Dresden | Residenzschloss + Albertinum: William Kentridge Listen to the Echo | 2025

William Kentridge, Small Atlas Procession II
William Kentridge ist ein großer Magier der Zeichnung. Auf Papier erschafft er eine eigene Welt bewegender Figuren und animiert sie im Film und auf der Bühne. Man trifft sie wieder in der Druckgrafik, Skulptur und in Tapisserien. Zum 70. Geburtstag feiern die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und das Museum Folkwang in Essen bis zum 15. Februar 2026 diesen Weltstar aus Johannesburg mit einem sammlungsübergreifenden Ausstellungsfestival (→ Essen | Museum Folkwang: William Kentridge).
William Kentridge. Listen to the Echo
Deutschland | Dresden: Residenzschloss & Albertinum
6.9.2025 – 15.2.2026
William Kentridge in Dresden 2025
Ausgangspunkt von Kentridges Schaffen ist das südafrikanische Apartheidregime und dessen Überwindung. Der 1955 in Johannesburg geborene Künstler ist der Sohn eines Rechtsanwaltspaares, dass schwarze Südafrikaner:innen verteidigte (→ William Kentridge: Biografie). Zur Debatte stehen universelle Fragen von Unterdrückung und Ausgrenzung, von Aufbegehren und Selbstermächtigung, im Spannungsverhältnis von Triumph und Klage. Dresden feiert Kentridge an drei Orten im Stadtraum gleichzeitig.
Residenzschloss & Albertinum
Im Residenzschloss erfüllt ihm das Kupferstich-Kabinett den besonderen Wunsch, seine reiche Druckgrafik zu zeigen. William Kentridge arbeitet in allen druckgrafischen Techniken, in Holzschnitt, Lithografie, Radierung und Siebdruck. Das Medium Druckgrafik spiegelt Kentridges ureigenes Interesse für kreative Zusammenarbeit besonders intensiv. Ob riesig oder kleinformatig, in der Technik radikal experimentell, die Holzschnitte und Radierungen handeln von gesellschaftlichen und individuellen Veränderungsprozessen.
Im Zentrum der Präsentation im Residenzschloss steht die monumentale Holzschnittfolge „Triumphs and Laments“ (2016–2019), in der sich Kentridge über die Licht- und Schattenseiten einer von Heldenerzählungen geprägten Geschichtsschreibung abarbeitet. Die Ambivalenz von Triumphen und Klagen in Geschichte und Gegenwart im Blick finden sich thematisch verwandte Werke aus Dresdens reichem Kupferstich-Kabinett.
Im Albertinum trifft Kentridges monumentales Hauptwerk „More Sweetly Play the Dance“ (2015), eine filmisch bewegte Prozession von Helden und Außenseitern zwischen Parade und Totentanz, auf die frisch restaurierten, großformatigen Vorzeichnungen zum Dresdner „Fürstenzug“. Auf Tausenden Meissener Porzellankacheln stellt er auf 100 Metern Länge eine Prozession aller sächsischen Herrscher dar; die formatgleiche Vorzeichnung wählte Kentridge für ein spannendes Zusammentreffen von Herrschenden und Beherrschten
Die zweite Filminstallation „Oh To Believe in Another World“ (2022) thematisiert zu den Klängen der „10. Sinfonie“ von Dmitri Schostakowitsch das ambivalente Verhältnis des Komponisten zum Sowjetstaat und zeigt zugleich Kentridges künstlerische Interpretation der Kunst der Moderne.
Auch Caspar David Friedrichs „Großes Gehege“ reizt Kentridge zum Dialog. HIer sind Skulpturen, Bildteppiche, Collagen, Filme und kinetische Objekte zu sehen, die das Themenspektrum der beiden Filminstallationen ergänzen und damit einen Einblick in das Gesamtschaffen des Künstlers ermöglichen.
Die Puppentheatersammlung hat The Centre for the Less Good Idea aus Johannesburg eingeladen,
die Jahresausstellung 2025/26 in den Räumen des Kraftwerk Mitte zu konzipieren. William Kentridge und der Künstlerin Bronwyn Lace gründeten The Centre for the Less Good Idea im Jahr 2016 als unabhängige Plattform für künstlerisches Arbeiten und Experimentieren. In der Jahresausstellung, die mit mehreren Workshops vorbereitet wurde, zeigt The Centre for the Less Good Idea eigene medienbasierte Arbeiten, die in der Dresdner Ausstellung erstmals zu sehen sind. Sie stehen dort neben historischen Objekten – etwa aus dem Schattentheaterbestand der Sammlung – oder integrieren diese sogar. Auch William Kentridges eigener Arbeit als Puppentheaterregisseur und als Schöpfer animierter Objekte wird Raum gegeben. An vielen Punkten der Ausstellung sind die Besucherinnen und Besucher eingeladen, die künstlerischen Settings selbst auszuprobieren und damit der Präsentation ein weiteres Echo hinzuzufügen.
Die Künstler:innen und Performer:innen von The Centre for the Less Good Idea haben darüber hinaus zusammen mit lokalen Akteur:innen eine Prozession entwickelt, die am Abend der Ausstellungseröffnung durch die Dresdner Altstadt führt und mit einem Schattenfigurenspiel an der alten Festungsmauer endet.
Quelle: SKD
William Kentridge. Listen to the Echo: Ausstellungskatalog
Staatliche Kunstsammlungen Dresden und Museum Folkwang in Essen (Hg.)
272 Seiten, 439 Abbildungen
Fester Einband, 24.5 x 28.5 cm
ISBN 978-3-96999-476-4 (dt.)
Steidl Verlag





