Pietro Tacca

Wer war Pietro Tacca?

Pietro Tacca (Carrara 6.9.1577–26.10.1640 Florenz) war ein italienischer Architekt, Bildhauer und Bronzegießer des Barock. Sein Sohn Fernando Tacca (1619–1686) war ebenfalls als Bronzebildhauer, und seit 1650 vermehrt als Bühnenbildner und Theaterbauer tätig.

Kindheit & Ausbildung

Pietro Tacca wurde am 6. September 1577 in Carrara geboren.

Eigentlich sollte Tacca dem Wunsch seines Vaters entsprechend Jura studieren. Auf Empfehlung des Bildhauers Jacques Piccardi erlernte Tacca neben allgemeiner künstlerischer Grundkenntnisse auch das Modellieren. Im Alter von 15 Jahren wurde er Schüler von Giovanni da Bologna, genannt Giambologna (1592).

Am 12. März 1599 wurde Pietro Tacca in die Zunft der Maler und Bildhauer aufgenommen. Als 1601 Pierre Franqueville das Atelier verließ, avancierte Tacca zum „Meisterschüler“ Giambolognas. Als dieser im August 1608 starb, wurde Tacca der Nachfolger seines Freunds und Lehrers.

Werke

Als Bronzegießer schuf Tacca Brunnen und Reiterstatuen. Marmorarbeiten führte er selten selbst aus; er zeichnete die Pläne und ließ diese u. a. von seinem Schüler Bartolomeo Salvini ausführen. Ein von Tacca gestalteter Brunnen mit Meeresungeheuern (Bronze, 1619) befindet sich auf der Piazza dell'Annunziata in Florenz.

Reiterstatuetten

Das um 1600 bei Giambologna in Auftrag gegebene Reiterstandbild von Ferdinando de‘ Medici (um 1608) ist weitestgehend von Pietro Tacca ausgeführt worden. Das Denkmal wurde anlässlich der Hochzeit des Thronfolgers Cosimo II. (1590–1621) mit Maria Magdalena von Österreich (1587–1631) auf der Piazza della SS. Annunziata öffentlich präsentiert. Ob die „Reiterstatuette des Großherzogs Ferdinando II. de’ Medici (mit später eingesetztem Kopf Zar Peters des Großen)“ (um 1615/21, Kopf um 1710) damit in Zusammenhang steht, konnte bis dato noch nicht eindeutig geklärt werden. Die Reiterstatuette ist im 1687 nach dem Ableben Ferdinando Taccas erstellten Inventar der Werkstatt im Borgo Pinti in Florenz dokumentiert. Allerdings verfügte sie zu diesem Zeitpunkt noch über den aus Wachs geformten Kopf des Großherzogs Ferdinando II. de’ Medici (1610–1670). Drei weitere Reiterstatuetten stellen König Ludwig XIII. von Frankreich (Bargello, Florenz), Herzog Karl Emanuel I. von Savoyen (Löwenburg, Kassel) und Großherzog Cosimo III. de’ Medici (Sammlung Corsini, Florenz) dar. Alle drei wurden mit den jeweils Dargestellten als Reiter in Auftrag gegeben, und die Figuren wurden, wie technische Untersuchungen zeigen, im Ganzen gegossen.

Büste des Großherzogs Ferdinando I. de’ Medici

Für die Büste des Großherzogs Ferdinando I. de’ Medici (um 1608, The Princely Collection Liechtenstein, Wien-Vaduz) Als formale Bezugspunkte können Büsten Ferdinandos von Giambologna in Bronze und Marmor sowie die Reiterstandbilder gelten. Der Hofbildhauer der Medici gestaltete die Porträts, deren Umsetzung zu weiten Teilen Pietro Tacca überlassen wurde. Zwei Porträtbüsten von Ferdinando I. (unvollendet, Bargello) und seinem Vater CosimoI. (Uffizien) sind die bedeutendsten Referenzen. In einem Übernahmeinventar von Objekten des Palazzo del Parione, des vormaligen Wohnsitzes von Don Giovanni de’ Medici (1567–1621), einem Halbbruder Ferdinandos, in den Haushalt der Großherzöge wurden die Pendants 1622 geschätzt. Aus dem Dokument geht Pietro Tacca eindeutig als Urheber hervor.

Für die Ausführung des Gesichtes Ferdinandos dürfte Tacca auf ein konkretes Wachsmodell Giambolognas zurückgegriffen haben. Ferdinando verstarb 1609, ein Jahr nach Giambologna und der Übernahme seiner Werkstatt durch Tacca. 1613 hatte dieser eine Büste Ferdinandos I. als persönliches Geschenk für die Tochter des Großherzogs, Maria de’ Medici (1575–1642, vermutlich The Metropolitan Museum, New York), nach Frankreich geschickt. Sie stellt Ferdinando in jüngeren Jahren dar als die Versionen in der Liechtenstein‘schen Sammlung. Letztere fällt besonders durch die feine Nachbearbeitung und die genau beobachteten Texturen auf. Da Ferdinando vor seiner Ernennung zum Großherzog Kardinal war und nie als Feldherr in Erscheinung trat, stammt die Inspiration für den Orden vermutlich vom Reiterbildnis König Heinrichs IV. von Frankreich in Paris (1792 zerstört). Auch mit der schräg über die Brust drapierten Schärpe bedient sich Tacca der Motive aus Giambolognas Herrscherbildnissen zu Pferde, besonders jenen in kleinem Format.

Taten des Herkules

Großherzog Cosimo II. de’ Medici (1590–1621) gab 1614 bei Pietro Tacca, Orazio Mocchi (1571–1625) und Andrea di Michelangelo Ferrucci (1559–1626) Modelle für eine Serie der Taten des Herkules in Auftrag, die allerdings nie umgesetzt wurde. Mit einer dokumentierten Größe von eineinhalb braccie (rund 87,5 cm), entsprechen die Modelle den Dimensionen der fünf als zusammengehörig identifizierten Werke. Pietro Taccas Modelle sind für 1633 archivalisch dokumentiert. Ferdinando dürfte nach dem Tod des Vaters und der Übernahme seiner Werkstatt auf diese zurückgegriffen haben.

Reiterdenkmal für Philipp IV. (1634–1640)

Zwischen 1634 und 1640 arbeitete Pietro Tacca am Madrider Reiterdenkmal für Philipp IV., dessen Konzept sich an einem Gemälde des Königs von Diego Velázquez orientiert. Dieses Denkmal ist das erste Reiterstandbild der Kunstgeschichte, bei dem es Bildhauer und Bronzegießer gelungen ist, einen Reiter auf einem Pferd in der Levade darzustellen. Der nach Legende soll ihm Galileo Galilei bei der Lösung der statischen Probleme geholfen haben.

Tod

Pietro Tacca starb am 26. Oktober 1640 in der Nähe von Florenz.