bunten Gartenansichten bzw. mutig hingestrichenen Esparsettenfeldern aus Mähren wahrlich „poetisch“ bzw. „lyrisch“ anmuten. Der große Erfolg, der Schindler noch zu seinen Lebzeiten beschieden war, mag zum Unverständnis beigetragen haben, das Hörmanns Werke bei den Zeitgenossen auslöste.

Emil Jakob Schindler als Leherer

Zu den wichtigsten Schülerinnen und Schülern von Emil Jakob Schindler zählen Olga Wisinger-FlorianMarie Egner, Theodor von Hörmann (→ Theodor von Hörmann. Impressionist aus Österreich) und Carl Moll. Während der St. Pöltener Zeit von Hörmann wurde Schindler zum väterlichen Freund und Korrektor. Wenn sich auch Carl Moll wenig charmant über seinen Kollegen äußerte (und dessen Neigung zur „Richtigkeit“ weder verstehen noch akzeptieren wollte), so prägte die Meinung Schindlers die Entwicklung Hörmanns entschieden.

Biografie von Emil Jakob Schindler (1842–1892)

Am 27. April 1842 wurde Emil Jakob Schindler in Wien geboren.
1860–1868 Studium an der Akademie der bildenden Künste in der Klasse des Landschaftsmalers Albert Zimmermann. Zu seinen Studienkollegen gehörten Eugen Jettel, Robert Russ, Rudolf Ribarz, Adolf Ditscheiner. Die Sommer verbrachte die Klasse zum Naturstudium in der Gegend von Berchtesgaden.
1868 Teilnahme n der „III. allgemeinen deutschen Kunstausstellung“ mit „Waldfräuleins Geburt“, das für die Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste angekauft wurde.
1869 Mitgliedschaft in der Genossenschaft bildender Künstler Wiens.Besuchte die „I. Internationale Kunstausstellung“ in München, wo er Plein-air Landschaften von Gustave Courbet, Camillo Corot, Constant Troyon, Virgilio Diaz de la Peña und Henry-Joseph Harpigniers sah. Daraufhin wandte sich Emil Jakob Schindler der paysage intime im Licht der Tages- und Jahreszeiten zu.
1869–1872 Schindler malte vor allem in den Donauauen bei Wien: Prater, Fischamend, Haslau.
1873 Im Jänner besuchte Schindler Venedig. Teilnahme an der Weltausstellung in Wien.
1874 Schindlers Mäzen Baron F. Leitenberger ermöglichte eine Reise nach Dalmatien. Eines der Weltausstellungsgebäude im Prater teilte er sich mit Tina Blau als Sommeratelier. Im Winter malte er im kleinen Atelier Hans Makarts, gemeinsam mit Leopold Carl Müller, Carl Rudolf Huber, Eduard Charlemont.
1875 Im Spätsommer eine ausgedehnte Studienreise nach Holland – gemeinsam mit Tina Blau.
1878 Das Bild „Abend / Mondaufgang im Prater“ (Verbleib unbekannt) brachte Schindler die Erzherzog Carl Ludwig-Medaille ein.
1879 Im Februar heiratete er die Hamburger Sängerin Anna Bergen. Geburt der ersten Tochter Alma (1879–1964, verheiratet mit Gustav Mahler (1902–1911), Walter Gropius (1915–1920) und Franz Werfel (1929–1945)). Verbrachte den Sommer in Weißenkirchen in der Wachau.
1880 Geburt der zweiten Tochter Margarete (1880–1912, verheiratet mit dem Maler Wihelm Legler). Verbrachte den Sommer in Bad Goisern; Schülerin: Olga Wiesinger-Florian. Kurze Reise nach Paris.
1881 Verbrachte den Sommer in Bad Goisern: Schüler:innen: Olga Wisinger-Florian, Carl Moll, Marie Egner. Das Bild „Regelsbrunn an der Donau“ brachte ihm den Reichel-Preis ein. Das Werk kaufte der Maler Eduard Angeli.
1883 Ließ sich von der Galerie Miethke vertreten.
1885 Mietete das Schlösschen Plankenberg (Niederösterreich) als Sommerwohnsitz. Auftrag für die Illustrationen für „Die Monarchie in Wort und Bild: Dalmatien“ sowie fünf Ausstattungsbilder für die Hochparterre-Säle im Naturhistorischen Museum in Wien.
1887/88 Im Winter in Dalmatien und Korfu, wo ihn der Kunstmäzen Nikolaus Dumba besuchte.
1887 Ehrenmitglied der Wiener Akademie.
1888 Ehrenmitglied der Münchner Akademie. Erhielt die Silberne Staatsmedaille.
1889 Im Oktober reiste Emil Jakob Schindler nach Paris, wo er über Eugen Jettel Kontakt zur Künstlerkolonie rund um Charles Sedelmayer hielt. Spätestens seit diesem Jahr eine respektvolle Freundschaft zu Erzherzog Johann Salvator.
1892 Auszeichnung mit der Goldenen Staatsmedaille.
Emil Jakob Schindler starb am 9. August 1892 während eines Erholungsaufenthalts auf Sylt an einer Bilddarmentzündung. Aufgrund der strengen Quarantäne schmuggelte Carl Moll den Sarg seines Lehrers versteckt in einer Klavierkiste über Hamburg nach Wien. Im November veranstaltete das Künstlerhaus eine Gedenk-Ausstellung. Die Kunsthandlung Miethke versteigerte unter Mitwirkung von Carl Moll seinen künstlerischen Nachlass am 5. Dezember.
1895 Schindlers Freund Edmund von Hellmer entwarf ein Ehrengrab am Zentralfriedhof und das Denkmal im Stadtpark.

  1. Zitiert nach: Peter Peer, Schöner und poetischer als der Mensch bleibt alles in der Natur. Zur österreichischen Landschaftsmalerei im 19. Jahrhundert, in: Agnes Husslein-Arco, Stephan Koja (Hg.), Im Lichte Monets (Ausst.-Kat. Belvedere, Wien 2014/15), Wien/München 2014, S. 142.