Rom | Palazzo Barberini: Bernini und die Barberini

Giovanni Lorenzo Bernini, Heiliger Sebastian, Detail, 1616-1617, Marmor (Privatsammlung, Leihe an das Thyssen Bornemisza Museum, Madrid)
Die Gallerie Nazionali d'Arte Antica im Palazzo Barberini erzählen ab Mitte Februar 2026 in der Ausstellung „Bernini und die Barberinis“ die Geschichte des berühmten Barockbildhauers aus einer einzigartigen Perspektive: der Beziehung von Gian Lorenzo Bernini zu seinem ersten und wichtigsten Förderer, Kardinal Maffeo Barberini (Florenz 1568–1644 Rom), der 1623 zu Papst Urban VIII. gewählt wurde. Das Projekt vereint herausragende Leihgaben aus renommierten internationalen Museen in Rom und findet zeitgleich mit dem 400. Jahrestag der Weihe des neuen Petersdoms (1626) statt, einem der Höhepunkte des römischen Barock und des Schaffens Berninis.
Bernini e i Barberini [Bernini und die Barberini]
Italien | Rom: Palazzo Barberini
12.2. – 14.6.2026
Bernini und die Barberini 2026 in Rom
Die von Andrea Bacchi und Maurizia Cicconi kuratierte Ausstellung erzählt die Entstehungsgeschichte des Barock aus der besonderen Perspektive des persönlichen und intellektuellen Dialogs zwischen Bernini und Papst Urban VIII., Schlüsselfiguren in der Etablierung der Kunstsprache des 17. Jahrhunderts. Laut einigen Wissenschaftlern war es die Begegnung zwischen dem Bildhauer und dem Papst, die den Wendepunkt markierte und einen neuen Stil hervorbrachte.1 Doch es gibt noch mehr: Es war Maffeo Barberini, ein kultivierter Mäzen und ehrgeiziger Kardinal, der Berninis Talent entdeckte und durch ihre langjährige Zusammenarbeit die volle Reife der barocken Ästhetik bestimmte.
Vom Manierismus zum Barock
Im Palazzo Barberini wird der Werdegang des Künstlers von seinen Anfängen an nachgezeichnet, mit besonderem Fokus auf den Übergang vom späten Manierismus, den er in der Werkstatt seines Vaters Pietro Bernini erlernte, zu einer persönlichen Bildsprache von überwältigender Ausdruckskraft. Wegweisende Werke wie der „Putto mit Drache“ (um 1617) aus dem Getty Museum zeugen vom Beginn der barocken Bildhauerei, während außergewöhnliche Leihgaben wie „Die vier Jahreszeiten“ (1615/16) aus der Sammlung Aldobrandini Einblicke in Gian Lorenzos Beziehung zu seinem Vater gewähren.
Die vier Jahreszeiten wurden 1980 von Federico Zeri identifiziert und erstmals publiziert, nachdem er sie in der Villa Aldobrandini in Frascati entdeckt hatte;2 Maria Barbara Guerrieri Borsoi konnte sie bis zu ihrer Aufstellung in Leone Strozzis Villa auf dem Esquilin zurückverfolgen, wo sie bereits Mitte des 17. Jahrhunderts eindeutig belegt sind.3 Seither wird über den Anteil von Gian Lorenzo Bernini diskutiert, während die Autorschaft der gesamten Gruppe eindeutig dessen Vater, Pietro Bernini, zugeschrieben werden kann.
Jede Jahreszeit ist mit dem Tierkreiszeichen des jeweiligen Monats dargestellt, begleitet von charakteristischen Blumen und Früchten. Eine Ausnahme bildet der Winter, der in einen Pelzmantel gehüllt ist und sich am Feuer wärmt. Diese Figur ist die originellste und ansprechendste, zweifellos ein Beweis von Pietros Können. Gian Lorenzos Anteil an den Jahreszeiten lässt sich an den schweren Früchten des Herbstes und dem prächtigen Blumenstrauß des Frühlings erkennen. Die Formen strahlen Vitalität und Natürlichkeit aus und deuten die bahnbrechende Innovation an, die sich in den Werken des folgenden Jahrzehnts vollends entfalten sollte.
Vor knapp zehn Jahren hat die Frage der Datierung der Vier Jahreszeiten noch einen Expertenstreit ausgelöst. Wir dürfen gespannt sein, welche Vorschläge die beiden Kurator:innen 2026 zu Händescheidung und Datierung unterbreiten.
- Gian Lorenzo Bernini, Büste von Papst Paul V, seitlich, 1621, Marmor (The J. Paul Getty Museum, Los Angeles)
- Giovanni Lorenzo Bernini, Heiliger Sebastian, 1616-1617, Marmor (Privatsammlung, Leihe an das Thyssen Bornemisza Museum, Madrid)
Berninis Hl. Sebastian für Maffeo Barberini
Zu den ersten Werken, die Gian Lorenzo Bernini für Maffeo Barberini geschaffen hat, zählt der „Heilige Sebastian“ (1616/17, Privatsammlung) aus dem Thyssen-Bornemisza-Museum in Madrid. Ein Dokuments vom 29. Dezember 1617 belegt die Zahlung von 50 Escudos durch Maffeo Barberini an Gian Lorenzos Vater und dadurch die Datierung der Skulptur. Die Provenienz spricht ebenso für einen direkten Auftrag des Kardinals: Der „Heilige Sebastian“ konnte bis zum Palast von Kardinal Maffeo Barberini zurückverfolgt werden, wo er möglicherweise dessen Kapelle schmückte. Die Skulptur wurde erstmals 1628 inventarisiert, als sie vom Familienhaus in der Via dei Giubbonari in das neue Gebäude in der Via delle Quattro Fontane gebracht wurde. Dort gelangte sie in den Besitz von Maffeos Neffen, Kardinal Francesco Barberini (1597–1679).
Für dieses bedeutende Werk aus Berninis Frühphase ließ er sich von Darstellungen der Passion Christi und dem Werk Michelangelo Buonarrotis inspirieren. Kunsthistoriker:innen haben zwei konkrete Werke des Renaissance-Bildhauers als mögliche Vorbilder identifiziert: die Vatikanische „Pietà“ und die „Pietà“ im Museo dell’Opera del Duomo in Florenz, die sich Anfang des 17. Jahrhunderts in Rom befand. Chronologisch ist der „Heilige Sebastian“ nach dem „Heiligen Laurentius auf dem Rost“ in der Sammlung Contini-Bonacossi (Palazzo Pitti, Florenz) und vor der Gruppe von „Aeneas, Anchises und Ascanius“ in der Galleria Borghese in Rom entstanden.
Porträts der Barberini
Die Porträtgalerie der Barberini-Vorfahren kehrt erstmals an ihren angestammten Platz im Palazzo Barberini zurück. Die Marmorwerke von Gian Lorenzo Bernini, Giuliano Finelli (1601–1653, ehemaliger Mitarbeiter Berninis) und Francesco Mochi (1580–1654), die sich derzeit in zahlreichen Sammlungen befinden, werden hier prominent präsentiert. Besonderes Augenmerk gilt den Bildern und dem Andenken an Urban VIII. Auch Bernini selbst, der Maler, wird vertreten sein – mit erstmals ausgestellten Gemälden.
400 Jahre Petersdom
Zeichnungen, Stiche und Modelle von Gian Lorenzo Bernini (und seinem Umkreis) laden das Publikum ein, die Rolle des Künstlers bei den bedeutenden Bauprojekten des Petersdoms zu entdecken, vom Baldachin über den Umbau des Querschiffs bis hin zum Grabmal Urbans VIII.
Bernini und Reni
Am Ende wird Gian Lorenzo Bernini neben anderen großen Künstlern seiner Zeit, darunter Guido Reni, auf eine Reise durch das römische und bolognesische Barock des 17. Jahrhunderts und die Familie Barberini, jener Dynastie, die das Gesicht Roms im Barock prägte, gestellt.
Kuratiert von Andrea Bacchi und Maurizia Cicconi.
Bilder
- Gian Lorenzo Bernini, Knabe mit einem Drachen, 1616 (Getty Museum, Los Angeles)
- Giovanni Lorenzo Bernini, Heiliger Sebastian, Detail, 1616-1617, Marmor (Privatsammlung, Leihe an das Thyssen Bornemisza Museum, Madrid)
- Gian Lorenzo Bernini, Büste von Papst Paul V, 1621, Marmor (The J. Paul Getty Museum, Los Angeles)
- Gian Lorenzo Bernini, Porträt von Costanza Bonarelli, 1637–1638, Marmor (Florenz, Museo Nazionale del Bargello)




