Sam Francis

Wer war Sam Francis?

Sam Francis (Kalifornien, San Mateo 25.6.1923–4.11.1994 Santa Monica, Kalifornien) war ein bedeutender US-amerikanischer Maler und Grafiker der Abstraktion (→ Abstrakte Kunst). Sein Werk wird dem Abstrakten Expressionismus bzw. der Farbfeldmalerei zugeordnet (→ Abstrakter Expressionismus | Informel).

„Ich mache den späten Monet in Reinform“1 (Sam Francis, vor August 1967)

Kindheit

Sam Francis wurde als eigentlich Samuel Lewis Francis in San Mateo, Kalifornien, als Sohn von Katherine Lewis Francis und Samuel Augustus Francis Sr. geboren. Er entwickelte eine starke Bindung zu seiner Stiefmutter Virginia Peterson Francis. In den frühen 1940er Jahren besuchte er die San Mateo High School.

Ausbildung

Francis diente während des Zweiten Weltkriegs in der United States Air Force (1943–1945). Bevor er zu seiner künstlerischen Berufung fand, studierte Francis in den Jahren 1941 bis 1943 Botanik, Medizin und Psychologie an der University of California in Berkeley. Danach verpflichtete er sich für die beiden folgenden Jahre als Soldat bei der amerikanischen Luftwaffe.

Im Jahr 1944, während er im Air Corps war, wurde bei ihm Spinaltuberkulose diagnostiziert. Er lag mehrere Jahre im Krankenhaus und begann dort nach einem Besuch des Künstlers David Park im Jahr 1945 zu malen.

Nach seiner Genesung nahm Francis in den Jahren 1948 bis 1950 an seiner alten Universität das Studium der Kunstgeschichte und der Bildenden Kunst auf. Beeinflusst wurde er in dieser Zeit insbesondere von den Abstrakten Expressionisten Mark RothkoArshile Gorky und insbesondere von Clyfford Still. In frühen Kompositionen von 1947/48 griff er deren Konzepte kreativ auf.

Sam Francis erhielt sowohl einen BA (1949) als auch einen MA (1950) in Kunst von der University of California, Berkeley, wo er Botanik, Medizin und Psychologie studiert hatte.

Paris

Nach erfolgreichem Studium besuchte Francis Paris und richtete sich dort von 1950 bis 1957 dauerhaft ein. In Frankreich setzte er sich mit den Naturdarstellungen Claude Monets auseinander. Zahlreiche Künstlerkontakte, insbesondere zu dem Kreis um den Maler und Bildhauer Jean-Paul Riopelle, prägten seinen Stil, der ihn zu einem der wichtigsten Repräsentanten des Tachismus werden ließ.

In Paris erhielt der amerikanische Maler 1952 seine erste Einzelausstellung in der „Galérie du Dragon“. Dort lernte er auch Muriel Goodwin kennen, die er später heiratete. Im Jahr 1955 richtete ihm die Kunsthalle Bern seine erste Museumsausstellung aus. Daraufhin schuf der Maler drei großformatige Wandbilder für das Treppenhaus der Kunsthalle Basel (1958). Im gleichen Jahr wurde Francis mit anderen informellen Künstler:innen zu einer „Hommage à Monet“ eingeladen, organisiert von Pierre Restany und von diesem „Nuagistes“ genannt.

Werke

In Paris schuf Sam Francis anfrangs monochrome Bilder, die noch abseits vom Informel standen. Dennoch wurde der amerikanische Abstrakte in Ausstellungen in Paris, London und Bern im Zusammenhang mit diesem gezeigt. Francis griff damit das Konzept der amerikanischen Farbfeldmalerei auf. Darüber hinaus knüpfte er auch an die europäische Malerei an, indem er Farbtöne mit suggestiver Wirkung wählte.

Bekannt wurde Sam Francis mit seiner Technik, Farben in unterschiedlich starken Rinnsalen auf dem Malgrund ineinander fließen zu lassen, die sich dann zu teilweise großen Farbkleksen mischten. Dabei bleibt der weiße Grund immer sicht- bzw. spürbar. So entsteht der Eindruck eines bewegten, hellen Farb-Organismus. Sam Francis‘ großformatige Abstraktionen zeigen ein rhythmisches Gefüge ornamental anmutender Farbfelder, Spritzer und Kleckse, deren flächige Bildgestaltung auf den Einfluss von Monets Seerosenbildern verweist (→ Monet: Die Gartenbilder). Monet hatte Francis gelehrt, wie er den Bildraum aus lose zusammenhängenden Farbflecken organisieren konnte. Eine Folge der Monet-Rezeption ist auch die Vorliebe Francis' für Blau, Gelb und Rot.

Weltreise

1957 unternahm Francis eine Weltreise, die ihn unter anderem auch zu mehrmonatigen Aufenthalten nach Japan brachte (1964); dort führte er im Rahmen einer Auftragsarbeit ein großformatiges Wandgemälde aus und wandte sich auch der Keramik zu. Derartige, teilweise übergroße Wandmalereien installierte er in einer späteren Schaffensphase u. a. auch in der Kunsthalle Basel oder in der New Yorker Chase Manhattan Bank. Im Jahr 1959 nahm Sam Francis an der „5. Biennale von São Paulo“ und an der „documenta II“ in Kassel teil.

Kalifornien

Nach einer Phase der Rastlosigkeit mit Ateliers in Paris, Bern, Tokio und New York, die ihn durch die Weltstädte trieb, kehrte Francis 1962 wieder nach Kalifornien zurück und ließ sich in Santa Monica nieder. 1964 nahm er an der „32. Biennale von Venedig“ und an der „documenta III“ teil. Auf der „documenta III“ waren Sam Francis‘ Arbeiten 1964 in einem Dialog mit den großformatigen Gemälden Ernst Wilhelm Nays zu sehen.

In den 70er Jahren knüpfte der mittlerweile arrivierte Künstler neuerlich an das Action Painting an, zu dessen ausgeprägtesten Vertretern er gezählt wird. In dieser Zeit begann er sich auch für andere Kunsttechniken – Lithografie, Monotypie, Radierung – zu interessieren. Die Bilder für den neuen Konzertsaal des Louisiana Museum of Modern Art, Humlebæck entstanden 1977. In diesem Jahr begann der Maler auch an den sog. Gitter- oder Netz-Bildern zu arbeiten.

Während der 1980er Jahre gründete Sam Francis den Verlag Lapis Press (1984) und das Sam Francis Medical Research Center (1986).

Francis bezog 1988 ein Wohn- und Atelierhaus in Inverness, Kalifornien. Die Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland in Bonn richtete dem Maler 1992 eine Retrospektive aus. Ein im Jahre 1992 ergangener Auftrag, für den Deutschen Bundestag in Bonn ein großes Wandbild zu realisieren, wurde abgelehnt.

Tod

Sam Francis starb am 4. November 1994 in Santa Monica, Kalifornien.

  1. Zit. n. Sam Francis (Ausst.-Kat. Museum of Fine Arts and University Art Museum, Houston and Berkeley, 1967), S. 17. Der Ausspruch ist in einem Brief von Bernard Schultze an Anneliese Hoyer überliefert.