Carl Moll

Wer war Carl Moll?

Carl Moll (Wien 23.4.1861–13.4.1945 Wien) war ein österreichischer Maler des Impressionismus. Als guter Freund von Gustav Klimt war Moll Mitbegründer der Wiener Secession, Organisator vieler bedeutender Ausstellungen, künstlerischer Leiter der Galerie Miethke (Wien), Sammler und Förderer junger Künstler:innen. Über mehrere Jahrzehnte hinweg prägte Carl Moll das Kunstgeschehen in Wien.

Kindheit

Carl Julius Rudolf Moll war ein Sohn des Kassenbeamten der Nationalbank und späteren Großkaufmanns und Mitglieds des Wiener Gemeinderats Julius Johann Franz Moll (2.6.1829–15.3.1877) und der Maria Magdalena Rosina Schmid (28.8.1835–18.4.1919). Seine Großeltern väterlicherseits waren Ignaz Moll (1776–1846) aus Linz, Besitzer der Apotheke „Zum weißen Storch“ in Wien, und Eleonora Koller (1796–1834). Seine Großeltern mütterlicherseits waren Anton Schmid (1806–1857), Bäckermeister in Wieden, und Rosina Fischer (1814–1847). Aus der mütterlichen Linie stammte auch sein Onkel Karl Schmid (1837–1871), Landschaftsmaler in Wien, der ihn schon früh beeinflusste und sein Interesse an der Malerei weckte.

Bald nach der Geburt von Carl Moll übersiedelte die Familie mit ihren beiden weiteren Söhnen Rudolf und Ernst in die Landstraßer Hauptstraße. Carl war ein schwächliches Kind, das als Jugendlicher unter hochgradiger Anämie litt. Dadurch besuchte er die Schule nur unregelmäßig. Zur Beschäftigung erhielt er Bleistift und Wasserfarben. Sein erstes Skizzenbuch füllte er im Sommer 1876 in Salzburg, München und im Großglocknergebiet. Als der Vater am 5. März 1877 starb, markierte dies für den Unterrealschüler Moll das Ende seiner Kindheit.

Ausbildung

Carl Moll erhielt 1877 erste Stunden bei Carl Haunold (1832–1911), einem Bekannten ihres früh verstorbenen Bruders. Nach Abschluss der Realschule 1879/80 inskribierte sich Moll an der Akademie der Bildenden Künste in Wien. Dort studierte er bei Christian Griepenkerl (1839–1916), der ihn ein Jahr lang Zeichnungen nach Gipsabgüssen machen ließ. Anfangs zeigte sich Carl Moll von einem Atelierbesucht bei Hans Makart von dessen Monumentalgemälde „Einzug Kaiser Karls V. in Antwerpen“ (Hamburger Kunsthalle) begeistert. Seine zweite Leidenschaft gehörte der Musik. Doch eine schwere Gehirnhautentzündung im dritten Studienjahr hatte eine lebenslange Schwerhörigkeit zur Folge und zwang ihn zu einer einjährigen Pause.

Erst als der junge Maler in der Frühjahrsausstellung des Wiener Künstlerhauses 1881 eine stimmungsvolle Landschaft von Emil Jakob Schindler (1842–1892) sah, fand er das Ziel seines Strebens. Im Herbst 1881 wurde er Schüler dieses Landschaftsmalers, welcher sich die Wiedergabe von Natureindrücken widmete (→ Stimmungsimpressionismus).

Carl Moll und Emil Jakob Schindler

Von Schindler bekam Moll innerhalb von elf Jahren die entscheidenden künstlerischen Anregungen, die sich zu einem Impressionismus persönlichster Prägung entwickelten. Seine 1943 geschriebenen Lebenserinnerungen „Mein Leben“ zeichnen ein präzises Bild des an sich selbst zweifelnden Künstlers, der sich ganz seinem „Meister“ unterwarf. Er arbeitete und lebte mit Schindler und dessen Familie während der Sommermonate auf Schloss Plankenberg bei Neulengbach (ca. 50 km von Wien entfernt). Molls wenige Bilder aus dieser Zeit zeigen einen ähnlichen Aufbau wie die seines Lehrers – aber auch wie jene seiner Mitschülerinnen Marie Egner (1850–1940) und Olga Wisinger-Florian (1844–1926). Ausgehend von der Schule von Barbizon, entwickelte Emil Jakob Schindler eine stimmungsbetonte, emotionelle Naturauffassung, die er in einer poetisch-lyrischen Tonmalerei umsetzte. Erst der Tod Schindlers 1892 zwang den nunmehr 32-jährigen Carl Moll einen eigenen Stil zu entwickeln.

Neben den Aufenthalten auf Schloss Plankenberg ab Frühjahr 1885 unternahm Emil Jakob Schindler Studienfahrten nach Ludenburg (1882), Goisern (1882), Dalmatien bis Korfu (1887/88), Berlin (1889, Treffen mit Adolf Menzel). Sein Debüt feierte der 27-jährige Carl Moll auf der „Internationalen Jubiläumsausstellung“ des Wiener Künstlerhauses. Am 16. Januar 1890 wurde er als ordentliches Mitglied ins Künstlerhaus aufgenommen. Der Maler wurde in den Arbeitsausschuss gewählt.

Der sehr zurückhaltende Schindler stellte auf Drängen von Carl Moll in der Frühjahrsausstellung 1892 im Künstlerhaus aus. Diese Präsentation brachte ihm den lange erhofften Erfolg. Mit dem eingenommenen Geld konnte sich der kränkelnde Schindler eine Erholungsreise nach Norddeutschland leisten, wo er am 9. August 1892 in Westerland auf Sylt verstarb. Moll versteckte den Sarg – aufgrund der Quarantäne – in einer Klavierkiste und brachte seinen „Meister“ so über Hamburg nach Wien. In der Folge ordnete Moll den künstlerischen Nachlass, organisierte 1892 mit dem Kunsthändler Hugo O. Miethke die Nachlassausstellung und lehnte dessen Angebot ab, als Kompagnon in die Galerie einzutreten.

Frühe Werke

Im Winter 1890/91 vollendete Carl Moll das Gemälde „Die Römische Ruine von Schönbrunn“, das im Frühjahr 1891 ausgestellt, mit der Silbernen Medaille prämiert und von Kaiser Franz Joseph für die „Moderne Abteilung“ des Hofmuseums (heute: Belvedere) angekauft wurde.

Ein wichtiger Impuls für das frühe Schaffen von Carl Moll ging vom deutschen Impressionisten Gotthardt Kuehl aus.1 Nachdem Moll den Nachlass Schindlers geordnet hatte, reiste er im Sommer 1893 zum ersten Mal allein nach Norddeutschland – und wiederholte dies in den folgenden beiden Jahren. Kuehl vermittelte Moll den Reiz von lichtdurchfluteten historischen Innenräumen. Molls Werk der 1890er Jahre changiert zwischen Impressionismus und Realismus und führt damit den von Schindler beschrittenen Weg weiter. Eines seiner populärsten Bilder, „Der Naschmarkt in Wien“ entstand 1893/94 und wurde noch aus der „III. Internationalen Ausstellung“ in Wien vom Kultusministerium erworben.

Das organisatorische Talent Molls zeigte sich 1894, als er eine Ausstellung mit modernen Werken der Münchener Secession in Wien vorstellte. Damit war der Secessionsgedanke in Wien angekommen. Trotz seiner Hinwendung zur Avantgarde besprach er Ende 1895 während seiner Hochzeitsreise nach Hamburg – er hatte am 3. November 1895 Anna Schindler (1857–1938), die Witwe von Emil Jakob Schindler, geheiratet – mit Adolf von Menzel dessen bevorstehende Ausstellung im Wiener Künstlerhaus. Der Salon von Carl Moll und Anna Moll-Schindler im 4. Bezirk etablierte sich ab Herbst 1895 zu einem Künstlertreffpunkt. Zu den Teilnehmern gehörten: Gustav Klimt (1862–1918), Josef Maria Olbrich, Josef Hoffmann, Koloman "Kolo" Moser, Max Kurzweil, Wilhelm List.

Gründung der Wiener Secession

Im Jahr 1896 wurde Carl Moll im Rahmen der „24. Jahresausstellung“ des Wiener Künstlerhauses die Carl-Ludwig-Medaille zugesprochen und auf der „Internationalen Kunstausstellung“ in Berlin erhielt er eine kleine Goldmedaille. Edmund Hellmer kandidierte als Vertreter der „Modernen“ für den Vorstand gegen den amtierenden Präsidenten Eugen Felix – Moll sollte im Arbeitsausschuss organisatorisch tätig werden. Als die Mehrheit gegen Hellmer stimmte, entschieden sich die „Jungen“, eine eigene Vereinigung zu gründen. Wiederholt war Molls Atelier Treffpunkt für die vorbereitenden Besprechungen. Am 3. April 1897 berief er die Unterstützer zur konstituierenden Sitzung ein: Hierbei wurde Rudolf von Alt zum Ehrenpräsidenten, Gustav Klimt zum Präsidenten und Carl Moll zum Vizepräsidenten gewählt (1900/1901 Präsident). Am 24./25. Mai erklärten die Secessionisten den Austritt aus dem Künstlerhaus. Auf der „I. Ausstellung“ der Wiener Secession war er mit der „Römischen Ruine“ sowie zwei der Lübecker Ansichten vertreten.

Carl Reininghaus, Großindustrieller und Sammler, unterstützte Carl Moll 1899 und finanzierte dessen erste Italienreise. Sie führte den Maler von Venedig und Florenz nach Rom und Neapel. Auf dem Rückweg stieß Gustav Klimt dazu. Angeblich kam es bei diesem gemeinsamen Aufenthalt in Venedig zu einem kurzen Techtelmechtel zwischen dem Secessionspräsidenten und Alma Schindler, spätere Alma Mahler-Werfel. Anna hatte neben Alma noch deren Schwester Margarete in die Ehe mitgebracht; dazu kam noch ihre Tochter Maria (9.8.1899–13.4.1945), später Ehefrau des Landgerichtsvizepräsidenten Richard Eberstaller (1887–1945).

Im Jahr 1900 wurde Carl Moll als österreichischer Delegierter auf die Pariser Weltausstellung entsandt. Für sein dort ausgestelltes Gemälde „Vor dem Dinner“ (Gemäldegalerie Dresden) erhielt er die Silbermedaille. Während seines vierwöchigen Aufenthaltes konnte Carl Moll erstmals die Kunst des Impressionismus an seinem Entstehungsort studieren. Er war „geblendet“ vom Licht in deren Gemälden. Die Spätimpressionisten Vincent van Gogh sowie Paul Cézanne sollten sich erst drei Jahre später dem Maler erschließen.

Moll auf der Hohen Warte

1901 entstand im 19. Wiener Gemeindebezirk (Döbling) nach Entwürfen Josef Hoffmanns als erstes einer geplanten Künstlerkolonie ein großes Doppelhaus in der Steinfeldgasse 8, das ab 14. August von den Familien Koloman Mosers und Carl Molls bewohnt wurde. Das Haus und der von Josef Hoffmann gestaltete Garten inspirierten Carl Moll zu einigen Bildern.

Anfang des Jahres 1909 übersiedelte die Familie Moll in die Villa in der Wollergasse 10 (Villa Moll II, 1906/07), ebenfalls auf der Hohen Warte. Zum einen lehnte sich Josef Hoffmann im Entwurf an englische Landhäuser an, zum anderen rückte er verstärkt Elemente des Biedermeier und des Klassizismus in den Vordergrund. Dort verübten Moll, seine Tochter und sein Schwiegersohn im April 1945 Suizid.

Austritt aus der Wiener Secession – Kunstschau 1908 und 1909

Auf Betreiben Molls entstand im Jahre 1903 die staatliche Moderne Galerie, heute Österreichische Galerie Belvedere. Im gleichen Jahr organisierte er in der Secession den ersten Überblick zum französischen Impressionismus und Postimpressionismus in Österreich-Ungarn (→ Postimpressionismus | Pointillismus | Divisionismus).

Trotz dieser künstlerischen Erfolge rumorte es in der Wiener Secession. Stein des Anstoßes war, dass die Galerie Miethke zur Verkaufsorganisation der Künstlervereinigung werden sollte – und Carl Moll ihr künstlerischer Berater („Affäre Moll“). Eine Gruppe rund um Josef Engelhart fühlte sich dadurch in die Enge getrieben und beharrte auf der Unvereinbarkeit von „Kunst und Kommerz“. Bei der Kampfabstimmung am 14. Juni 1905 unterlag die sogenannte Klimt-Gruppe mit nur einer Stimme. Die Künstler rund um Klimt trat daraufhin aus der Secession aus und beraubte sich ihrer wichtigsten Ausstellungsfläche. Als Leiter der Galerie Miethke, von 1904 bis 1912, trat Carl Moll als Förderer Klimts und der Wiener Moderne auf.

In den Jahren 1908 und 1909 organisierte die Klimt-Gruppe – und maßgeblich Carl Moll – zwei bedeutende Gruppenausstellungen auf dem Gelände des heutigen Konzerthauses und Eislaufvereins. Die „Kunstschau Wien“ von 1908 (→ Gustav Klimt und die Kunstschau 1908) präsentierte das zeitgenössische Wiener Kunstschaffen des Jugendstils: Gustav Klimt präsentierte den „Kuss“, Carl Moll war mit „Interieur aus dem Finanzministerium“ vertreten. Letzterer erhielt ca. 5.000 Kronen für sein Werk, während Klimts „Kuss“ den fünffachen Betrag erzielte. In dieser Schau waren auch Schüler:innen der Kunstgewerbeschule geladen, darunter Oskar Kokoschka.

Ein Jahr später führte die „Internationale Kunstschau 1909“ den Wiener:innen die Avantgarde der Klassischen Moderne vor Augen (→ Wien | Belvedere: Internationale Kunstschau Wien 1909). Im gleichen Jahr förderte Moll Franz Wiegele und Anton Kolig mit der Vermittlung eines Paris-Stipendiums (privat finanziert aus seinem Freundeskreis). Auguste Rodin schuf in seinem Auftrag eine Porträtbüste von Gustav Mahler.

Spätwerk

Am 31. Juli 1912 schied Carl Moll aus der Galerie Miethke aus. Etwa gleichzeitig präsentierte die Kunstkunstgruppe“ rund um Egon Schiele, Oskar Kokoschka, Anton Kolig und anderen ihre expressiven Werke im Wiener Hagenbund. Nach eigener Aussage führte diese Ausstellung zu einem Neuanfang in Carl Molls Werk. Er wählte nun kräftigere Farben und einen breiteren Duktus.

Vor allem Kokoschka bereitete dem Maler einige „Kopfzerbrechen“ (er empfand ihn genauso anziehend wie verwirrend), was das 1913 entstandenen Moll-Porträt vielleicht auch gut dokumentiert. Jedenfalls stellte Moll Kokoschka seiner Stieftochter Alma vor, woraufhin eine zweijährige Liebesgeschichte zwischen den beiden entflammte.

Ab 1913 widmete sich Carl Moll wieder verstärkt der Malerei, blieb aber auch als Kunsthändler aktiv. So ließ er 1917 bei Paul Cassirer und Hugo Helbig seine Sammlung Alter Meister versteigern. Der Erlös der mehr als 40 Werke der italienischen Gotik und der Renaissance – darunter Gemälde von Giovanni Bellini, Giorgione, Jacopo Tintoretto, Correggio – dürfte Moll zu einem reichen Mann gemacht haben. Allerdings verlor der Gewinn durch die Inflation in den 1920er Jahren vieles an Wert.

Dennoch lehnte er 1919 das Angebot ab, die Leitung der Dresdner Gemäldegalerie zu übernehmen. Stattdessen vermittelte er Gemälde Alter Meister an wohlhabende Kunden, organisierte Ausstellungen und reiste viel (Riviera Winter 1928/1929/1934, Algerien 1930). Zu seinem 60. Geburtstag organisierte das Wiener Künstlerhaus eine Retrospektive mit 55 Werken aus allen Schaffensphasen. Seine aktuellen Bilder gestaltete er mit Spachteltechnik und hellen, leuchtenden Farben.

Molls wichtigste Ausstellungen entstanden im Auftrag des Vereins der Museumsfreunde bzw. der staatlichen Kunstverwaltung:

  • 1923: Von Füger bis Klimt. Die Malerei des 19. Jahrhunderts in Meisterwerken aus Wiener Privatbesitz
  • 1924: Meisterwerke italienischer Renaissancekunst aus Privatbesitz
  • 1925: Die führenden Meister der französischen Kunst im 19. Jahrhundert (Wr. Secession)
  • 1926: Meisterwerke deutscher Malerei. Ihre Entwicklung in den letzten hundert Jahren (Wr. Secession)
  • 1932: Österreich-Ausstellung auf der Biennale von Venedig
  • 1936: Ausstellungen von Erwerbungen und Widmungen zu Gunsten der öffentlichen Sammlungen des Vereins der Museumsfreunde in Wien 1912–1936 sowie von Kunstwerken aus Privatbesitz
  • 1941: Emil Jakob Schindler (im Belvedere)

Für die im Sommer 1928 veranstaltete große Klimt-Retrospektive in der Wiener Secession verfasste Carl Moll ein diplomatisches Vorwort.

1930 kehrte er in die Secession zurück, die zu seinem 70. Geburtstag 1931 eine große Ausstellung veranstaltete. Neue Impulse holte er sich als Schüler von Robin Christian Andersen.

Moll war auch als Kunstschriftsteller tätig, sein wichtigstes Werk ist wohl die 1930 erschienene Biografie „Emil Jakob Schindler. 1842–1892“. Moll förderte Fritz Wotruba, der im Zuge der politischen Entwicklugnen 1933 ersstmals das Land verlassen hatte müssen, indem er ihm im Ständestaat die Rückkehr ermöglichte. Weiters unterstützte er Oskar Kokoschka und dessen Werk: Moll veranstaltete 1937 zu Kokoschkas 50. Geburtstag im Österreichischen Museum für Kunst und Industrie (heute: MAK) eine große Ausstellung – zu einem Zeitpunkt als Kokoschka in Deutschland bereits als „entarteter Künstler“ diffamiert wurde.

Carl Moll war Mitglied im Deutschen Künstlerbund.

Moll und der Nationalsozialismus

In den 1930er Jahren wurde Moll zu einem überzeugten Nationalsozialisten. Seine Stieftochter Alma musste am 12. März 1938 nach dem Anschluss Österreichs an Hitler-Deutschland mit ihrem Mann, dem Dichter Franz Werfel, wegen dessen jüdischer Abstammung fliehen. Nur wenige Tage später holte Moll fünf Gemälde, die Alma der Galerie im Belvedere geliehen hatte, im Namen seiner Tochter Maria Eberstaller ab. Das wertvollste der Bilder, Edvard Munchs „Sommernacht am Strand“, verkaufte Moll später an die Galerie zurück.

Sofort nach der Machtübernahme wurde die Secession geschlossen. Am 26. Februar 1942 wurde der nunmehr über 80-jährige Maler als ordentliches Mitglied in die Gesellschaft bildender Künstler Wiens, Künstlerhaus, aufgenommen. Eine Kollektivausstellung seiner Bilder unterstützte er hingegen nicht; sie wurde jedoch im Rahmen der Frühjahrsausstellung 1943 organisiert. Carl Moll erhielt einen eigenen Saal. Der von Gauleiter Baldur von Schirach gestiftete Preis von RM 3.000.- wurde ihm als Würdigung des Gesamtwerks zuerkannt. Im Mai 1943 beendete er seine Lebenserinnerungen (Typoskript). Als das Obere Belvedere bei Bombardierungen im Herbst 1944 schwer beschädigt wurde, flehte er in einem Brief an den Reichsleiter, wenigstens ein provisorisches Dach anbringen zu lassen.

Tod

Als die Rote Armee Anfang April 1945 die Schlacht um Wien gewann, verfasste Moll einen mit 10. April datierten Abschiedsbrief mit dem Satz „Ich schlafe reuelos ein, ich habe alles Schöne gehabt, was ein Leben zu bieten hat.“2 Im der Nacht vom 12. auf den 13. April 1945 nahmen sich Carl Moll, seine Tochter und sein Schwiegersohn in der Grinzinger Villa (Wollergasse 10) durch Vergiftung das Leben. Moll wurde provisorisch im Garten seiner Villa beigesetzt und am 12. Oktober auf dem Grinzinger Friedhof begraben.

  1. Siehe: Kathrin Wolf, Carl Moll, in: Im Lichte Monets. Österreichische Künstler und das Werk des großen Impressionisten, hg. v. Agnes Husslein-Arco und Stephan Koja (Ausst.-Kat. Belvedere, Orangerie des Unteren Belvedere, Wien, 24.10.2014–8.2.2015), München 2014, S. 221–224.
  2. Zit. n. Tim Bonyhady, Wohllebengasse. Die Geschichte meiner Wiener Familie, Wien 2013, S. 339.