Dank seiner eigenwilligen Bildsprache voller Bezüge zu Geschichte, Mythologie und Literatur ist Anselm Kiefer (*1945) einer der bedeutendsten Künstler der Gegenwart geworden. Seine Arbeit erfreut das Auge und regt das Gehirn an. Er denkt groß, arbeitet im monumentalen Maßstab mit ungewöhnlichen Materialien und scheut sich nicht, die unbequemen Fragen des Lebens zu stellen. Während seiner Einzelausstellung in Voorlinden kann man seine faszinierenden Gemälde, Skulpturen, Künstlerbücher und Installationen neu entdecken. Viele von ihnen wurden noch nie gezeigt!
Niederlande | Wassenaar:
Voorlinden museum & gardens
14.10.2023 – 25.2.2024
„Kunst ist Sehnsucht. Du kommst nie an, aber du machst weiter in der Hoffnung, dass du es schaffst.“ (Anselm Kiefer)
Anselm Kiefer ist ein unermüdlicher Universalgelehrter mit unendlich vielen Interessen. Der Künstler ist immer auf der Suche nach neuen Erkenntnissen und Bedeutungen. Und das spiegelt sich deutlich in seinem vielschichtigen Werk wider. In seinem Werk verwebt er germanische Mythologie, Geschichte, Poesie, Literatur und Philosophie. Er verwendet traditionelle und unkonventionelle Materialien wie Blei, Ziegel und Fahrräder. Er setzt seine Werke den Elementen aus, setzt sie in Brand, fügt lebensgroße Objekte hinzu oder meißelt zuvor aufgetragene Schichten weg. Auf diese Weise schafft er wahre Sinfonien voller Textur und Bedeutung, an denen er endlos arbeitet. Denn für ihn ist ein Kunstwerk eigentlich nie fertig.
Das Museum Voorlinden hat die Ausstellung in enger Zusammenarbeit mit dem Künstler selbst zusammengestellt. In Wassenaar erhält Anselm Kiefer die Gelegenheit, sein Schaffen und seiner Interessen in voller Breite zu präsentieren. Der Schwerpunkt liegt auf seinem Werk der letzten 15 Jahre. In Voorlinden kann man durch großartige Landschaften wandern, vorbei an Skulpturen mit mehreren Bedeutungen und Installationen voller Symbolik. Titel, Zitate, Techniken und Materialien führen ein in Anselm Kiefers poetische Rätsel. Oder man schlendert einfach durch Kiefers Welt.
„Was macht der Künstler? Er stellt Zusammenhänge her. Er verbindet die unsichtbaren Fäden zwischen den Dingen. Er taucht in die Geschichte ein, sei es die Geschichte der Menschheit, die geologische Geschichte der Erde oder den Anfang und das Ende des manifesten Kosmos.“ (Anselm Kiefer)
Die Ausstellung in Voorlinden beginnt mit einem Bücherregal voller Bleibücher und einem bepflanzten Maisfeld. Als nächstes geht man an gigantische Gold- und Bleigemälden vorbei, deren Darstellungen halb zersplittert wirken. Man verirrt sich in einem Raum voller Vitrinen und landet dann in einer Winterlandschaft voller Anspielungen auf romantische Schriftsteller und Denker. Am Ende kehrt die Ausstellung mit einer Auswahl von Künstlerbüchern und einigen Gemälden, an denen Anselm Kiefer erst im letzten Sommer gearbeitet hat – und für die er Seiten aus seinen eigenen Tagebüchern verwendet hat – zum Buch zurück.
„Bei Voorlinden entdeckt man Anselm Kiefer als einen verspielten Mann, einen grenzenlosen Künstler, der immer wieder erforscht, aufbricht und aufbaut. Sie bekommen sogar eine Vorstellung davon, wie sein Studio aussieht; der Umfang der Werke, die Vielfalt der verwendeten Materialien, die Breite seiner Leidenschaften und Interessen. Bei Voorlinden kann man sozusagen in Kiefers Welt eintauchen.“ (Suzanne Swarts, Direktorin des Voorlinden Museum)
Anselm Kiefer wurde kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs geboren (→ Anselm Kiefer: Biografie). Als Kind spielte er in den Ruinen des Nachkriegsdeutschland und baute Häuser aus Steinen, die er in den Trümmern fand. Danach hörte er nie auf zu bauen und abzureißen. Er war einer der ersten deutschen Künstler, der sich Ende der 1960er Jahre mit der jüngeren Geschichte seines Heimatlandes auseinandersetzte. Anfangs stieß er auf viel Kritik, wurde später aber vor allem dafür gewürdigt, dass er Ungesagtes offenlegte.
Quelle: Voorlinden