Banksy
Wer ist Banksy?
Der als Banksy bekannte anonyme Graffitikünstler (*1973, Bristol) ist vielleicht der umstrittenste Street Art Künstler von heute. Seine mit Schablonen gearbeiteten Graffiti-Werke tauchen plötzlich an öffentlichen Plätzen in aller Welt auf. In der Zwischenzeit werden seine Gemälde für mehrere Millionen auktioniert und Ausstellungen ziehen viele Tausende Besucher:innen an.
Der in Bristol geborene und aufgewachsene Banksy hat mit seinem unverwechselbaren Stil satirischer Straßenkunst und Graffiti einen mittlerweile legendären Status erreicht, der zwischen Anerkennung und Bekanntheit schwankt. Banksys Arbeit ist gesättigt mit dunklem Humor und wird häufig mit subversiven Epigrammen versehen, die kritische Kommentare zu gesellschaftspolitischen Aspekten des zeitgenössischen Lebens tragen. Um den Status Quo durch seine fragende und gegen das Establishment gerichtete Praxis zu stören, hat Banksy seine eigene Mission mit dem Sprichwort versehen:
„Kunst sollte das Gestörte trösten und das Gemütliche stören.“
Damit bezieht sich der britische Künstler auf eine Erklärung des amerikanischen Satirikers Finley Peter Dunne, der meinte, dass es die Pflicht einer Zeitung wäre, „Betroffene zu trösten und Beeinträchtigte zu trösten“.1
Während seiner Karriere wurde die Kunst von Banksy häufig als zu heftig oder kitschig abgetan. Trotzdem fügt sich sein Werk in eine reiche Geschichte der politischen Parodie ein. Von den britischen Bildsatiristen des 18. Jahrhunderts, darunter Thomas Rowlandson, James Gillray und natürlich der bedeutende William Hogarth, bis hin zu den allegorischen Schriften von George Orwell, dessen Roman Animal Farm auf ähnliche Weise die zoologische Symbolik zur Kritik der modernen Gesellschaft nutzte. Für die politischen Karikaturisten der Gegenwart liegt Banksys schönstes Werk in einer angesehenen Tradition, der Welt einen unversöhnlichen und aufschlussreichen Spiegel vorzustellen.
Stencilkunst vom Feinsten
Banksys Einsatz von Schablonen entwickelte sich aus dem Bedürfnis, eine Arbeit schnell abzuschließen, um zu vermeiden, von der Polizei wegen Vandalismus aufgegriffen zu werden. Banksy verwendet häufig mehrere Schablonen, für jede Farbe eine neue. Zudem ist für seine Kunst charakteristisch, dass er häufig Vorhandenes wie Straßenschilder und architektonische Elemente in seine Arbeit aufnimmt, mit seinen Bildern darauf reagiert.
Viele von Banksys Street Art Werken sind im Internet viral geteilt worden. Die Akzeptanz und der Erfolg dieser Bilder ist geprägt von Banksys dunklem Humor. Er bedient sich der Satire und politischer Kommentare. Sein bemerkenswertestes frühes Werk war das Ergebnis einer Reise nach Palästina und in die Westbank, wo er neun Bilder auf die Bethlehem-Mauer sprayte.
Dass Banksy aber auch ein guter Maler ist, bewies er 2009 mit dem Großformat
Viel ist bereits über die Identität von Banksy spekuliert worden. Obwohl der Künstler die Anonymität schätzt, ist Banksy zu einem Mainstream-Phänomen geworden. 2010 drehte Banksy den Dokumentarfilm „Exit Through the Gift Shop“, für den er in den Untergrund und die Welt der Street Art eintauchte. „Exit through the Gift Shop“ wurde für die Kategorie Bester Dokumentarfilm der Oscars nominiert.
Im Jahr 2015 eröffnete Banksy den Dismaland Bemusement Park, eine temporäre Ausstellung eines umgekehrten, dystopischen Disneyland. Obwohl Banksy durch seine Produktion stets eine Abneigung gegen die Kunstwelt betont hat, produziert er auch traditionelle Leinwandbilder und Drucke sowie Markenartikel wie T-Shirts. Seine kulturelle Bedeutung, die hohe Qualität seiner Bildfindungen und sicherlich das Geheimnis seiner Identität haben alle dazu beigetragen, dass seine Kunst höchst populär und am Kunstmarkt hoch bewertet ist.
Love Is in the Bin – „Girl with Balloon“ shreddert sich selbst
Eines der berühmtesten Bilder von Banksy ist „Girl with Balloon“, das er seit 2002 im öffentlichen Raum einsetzte. Es zeigt ein kleines Mädchen mit ausgestrecktem Arm, das vergeblich einen roten, herzförmigen Balloon einzufangen sucht, den der Wind vor ihm wegbläst.
Am 5. Oktober 2018 auktionierte Sotheby’s in London eine gerahmte Fassung von „Girl with Balloon“ für 1,4 Millionen Dollar. In dem Moment, in dem der Hammer fiel, begann sich das Blatt im schweren Goldrahmen plötzlich nach unten zu bewegen. Der Künstler hatte einen Shredder in die massive Konstruktion eingebaut, durch die das Bild sich langsam bewegte und in längliche Streifen zerschnitten wurde. Entgegen des künstlerischen Konzepts blieb das Werk stecken und wurde nur zur Hälfte „zerstört“. Das Entsetzen im Raum war groß, die Videos von der Aktion in Sekundenschnelle geteilt. Aus dem romantischen Sujet „Girl with Balloon“ (2006) war flugs „Love Is in the Bin“ (2018) geworden. Der sarkastische Kommentar eines Street Art Künstlers? Eine subversive Umkehrung des Kunstmarkts? Der mediale Rummel um die Aktion machte Banksy und das Bild weltberühmt. Letzteres wird im Februar 2019 erstmals im Museum Frieder Burda in Baden-Baden der Weltöffentlichkeit vorgestellt (→ Museum Frieder Burda zeigt Banksy „Love Is in the Bin“ im Februar 2019!).
Ehrungen
- 6.7.2022: Ehrenprofessur der University for the Creative Arts (UCA)