Mit einem gekreuzigten, blauetallic schillernden Frosch schockierte Martin Kippenberger 1990 das Wiener Publikum. Die Ausstellung im Bank Austria Kunstforum begnügt sich Gott sei Dank nicht mit solchen Kalauern. Als Neuer Wilder entdeckte Kippenberger gemeinsam mit Albert Oehlen die Malerei und den Duktus wieder (→ Neue Wilde | Junge Wilde). Ein medien- und gattungsübergreifendes Werk mit Musik, Text, Selbstdarstellung folgte. Hier der Versuch eines Textes über einen, den jeder kennt und dennoch niemand fassen kann.
Österreich | Wien: Bank Austria Kunstforum Wien
8.9. – 27.11.2016
Sein Selbst, oder besser seine multiplen Kunst- und Künstlerfiguren, fasste der 1953 in Dortmund geborene und 1977 im Alter von nur 44 Jahren verstorbene Künstler lautstark wie selbstironisch als „die vollkommende Verkörperung der Kunst der 1980er Jahre“ zusammen. Fremdbeschreibungen reichen von Selbstdarsteller, Enfant terrible bis zu Kunst-Punk und Galerienkünstler. Ein rotziger Intellektueller? Ein punkiger Selbstdarsteller? An der Künstlerfigur „Kippy“ kam jedenfalls keiner vorbei, was sich auch heute noch, nahezu zwanzig Jahre nach seinem frühen Tod, als Personenkult niederschlägt. Dem hat Kippenberger durch unzählige Selbstbildnisse und Selbstentäußerungen auch gehörig nachgeholfen, wobei „zwischen Objekt und Person nicht sinnvoll getrennt werden kann“1. Das sinnfälligste Werk in der Schau ist daher m. E. der leere „Spiegel“, eine Leinwand mit dem Titel „Nous n’avons pas de problemes avec les depressions, tant qu’elles ne se mettent pas à être en vogue“ aus dem Jahr 1986. Keine Reflexion (optisch) aber viel Selbstreflexion - überhaupt stehen die Verhältnisse von Kunst und Künstler, Kunst und Gesellschaft im Zentrum von Kippenbergers Schaffen. Lisa Ortner-Kreil als Kuratorin und das Bank Austria Kunstforum stellten sich der schwierigen Aufgabe, ein vielschichtiges und multimediales Mammutwerk zur Schau zu stellen und konzentrierten sich dabei auf Kippenbergers Konzept der Sprache.
Martin Kippenberger (1953–1997) zu präsentieren, ist wahrlich ein schwieriges Unterfangen. Malerei, Zeichnung, Skulptur, Fotografie, Plakat, Multiple, Installation, Performance, Künstlerbuch und Schriften bis hin zum Kuratieren und Sammeln gehörten zu seinen Ausdrucksweisen. Weder Werk noch Persönlichkeit lassen sich in museale (auf Dauer angelegte) Konzepte hineinzwängen, stattdessen pflegte er die kritische Reflexion von Produktions- und Ausstellungsbedingungen. Deutlicher Ausdruck für die Rastlosigkeit des Künstlers sind zweifellos seine häufigen Umzüge, sein permanentes Remixen aller möglicher Quellen aus Kunstgeschichte, Pop-Kultur, Kitsch und Politik, ein eloquentes Springen zwischen den Medien. Stilistisch bildet Kippenbergers Kunst die Schnittmenge von Punk, New Wave, Neo-Expressionismus, ergänzt durch Haltungen und Ansätze aus der Appropriation Art, Institutionskritik, Ortsspezifität, Kontextualität und Performance Kunst. So weit, so gut.
Die Aneignung historischer Kunstwerke erfolgte zwischen performativen Handlungen, Fotografie, Zeichnung bis zur Musik: Joseph Beuys „verarbeitete“ er mit „Die Mutter von Joseph Beuys“ (1984) und dem Album „Kippenberger. Beuys Best“ (1995). Gerhard Richters graue Gemälde hinterließen ebensolche Spuren. Pablo Picassos Werk, genialer Selbstdarsteller wie Kippenberger, „vollendete“ er mit „Jacqueline: The Paintings Pablo Couldn’t Paint Anymore“ (1996). Darin setzte Martin Kippenberger Fotografien der trauernden Witwe in wilde Malerei um und signierte als J.P. (Jacqueline Picasso → Museum Barberini: Picasso. Das späte Werk. Aus der Sammlung Jacqueline Picasso). Und Henri Matisse’s Atelier Soardi in Nizza konnte er im Juni 1996 an Spiderman untervermieten: „L’Atelier Matisse sous-loué à Spiderman“. Für die Serie zu Théodore Géricaults „Das Floß der Medusa“ (1818/19) nahm Kippenberger 1996 die Posen der Modelle ein und zeichnet auch nach der gesamten Komposition. Der tote, leidende Körper, Hoffnung(slosigkeit), Ausgeliefertsein, ein offenes Ende stehen im Zentrum seines Interesses – und gleichzeitig, sonst wäre es wohl kein Kippenberger (!) – zitiert er mit „JE suis Meduse“ einen Asterix und Obelix Comics. Das Ergebnis seiner Beschäftigung mit dem ersten Romantiker der französischen Kunst des 19. Jahrhunderts ist die größte Serie in Kippenbergers Werk, bestehend aus einer gemeinsamen Fotoarbeit mit Elfie Semotan (1995/96), zwei Sets von Zeichnungen, 26 Gemälden, 15 Lithografien und einem Wollteppich. Ein Schlusspunkt, dessen romantische Geste man nicht überbewerten sollte, wie Gabriel Hubmann im Kippenberger-Lesebuch (= Katalog) betont.2
Immer wieder hinterfragte Kippenberger die Autorschaft des Künstlers wie das Subjektivitätskonzept des Expressionismus3 und beauftragte Professionisten mit der Ausführung seiner Werke oder vollendete schon mal Franz Kafkas Romanfragment „Amerika“ mit skulpturalen Mitteln. Selbstermächtigung als Organisator und Kurator sowie Kooperationen und enge Künstlerfreundschaften prägten Kippenbergers Zugang zum Ausstellungs- und Kunstmarkt. Also Kontext-Kunst4? Lisa Ortner-Kreil verordnet daher Kippenbergers Kunstbegriff und -verständnis im Zwischenmenschlichen. Kommunikation, Sprache – in Form von Kunstwerk (Titel, Textelementen), Buch, Plakat wurden daher zum wichtigen Element seiner Kunst.
„Die einen reden, das mach ich auch mit Vorliebe, ne, lieber als malen, malen dauert zu lange, deswegen hab ich’s auch sein lassen. Lieber reden, reden kommt gut.“5 (Martin Kippenberger, 1979)
Kippenberger arbeitete mit Witz und Verwirrung, um einen ironisch-bissigen Kommentar zu bürgerlichen Wertmaßstäben abzugeben. Seine Sozial-Satire wirkt mitunter auf dem ersten Blick dilettantisch. Perfektion hat der Künstler meist vermieden oder perfekte Werke auch schon mal in Auftrag gegeben. Eine Ausnahme scheinen die „Buchaquarelle“ (1991) zu sein, deren meisterhafte Verwendung des Mediums im Werk Kippenbergers erstaunt gleichzeitig aber auch wieder mit Leselupe und Textspiegel das Wort und damit das Verstehen thematisiert. Dass der Künstler dafür seine eigenen Ausstellungskataloge als Motive nahm, ist erneut ein Fingerzeig auf seine Art der Selbsthistorisierung, Selbstbespiegelung, Selbsthinterfragung. Denn „versteht“ man Kippenberger nach einer solchen Lektüre besser?
Kippenbergers Werk wird gerne als Revolte gegen Apathie und Stillstand der 1980er Jahre gedeutet und wie Punk- und New-Wave-Bewegung zur Gegenkultur gezählt. Dass sich seine Sprachverwendung ausgerechnet auf den Dadaismus zurückführen lässt, ist Programm. „Neben Sprachspiel, Ironie und Persiflage strapazierte Kippenberger mittels Sprache in seinem Werk auch die Grenzen des „guten Geschmacks“ und verstieg sich in politische Unkorrektheiten, Misogynie, Homophobie und Rassismen“6, so die Kuratorin. Das Fettnäpfchen und den gewollten Fehler als „natürlichen Lebensraum“?
Wer hat sich schon einmal getraut, einen Bildtitel mit Grammatikfehler zu verzieren? Kippenberger! „Uno di voi, un tedesco in Firenze“ (1976/77) bräuchte eigentlich ein „a Firenze“ (zumindest solange es sich nicht um einen Staat handelt!) und verbindet eine Serie von Bildern in Grauschattierungen. Abgemalte Fotos, Postkarten, Reiseführer im Stil von Gerhard Richters „grauen Bildern“, in denen Richter popkulturelle Sujets, NS-Vergangenheit und den Deutschen (Heißen) Herbst gleichermaßen aufarbeitete. Kippenberger konnte einige Jahre später angesichts einer konstruktiv-abstrakten Komposition „beim besten Willen kein Hakenkreuz entdecken“ (1984), was Ortner-Kreil im „Birkenwald“ auch kongenial versteckt. „Jetzt geh ich in den Birkenwald, denn meine Pillen wirken bald“ (1991) – echt jetzt?
Völlig weiß auf weißem Grund schrieb Kippenberger seine Serie der „Sehr guten Bilder“ von 1991, die im zentralen Ausstellungsraum des Bank Austria Kunstforums installiert sind. Er ließ einen Schüler (Legastheniker) die Titel seiner Werke abschreiben und dahinter die Benotung „Sehr gut“ setzen. Diese Zettel übertrug Kippenberger auf teils großformatige weiße Leinwände, wobei er die Schrift in ebenso weißem Öllack ausführte. Fehlender Figur-Grund-Kontrast, Handschrift, Beleuchtung wiedersetzen sich einer einfachen Lesbarkeit und damit schnellen Rezeption. Nur die Spiegelung des Lichteinfalls auf dem weißen Öllack ermöglicht ein Lesen. Nur die Bewegung vor den Leinwänden garantiert die Wahrnehmung. Kippenberger ließ zudem die Leinwände in die Wände des Ausstellungsraums versetzt einbauen. Die Gemälde lösen sich im Verbund mit der Wand als Körper auf, so wie sich Schrift und Malgrund nahezu untrennbar miteinander verbinden. Dass diese Schriftgemälde nur in einem perfekten White-Cube funktionieren, liegt auf der Hand. Die „jungfräuliche Reinheit“ der Wand und die Inhalte der Texte konterkarieren einander. Alle Werke sind „sehr gut“ – Kippenberger war offenbar dabei guter Laune! Nicht nur ein mit metallischem Autolack-Blau bemalter, gekreuzigter Frosch mit Bierkrug und Spiegelei am Kopf löst so manches Schmunzeln aus, dicht gefolgt von einer abgrundtiefen Selbstoffenbarung, die sich gleich wieder als Spiel zeigt…. Unfassbar der Kontinent Kippenberger!
Lisa Ortner-Kreil, Ingried Brugger (Hg.)
mit Beiträgen von Matthias Dusini, Elisabeth Fiedler, Julia Gelshorn, Gabriel Hubmann, Stefanie Kitzberger, Lisa Ortner-Kreil, Josephine von Perfall, Eckhard Schumacher, Florian Steininger, Gregory H. Williams
einem Statement von Ina Barfuss,
einem Interview von Thomas Trenkler mit Martin Kippenberger,
Wolfgang Bauer und Jörg Schlick,
einem Gespräch von Lisa Ortner-Kreil mit Walther König,
einem Fotoessay von Elfie Semotan
ISBN 978-3-96098-004-9
Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln
25.2.1953-7.3.1997 Martin Kippenberger wurde als Sohn des Direktors der Zeche Katharina-Elisabeth, und einer Hautärztin in Dortmund geboren. Kippenberger hat zwei ältere und zwei jüngere Schwestern.
1956 Umzug nach Essen. „Streng evangelische“ Schulausbildung im Schwarzwald. Zeigte schon als Kind besondere künstlerische Begabung. Nachdem ihm sein Zeichenlehrer nur eine Zwei gegeben hatte, boykottierte er dessen Unterricht. Die Benotung schien dem Jungen unangemessen.
1967 Die Tanzlehrerin Anne Blömke korrigierte seine Haltung – „Herr-Kippenberger-nicht-so-mit-dem-Hintern-wackeln“ – und weckte in Martin Kippenberger den Wunsch, der drittbeste Tänzer Europas zu werden.
1968 Schulabbruch, nachdem Kippenberger die siebte Schulstufe (Untertertia) drei Mal wiederholt hatte. Beginnt eine Lehre als Dekorateur beim Bekleidungshaus Boecker.
1969 Auflösung des Arbeitsverhältnisses wegen Drogenkonsums. Reise nach Skandinavien.
1970 Therapieaufenthalt auf einem Bauernhof bei Hamburg, den Kippenberger als geheilt verließ.
1971 Umzug nach Hamburg. Lernte dort Ina Barfuss, Joachim Krüger und Thomas Wachweger kennen.
1972–1976 Studium an der Hochschule für Bildende Kunst in Hamburg in den Klassen von bei Claus Böhmler, Rudolf Hausner und Franz Erhard Walther. Kein Abschluss.
1976 Wollte Schauspieler werden mit Wahlheimat Florenz. „Uno di voi, un tedesco in Firenze“, erste schwarz-weiße Tafelbilder im Format 50 x 60 cm, nach Postkarten und eigenen Fotografien. Nach etwa 70 Arbeiten brach Kippenberger ab. Eigentlich wollte er, dass die gestapelten Bilder eine Höhe von 189 cm erreichten. Es fehlen 10 Zentimeter zur Vollendung.
1977 Rückkehr nach Hamburg und erste Einzelausstellung in der Zimmergalerie Petersen. Lernte Werner Büttner, Albert und Markus Oehlen kennen.
1978 Umzug nach Berlin. Gemeinsam mit Gisela Capitain gründete Kippenberger „Kippenbergers Büro“. Geschäftsführer der Veranstaltungshalle S.O.36, wo er Filmfestivals und Konzerte organisierte: Lydia Lunch, Wire, Adam and the Ants, Schlagzeuger von Iggy Pop etc. Gründung der Punk-Band Die Grugas mit ihrer ersten Single „Luxus“ (gemeinsam mit Christine Hahn und Eric Mitchell). In seinem Büro präsentierte er Ausstellungen. Im S.O.36 versuchte Kippenberger Punk, New Wave und Kunst miteinander zu verbinden.
1979 Zeigte die „1. Außerordentliche Veranstaltung in Bild und Klang zum Thema der Zeit: Elend“ mit Werner Büttner, Achim Duchow, Walter Dahn, Georg Herold, Ina Barfuss, Michael Deissler, Uwe Gabriel, Joachim Krüger, Albert und Markus Oehlen und Martin Kippenberger. Lernte Michel Würthle, den Besitzer der Paris Bar in Berlin kennen. Seine Arbeiten hingen im Restaurant. Reise nach Amerika. „Knechte des Tourismus“ (mit Achim Schächtele) im Café Einstein in Berlin. Der Plakatmaler Hans Siebert malte für Kippenberger die 12teilige Werkgruppe „Lieber Maler, male mir“. Erwarb erste Arbeiten von Ina Barfuss und Thomas Wachweger für seine eigene Sammlung. Lernte Max Hetzler kennen, der später sein Galerist wurde. Trat als Schauspieler in drei Filmen auf: „Gibby West Germany“ (Christel Kaufmann), „Bildnis einer Trinkerin“ (Ulrike Oettinger), „Liebe Sehnsucht Abenteuer“ (Gisela Stelli). Abbruch der Filmkarriere. Bewunderte „Under the Vulcano“ von Albert Finney und „The Killing of a Chinese Bookie“ von Ben Gazzara.
1980 Umzug nach Paris, um Schriftsteller zu werden. Arbeit an Kippenbergers erstem Roman.
1981 Exzerpte daraus wurden in der Veranstaltungsreihe „Durch die Pubertät zum Erfolg“ umgesetzt. Reise nach Siena. Erste farbige Bildserien, die in der Galerie Hetzler präsentiert wurden „Ein Erfolgsgeheimnis des Herrn A. Onassis“.
1982 Gemeinschaftsarbeiten mit Albert Oehlen: „Capri bei Nacht“, „Orgonkiste bei Nacht“. Lerte Günther Förg und dessen Arbeit kennen und schätzen.
1983 Umzug nach Köln, Atelier am Friesenplatz. Traf Martin Prinzhorn in Wien. Lebte mit Oehlen ein halbes Jahr auf dessen Anwesen Thomasburg in Editz bei Wien. Der Galerist Peter Pakesch machte Kippenberger mit Franz West bekannt. „Fiakerrennen“. Rückkehr nach Köln, „Casa Magnetica“.
1984 Teilnahme an der Gruppenausstellung „Wahrheit ist Arbeit“ im Museum Folkwang in Essen, gemeinsam mit Werner Büttner und Albert Oehlen. Aufenthalt mit Michael Krebber in Santa Cruz auf Teneriffa. Erste Entwürfe zu Skulpturen („Peter“-Serie). Trat der Lord Jim Loge bei, deren oberstes Statut „Keiner hilft keinem“ ist (Gründer: Jörg Schlick und Wolfgang Bauer). „I.N.P.-Bilder (Ist-nicht-Peinlich-Bilder).
1985 Kuraufenthalt in Knokke in Belgien. „Wie es wirklich war; am Beispiel Knokke“ gemeinsam mit einem Ghostwriter. In der Ausstellung „Helmut Newton für Arme“ stellte er erste Fotoarbeiten in der CCD Galerie, Düsseldorf aus. Skulpturen: „Familie Hunger“ und „Ertragsgebirge“. Lernte Christian Bernard, den Direktor der Villa Arson in Nizza, kennen.
1986 Reise nach Brasilien, wo er eine stillgelegte Tankstelle kaufte und in „Tankstelle Martin Bormann“ umbenannte. Erste umfassende Museumsausstellung im Hessischen Landesmuseum, Darmstadt, unter dem Titel „Miete Strom Gas“ (Katalogtexte von Bazon Brock, Diedrich Diederichsen). „Anti Apartheid Drinking Congress“ anlässlich der Commonwealth-Spiele in Edinburgh ist die einzige politische Aktion im Werk Martin Kippenbergers. Lebte im Hotel Chelsea in Köln und übernahm dessen künstlerische Ausgestaltung. Publizierte „Café Central, Skizze zum Entwurf einer Romanfigur“.
1987 Erste Ausstellung in der Villa Arson, Nizza (mit Büttner, Albert und Markus Oehlen). „Peter – Die russische Stellung“ in der Galerie Max Hetzler, Köln, die in Wien, Graz, New York weitere Stationen hat. Kuratierte die Gruppenausstellung „Broken Neon“ im Forum Stadtpark, Graz (mit Joseph Beuys, Georg Jiri Dokoupil, Fischli & Weiss, Franz West und Heimo Zobernig).
1988 Umzug nach Spanien mit Albert Oehlen (Sevilla und Madrid). Beschäftigte sich hier hauptsächlich mit Malerei: „Selbstporträts mit Unterhose“. „Laterne an Betrunkene“ und „Höhenerdisco“ wurden im Aperto der Biennale von Venedig gezeigt.
1989 Geburt seiner Tochter Helena Augusta Eleonore. Vorbereitungen einer Ausstellungstrilogie „Köln/Los Angeles/New York 1990-91 Martin Kippenberger kuratierte die Ausstellung „Europbummel I-III“ in Köln und Graz. Umzug nach Los Angeles.
1990 Erste mit Latex überzogene Bilder. Bekanntschaft mit Mike Kelley, John Cadwell, Ira Wool und Cady Noland. Begann zeitgenössische amerikanische Kunst zu sammeln. Kaufte 35% des italienischen Restaurants Capri in Venice, Los Angeles. Umzug nach Köln und Antritt einer Gastprofessur an der Städelschule in Frankfurt. Mit der Schnitzarbeit „Fred the Frog am Künstlerkreuz“ löste er während einer Ausstellung in der Galerie Jänner in Wien einen Skandal aus.
1991 Umgestaltung der künstlerischen Ausstattung der Paris Bar in Berlin mit Arbeiten von Louise Lawler, Laurie Simmons, Barbara Ess und Zoe Leonard. „Tiefes Kehlchen“ in einem U-Bahn-Tunnel anlässlich der Wiener Festwochen. Ausstellungen im Kölnischen Kunstverein und dem San Francisco Museum of Modern Art.
1992 Unterrichtete in Kassel an der Gesamthochschule. Gastvorlesungen in Yale, Nizza und Amsterdam (bis 1995). Lebte und arbeitete im Schwarzwald fern von der Kunstszene.
1993 Rückzug von Freunden. Kunstverein Kippenberger im Fridericianum, Kassel (bis 1995), wo er Einzelausstellungen von Albert Oehlen, Ulrich Strothjohann, Cosima von Bonin, Michael Krebber, Johannes Wohnseifer und die Gruppenausstellung „Frauenkunst – Männerkunst“ organisierte. „Candidature à une retrospective“ im Centre Pompidou, Paris. U-Bahn-Stationen im Konzept. Gründung des MOMAS (Museum of Modern Art Syros).
1994 Erste Aluminiumskulpturen „Krieg böse“ und „Weihnachtsmann als Frosch getarnt an Spiegelei mit Laterne (Insel) als Palme getarnt“. „Kunst ist Schrebergärtnerei“, darunter der „Don’t Wake Daddy“-Zyklus. „The Happy End of Franz Kafka’s >Amerika<“.
1995 „Erotik hinter Architektur in Tokyo“. Umzug ins Burgenland. Plante eine Ausstellung im Matisse-Atelier in Nizza mit Spiderman-Atelier. „Beuy’s Best“ (CD Release), „Hotel-Hotel“ (Buch).
1996 Heirat mit Elfie Semotan. „The Raft of Medusa“, „J. Picasso“, CD- Produktionen. Martin Kippenberger wurde der Käthe-Kollwitz-Preis verliehen. Lernte Helmut Lang kennen.
1997 Retrospektive „Respektive 1997–1976“ im MAMCO in Genf und „Der Eiermann und sein Ausleger“ im Städtischen Museum Abteiberg in Mönchengladbach.
Am 7. März 1997 verstarb Martin Kippenberger im Alter von 44 Jahren in Wien.