Das Museum Ludwig präsentiert eine große Überblicksausstellung der Künstlerin Joan Mitchell (1925–1992), organisiert zusammen mit dem Kunsthaus Bregenz und in enger Zusammenarbeit mit der Joan Mitchell Foundation in New York. Der Fokus der Schau liegt dabei auf ihrer Malerei – angefangen bei frühen Arbeiten aus den 1950er Jahren bis hin zum Spätwerk ihrer letzten Lebensjahre.
Deutschland | Köln: Museum Ludwig
14.11.2015 – 21.2.2016
Die Avantgarden des 20. Jahrhunderts, auch die Malerei des Abstrakten Expressionismus (→ Abstrakter Expressionismus | Informel), wurden angeführt von Männern – doch Jackson Pollock und all die anderen konnten Joan Mitchell nicht stoppen. Die legendäre Künstlerin entwickelte im Umfeld der New York School ihre eigene Form der malerischen Abstraktion: Eine poetische Bildsprache zwischen Kalkül und Emotion, die den Betrachter zugleich sinnlich verführt und intellektuell stimuliert. Die Schau im Museum Ludwig stellt mit rund dreißig, teils sehr großformatigen, mehrteiligen Bildern eine der bedeutendsten Protagonistinnen der Kunst des 20. Jahrhunderts vor.
Darüber hinaus widmet sich ein großer Teil der Ausstellung der ersten umfangreichen Präsentation des Archivmaterials aus der Joan Mitchell Foundation. Anhand von filmischen und fotografischen Aufnahmen, Korrespondenz, Einladungskarten sowie Postern und anderen Ephemera wird die schillernde Person Joan Mitchell und ihre vielfältigen Beziehungen zu anderen bildenden Künstlern, Literaten und anderen Personen der kulturellen Welt ihrer Zeit beleuchtet. Unter anderem stand sie mit Elaine de Kooning, Franz Kline, Jean-Paul Riopelle sowie mit Frank O’Hara oder Samuel Beckett in engem Kontakt.
Schon zu Beginn ihrer Karriere nahm Joan Mitchell 1959 an der documenta II in Kassel teil ̧ ihre Werke sind in den Sammlungen der wichtigsten Museen in den USA und Frankreich vertreten. Dass ihr dennoch im internationalen Ausstellungswesen bis heute nicht die Beachtung zukommt wie ihren nur unwesentlich älteren männlichen Malerkollegen Jackson Pollock, Franz Kline oder Willem de Kooning, teilt sie mit anderen Malerinnen ihrer Generation. Mittlerweile haben allerdings vor allem junge Künstlerinnen und Künstler Joan Mitchell und ihre Kunst entdeckt. Dies liegt neben ihrer emanzipatorischen Haltung nicht zuletzt auch an der besonderen Positionierung ihrer Malerei, die – wie ihre eigene Biografie – zwischen den verschiedenen kulturellen Welten der USA und Europa angesiedelt ist. Während sie die ersten prägenden Einflüsse in ihrer amerikanischen Heimat erhielt – 1925 in Chicago geboren, lebte sie bis zu ihrer Übersiedlung nach Frankreich in den 1950er Jahren meist in New York –gewann die Kunst Europas für sie zunehmend an Bedeutung.
Wie kaum einer anderen Künstlerin gelingt es ihr, landschaftliche Phänomene wie Licht, Wasser und Pflanzen in ihre atmosphärisch aufgeladenen Bildern zu übertragen und gleichzeitig eine vollkommen autonome Abstraktion beizubehalten. In ihrer zutiefst eigenständigen Bildsprache treten Kalkül und Emotion in mitunter sehr großformatigen Werken in einen Dialog, der die Betrachter gleichermaßen sinnlich verführt und intellektuell stimuliert. Vor allem in den späten mehrteiligen Arbeiten öffnen sich Bildräume, deren Farb- und Tiefenakzentuierungen sich einem genauen Ausloten verweigern und die Betrachter förmlich is Bild ziehen.
Die Ausstellung vereint Arbeiten aus Museen wie dem Museum of Modern Art in New York, dem Centre Pompidou in Paris sowie aus der Joan Mitchell Foundation mit Werken aus Privatsammlungen, die bisher noch nie oder nur selten in der Öffentlichkeit zu sehen waren.