Venedig | Gallerie dell’Accademia: Marina Abramović

Marina Abramović, Pietà (Anima Mundi), Detail, 1983–2002, C-print, 183 × 183 × 5.5 cm
Erstmals 260-jährigen Geschichte widmen die Gallerie dell’Accademia einer lebenden Künstlerin eine Einzelausstellung: Marina Abramović (*30.11.1946). Mit „Marina Abramović. Transforming Energy“ feiert Venedig die Pionierin der Performance-Kunst ihren 80. Geburtstag!
Marina Abramović. Transforming Energy
Italien | Venedig: Gallerie dell’Accademia
6.5. – 19.10.2026
- Tizian, Pietà, 1575–1576, Öl auf Leinwand, 353 x 347 cm (Gallerie dell’Accademia, Venedig)
- Marina Abramović, Pietà (Anima Mundi), 1983–2002, C-print, 183 × 183 × 5.5 cm
Marina Abramović 2026 in Italien
Gleichzeitig zur 61. Biennale di Venezia zeigen die Gallerie dell’Accademia eine großangelegte Einzelausstellung zur bekannten Performance-Künstlerin Marina Abramović. Die am 30. November 1946 in Belgrad geborene, schockierte seit den frühen 1970er Jahren das Publikum mit körperbetonten Performances, bei denen unter anderem das Publikum eingeladen war, Werkzeuge an ihrem Körper auszuprobieren (→ Marina Abramović: Biografie). Stets ging Abramović an die Grenzen des Denkbaren und Möglichen, setzte sich allerlei Torturen aus und ging mit Ulay (Frank Uwe Laysiepen) eine 13-jährige Zusammenarbeit ein (1975–1988), um Kunst und Leben miteinander zu verschmelzen. Für ihre Soloperformance „Balkan Baroque“ wurde sie 1997 mit dem Goldenen Löwen der Biennale ausgezeichnet – als erste Frau überhaupt.
In den letzten 25 Jahren ist die Künstlerin bekannt für eine spirituelle Kunst, eine Kunst der Reinigung und Öffnung. So bilden interaktive Kristallbetten und -strukturen aus Stein das Zentrum der Ausstellung. Besucher:innen sollen sich auf diese Betten legen, sitzen oder stehen. Denn: Diese „Transitory Objects“ aktivieren nach Abramovićs Konzept eine „Energieübertragung“ zwischen Kunstwerk und Betrachter. Eigens für die Gallerie dell’Academia entworfene „Transitory Objects“ reagieren auf Architektur und Atmosphäre des venezianischen Museums. Der von der Künstlerin beabsichtigte Prozess der inneren Bewusstwerdung und energetischen Transformation soll durch die Nutzung der Objekte auch auf das Publikum überspringen.
Man darf gespannt sein, wie Abramovićs Werke in den Räumen der Dauersammlung wirken. Erstmals in ihrer Geschichte öffnet sich die Gallerie dell’Accademia einer zeitgenössischen Position, um Alt und Neu miteinander in Dialog treten zu lassen. Abramovićs „Pietà (with Ulay)“ (1983) in direktem Dialog mit Tizians unvollendeter „Pietà“1 (um 1575–1576). Diese historische Gegenüberstellung zum 450. Jubiläum von Tizians Meisterwerk reinterpretiert Renaissance-Topologien von Trauer, Transzendenz und Erlösung durch eine zeitgenössische Linse.
Die Biennale-Ausstellung zeichnet die Schlüsselmomente von Marina Abramovićs fünf Jahrzehnte umspannenden Karriere anhand von Archivmaterial, Fotografien und Videodokumentationen ihrer inzwischen ikonischen Performances nach. Werke wie „Rhythm 0“ (1974), „Imponderabilia“ (1977), „Light/Dark“ (1977) und „Balkan Baroque“ (1997) werden im Kontext einer umfassenderen Reflexion über Ausdauer, Verletzlichkeit und die Grenzen des Körpers neu betrachtet. Mit „Carrying the Skeleton“ (2008) thematisiert die Künstlerin Erinnerung, Sterblichkeit und die Last der persönlichen und kollektiven Geschichte – Themen, die Abramovićs Kunstverständnis als Form von Ritual und Katharsis bis heute prägen.
Kuratiert von Shai Baitel, Artistic Director des Modern Art Museum Shanghai.
Bilder
- Tizian, Pietà, 1575–1576, Öl auf Leinwand, 353 x 347 cm (Gallerie dell’Accademia, Venedig)
- Marina Abramović, Pietà (Anima Mundi), 1983–2002, C-print, 183 × 183 × 5.5 cm








