Odilon Redon (1840–1916) ließ sich in seinem grafischen Werk von vielen unterschiedlichen Quellen inspirieren. Das Kröller-Müller Museum in Otterloo und die Ny Carlsberg Glyptotek in Kopenhagen stellen mehr als 160 Gemälde, Pastelle, Zeichnungen und Lithografien des französischen Symbolisten aus (→ Symbolismus). Ergänzt werden sie durch musikalische und literarische Werke in Soundduschen, die den Künstler nachweislich beeinflussten. Die Ny Carlsberg Glyptotek thematisiert im Herbst/Winter 2018/19 den Kontext Redons, seine Zeitgenossen und Vorbilder. Aus der eigenen Sammlung ergänzen ausgewählte Gemälde von Edgar Degas, Paul Gauguin, Pierre Bonnard und Vincent van Gogh sowie Skulpturen aus dem Alten Ägypten und Griechenland die Redon-Schau.
Niederlande / Otterlo: Kröller-Müller Museum
2.6.2018 – 9.9.2018
Dänemark / Kopenhagen: Ny Carlsberg Glyptotek
12.10.2018 – 20.1.2019
Odilon Redon war (Pastell-)Maler, Zeichner und Lithograf, lernte jedoch schon in jungen Jahren auch Geige und Klavier spielen und entdeckte seine Liebe zur Literatur. Er unterhielt enge Freundschaften zu Schriftstellern und Komponisten und betätigte sich zudem selbst als Autor und Musiker. Musik, literarische Themen und bildende Kunst waren für ihn untrennbar miteinander verbunden. Schon zu Lebzeiten erntete er viel Lob für seine sehr individuelle Art, diese expressiven Künste in seinem Werk zu vereinen. Wie kein Zweiter griff er damit das im späten 19. Jahrhundert populäre Konzept der Synästhesie auf: die Auffassung, dass das gleichzeitige Ansprechen mehrerer Sinne zu einem intensiveren Kunsterlebnis führt.
Redon fand Inspiration in literarischen und musikalischen Quellen von der klassischen Antike bis hin zu Richard Wagner. Die Ausstellung verdeutlicht dies anhand einer Reihe spezifischer Themen. Dazu gehören z. B. das geflügelte Pferd (Pegasus) oder die Frau, die einerseits als Symbol der Schönheit (Beatrice), andererseits in Gestalt der fatalen Verführerin (Salome) auftritt. Redon verarbeitete diese Themen stets aufs Neue, änderte ihre Erscheinungsform und verlieh ihnen immer wieder neue Bedeutung und machte so ungewöhnliche Assoziationen möglich.
Seine Bewunderung für Wagner lässt sich u. a. an den Darstellungen von Brünnhilde und Parsifal erkennen (vgl. v.a. Henri Fantin-Latours sehr wörtliche Wagner-Illustrationen). Meistens ist jedoch der Bezug zur Musik weniger direkt – vielmehr geht es Odilon Redon darum, einen bestimmten Gemütszustand wachzurufen. Zeitgenossen beschreiben sein Werk oft als musikalische Erfahrung, und er selbst bezeichnet sich als „peintre symphonique“.
„Es ist schwierig, Redons überraschende Kunst zu beschreiben. Es gibt keine echten Vorbilder, außer vielleicht unter den Musikern und insbesondere den Dichtern.“ (Joris-Karl Huysmans in: L’art moderne, 1883)
Redons Rolle als Schriftsteller und Illustrator wird in der Ausstellung anhand einer Reihe von Lithografien gewürdigt, die er für von ihm bewunderte Schriftsteller schuf, wie Gustave Flaubert, Edgar Allan Poe oder Charles Baudelaire. Zudem kombinierte er Lithografien mit eigenen Texten zu visuellen und textuellen Gedichten, wie z.B. seine „Hommage à Goya“. Wort und Bild verschmelzen darin zu einem Gesamtkunstwerk.
Die Ausstellung ist eine Kooperation zwischen dem Kröller-Müller Museum in Otterlo (Holland) und der Ny Carlsberg Glyptotek in Kopenhagen (Dänemark).
Quelle: Pressetext