London | National Gallery: Zurbarán

Francisco de Zurbarán, Hl. Margarethe von Antiochia, Detail, 1630–1634, Öl auf Leinwand 163 × 105 cm (© The National Gallery, London, Inv.-Nr. NG1930)
Francisco de Zurbarán (1598–1664) ist einer der wichtigsten Maler in der Geschichte der spanischen Kunst und des europäischen Barock. In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts arbeitete Zurbarán in Sevilla, einem Zentrum des Welthandels, danach in Madrid. Seine lebendigen Gemälde, von kleinen Stillleben bis hin zu monumentalen Altarbildern, strotzen vor Naturalismus und vermitteln intensive spirituelle Erfahrungen. Die Zurbarán-Ausstellung 2026 ist die erste des spanischen Künstlers in Großbritannien. Die National Gallery bringt – gemeinsam mit dem Louvre und dem Art Institute of Chicago – einige seiner großartigsten Gemälde aus aller Welt nach London.
Zurbarán
Großbritannien | London: National Gallery of Art, Sainsbury Wing
2.5. – 23.8.2026
- Francisco de Zurbarán, Der heilige Franziskus in Meditation, 1635–1639, Öl/Lw, 152 x 99 cm (© The National Gallery, London)
- Francisco de Zurbarán, Die heilige Margareta von Antiochien, um 1630–1634, Öl auf Leinwand, 163 × 105 cm (London, The National Gallery of Art, NG 193)
Zurbarán in London 2026
Die National Gallery in London präsentiert Werke aus Francisco de Zurbaráns gesamtem Schaffen. Dabei überrascht, wie vielfältig dieses barocke Œuvre ist. Zurbarán und seine Werkstatt, in der auch sein jung verstorbener Sohn Juan de Zurbarán arbeitete, schufen Bilder für bedeutende religiöse Aufträge, allen voran Altäre von atemberaubendem Ausmaß, an Darstellungen von modisch gekleideten weiblichen Heiligen oder auch Ikonen von Schmerz und Mitleid, wie Zurbaráns berühmtes „Agnus Dei [Lamm Gottes]“. Zurbaráns außergewöhnliche, weil in Spanien kaum gebräuchliche Stillleben und weitere kleinere Werke waren vermutlich für den häuslichen Bereich bestimmt.
Die National Gallery in London besitzt mit Zurbaráns „Hl. Margarethe von Antiochia“ (1630–1634, Inv.-Nr. NG1930) und dem „Hl. Franziskus in Meditation“ (1635–1639, Inv.-Nr. NG230) zwei Hauptwerke aus der reifen Phase des Spaniers. Zurbarán war nach einer ersten Ausbildung bei einem lokalen Maler ab 1614 bei Pedro Diaz de Villanueva in Sevilla ausgebildet worden. Dort blieb Zurbarán für drei Jahre und machte Bekanntschaft mit Francisco Pacheco (1564–1644), Juan de Roelas (um 1570–1625) und Francisco Herrera dem Älteren (um 1590–um 1654), den Begründern des Sevillaner Naturalismus. Außerdem seine Zeitgenossen Alonso Cano (1601–1667) und Diego Velázquez (1599–1660) lernte er in Sevilla kennen. Ohne die Meisterprüfung abzulegen, kehrte Zurbarán in die Extremadura zurück. Von dem in Llerna entstandenen Frühwerk ist nichts überliefert. Doch muss es Zurbarán über die Grenzen seiner Heimatstadt berühmt gemacht haben, denn 1626 erhielt Francisco de Zurbarán einen ersten Auftrag für Sevilla. Den Durchbruch brachte ihm die legendäre „Kreuzigung“ (1627) für die Sakristei des Klosters San Pablo el Real, die heute im Art Institute of Chicago hängt. Der einsame Gekreuzigte vor dunklem Hintergrund erschien den Zeitgenossen so realistisch wie eine Skulptur. Damit präsentierte sich Zurbarán als ein Hauptmeister des Sevillaner Realismus und Gestalter von einfühlsamen Kompositionen im Sinne der Gegenreformation.
Francisco de Zurbaráns Werke empfahlen ihn in den 1630er Jahren für königliche und klösterliche Aufträge. So malte er verehrte Ordensgründer oder Geistliche wie den „Hl. Franziskus in Meditation“ in London oder die „Mystische Erscheinung des hl. Petrus vor dem hl. Petro Nolasco“ (1629). Zu den außergewöhnlichen Bildern in diesem Zusammenhang gehört die Serie für Kirche des San Buenaventura College in Sevilla: „Der Heilige Bonaventura auf dem Konzil von Lyon“ und „Die Aussetzung des Leichnams des Heiligen Bonaventura“ (um 1629) befindet sich beide im Louvre; während das „Gebet des Heiligen Bonaventura“ (1628/29) in Dresden verwahrt wird. Wir werden sehen, ob die Gemälde reisen dürfen. 1630 wurde Zurbarán der Titel „Meistermaler der Stadt Sevilla“ verliehen, obwohl er die Prüfungen der Zunft nie abgelegt hat.
Francisco de Zurbaráns berühmtestes Bild, das „Agnus Dei“ (1635–1640), ist in der Fassung des Prado angekündigt. Interessant wäre, wenn auch die etwas frühere aus einer Privatsammlung in Barcelona zum Vergleich nach Großbritannien kommen würden.
Zu den bereits angekündigten Leihgaben aus Madrid gehören auch zwei Bilder aus der Herkules-Serie, die Zurbarán auf Einladung von Diego Velázquez für das Schloss Buen Retiro schuf: „Herkules und Zerberus“ sowie „Herkules und der Kretische Stier“ (1634) gehören zur legendären Ausstattung und zu den einzigen mythologischen Bildern des Sevillaners. In diesem Zusammenhang schuf er auch ein rares Historienbild: „Die Verteidigung von Cádiz gegen die Engländer“ (1634/35).
Das Musée de Grenoble trennt sich von mindesten zwei seiner vier Zurbarán-Meisterwerke: Zwischen 1637 und 1639 gestaltete Francisco de Zurbarán einen monumentalen Altar für das Kartäuserkloster Nuestra Señora de la Defensión in Jerez de la Frontera in der Provinz Cádiz. Insgesamt schmückten zwölf Gemälde auf Leinwand das monumentale und auch skulpturale Werk. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts zerlegt, gelangten vier Gemälde mit der Kindheit Jesu an General de Beylié, der sie von einem Pariser Händler erwarb und 1901 dem Musée de Grenoble schenkte. Francisco de Zurbarán stellte Verkündigung, Hirtenanbetung, Anbetung der hl. drei Könige und die Beschneidung erstmals in dieser erzählerischen Form dar. Zumindest die letzten beiden Bilder sind in London angekündigt.
Die Werke der 1640er und 1650er Jahre zeigen einen höchst aktiven Künstler, der seine Arbeiten auch nach Mittel- und Südamerika exportierte. Leider ist vieles davon verloren oder wurde zerstört. Da Sevilla über einen großen Meerhafen verfügte, schickte der Maler auf eigenes Risiko Werke über den Atlantik. Zu den letzten Gemälden des am 27. August 1664 in Madrid Verstorbenen gehören „Maria und Kind mit hl. Johannes dem Täufer“ (1658, San Diego Museum of Art) und „Die Heilige Familie“ (1659, Szépmuvészeti Múzeum, Budapest). Der in diesen Werken bemerkbare Stilwandel ist auf die Auseinandersetzung Zurbaráns mit dem jüngeren Bartolomé Esteban Murillo zurückzuführen. Dieser hatte ein liebliches Kolorit und eine weichere Malweise in Spanien populär gemacht. Zurbarán verließ daraufhin seinen realistischen Darstellungsmodus und wechselte seine Arbeitsweise. Obschon der (hyper-)realistische Zurbarán der späten 1620er und 1630er Jahre der berühmtere ist, so kann man in London 2026 auch den lieblichen, späten Zurbarán studieren.
Zu den Entdeckungen der letzten Jahre gehören die Zurbaráns Stillleben. In Spanien wurde diese Gattung nur selten ausgeübt, weshalb die schlichten Inszenierungen von Obst, Gemälde und Alltagsgegenständen zu den preziösen Werken aus der Hand und Werkstatt Zurbaráns zählen. In dieser Werkstatt arbeitete auch sein ältester Sohn, Juan de Zurbarán, der ebenfalls Stillleben signierte – aber im Alter von nur 29 Jahren an der Pest starb. Die National Gallery in London besitzt „Eine Schale Wasser und eine Rose“, die um 1630 datiert wird, und „Stillleben mit Zitronen in einem Weidenkorb“ (um 1643–1649) von Juan de Zurbarán.
Die Ausstellung wird organisiert von der National Gallery, London, dem Musée du Louvre, Paris und dem Art Institute of Chicago.
Quelle: National Gallery, London
- Juan Luis Zambrano, Tod des hl. Pedro Nolasco, um 164, Öl auf Leinwand, 165 x 209 cm (Sevilla, Catedral de Sevilla).
- Juan de Zurbarán, Blumen und Früchte in einer chinesischen Schüssel, um 1645, Öl auf Leinwand, 82,6 x 108,6 cm (Chicago (IL), The Art Institute of Chicago, Wirt D. Walker Fund).
Bilder
- Francisco de Zurbarán, Der Ehrwürdige Miguel Gerónimo Carmelo, 1628–1630, Öl auf Leinwand, 112.2 x 88.3 cm (The Minneapolis Institute of Art © The Minneapolis Institute of Art)
- Francisco de Zurbarán, Kreuzigung, 1627, Öl auf Leinwand, 290.3 × 165.5 cm (The Art Institute of Chicago, Robert A. Waller Memorial Fund, Inv.-Nr. 1954.15)
- Francisco de Zurbarán, Mystische Erscheinung des hl. Petrus vor dem hl. Petro Nolasco, 1629, Öl auf Leinwand, 179 x 223 cm (Museo Nacional del Prado, Madrid © Photographic Archive Museo Nacional del Prado)
- Francisco de Zurbarán, Der Heilige Bonaventura auf dem Konzil von Lyon, um 1629, Öl auf Leinwand, 250 x 225 cm (Louvre, Paris, Inv.-Nr. MI 205)
- Francisco de Zurbarán, Gebet des Heiligen Bonaventura, 1628/29, Öl/Lw (Gemäldegalerie Alte Meister, Staatliche Kunstsammlungen Dresden)
- Francisco de Zurbarán, Die Aussetzung des Leichnams des Heiligen Bonaventura, um 1629, Öl auf Leinwand, 245 x 220 cm (Louvre, Paris, Inv.-Nr. MI 205)
- Francisco de Zurbarán, Eine Schale Wasser und eine Rose, um 1630, Öl auf Leinwand 21.2 × 30.1 cm (© The National Gallery, London, Inv.-Nr. NG6566)
- Francisco de Zurbarán, Hl. Margarethe von Antiochia, 1630–1634, Öl auf Leinwand 163 × 105 cm (© The National Gallery, London, Inv.-Nr. NG1930)
- Francisco de Zurbarán, Heilige Elisabeth von Portugal, 1635, Öl auf Leinwand, 184 x 98 cm (Museo del Prado, Madrid)
- Francisco de Zurbarán, Herkules und Zerberus, 1634, Öl auf Leinwand, 132 x 151 cm (Museo Nacional del Prado, Madrid © Photographic Archive Museo Nacional del Prado)
- Francisco de Zurbarán, Herkules und der Kretische Stier, 1634, Öl auf Leinwand, 133 x 152 cm (Museo Nacional del Prado, Madrid © Photographic Archive Museo Nacional del Prado)
- Francisco de Zurbarán, Die Verteidigung von Cádiz gegen die Engländer, 1634–1635, Öl auf Leinwand (Museo del Prado, Madrid)
- Francisco de Zurbarán (zg.), Kolossalkopf, um 1635, Öl auf Leinwand, 246 x 205 cm (Museo Nacional del Prado, Madrid © Photographic Archive Museo Nacional del Prado)
- Francisco de Zurbarán, Hl. Franziskus in Meditation, 1635–1639, Öl auf Leinwand 152 x 99 cm (© The National Gallery, London, Inv.-Nr. NG230)
- Francisco de Zurbarán, Agnus Dei, 1635–1640, Öl auf Leinwand, 37.3 x 62 cm (Museo Nacional del Prado, Madrid © Photographic Archive Museo Nacional del Prado)
- Francisco de Zurbarán, Heilige Casilda, um 1630–1635, Öl auf Leinwand, 171 x 107 cm (Museo Thyssen-Bornemisza, Madrid)
- Francisco de Zurbarán, Heilige Apollonia, um 1636–1640, Öl auf Leinwand, 115 x 67 cm (Paris, Musée du Louvre)
- Francisco de Zurbarán, Heiliger Romanus von Antiochia und Heiliger Barulas, 1638, Öl auf Leinwand, 246.5 × 185.4 cm (The Art Institute of Chicago, Gift of Mrs. Chauncey McCormick and Mrs. Richard E. Danielson, Inv.-Nr. 1947.793)
- Francisco de Zurbarán, Anbetung der Könige, 1638–1639, Öl auf Leinwand, 263.5 x 175 cm (Musée de Grenoble © Ville de Grenoble / Musée de Grenoble – J.L. Lacroix)
- Francisco de Zurbarán, Immaculata Conceptio mit hl. Joachim und hl. Anna, um 1638–1639, Öl auf Leinwand, 255.5 x 177 cm (Scottish National Gallery © National Galleries of Scotland)
- Francisco de Zurbarán, Die Beschneidung, 1638–1639, Öl auf Leinwand, 264 x 176 cm (Musée de Grenoble © Ville de Grenoble / Musée de Grenoble – J.L. Lacroix)
- Francisco de Zurbarán, Christus und die Jungfrau im Haus von Nazareth, um 1640, Öl auf Leinwand, 165 x 218.2 cm (The Cleveland Museum of Art, Cleveland, Ohio © The Cleveland Museum of Art, Cleveland, Ohio)
- Francisco de Zurbarán, Gekreuzigter Christus mit einem Maler, um 1650, Öl auf Leinwand, 105 x 84 cm (Museo Nacional del Prado, Madrid © Photographic Archive Museo Nacional del Prado) X6135
- Francisco de Zurbarán, Maria und Kind mit hl. Johannes dem Täufer, 1658, Öl auf Leinwand, 138.4 x 106.6 cm (San Diego Museum of Art © San Diego Museum of Art)
- Francisco de Zurbarán, Die Heilige Familie, 1659, Öl auf Leinwand, 121.5 x 97 cm (Szépmuvészeti Múzeum, Budapest © Szépmuvészeti Múzeum / Museum of Fine Arts, Budapest)
- Juan de Zurbarán, Blumen und Früchte in einer chinesischen Schale, um 1645, Öl auf Leinwand, 82.6 × 108.6 cm (The Art Institute of Chicago, Chicago, Wirt D. Walker Fund, Inv.-Nr. 1947.511)
- Juan de Zurbarán, Stillleben mit Zitronen in einem Weidenkorb, um 1643–1649, Öl auf Leinwand 81.4 × 108.5 cm (© The National Gallery, London, Inv.-Nr. NG6669)




