Walter De Maria
Wer war Walter De Maria?
Walter De Maria (Albany 1.10.1935–25.7.2013 Los Angeles) war ein US-amerikanischer Künstler des Minimalismus (→ Minimal Art | Minimalismus), der Konzeptkunst und der Land Art. Seit 1968 schuf De Maria minimalistische Skulpturen und Installationen wie den Münchner „Earth Room [Erdraum]“ (1968). Er realisierte Land-Art-Projekte in den Wüsten im Südwesten der USA mit dem Ziel, Situationen zu schaffen, in denen Landschaft und Natur, Licht und Wetter zu intensiven, körperlichen und psychischen Erfahrung führen. De Maria betonte in seiner Arbeit, dass das Kunstwerk den Betrachter zum Nachdenken über die Erde und ihre Beziehung zum Universum anregen soll.
Kindheit und Ausbildung
Walter Joseph De Maria wurde am 1. Oktober 1935 in Albany, Kalifornien, geboren. Seine Eltern besaßen ein Restaurant. Walter De Marias erstes akademisches Interesse galt der Musik – zuerst Klavier, dann Schlagzeug. Er interessierte sich auch für Sport und Autos, von denen er Zeichnungen anfertigte. Bis 1946 war er Mitglied einer Musikergewerkschaft.
De Maria besuchte ab 1953 die University of California in Berkeley, wo er Geschichte (BA 1957) und Kunst studierte – Malerei bei David Park (MFA 1959). 1960 nahmen De Maria und seine Freunde, die Avantgarde-Komponisten La Monte Young und Terry Riley, an Happenings und Theaterproduktionen in der Gegend von San Francisco teil. Aus seiner Begegnung mit der Arbeit von La Monte Young und der Tänzerin Simone Forti, unter anderem, entwickelte De Maria ein Interesse an aufgabenorientierten, spielähnlichen Projekten, die zu betrachterinteraktiven Skulpturen führten. Zum Beispiel sind seine „Boxes for Meaningless Work“ (1961) mit den Anweisungen beschriftet:
„Tragen Sie Dinge von einer Kiste in die nächste Kiste hin und her, hin und her usw. Seien Sie sich bewusst, dass das, was Sie tun, bedeutungslos ist.“
New York
Ab 1960 lebte und arbeitete Walter De Maria in New York, wo er ein Jahr später seine Frau Susanne Wilson (später Susanna) heiratete. De Maria wandte sich der Bildhauerei zu, nahman Happenings teil - u.a. organisiert von Yoko Ono, die auch Henry Flynt, Simone Forti und Robert Morris, aber auch Marcel Duchamp, Peggy Guggenheim und George Maciunas besuchten - und experimentierte mit anderen Medien, darunter Film und Musik. Er war ein frühes Mitglied von „Velvet Underground“, gegründet von Lou Reed und John Cale. Sein bekanntester Film, „Hard Core“ (1969), ist eine sehr eindrucksvolle Hommage an die Land Art in Verbindung mit einem Duell zweier Western Cowboys im High Noon Stil. Bei allen ästhetischen Konzepten und Gestaltungen ging es Walter De Maria vor allem um die Einfachheit und Intensität des Ausdrucks.
Werke
Walter De Marias frühe Skulpturen aus den 1960er Jahren waren von Dadaismus, Suprematismus und Konstruktivismus beeinflusst. Dies führte dazu, dass De Maria einfache, geometrische Formen und industriell gefertigte Materialien wie Edelstahl und Aluminium verwendete – Materialien, die auch für die Minimal Art charakteristisch sind. Mit der Unterstützung des Sammlers Robert C. Scull begann De Maria 1965 mit der Anfertigung von Metallobjekten.
Earth Room
Im Jahr 1968 präsentierte Walter De Maria in den Münchner Galerieräumen von Heiner Friedrich und Franz Dahlem in der Maximilianstraße 15, dann auch in einer neu gegründeten Filiale in Köln, einem erstaunten Publikum – erstmals in Deutschland – einen „Earth Room“. Dafür befüllte Walter De Maria einen Galerieraum mit 50 m³ Erde.
Im Jahr 1977 schuf Walter De Maria „The New York Earth Room“, ein 3.600 Quadratfuß großer Raum, der bis zu einer Tiefe von 22 Zoll mit 250 Kubikyard Erde gefüllt ist. Es handelte sich um eine Nachbildung des Künstlers in der neueröffneten Heiner Friedrich Gallery in New York, die 1980 in der 141 Wooster Street, New York, dauerhaft installiert wurde.
The Lightning Field
„The Lightning Field“ (1977) ist Walter De Marias bekanntestes Werk.1 Tageszeit und Wetter verändern die optische Wirkung. Es leuchtet bei Gewitter auf.
Die Dia Art Foundation kaufte ein 75 Quadratkilometer großes Gelände bei Quemado in New Mexico für Walter De Maria, um dort seine Installation „Lightning Field“ zu errichten. Er stellte 400 Edelstahlpfosten auf einer Breite von einem Kilometer und einer Länge von einer Meile in einem Raster auf. Die oben angespitzten Stelen haben einen Durchmesser von 5 Zentimetern und eine Höhe zwischen 8,14 m und 4,6 m. Damit gleichen sie das unregelmäßige Terrain aus und bilden eine gemeinsame Höhe. Das Werk wurde 1977 vollendet.
Vertical Earth Kilometer – The Broken Kilometer
In den 1960er und 1970er Jahren schuf De Maria dauerhafte urbane Werke. Als ergänzende Stücke thematisieren „Vertical Earth Kilometer“ (1977) und „The Broken Kilometer“ (1979) die Idee der unsichtbaren oder abstrahierten Distanz. Der Vorschlag Friedrichs, im Rahmen des Kunstprogramms zu den Olympischen Spielen 1972 einen „Vertical Earth Kilometer“ zu installieren, wurde von der Münchner Stadtverwaltung abgelehnt. Das Projekt „Der vertikale Erdkilometer“ wurde erst 1977 auf der „Documenta 6“ verwirklicht.
„Vertical Earth Kilometer“ ist ein Messingstab von einem Kilometer Länge mit einem Durchmesser von zwei Zoll, der in den Park Friedrichsplatz im Zentrum von Kassel gebohrt wurde. Die kreisförmige Spitze des Stabes, bündig mit der Erdoberfläche, wird von einer zwei Meter großen quadratischen Platte aus rotem Sandstein eingerahmt.
1979 arrangierte Walter De Maria akribisch fünfhundert Messingstäbe für „The Broken Kilometer“, eine permanente Installation am 393 West Broadway in New York. „The Broken Kilometer“ ist auch Teil von De Marias Serie monumentaler Skulpturen im Querformat, die nach präzisen Berechnungen geordnete Gruppierungen von Elementen aufweisen.
Werke im Öffentlichen Raum
Zur Serie monumentaler Skulpturen im Querformat gehören „360°/I-Ching“ (1981), „A Computer which Will Solve Every Problem in the World/3-12 Polygon“ (1984), „13, 14, 15 Meter Rows“ (1985), „Apollo's Ecstasy“ (1990) und „The Sculptur of 2000” (1992).
1989 vollendete De Maria eine Kugel aus poliertem Granit für die Assemblée Nationale in Paris, gefolgt von Arbeiten für zwei Museen auf der Insel Naoshima in Japan, dem Naoshima Contemporary Art Museum und dem Chichu Art Museum, in den Jahren 2000 und 2004. Eine vergleichbare, 25 Tonnen schwere Skulptur mit dem Titel „Large Red Sphere“ (2002) wurde 2010 im Türkentor in München aufgestellt.
„One Sun/34 Moons“ (2002), konzipiert vom Künstler in Zusammenarbeit mit dem Architekten Steven Holl, wurde 2007 im Nelson-Atkins Museum of Art, Kansas City, eröffnet. 2010 war „The 2000 Sculpture“ (1992) das erste Kunstwerk, das den Resnick Pavilion im Los Angeles County Museum of Art einweihte.
Ausstellungen
De Maria war Teilnehmer der „4. Documenta“ in Kassel im Jahr 1968, auf der „Documenta 5“ (1972) und der „Documenta 6“ im Jahr 1977 vertreten. Er hatte sieben große museale Einzelausstellungen in Europa, obschon er diese zugunsten von Werken im Öffentlichen Raum vermied:
- 1963: De Maria und Robert Whitman eröffneten die Galerie 9 Great Jones Street in New York; Im selben Jahr wurde dort De Marias erste Einzelausstellung mit Skulpturen präsentiert.
- 1981: Centre Georges Pompidou in Paris,
- 1984: Museum Boymans-van Beuningen in Rotterdam,
- 1987: Staatsgalerie in Stuttgart,
- 1988: Moderna Museet in Stockholm,
- 1998: Gemäldegalerie in Berlin und
- 2000 und 2004: Chichu Art Museum in Naoshima.
- 2011: „Walter De Maria: Trilogies“ in der Menil Collection organisiert und war die erste große Museumsausstellung des Künstlers in den Vereinigten Staaten.
Tod
De Maria reiste im Mai 2013 nach Kalifornien, um den 100. Geburtstag seiner Mutter zu feiern, und erlitt dort wenige Tage später einen Schlaganfall. Der Künstler blieb dort zur Behandlung.
Walter De Maria starb am 25. Juli 2013 im Alter von 77 Jahren in Los Angeles.