Marsden Hartley
Wer war Marsden Hartley?
Marsden Hartley (1877–1943) war ein amerikanischer Maler des frühen 20. Jahrhunderts, der als einer der führenden Pioniere der amerikanischen Modernen Kunst gezählt werden darf. Charakteristisch für seinen Stil ist, dass er Landschaft, kräftige Farben und geometrische Abstraktion miteinander verband.
Kindheit und Ausbildung
Marsden Hartley wurde am 4. Januar 1877 in Lewiston, Maine, als jüngstes von neun Kindern geboren und auf den Namen Edward getauft. Als er acht Jahre alt war, starb seine Mutter. Vier Jahre später heiratete sein Vater Martha Marsden. Als er 14 Jahre alt war, übersiedelte seine Familie nach Ohio und ließ Hartley bei einem Verwandten in die nahe gelegene Stadt Auburn zurück, wo er eine einsam und unglücklich in einer Schuhfabrik arbeitete. Edward Hartley kehrte 1892 zu seiner Kernfamilie nach Ohio zurück und begann mit einem Stipendium an der Cleveland School of Art zu studieren. Im Alter von etwa 20 Jahren nahm er den Familiennamen seiner Stiefmutter als Vornamen an und schuf sich so den Künstlernamen Marsden Hartley. Seine Arbeit erregte die Aufmerksamkeit eines der Trustee [Treuhänder] der Schule, der ihm die finanziellen Mittel gewährte, um sein Studium ab 1898 für fünf Jahre in New York City fortzusetzen. Er besuchte sowohl die New York School of Art unter der Leitung von William Merritt Chase wie auch die National Academy of Design. Seine Fähigkeiten als Künstler verbesserten sich an der National Academy of Design schnell, so dass er 1902 die Suydam-Silbermedaille für Stillleben gewann.
Zu den prägendsten Einflüssen in diesen frühen Jahren zählt Hartleys Freundschaft mit dem Künstler Albert Pinkham Ryder, den er in dessen Atelier in Grrenwich Village besuchte. Weiters las er die Schriften von Walt Whitman, Henry David Thoreau und Ralph Wado Emerson, die ihn zur Überzeugung brachten, dass Kunst eine spirituelle Reise wäre.
Im Jahr 1908 zog Marsden Hartley in einen verlassenen Bauernhof bei Lovell, Maine. Seine ersten Werke beeindruckten auch den renommierten Fotografen, Kunstförderer und Galeristen Alfred Stieglitz. Ihn lernte Marsden Hartley 1909 kennen. Noch im selben Jahr widmete er Hartley in seiner berühmten Galerie 291 dessen erste Einzelausstellung.
Avantgarde in Paris und Berlin
Obwohl Hartley zu diesem Zeitpunkt bereits viel im Nordosten unterwegs war, unternahm er im April 1912 seine erste Reise nach Paris, wo er sich im Kreis von Gertrude Stein bewegte. Hier stieß er auf Werke französischer Avantgardekünstler wie Paul Cézanne, Pablo Picasso und Henri Matisse, Robert Delaunay.
Im Anschluss zog er im April 1913 nach Berlin, wo er Wassily Kandinsky, Franz Marc und noch 1915 Lyonel Feininger kennenlernte und sich mit ihnen anfreundete. Auf Anregung der beiden Münchner Künstler begann Hartley bayerische Volkskunst zu sammeln. Alle künstlerischen Begegnungen von Hartley in Europa haben ihn und seine Entwicklung tief beeinflusst und spiegeln sich im Stil seiner Werke wider. So lernte er 1912 in Paris den Kubismus kennen, während er in Berlin den Expressionismus als neueste Kunstrichtung studierte. Die in Berlin geschaffenen Werke sind eine Verbindung von Abstrakter Kunst und deutschem Expressionismus, ergänzt durch seinen persönlichen Mystizismus. In den USA präsentierte er diese neuen Arbeiten erstmals auf der Armory Show 1913 in New York.
Bevor Marsden Hartley im Dezember 1915 nach New York City zurückkehrte, führte er eine intensive Freundschaft mit dem preußischen Leutnant Karl von Freyburg, einem Cousin von Hartleys Freund Arnold Ronnebeck. Der Tod des 24-jährigen Karl von Freyburg im Ersten Weltkrieg traf Marsden Hartley tief. Der Name Freyburg bzw. der militärische Rang des Genannten kehren in Hartleys Werken immer wieder. Viele Forscher interpretieren diese Beziehung als eine homoerotische.
Marsden Hartley im Ersten Weltkrieg
Zu Beginn des Ersten Weltkriegs war Marsden Hartley gezwungen, nach New York zurückzukehren. Im Frühjahr 1916 kam er wieder in New York an. Dies bedeutete jedoch nicht das Ende seiner Reiselust, da er in den nächsten Jahrzehnten ausgedehnte Reisen durch die Vereinigten Staaten unternahm, um Gemälde in New Mexico, Kalifornien, und am häufigsten in Provincetown, Massachusetts, zu schaffen.
Werke
Marsden Hartleys Werke entstanden auf zwei Kontinenten und in einem Zeitraum von dreißig Jahren. Sie sind in Stil und Haltung erstaunlich vielfältig, was Marsden Hartley zu einem der innovativsten und bahnbrechendsten amerikanischen Maler des 20. Jahrhunderts macht. Seine Gemälde reichen von reinen Abstraktionen bis zu kontemplativen Landschaften. Fast alle Werke zeigen Hartleys intensive Beschäftigung mit der Farbe.
Nach dem Ersten Weltkrieg setzte Marsden Hartley seine internationale Reisetätigkeit wieder fort. So lebte er zwischen 1921 und 1930 erneut in Europa. Noch im Jahr 1921 veröffentlichte Hartley (neben dem Kunstkritiker Paul Rosenfeld) einen Artikel über das Werk von Georgia O’Keeffe, mit dem er die Grundlage für die psychoanalytische Interpretation von O’Keeffes Werken legten.
Krankheit und Tod
Nach einer Auseinandersetzung mit Stieglitz ließ sich Hartley 1937 in Bangor, Maine, nieder. Er erklärte, „der Maler von Maine“ werden und das amerikanische Leben festhalten zu wollen. Damit integrierte er sich in die Bewegung des Regionalismus. Sein Gesundheitszustand verschlechterte sich zu diesem Zeitpunkt zunehmend. Marsden Hartley starb am 2. September 1943 in Ellsworth an Herzversagen. Seine Asche wurde am Androscoggin River verstreut.