Claude Monet, Impression, Sonnenaufgang, Detail, 1872 (Musée Marmottan Monet, Paris)
Claude Monets „Impression, Sonnenaufgang“ (→ Monet: Impression, Sonnenaufgang) kommt im Frühjahr 2023 nach Potsdam! Das Museum Barberini macht Gemälde zum Ausgangspunkt der Ausstellung „Sonne. Die Quelle des Lichts in der Kunst“, die sich der Ikonografie der Sonne von der Antike bis in die Gegenwart widmet. Das Gemälde, das zur Sammlung des Musée Marmottan gehört und nur äußerst selten außerhalb von Paris zu sehen ist, wird für die ersten zwei Ausstellungsmonaten in Potsdam gezeigt.
Deutschland | Potsdam: Museum Barberini
25.2. – 11.6.2023
1872: Claude Monet malte „Impression, Sonnenaufgang” im Hafen von Le Havre. Knapp zwei Jahre später gab da skizzenhaft wirkende Gemälde dem Impressionismus seinen Namen. Anlässlich des 150. Geburtstags des berühmten Bildes organisieren das Musée Marmottan in Paris und das Museum Barberini in Potsdam eine Ausstellung, in der sie die Darstellung der Sonne von der Antike bis in die Gegenwart thematisieren.
Ausgehend von der roten Scheibe der Morgensonne in Monets Gemälde, werfen die beiden Museen den Blick zurück auf die Sonne als Symbol oder Personifikation göttlicher Macht, als motivierendes Element in mythologische Szenen (Fall des Ikarus), als Stimmungsträgerin in der Landschaftsmalerei. Claude Monet hingegen nutzte die Sonne als Mittel zur Intensivierung von Farbe – wie auch die Künstler:innen der Klassischen Moderne.
Präsentiert werden rund 130 Exponate, darunter Gemälde, Skulpturen, Manuskripte, Druckgrafiken, Fotografien und Videos, von Künstlerinnen und Künstlern wie Sonia Delaunay-Terk, Otto Dix, Albrecht Dürer, Olafur Eliasson, Adam Elsheimer, Max Ernst, Caspar David Friedrich, Joan Miró, Claude Monet, Edvard Munch, Odilon Redon, Peter Paul Rubens, Katharina Sieverding und William Turner.
„Von der Sonne z. B., glaube ich, wirst du die Bestimmung genügend finden, daß sie das Leuchtendste ist von den am Himmel um die Erde wandelnden Gestirnen.“ (Platon, Theätet, 5./4. Jahrhundert v. u. Z.)
Als Zeichen oder Personifizierung göttlicher Mächte, als handlungstreibende Kraft in mythologischen Erzählungen, als atmosphärisches Element in Landschaftsgemälden und als Intensivierung der Farbe in der Moderne spielt die Sonne in der europäischen Kunst eine zentrale Rolle. Der Rundgang beginnt mit antiken Bronzen und einem Fragment aus Pompeij, die den griechischen Gott Helios bzw. Apollon zeigen. Der jugendlich schöne Gott und Lichtbringer garantiert die kosmische Ordnung, indem er mit dem Sonnenwagen über das Himmelszelt fährt, so die Vorstellung im Alten Griechenland und in Rom. Eigenschaften wie Ewigkeit, Regeneration, Kraft, Wahrheit und Erleuchtung wurden der Sonnenscheibe schon früh zugeschrieben. Als etwa im 5. Jahrhundert v. u. Z. Helios mit Apollon verschmolzen wurde, konnte diese Figur als jugendlicher Mann dargestellt werden. Der berühmte Apoll vom Belvedere - eine römische Kopie einer griechischen Bronze - steht stellvertretend für die vielen künstlerischen Würdigungen des Gottes. Als Lichtbringer, Bezwinger des Monsters Python und Führer der Musen ging Apollon nicht nur als göttliches Wesen in die Geschichte ein, sondern wurde schon in der Antike zur Identifikationsfigur: Niemand gerinderer als Alexander der Große ließ sich mit Apollo vergleichen und mit Strahlenkranz abbilden. Mit dem Aufstieg des Christentums zur Staatsreligion in der Spätantike übertrugen auch Theologen diese Eigenschaften auf Christus. In der Neuzeit als Herrscherallegorie genutzt (Stichwort staatliche Ordnung), dauerte es bis in das 17. Jahrhundert, bis die Sonne auch als Allegorie des Tages diente. Napoleon dürfte einer der letzten Regenten jüngerer Zeit gewesen sein, der sein Gesicht vor einem Kranz leuchtender Sonnenstrahlen inszenieren ließ.
Die Ikonografie der Sonne wird im Museum Barberini von der Antike bis in die Zeitgenössische Kunst erzählt. In neun Kapiteln fügen die Kurator:innen historische Deutungen aneinander: von der Sonne als Personifikation zum Herrschaftssymbol und dem Sturz der Himmelsstürmer Ikarus und Phaeton, von der funktionalen Sichtweise im Christentum zur Geheimlehre der Alchemie und Esoterik, vom Blick zur Sonne und Sonnengesang des Franz von Assisi zur Astronomie, von der impressionistischen Landschaft mit atmosphärischen Farbstimmungen zur intensiven Strahlkraft in der Moderne. Der groß angelegte Horizont versammelt ein beeindruckend mannigfaltiges Spektrum an Sonnendeutungen und -interpretationen. Beeindruckend, wie die Schau auf Monets berühmtes Gemälde hinführt und es in die europäische Geschichte der Sonnenscheibe einbettet!
Ortrud Westheider, Michael Philipp und Daniel Zamani (Hg.)
Mit Beiträgen von Nils Büttner, Matthias Krüger, Michael Philipp, Helene von Saldern, Ortrud Westheider, Hendrik Ziegler, Michael F. Zimmermann
Hardcover, Pappband mit Schutzumschlag,
288 Seiten, 24 x 30 cm, 219 farbige Abbildungen
ISBN ISBN 978-3-7913-7964-7 (D)
ISBN 978-3-7913-7965-4 (E)
Prestel Verlag
Zur Vorbereitung der Ausstellung findet am 10. November 2021 von 11 bis 18 Uhr eine Online-Konferenz statt.