Oskar Kokoschka (1886–1980) zählt zu den wichtigsten Künstlern des 20. Jahrhunderts. Sein nachhaltiges Erbe für die Kunstproduktion der Nachkriegszeit bis in die Gegenwart ist unbestritten und dennoch rätselhaft: Im von zwei Weltkriegen erschütterten Europa, wo realistische Kunst in Verruf geraten war, setzte sich Kokoschka unerschrocken für die Anerkennung der figurativen Kunst ein. Zeitlebens hielt er an der integralen Kraft einer Kunst jenseits von Staatspropaganda fest, was sich in seinem gesamten Werk niederschlägt.
„Offizielle Kunst ist immer Kitsch, weil sie dem anonymen Besteller dient, wodurch das Erlebnis ausgeschaltet wird.“ (Oskar Kokoschka)
Schweiz | Zürich: Kunsthaus Zürich
14.12.2018 – 10.3.2019
Österreich | Wien: Leopold Museum
6.4. – 8.7.2019
Die als Retrospektive angelegte Ausstellung führt chronologisch durch das malerische Werk von Oskar Kokoschka, ergänzt dieses durch druckgrafische Arbeiten, die Rekonstruktion der Alma Mahler-Puppe, wirft einen Blick auf die Rezeption des Künstlers während des Nationalsozialismus und bringt zwei der späten, bedeutenden Triptycha erstmals seit über 60 Jahren wieder zusammen. Zudem wird das politische Engagement des Malers betont – sein Humanismus, seine Großzügigkeit, sein Eintreten für die europäische Idee. Als Oskar Kokoschka 1980 verstarb, legte ein Kämpfer für ein friedliches Europa den Stift aus der Hand.
Die künstlerische „Abstammung“ Oskar Kokoschkas aus dem Wiener Jugendstil ist das Thema des ersten Raums der Ausstellung. An der k. k. Kunstgewerbeschule (heute: Universität für angewandte Kunst) unterrichteten seit 1900 die Professoren Josef Hoffmann und Koloman Moser, wodurch die Wiener Moderne schon in der Phase ihrer Entstehung zum Unterrichtsgegenstand erhoben wurde. Das gattungsvereinende Gesamtkunstwerk wurde zur Maxime erhoben. Oskar Kokoschka bekam über die Fürsprache seines Zeichenlehrers ein Staatsstipendium für ein Lehramtsstudium am renommierten Institut. Im Jahr 1907 wechselte er in die Klasse von Carl Otto Czeschka, um freischaffender Künstler zu werden. Gleichzeitig verschaffte ihm sein Lehrer Aufträge bei der Wiener Werkstätte. Oskar Kokoschka entwarf in dieser Zeit 22 Postkarten und arbeitete am Gesamtkunstwerk des Cabaret Fledermaus mit.
Stilmerkmale wie die extreme Reduktion der Formen und der Farbtöne (in der Druckgrafik), Ornamentik, Flächigkeit, die Verbindung von Wortkunst und Bildmacht (in den Theaterstücken und Plakatkunst) spielten für das Frühwerk auch des Malers eminent wichtige Rollen. Für die Wiener Werkstätte entwarf er im Sommer 1908 das Märchenbuch „Die träumenden Knaben“: Das Künstlerbuch besteht aus acht Bild-Text-Seiten, die zur Gänze von Oskar Kokoschka verfasst und illustriert wurden. In ihnen schildert er sein sexuelles Erwachen, das mit der Angst verbunden war, das kindliche Paradies verlassen zu müssen. Am Ende finden der Ich-Erzähler und das Mädchen Li nicht zueinander. Die ungelenken Bewegungen der Protagonisten hatte Kokoschka anhand von mageren Kindermodellen an der Kunstgewerbeschule studiert. Die existentielle Körperlichkeit traf dabei auf Vorstellungen von Verletzlichkeit aber auch den zeitgenössischen Diskurs um Sexualität und Körperpolitik, wie die Kuratorin der Wiener Schau, Heike Eipeldauer, in ihrem Katalogbeitrag herausarbeitet. Eine Reihe von Aktzeichnungen aus den Jahren 1907 bis 1913 zeigt androgyne Körper, die Kokoschka in ihren Geschlechtern einander möglichst angeglichen hat. Carl Otto Czeschka hatte die Idee, Oskar Kokoschka mit Artisten und deren Kindern zusammenzubringen. Die klapprigen Körper hocken, stehen oder tanzen, vollführen absurde Bewegungen.
Oskar Kokoschka, der bereits 1908 vom Kunstkritiker und Klimt-Verteidiger Ludwig Hevesi als „Oberwildling“ tituliert wurde, wandte sich als Maler bald von der dominanten Position Gustav Klimts und dessen „Goldener Periode“ ab, um eine Form der wilden, expressiven Malerei zu entwickeln. Schützenhilfe bekam er dabei von Karl Kraus und Adolf Loos wie auch dem Berliner Galeristen Herwarth Walden.
In den Jahren 1909/10 brach Oskar Kokoschka mit den traditionellen aber auch modernen Vorstellungen des repräsentativen Porträts. Die Gefühlswelt des Malers, so scheint es, übertüncht die Wiedergabe des Gesehenen; die visionäre Schau der Porträtierten empfand Kokoschka als so wahrhaftig, dass er auch Hässlichkeit bis hin zu deformierten Körperpartien zuließ. Gleichzeitig wandte er sich dem religiösen Bild zu, das er mit kubistischer Formzertrümmerung (ohne die Möglichen des Analytischen Kubismus auszuschöpfen) und toniger Farbigkeit umsetzte. Das „Stillleben mit Hammel und Hyazinthe“ (1910, Belvedere) entstand anlässlich einer Ostereinladung bei Freunden. Das Opfertier und die geheimnisvoll weiß leuchtende Hyazinthe treffen auf einen Olm und eine weiße Maus, zufälliges Arrangement und Erlösermythos greifen in der Komposition ineinander.
Die Porträts seiner heute berühmten Freunde und Weggefährten, ergänzt durch äußerst couragierte Kunstsammlerinnen und Sammler führen den Bildnismaler Kokoschka vor. Kratzspuren in der Ölfarbe, ein analytischer Blick und experimentelle Porträtauffassung. Mitte Oktober 1909 malte Oskar Kokoschka schließlich das Porträt von Adolf Loos in dessen Wohnung hinter dem Wiener Musikverein. In der ersten Monografie über Kokoschka fühlte sich Paul Westheim 1918 überzeugend in den kreativen Prozess Kokoschkas ein:
„Das Eiserne, Schneidende dieses Typus zu individualisieren, muß ihn [Kokoschka] ungemein gereizt haben. Ist es nicht so, wenn man aus der Malfläche das Scharfkantige dieses Profils heraustreten sieht, dieses Kinn, diese Backen, die die gedrungene Kraft eines Maschinenteils in sich zu haben scheinen, als ob über Wogen plötzlich ein Schiffsbug sich aufreckte? Wie weiter die Hände ineinander verzahnt und verschraubt sind. Ein Räderwerk aus Fleisch und Knochen, an dem Glied in Glied greift. Eine eminente Charakteristik, die einen Menschen wie ein Monument vor die Augen stellt.“
Zwei Räume hintereinander stellt das Leopold Museum das frühe Porträtschaffen von Oskar Kokoschka in den 1910er Jahren vor. Die Bildnisse zeigen feinnervige, aufgewühlte Personen. Mit ihnen prägte Kokoschka den Expressionismus in Wien und Berlin. Bessie Bruce greift sich an den Arm (1910, Berlin), Vater Hirsch sinniert (1909, LENTOS, Kunstmuseum Linz), Paul Scheerbart (1909, Vally Sabarsky Foundation, Inc.) gibt den Dichter, Arnold Schönberg spielt ein unsichtbares Cello (1924).
„Keine Kokoschka-Ausstellung ohne die extrem produktive Phase, während der Kokoschka und Alma Mahler eine leidenschaftliche Beziehung pflegten“, so Eipeldauer. Im April 1912 hatte er anlässlich eines Porträtauftrags die ehrfurchtgebietende und gleichermaßen faszinierende Alma Mahler kennengelernt. Die „Salonlöwin“ hatte sich ihre finanzielle Unabhängigkeit gesichert und in ihrem Haus verkehrten Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Kunst. Alma Mahler war seit knapp einem Jahr verwitwet und begann eine heimliche Affäre mit dem „Oberwildling“ von Wien.
Das Leopold Museum stellt das erste von drei Doppelporträts aus dem Museum Folkwang in Essen aus, gefolgt von der Landschaft Cima Tre Croci“ (1913, Leopold Museum) und „Fortuna“ (Leopold Privatsammlung). Die Fächer – allen voran aber das erst 1989 entdeckte und hier zum zweiten Mal ausgestellte Fresko aus der Mahler-Villa an der Rax – erzählen die Geschichte der Passion: Kokoschka und Alma Mahler mythisch überhöht. Dissonante Farbigkeit und aufgewühlte Pinselschrift kennzeichnen „Stillleben mit Putto und Kaninchen“ (1913/14, Kunsthaus Zürich), eine symbolisch aufgeladene Zusammenstellung von Tieren und einem Baby, das Alma Mahlers Abtreibung(en) thematisiert: Putto und Katze tragen die Gesichtszüge der werdenden Mutter. Das über dem Kamin gemalte Fresko zeigt den Künstler in den Flammen – einzig die engelsgleiche Alma wäre in der Lage, ihn aus dieser höllischen Qual zu befreien.
Die Muse aber auch die Angst vor dem Kriegseinsatz als Infanterist trieben den Maler 1915 in den Ersten Weltkrieg. Diesen überlebte er schwer verwundet und traumatisiert, weshalb bisher die „Puppe“ als kompensatorischer Akt des Malers in Dresden interpretiert wurde. Diese einseitige Deutung darf man vermutlich zurecht um das dadaistische Potenzial der Aktion erweitern. In Zusammenarbeit mit der Münchner Puppenmacherin Hermine Moos erschuf Kokoschka ein Alter Ego seiner Geliebten, eine künstliche Muse, eine willenlose Marionette, einen Fetisch aus weißem Eisbärfell. Trotz intensiver Bemühungen von Frau Moos war dem Künstler der Puppenkörper jedoch zu wenig realistisch. Die Rekonstruktion der „Puppe“ von Denis Savary sowie die erhaltenen Fotografien von Hermine Moos offenbaren den satirischen Gehalt der Aktion. Die „Puppe“ in die Semper Oper mitzunehmen, versprach Aufmerksamkeit – und hielt dem Akademieprofessor auch heiratswillige Damen vom Hals. Der „verstoßene Liebhaber“, wie sich Kokoschka selbst nannte, führte als Selbstinszenierer und Theaterautor die Regie.
In den Jahren 1919 bis 1923 hatte Oskar Kokoschka eine Professur an der renommierten Kunstakademie in Dresden inne. In diesen Jahren fand er zu reinen, leuchtenden Farben. Nach Jahren der Rekonvaleszenz und der Enttäuschung über die Menschheit gelang es Oskar Kokoschka, neuen Halt zu finden. Dies zeigt sich deutlich in den Gemälden ab 1921, mit denen der nunmehr in Dresden lehrende Maler sich wohl auch mit den künstlerischen Äußerungen der Expressionisten auseinandersetzte. Zeitgenossen verglichen die Bilder mit jenen von Emil Nolde oder auch Ernst Ludwig Kirchner, angesichts der sprühenden Farben und der monumentalen Komposition.
Das malerische Werk von Oskar Kokoschka erfuhr während des Ersten Weltkriegs eine deutliche Veränderung – stilistisch wie auch thematisch. Aus gesundheitlichen Gründen hielt er sich in Dresden auf. Das Elbflorenz, mit seinen barocken Gebäuden, der berühmten Gemäldegalerie und den schon von Canaletto gemalten Brücken, inspirierte Kokoschka vermehrt zu Landschaftsbildern. Vor Dresden widmete sich Kokoschka nur vereinzelt dem Naturbild, in Dresden wandelte er sich langsam zu einem Landschaftsmaler. Charakteristisch für die nun folgenden Gemälde sind der flüssige Pinselduktus und die leuchtenden, vitalen Farben aber auch der leicht gewölbte Bildraum, mit denen Kokoschka seinen subjektiven Blick auf Städte vermittelte.
Im Jahr 1925 schied Kokoschka endgültig aus dem Professorenkollegium in Dresden aus und kehrte nach Wien zurück, denn er wollte frei sein und reisen. Finanziert wurden die Malexpeditionen rund um das Mittelmeer vom Berliner Galeristen Paul Cassirer, der die Landschaftsgemälde sogleich erwarb. Wie sich Oskar Kokoschka im Schützengraben während des Ersten Weltkriegs geschworen hatte, widmete er sich nun ausschließlich der Schönheit der Welt. Mitte der 1920er Jahre war Oskar Kokoschka als Maler und als Dichter am bisherigen Höhepunkt seines Ruhms. Er war in den vergangenen beiden Jahren durch halb Europa gefahren und hatte 35 Städtebilder gemalt. Damit wollte er seinen Zeitgenossen ein besseres Verständnis der Welt vermitteln, wie er einer Freundin schrieb. Die Ausstellung bei Paul Cassirer in Berlin wurde von der Kritik gefeiert. Paris, London, Venedig gehörten zu seinen ersten Zielen in Europa, gefolgt von Nordafrika im Frühjahr 1928.
Die Weltwirtschaftskrise traf den vielreisenden Kokoschka schwer. Zwar hatte er mit einer großen Ausstellung in der Kunsthalle Mannheim und in der Pariser Galerie von Georges Petit internationalen Erfolg, doch er verkaufte nichts. Kokoschka war 1931 wieder mittellos. Genau in dieser Situation machte ihm das Historische Museum der Stadt Wien ein unglaubliches Angebot: Für 12.000 Schilling, ein lukratives Honorar, wünschte sich die Direktion eine Wiener Ansicht. Kokoschka nannte es deshalb sein „Lebensrettungsbild“. Als Standort wählte er den Park von Schloss Wilhelminenberg unweit von seinem eigenen Haus im Liebhartstal. Das im 16. Wiener Gemeindebezirk gelegene Palais war um 1900 die Residenz von österreichischen Erzherzögen. 1926 erwarb die Stadt Wien das Anwesen samt Park und richtete ein städtisches Kinderheim ein. Ein für die Elite errichteter Palast wurde vom Roten Wien den Kindern der Armen gewidmet! Kokoschka richtete im Herbst 1931 seinen Blick auf die im Garten spielenden Kinder und beschrieb das Bild so:
„Im Vordergrund verschiedene Gruppen von Kindern, die die alten, bekannten Spiele spielen und neue, die man ihnen beigebracht hatte. […] Der Mittelgrund zeigt den Palast, in dem sie untergebracht waren. Im Hintergrund ein weiter Blick über Wien und das Donautal… Da der Vordergrund die anderen beiden an Ausdehnung übersteigt, erscheint das Bild voll von jubilierenden Kindern. Es war mein erstes Bild mit politischer Einstellung.“
Oskar Kokoschka war nach dem Tod seiner Mutter im Herbst 1934 nach Prag gekommen, um Wien zu entfliehen und seine Schwester zu sehen. Der Umzug nach Prag erfolgte aus wirtschaftlichen Gründen, denn er sollte den Staatsgründer und Präsidenten der Tschechoslowakischen Republik, den bereits hochbetagten Tomáš Garrigue Masaryk, porträtieren. Die Schönheit der Stadt spornte ihn zu 16 Städtebildern an (Herbst 1934–1938). Ende des Jahres 1934 lernte er die 19-jährige Oldriska Palkovská, genannt Olda, kennen. Die beiden freundeten sich trotz des Altersunterschieds von 29 Jahren an, flohen 1938 gemeinsam nach London und heirateten 1941.
Sofort nachdem Oskar Kokoschka im englischen Exil angekommen war, begann er sich politisch zu engagieren – obwohl er sich selbst für einen unpolitischen Künstler hielt. Seiner Ansicht nach sollten die „politischen“ Bilder dieser Jahre, „die Augen anderer öffnen dafür, wie ich den Krieg sah“. Oskar Kokoschka war ein tief humanistischer Mensch, der sich an der „Erziehung des Volkes“ beteiligen wollte. Zur sich verschlimmernden politischen Lage äußerte sich der Maler daher in Vorträgen und in Allegorien. Allegorien sind höchst komplexe Bilder, in denen allgemeine Begriffe und Gedankengebäude mit Hilfe von Figuren ausgedrückt werden. Manchmal bezeichnete er diese vielfigurigen Kompositionen auch als Karikaturen. Die Ausstellung führt eine beachtliche Serie an politischen Allegorien zusammen, in denen Kokoschkas persönliche Interpretation der Kriegsereignisse – aber auch des Fehlverhaltens von Großbritannien, Italien und Russland – visualisierte.
Auch nach Ende des Zweiten Weltkriegs beschäftigte sich Oskar Kokoschka mit „politischen“ Bildern, die er allerdings nicht als Kommentar auf die Tagespolitik dachte. Stattdessen begeisterte er sich zunehmend für das Klassische Griechenland. Hellas, die Akropolis und die Literatur von Aristophanes oder Herodot von Halikarnassos wurden zu Inspirationsquellen und Identifikationsmomente des österreichischen Malers mit britischer Staatsbürgerschaft (ab 1947), der ab 1951 in der Schweiz lebte und zum Lieblingsporträtisten so manchen deutschen Bürgermeisters avancierte.
Das Spätwerk des Unangepassten ist ausdrucksstark und farbintensiv. Immer wieder setzte sich Kokoschka mit der Frage auseinander: Wer bist du, Mensch? Welche Verantwortung hast du gegenüber anderen Menschen? In großformatigen Kompositionen wie den beiden dreiteiligen Werken „Prometheus Triptychon“ (1950) und „Thermopylen“ (1954). Damit bereitete er der Generation der Jungen Wilden den Boden, die ab Mitte der 1970er Jahre die neo-expressive Malerei wiederentdeckten.
Nicht nur als Maler, Grafiker und Literat hinterließ Oskar Kokoschka eine deutliche Spur in der europäischen Kulturgeschichte, sondern auch als gewichtiger Vertreter eines neuen Humanismus. So kämpfte er zeitlebens für Volksbildung und Völkerverständigung auf der Basis des antiken Hellas. In diesem Sinne verehrte er den tschechischen Philosophen Comenius und betreute ab 1953 die von ihm gegründete Schule des Sehens in Salzburg. Kokoschkas Kunst entzieht sich jeglicher nationalen Zugehörigkeit: Er war der Wiener Oberwildling, der Dresdner Professor, der tschechische Kommentator des Zeitgeschehens und schlussendlich ein Brite in der Schweiz. Immer aber glaubte er an das Verantwortungsbewusstsein des Menschen.
Mit rund 150 Exponaten trug die Ausstellung im Kunsthaus Zürich sämtlichen Schaffensphasen des Künstlers Rechnung. Sämtliche von Kokoschka verwendeten Techniken wie Ölmalerei, Pastell, Zeichnung, Aquarell, Druckgrafik sowie Theaterstücke und Kostümentwürfe werden in der von Cathérine Hug initiierten und kuratierten Präsentation vorgestellt.
Schon früh spielte das Kunsthaus Zürich eine wichtige Rolle in Kokoschkas Laufbahn. Folglich ist der Sammlungsbestand mit über zehn Ölgemälden, darunter Meisterwerken wie „Liebespaar mit Katze“ (1917), gut bestückt. Aufgrund seines Schweizer Domizils in seinen letzten 27 Lebensjahren befinden sich außer in Wien auch in Vevey und Zürich wichtige Teile dieses Künstlernachlasses. Die letzte Retrospektive in der Schweiz zu Kokoschka fand 1986 am Kunsthaus Zürich statt. Es ist also an der Zeit, die spektakulären Originale dieses expressiven Malers mit dem unverkennbaren Pinselstrich sowohl einer jüngeren Generation wie auch langjährigen Bewunderern wieder näherzubringen.
„Möglicherweise ist die zeitgemäße Flucht vor der Gegenständlichkeit weniger mit einer Unfähigkeit zur Gestaltung und richtiger mit einer Schrumpfung der Erlebnisfähigkeit zu erklären.“ (Oskar Kokoschka)