Joaquim Sunyer

Wer war Joaquim Sunyer?

Joaquím Sunyer (auch: Joaquim Sunyer i de Miró, Sitges 20.12.1874–1.11.1956 Sitges) war ein katalanischer Maler und Grafiker des Impressionismus und der Klassischen Moderne (→ Klassische Moderne). Er gilt als einer der wichtigsten Vertreter des Noucentisme in Katalonien und Spanien.

Kindheit und Ausbildung

Joaquim Sunyer wurde am 20. Dezember 1874 in Sitges, Provinz Barcelona, geboren.

Bereits in seiner Jugend wurde Joaquim Sunyer durch seinen Onkel Joaquim Miró im Zeichnen und Malen unterrichtet. Im Alter von 15 Jahren zog er mit seiner Familie nach Barcelona und studierte bis 1896 an der Escola de la Llotja Barcelona zusammen mit Joaquim Mir, Isidre Nonell und Joaquín Torres García.

Werke

Nach seinem Abschluss stellte Joaquim Sunyer seine Werke in der „Exposición de Bellas Artes“ in Barcelona aus. Anfänglich zeigt sein Werk den Einfluss der Colla del Safrà, obwohl er nicht Mitglied der Künstlergruppe wurde. 1896 begann er, einige Zeichnungen in der Zeitung „La Vanguardia“ zu veröffentlichen, kurz bevor er nach Paris ging, wo er mehrere Bücher und Zeitschriften illustrierte.

Paris

Noch im gleichen Jahr ging er nach Paris, wo er zunächst in Montparnasse und ab 1897 am Montmartre lebte. Er spezialisierte sich als Kupferstecher und arbeitete in Gouachen, Aquarellfarben und Öl.

In seinen ersten Pariser Werken zeigt sich Sunyer vom Neoimpressionismus beeindruckt. Er malte zahlreiche Landschaften und auch Porträts und nahm am Herbstsalon 1903 und 1904 teil. Im folgenden Jahr bat ihn sein Händler Henri Barbazanges um Gemälde mit spanischen Themen, weshalb der Maler nach Madrid ging (1905). Danach kehrte er wieder nach Paris zurück, wo er an mehreren Ausstellungen teilnahm und auch in Brüssel und Lüttich (1909) ausstellte.

Inzwischen hatte Sunyer die Sitget-Landschaft wiederentdeckt, die er von einer wichtigen ästhetischen Wende vom Postimpressionismus zu einem primitiven Noucentismus interpretiert, der in Bezug auf Formen und Töne von Cezanne und in Bezug auf den Primitivismus von Gauguin beeinflusst wurde. Werke wie „El mas“, „El maset“ (1908) und „Platja de Sant Sebastià“ (1909) sind wichtige Beispiele.

Sunyers langjähriger Aufenthalt in Paris brachte ihn Kontakt mit Pablo Picasso, Manolo Martínez Hugué, Amedeo Modigliani und Albert Marquet. Während dieser Zeit in Frankreich unternahm Joaquim Sunyer auch kurze Studienreisen nach Italien. Sunyers Kompositionen sind geprägt durch das Licht des Mittelmeers und sehr farbenintensiv.

Katalonien

1908 gründete er sein erstes Atelier in Sitges, wo er sich 1910 dauerhaft niederließ. Im Jahr 1911 veranstaltete er dank Miquel Utrillo seine erste Einzelausstellung in den Galeries Laietanes, die eine wichtige Kritik von Joan Maragall verdiente. Dieser Text, zusammen mit denen, die ihm unter anderem von Josep M. Junoy gewidmet sind, ehrt Sunyer als den führenden Maler des Noucentisme.

1911 kehrte er nach Katalonien zurück und bezog sein Haus in Sitges, in dem er bis zu seinem Tod arbeitete. Zu seinen Freunden gehörten die Schriftsteller Joan Maragall, Eugeni d’Ors und Joan Salvat; sie brachten ihn in das politische Umfeld der Anfang des 19. Jahrhunderts von Enric Prat de la Riba gegründeten katalanistischen Bewegung Solidaritat Catalana, aus der sich – unter Sunyers Einfluss – die katalanischen Malerei des Noucentisme entwickelte.

Sunyers Werke aus dieser Zeit sind durch Vernunft, Exaktheit, Ernsthaftigkeit, Ordnung und Klarheit charakterisiert. Die klare Linie hatte Vorrang vor der Farbe und Nüchternheit. Ihm gelang die Synthese zwischen einer Landschaftsanalyse, deren strukturelle Aspekte von Paul Cézanne geprägt waren, und einer eigenen figurativen Kunst, die die gleiche Strukturierung wie in manchen Mustern der frühitalienischen Renaissance zeigt. Sunyer malte antirealistisch und in einem frühkubistischen Stil, der an Werke von André Derain erinnern. Sunyer suchte in der katalanischen Landschaft möglichst authentische, urtümliche  und porträtiert seine Landsleute mit viel Sinn für Harmonie und Ausgeglichenheit. Seine Werke signierte er stets sehr einfach nur mit Sunyer.

Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs hielt er Kontakt zu seinem Händler Henry Barbazanges in Paris. Als überzeugter Frankophiler arbeitete er mit der Zeitschrift „Iberia“ zusammen.

Im Jahr 1913 reiste Sunyer nach Italien, was für seine Malerei zwischen 1913 und 1917 entscheidend werden sollte. 1915 verbrachte er zusammen mit dem Bildhauer Enric Casanovas eine Saison in Fornalutx (Mallorca). In den 1920ern entwickelte Sunyer seine Malere in Richtung der Neuen Sachlichkeit (→ Neue Sachlichkeit), die mit einer bemerkenswerten Porträtproduktion einherging. Der Bürgerkrieg überrascht ihn in Frankreich, wo er mit seiner Familie bis 1942 bleibt. Nach seiner Rückkehr und Niederlassung in Barcelona setzt er mit seiner Arbeit den Trend des Realismus der Zwischenkriegszeit fort und malte Porträts, Akte und Berglandschaften.

Tod

Joaquim Sunyer starb am 1. November 1956 in Sitges. Er ist auf dem Friedhof Sant Sebastià unter einer von Enric Casanovas gemeißelten Stele mit einem Gedicht von Carles Riba beigesetzt.