Unter freiem Himmel veranstalten das Architekturzentrum Wien und movies in wonderland in Kooperation mit dem MuseumsQuartier alljährlich das internationale Filmfestival Architektur.Film.Sommer. Themenschwerpunkt ist in diesem Jahr „Gebaute Gerechtigkeit.“ Aber gibt es diese tatsächlich, oder existiert sie lediglich als abstraktes Ideal?
Österreich | MQ: Hof des Az W
Termine: 11.8. | 12.8. | 19.8. | 26.8.2020
jeweils 20:30 Uhr
Registrierung unter anmeldung@azw.at.
Von #BlackLivesMatter bis #MeToo werden seit Jahren soziale Strukturen infrage gestellt und auch räumlich zementierte Ungerechtigkeiten aufgezeigt. Dahinter steht die dringende Forderung nach einer grundlegenden Neuverhandlung des Gesellschaftsvertrags.
Die COVID-19 Pandemie hat Ungleichheiten in der Arbeitswelt und im Umgang mit Ressourcen, Wohnraum, und öffentlichem Raum noch stärker offengelegt. Zugleich war es aber während des Lock-Downs nicht nur in Wien plötzlich denkbar, mehrere Verkehrsadern der Stadt Fußgänger*innen und Radfahrer*innen zu überlassen und so jenen mehr Raum und Sichtbarkeit zu geben, die sich ressourcenschonend durch die Stadt bewegen. Braucht es wirklich das Social Distancing während einer Pandemie, um einen Schritt in Richtung räumlicher Gerechtigkeit zu gehen? Und hat sich dieses Zeitfenster für mögliche Verbesserungen mit dem Ende des Lock-Downs wieder geschlossen?
Der Architektur.Film.Sommer geht diesen und anderen Fragen nach und stellt sowohl zukunftsweisende Projekte wie auch kritische Perspektiven auf historische und gegenwärtige Entwicklungen im öffentlichen Raum zur Diskussion. An einem Dienstag und drei Mittwoch-Abenden im August widmen sich Dokumentationen, Kurz- und Animationsfilme unterschiedlichen Schwerpunkten innerhalb der Gebauten (Un-)Gerechtigkeit, die sich in Städten und ländlichen Gebieten gleichermaßen manifestiert.
Der Eröffnungsabend steht unter dem Motto „Aufbrüche und Durchbrüche“ und zeigt Strategien der Aneignung von öffentlichem Raum, das Erleben der Metropole aus der Perspektive von Kindern, sowie dem Durchbrechen der Gläsernen Decke in der Architektur des 20. Jahrhunderts. Wir begeben uns mit „City Dreamers“ auf die Spuren von vier Architektinnen, die seit über 70 Jahren die Zukunft von Städten und den Architekturdiskurs maßgeblich prägen: Phyllis Lambert (Konstukteurin des Seagram Building in New York), Blanche Lemco van Ginkel (beschützte das alte Montreal vor der Zerstörung), Cornelia Hahn Oberlander (Landschaftsplanerin, die für begrünte Dächer kömpfte) und Denise Scott Brown (prägte unser Denken über kulturelles Erbe in den Städten – gemeinsam mit ihrem Ehemann Robert Venturi).
Der Abend „Counter-Geografien“ de-konstruiert den American Dream auf vielschichtige Weise: Oliver Hardt setzt in „The Black Museum“ das National Museum of African American History and Culture in Washington DC, unweit des Weißen Hauses ins Zentrum seiner Dokumentation. Selbst in einer Luxus-Wohnanlage nördlich von Peking wird die Idylle des „amerikanischen Traums“ rasch von der Realität eingeholt – in Adam James Smiths „Americaville“.
Am 19. August steht das Überwinden von Räumen und Grenzen im Mittelpunkt.
Der Abschlussabend, „Zusammen Zuhause“ wartet u.a. mit einem Film zur VinziRast mittendrin in Wien auf, sowie mit der Weltpremiere von Clare Lewis „There Goes Our Neighbourhood” über die Initiative einer Gruppe von Bewohner*innen zur Rettung ihres sozialen Wohnbaus in Sydney mithilfe einer Kunst-Installation.
Auch der Film “Songs Next Door” portraitiert ein Wohnprojekt, und zwar La Maladrerie nahe Paris aus einer ungewohnten Perspektive: die Bewohner*innen singen und tanzen inmitten des architektonisch eindrucksvollen Wohnbaus und liefern dabei ein höchst poetisches Bild ihres Zusammenlebens.
Das Programm des Az W Sommer Filmfestivals findet ihr unter wonderland.cx sowie auf azw.at.
Kuratiert von Lene Benz (Az W) und Marlene Rutzendorfer (movies in wonderland)