- Vincent van Gogh, Der Sämann, 1888, Öl auf Leinwand, 64,2 × 80,3 cm (Kröller-Müller Museum, Otterlo)
Kröller-Müller Museum
Das Kröller-Müller Museum in Otterlo (Niederlande) gehört zu den wichtigsten Museen in Europa, da es eine der größten Sammlungen von Werken Vincent van Goghs besitzt. Es ist benannt nach Helene Kröller-Müller (1869–1939), die einen Überblick „über die Entwicklung der modernen Kunst vom positiven Realismus um 1860 bis zur Gegenwart, die Impressionismus, Pointillismus und Kubismus umfasst“ konzipierte. Heute ist das Museum vor allem für seine Van Gogh-Sammlung berühmt.
Helene Kröller-Müller und ihre Kunstsammlung
Im Jahr 1905 begannen Helene Kröller-Müller (1869–1939) und ihre Tochter Helene Jr. (1889–1947) Kunstunterricht bei dem Kunstpädagogen Hendricus Petrus („Henk“) Bremmer, einem ehemaligen Künstler. Bald lud sie ihn zu sich nach Hause ein, damit er ihr dort Privatunterricht gab. Als sie 1907 sich daran machte eine Kunstsammlung aufzubauen, engagierte Kröller-Müller Bremmer als persönlichen Berater. Als erstes Werk erwarb sie am 29. Oktober 1907 Paul Joseph Constantin Gabriëls „Es kommt aus der Ferne“ (um 1887), einen niederländischen Künstler der Schule von Den Haag. Ein Jahr später kaufte sie bereits ihre ersten Gemälde von Vincent van Gogh: „Waldrand“ (1883) und „Vier verblühte Sonnenblumen“ (1887).
Im Jahr 1911 musste sich Helene Kröller-Müller einer riskanten Operation unterziehen. Sie beschloss, im Falle ihres Überlebens ein Museum für ihre wachsende Sammlung errichten zu lassen, die sie dem niederländischen Volk vermachen wollte.
Ab 1912 wuchs Kröller-Müllers Sammlung rasant. Sie wollte einen Überblick „über die Entwicklung der modernen Kunst vom positiven Realismus um 1860 bis zur Gegenwart, die Impressionismus, Pointillismus und Kubismus umfasst“1, bieten. Im April gelang ihr in Paris ein großer Coup. Neben 15 Gemälden van Goghs erwarb sie auch ihre ersten neoimpressionistischen Werke: eine Hafenansicht von Georges Seurat und zwei Gemälde von Paul Signac, die sie direkt vom Künstler kaufte.
Mit Georges Seurats (1859–1891) „Hafeneinfahrt von Honfleur“2 (1866) erwarb Kröller-Müller am 11. April 1912 das in der Galerie Bernheim-Jeune, Paris das erste neoimpressionistische Werk. Es kostete 1.500 Gulden. Ihm folgte ein Jahr später (1913) „Der Kanal von Gravelines, Richtung Meer“3 von 1890.
Am 1. Januar 1913 besuchte Helene Kröller-Müller das Atelier von Théo van Rysselberghe in Paris, wo sie sein Porträt „Maria van Rysselberghe-Monnom“ erwarb. Ab dem 1. Juli 1913 hing dieses Gemälde in einem Raum im Erdgeschoss ihres ersten Museums, der den „französischen Pointillisten“ gewidmet war, dem Museum Kröller am Lange Voorhout in Den Haag.4 Dies war das erste Museum für moderne Kunst in den Niederlanden. Helene Kröller-Müller ergänzte ihre bisherigen Erwerbungen mit Seurats „Der Kanal von Gravelines, Richtung Meer“ und vier Gemälden von Signac, von denen sie drei vom Künstler selbst kaufte, darunter „Das Esszimmer, Opus 152“.
Bremmer veröffentlichte am 1. April 1917 den ersten offiziellen Gemäldekatalog, in dem er einen Überblick über die damals 408 Werke umfassende Sammlung gab. Die Neoimpressionisten waren mit 16 Werken vertreten, darunter „Studie für Le Ranelagh“ von Henri-Edmond Cross, das im Mai 1916 in Berlin bei einer Auktion des Nachlasses des deutschen Bankiers und Kunstsammlers Julius Stern erworben worden war.
Helene Kröller-Müller beauftragte im Februar 1920 den belgischen Künstler und Architekten Henry van de Velde mit dem Bau ihres „Großen Museums“ in der Veluwe. Er wurde, wie Bremmer, ein wichtiger Berater. So kaufte sie auf seinen Rat hin 1921 Seurats „Port-en-Bessin, ein Sonntag“ vom deutschen Sammler Karl Ernst Osthaus. Van de Velde kannte dieses Werk sehr gut, da er es 1906 selbst an Osthaus verkauft hatte. Kröller-Müller erwarb in diesem Jahr auch ihr erstes Gemälde von Maximilien Luce, „Die Eisengießerei“. Dieses Werk hing später in Anton Kröllers Arbeitszimmer.
Am 24. Februar 1922 erwarb Bremmer auf Anraten von Van de Velde Seurats Meisterwerk „Chahut“ für Kröller-Müller. Kurze Zeit später war Anton Kröller aufgrund finanzieller Schwierigkeiten des Familienunternehmens Müller & Co. gezwungen, den Bau des Museums einzustellen. Helene Kröller-Müller teilte daraufhin Bremmer mit, dass vorübergehend keine weiteren Kunstwerke erworben werden konnten.
1924 informierte Van de Velde allerings Kröller-Müller, dass Seurats „Ein Sonntag auf der Grande Jatte“ (1884) auf den Markt käme. Obwohl die Sammlung bereits wieder wuchs, kaufte Bremmer das Werk aufgrund des hohen Preises von 12.000 Gulden nicht für sie. Ein weiterer, vielleicht wichtigerer Grund war sein Ärger über Van de Veldes Einmischung.
Um die Sammlung dem Zugriff möglicher Gläubiger zu entziehen, wurde sie in die Kröller-Müller-Stiftung übertragen (14. März 1928). Als im Jahr 1933 die Geschäftsräume von Müller & Co. in der Lange Voorhout geschlossen werden mussten, wurde die Kunstsammlung in den Familiensitz, die Villa Groot Haesebroek in Wassenaar, verlegt.
Am 26. April 1935 schenkte die Kröller-Müller-Stiftung die fast 11.500 Objekte umfassende Sammlung dem niederländischen Staat, der 1937 dem Bau eines kleineren, von Van de Velde entworfenen Museums zustimmte. Das Rijksmuseum Kröller-Müller (heute Kröller-Müller Museum) öffnete am 13. Juli 1938 seine Türen.
Internationale Ausstellungen des Kröller-Müller Museum
Die Sammlunge des Kröller-Müller Museum ist aufgrund ihrer reichen Bestände an Postimpressionismus und Pointillismus international sehr gefragt. Das waren die wichtigsten internationalen Ausstellungsprojekte:
- 2025/26: Kobe | Kobe City Museum: Van Gogh
- 2025/26: London | National Gallery of Art: Pointillismus aus dem Kröller-Müller Museum
- 2016/17: Seurat, Signac, Van Gogh – Wege des Pointillismus (Albertina, Wien)



![Odilon Redon, Le cyclope [Der Zyklop], Detail, um 1914, Öl auf Karton auf Holz, 65,8 x 52,7 cm (Coll. Kröller-Müller Museum, Otterlo)](https://artinwords.de/wp-content/uploads/Odilon-Redon-Der-Zyklop-Detail-778x500.jpg)